„Blutige Ernte“ von Richard Kunzmann ist ein spannender Blick auf die südafrikanische Gesellschaft mit all ihren krassen Gegensätzen
Als Ermittler bei der Johannesburger Polizei sind Harry Mason und Jacob Tshabala einiges gewohnt. So glaubt Harry auch nur einen perversen Serienmörder, als eines Tages eine vollständig ausgeweidete Mädchenleiche neben einer Art Voodoo-Fetisch aufgefunden wird – schließlich ist das Mädchen nicht das erste derart verstümmelte Opfer. Jacob hingegen sieht in dem Fetisch einen mächtigen, bösen alten Zauber und hat größte Bedenken bei diesem Fall. Als sich bei ihnen auch noch die englische Journalistin Nina Reading mit einer völlig unglaublichen Geschichte meldet und ein weiterer Ritualmord passiert, nehmen die drei eine heiße Spur auf, die sie dem Mörder bald lebensgefährlich nahe bringt ...
Mein Fazit:
Zur Fußball-WM 2010 wird Südafrika für einen Monat im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehen. Ein Grund mehr, jetzt schon einmal einen Blick auf Johannisburg zu werfen – die Stadt mit einer der höchsten Kriminalitätsraten der Welt.
In „Blutige Ernte“ gelingt Richard Kunzmann nicht nur ein knallharter Action-Thriller aus dem WM-Gastgeberland. Mit seinen beiden Helden, dem aus England stammenden Weißen Harry Mason und dem Zulu Jacob Tshabala dringt er hinter die Kulissen der südafrikanischen Gesellschaft vor und arbeitet die tief greifenden kulturellen Unterschiede zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen pointiert heraus. Dabei stellt er die vermeintliche Rationalität der einen gegen den (Aber)Glauben der anderen und geht besonders auf die afrikanische Heilmethode „Muti“ ein, mit der wir Westeuropäer stets nur geheimnisvoll-brutale Riten bis hin zu Menschenopfern verbinden. Kunzmann zeigt, dass auch der Aberglaube der schwarzen Bevölkerung von der Kriminalität nicht verschont bleibt und von rivalisierenden Banden im Kampf um Macht, Einfluss und Geld missbraucht wird.
„Blutige Ernte“ ist ein spannender Blick auf die südafrikanische Gesellschaft mit all ihren krassen Gegensätzen – und er trägt dazu bei, andere Kulturen und Religionen ein wenig besser zu verstehen.