Bücher - wo zwischendurch auch mal jemand aufs Clo gehen muss....

  • Zitat

    Original von Joan


    Jetzt, wo Du diese Frage in den Raum stellst, wird mir gewahr, dass ich doch schon des Oefteren auch von der Notdurft meiner "Figuren" lesen konnte.
    Denn ich las davon, dass in den Gefängniszellen Kübel standen, die dann 1 x täglich (???) geleert worden sind. Und wie unangenehm der Geruch dieser Kübel war, der sich in der engen Zelle breitmachte.....


    Jetzt wo du es sagst. In historischen Romanen kommt das wirklich sehr oft vor.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Gegenfrage: Wollen wir das wirklich lesen? Wir gehen ja auch davon aus, daß die Leute essen und trinken und atmen und schlafen, ohne daß es jedes Mal beschrieben wird. Wären sch...( :grin)langweilige Bücher, wenn jede einzelne dieser Tätigkeiten geschildert würde.


    Ich denke, das sollte kein Tabu sein, aber ein solches Detail sollte schon irgendwie erzählerisch notwendig sein. Und wann hat ein Klobesuch schon etwas zum Plot oder zur Charakterisierung beigetragen? Ich will das nicht ausschließen, aber was z.B. jemand isst oder trinkt - und wie viel - sagt mehr über einen Charakter. Die Klobesuchbeschreibung müsste also schon etwas Spezielles haben.

  • Und fast in allen Büchern, in denen das Leben in den Konzentrationslagern beschrieben wird, werden die katastrophalen Zustände der Latrinen beschrieben....


    ....und auch davon wird berichtet, wie viele Menschen in jenen Lagern an Durchfall gelitten haben, vor allem aufgrund der miserablen, mangelhaften Ernährung.

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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    Original von Queedin
    ich dachte immer, eine Geschichte ist nur dann gut, wenn sie sich auf die wesentlichen Sachen beschränkt, Sachen, die die Geschichte auch weiterbringen. in der Regel tut das der Toilettengang ja nicht unbedingt.


    in meinem letzten Buch wurde übrigens beschrieben, wie der Protagonist, ein Geschichtenerzähler, der durch Irland wandert, in freier Wildbahn pinkelt uns ich darüber freut, der Mutter Natur etwas zurückgeben zu können :pille
    .


    Das Buch habe ich letzten Monat auch gelesen und mir ist es auch aufgefallen. Zudem ist es mir jetzt auch bei "Krieg der Engel" aufgefallen, das der Eric immer mal wieder ins Bad musste...


    Ich muss ja sagen, das mir sowas immer sofort ins Auge springt, wenn der Autor darauf eingeht. Eben weil es nicht so oft vorkommt... ich finde es positiv, wenn der Autor sowas erwähnt. Das wirkt irgendwie menschlicher...

  • Zitat

    Original von Adnava
    Michael Ende - Die unendliche Geschichte
    Da fragt sich Bastian, warum das eigentlich nie vorkommt in den Büchern, weil seine Helden doch auch mal müssten.



    Ja an Bastian musste ich auch direkt denken...
    Ansonsten fallen mir noch historische Romane ein, vor allem bei Kerkerszenen


    Und in Kings Turm-Saga lässt sich Eddie auch mal über seinen Stuhlgang aus.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Da Ihr alle so fasziniert von den Klobesuchern der Protagonisten seid, wundert es mich nicht mehr, daß "Feuchtgebiete" ein Bestseller war. :lache


    Looooool.....ach was!!! So zwischendurch mal bisschen über irgendwelchen "Seich" (Pisse auf Schweizerdeutsch) oder "Mist" zu reden, kann doch ganz entspannend sein. :grin

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  • Wenn ich mich recht erinnere, war das ein wichtiges Thema für Katherine Hepburn.


    Zitat:

    Zitat

    Wissen Sie, mein Vater war nämlich Urologe, und er sagte, man sollte immer auf die Toilette gehen, wenn man muss. Und, wie Sie sehen, mussten Sie. Guten Tag. Ich bin Katharine Hepburn.«

  • Zitat

    Original von uert
    Im ersten Wallander ist mir das auch aufgefallen. War mir dann "too much information" :lache


    .


    Das ist nicht nur im ersten Wallander so. Der Herr verspürt wohl öfter einen Druck im Unterleib.


    You're like a splinter to my mind
    Like a nail to my wrist
    A dagger to my heart
    Like needles through my soul

  • Auwaaaa Herr Palomar, dieses Buch liegt glaubs noch irgendwo in meinem SuB....ja logisch lese ich selten was über Clo-Gänge, wenn die entscheidenden Bücher so unbeachtet im SuB ein tristes Dasein führen müssen.... :licht

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  • In Lisa Jewells Romanen wird auch mal gekackt und generell haben da die Protas auch mal Hygieneprobleme wie Mundgeruch nach dem Suff am morgen danach, oder unrasierte Beine wenn man unverhofft Sex hat. Find ich eigentlich ganz sympathisch, so wie auch ihre Romane generell.


    Was ich mich bei der Lektüre von Twilight auch immer gefragt habe: so nervös wie Bella immer ist (und Bauchweh hat sie ja auch öfters) muss es bei ihr doch auch verdauungsmässig abgehen. Und dabei hört Edward doch so gut (vom Geruchssinn mal gar nicht zu reden). :grin :lache

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    Was ich mich bei der Lektüre von Twilight auch immer gefragt habe: so nervös wie Bella immer ist (und Bauchweh hat sie ja auch öfters) muss es bei ihr doch auch verdauungsmässig abgehen. Und dabei hört Edward doch so gut (vom Geruchssinn mal gar nicht zu reden). :grin :lache


    :rofl


    Jetzt, wo du es erwähnst ... Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. :chen


    Sorry, ich kann einfach nicht anders.

  • Zitat

    Original von Cookiemonster
    ...
    Was ich mich bei der Lektüre von Twilight auch immer gefragt habe: so nervös wie Bella immer ist (und Bauchweh hat sie ja auch öfters) muss es bei ihr doch auch verdauungsmässig abgehen. Und dabei hört Edward doch so gut (vom Geruchssinn mal gar nicht zu reden). :grin :lache


    :lacht
    Da hast du irgendwie Recht :grin



    Bei der Highland-Saga hat mich ja sehr gestört, dass "solche Dinge" nicht erwähnt wurden.
    Schließlich sind Claire und Brianne von einer zivilisierten Welt ins tiefste Mittelalter gekommen. Da habe ich mich oft gefragt, wie sie die Umstellung wohl so gemeistert haben. Und da interessierte mich nicht nur der Toilettengang an sich (ohne Klopapier) sondern auch die "nervigen Tage einer Frau" :-]

  • Gerade heute habe ich in "Die bleiche Hand des Schicksals" gelesen, dass ein Polizist im Haus eines Ermordeten nach der Toilette fragte und auch ging.
    Zumindest bisher hat es aber nicht zur weiteren Handlung beigetragen :grin.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Und so langsam tauchen sie doch auch wieder auf aus den Untiefen meines Gedächtnisses, jene Bücher wo ich was über menschliche Bedürfnisse gelesen habe.


    Zum Beispiel dieses hier: CHRATZ UND QUER. SIEBEN FRAUENSTADTRUNDGÄNGE IN ZÜRICH. Herausgegeben vom "Verein Stadtrundgang Zürich"


    HIER sind einige Informationen zu diesem Buch zu finden.


    Das Chratz oder Kratz war einst ein Quartier in Zürich, das voller Leben war, vor allem eben auch voller Frauenleben, voller Hausfrauenleben......und von dem heute praktisch gar nichts mehr zu sehen ist.


    In diesem Buch gibt es ein Kapitel mit dem Titel <Vom "Schnellscheisser" zum Notdurftparagraphen.>
    Da kann man nachlesen, wie das vor 100 Jahren in Sachen Notdurft in Zürich ausgesehen hat. Ich zitiere:
    Vor 100 Jahren ist es auf dem Land, aber auch in den Städten noch selbstverständlich, dass Frauen und Männer ihre Notdurft im Freien verrichten, wenn sie unterwegs sind. So gehört es auch zum alltäglichen Bild der minderen Stadt, dass dort, wo heute elegant gekleidete Damen durch die Bahnhofstrasse eilen, Frauen in einem Strasssengraben oder hinter einem Busch hocken, die langen weiten Röcke um sich herum drapiert. Oft tragen Frauen keine Unterwäsche und wenn, dann ein Modell, das zweigeteilt und mit einem Schlitz versehen ist, auch "Schnellscheisser" genannt. Die dunklen Gässchen und die eng aneinandergebauten Häuser sind ideal, um das "Geschäftchen" draussen zu verrichten. Der Gestank stört niemanden, denn die Chrätzlerinnen und Chrätzler sind die üblen Gerüche in ihrem Quartier gewohnt.


    Nach und nach wurden dann öffentliche Bedürfnissanstalten gebaut....die Herren konnten dort gratis rein, die Frauen aber mussten bezahlen. :pille
    10 Rappen kostete das. Im Vergleich dazu der Tages-Lohn einer WC-Wärterin, welcher im Jahre 1904 genau 4 Franken betrug.
    Also war so eine Toilettenbenützung für die Frauen aus der "Unterschicht" praktisch unbezahlbar.
    Es entstand ein jahre- ja jahrzehntelanger Kampf der Frauen mit den zuständigen Behörden, bis sich der Stadtrat endlich dazu entschliessen konnte, je eine Toilettenschüssel pro Anlage unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Man befürchtete halt, ich zitiere: ...dass durch die Freigabe die Zahl der Benützerinnen so zunehmen würde, dass die Kontrolle sowie die nötige "peinlichste Reinlichkeit" nicht mehr gewährleistet wäre und die Abtritte "beim grössten Teil des Publikums in Verruf geraten" würden.


    Ja sagt mal, kann man sich denn heute noch sowas vorstellen?


    Ein aufschlussreiches, spannendes Buch übrigens, das ich wärmstens weiterempfehlen kann....und nicht nur denjenigen, welche sich für die Geschichte Zürichs interessieren. Denn man erfährt Unglaubliches darüber, wies eben früher noch so zu und hergegangen ist, und zwar in jedwelchen Bereichen des alltäglichen, des kulturellen, des beruflichen und sonstigen Lebens.
    Es ist ein Buch von Frauen für Frauen und für Männer :grin die sich für die Geschichte der Frauen interessieren, und für ihre Kämpfe damals um ein ganz kleines bisschen Gleichberechtigung.


    Kurzbeschreibung
    "Die Frauenrundgänge geben sichtbaren Frauenorten ihre Geschichte zurück." Tages-Anzeiger "Chratz & quer" bietet Streifzüge durch 150 Jahre Frauengeschichte in Zürich. Zu entdecken gibt es die Haute Volée an der Bahnhofstrasse und die Arbeiterinnen in Aussersihl, streikende Kellnerinnen, Hochstaplerinnen, Bürofräuleins und Buffzigareusen. Zu besichtigen sind eine Kirche, in der getanzt wurde, das Wohnhaus einer Revolutionärin, die Wirkungsstätten der Frauenvereine sowie Kunstwerke und Architektur von Frauen. Zu besuchen gilt es schliesslich die Friedhöfe, auf denen Dichterinnen, Flüchtlinge und Pionierinnen der Frauenbewegung unter dem Blick der Engel ruhen.

    Über den Autor

    Erika Hebeisen ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Historischen Seminar der Universität Basel.

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

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