'Elf ist freundlich und Fünf ist laut' - Kapitel 04 - 06

  • Daniels Schulzeit beginnt, womit er mit anderen Schülern in einem Zimmer sitzen, Geräusche und Gerüche ausblenden muss und es ihm sehr schwer fällt sich zu konzentrieren. Er verliert sich wieder in Details. Sehr schön finde ich Daniels bildliche Erklärungen z.B. "Das Word >>dog<< besteht aus drei Kreisen mit einem aufwärts führenden Strich auf dem ersten Buchstaben und einer nach unten führenden Schleife auf dem letzten. Das Wort sieht tatsächlich aus wie ein Hund, wenn man sich den aufwärts gerichteten Strich als das Ohr des Hundes und die abwärts führende Schleife als den Schwanz vorstellt."


    Für Daniel sind seine Geschwister (fast) nur die einzigen Freunde. Faszinierend fand ich, dass seine Geschwister mit ihm solche Spiele wie "Bügeln" oder "Bücherei" spielen. Sie müssen Daniel sehr gemocht haben, da ich mir nicht vorstellen kann, dass man solche "langweiligen" Spiele stundenlang mitspielt.


    Während der (Jugend)-Schulzeit denkt sich Daniel eine eigens erschaffene historische Person aus, mit eigener Biographie. Ebenso geht es ihm mit seiner imaginären Freundin Anna, die seine Hilfe zur Überwindung seiner Schüchternheit sein sollte.


    Ich habe schon öfters davon gehört, dass sich Kinder imaginäre Freunde ausdenken, manche Eltern machen sich Gedanken, andere meinen, dass das Kind seine Kreativität auslebt. Was meint ihr?

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • In Kapitel 4 und 5 sind mir einige Dinge aufgefallen: zum einen sind Struktur, Regelmäßigkeit und Ordnung wichtig für Daniel, um zurechtzukommen, auch Musik hat einen positiven Einfluß auf ihn. Zum anderen erzählt er, daß es ihm schwerfällt bzw. nahezu unmöglich ist, "zwischen den Zeilen zu lesen" - das stelle ich mir als enormes Problem im Umgang mit Menschen vor. Interessant finde ich, daß er sagt, jedes Kind mit Asperger-Syndrom sehnt sich nach Freunden. Ich bilde mir ein, vor längerer Zeit mal gelesen zu haben, daß die Forscher sich in dieser Frage uneins sind; manche geben Daniel recht, andere behaupten, in ihrer Kindheit und Jugend wären die Betroffenen mit sich selbst zufrieden und entwickelten das Bedürfnis nach engeren Beziehungen erst später. Es ist aber gut möglich, daß ich dies falsch in Erinnerung habe.


    Zu den imaginären Freunden: ich weiß nicht, was die Psychologen dazu sagen oder in solchen Fällen raten, denke mir aber, daß sich das bei den meisten Kindern sowieso mit der Zeit legt. Solange es das Alltagsleben nicht beeinträchtigt und die Kinder (mal abgesehen jetzt von Leuten aus dem autistischen Spektrum) sich nicht von den realen Gleichaltrigen zurückziehen, würde ich es als Vater akzeptieren, aber im Auge behalten.

  • Ich fand das alles sehr beeindruckend. Ganz begeistert bin ich von Daniels Fähigkeit Sprachen zu lernen. Ich selbst lerne ja eigentlich auch schnell Sprachen, da komme ich allerdings nicht mit ;-)
    Dass er ein paar finnische Worte ins Buch hat mit einfließen lassen, fand ich toll. Ich merke an mir, dass ich mir oft fremde Worte - also aus anderen Sprachen - als Bild (geschriebenes Wort) vorstelle, damit ich es behalte. Ich konnte mir Vokabeln immer merken, indem ich mir gemerkt habe, wo die Vokabel auf der Seite stand - das nennt man wohl eher fotografisches Gedächtnis.


    Ich finde es toll, dass er zu Schulzeiten doch gute Freunde hatte. Für mich wäre das im Rückblick nicht möglich gewesen, weil ich solchen Menschen gegenüber sehr gehemmt bin, obwohl ich eigentlich ein offener Mensch bin. Aber mit sowas komme ich nicht klar.


    Allerdings überfordern mich seine mathematischen Beispiele. Ich lese sie zwar, aber verstehen kann ich nicht alles. Und auch nicht behalten.


    Zu imaginären Freunden: Mich würde es wenn ein Kind noch klein ist, nicht stören. Ich sehe keinen Unterschied, ob der Stoffhund beispielsweise einen Charakter hat oder eine Person kreiert wird keinen Unterschied. Wenn das Kind älter wird, würde mir das schon Sorgen bereiten - aber auch nur, wenn das Kind keine anderen - richtigen - Freunde findet.


    Ich fand es ganz schön seltsam, dass er nicht wusste, dass der Bus nach Hause auf der anderen Seite fährt. Das kommt wohl daher, dass ich noch nie drüber nachgedacht habe, dass es anders sein könnte. Ich kann mich nicht mal dran erinnern, ob mir das gesagt worden ist oder ob man das automatisch macht. :gruebel Könnt ihr euch erinnern, ob eure Eltern euch das erklärt haben?


    Ein Problem sehe ich darin, dass er nicht zwischen den Zeilen lesen kann oder nicht auf nicht gestelle Fragen antworten kann. Sowas kann ich mir gar nicht vorstellen. Das macht man ja als "normaler" Mensch eigentlich automatisch, oder?


    Ich wusste gar nicht, dass Daniel schwul ist und halte das für sehr schwierig, gerade weil er Autist ist. Ich könnte mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, so jemanden als Partner zu haben - einfach, weil ich nicht damit umgehen kann. Das muss doch anfangs sehr sehr schwierig für seinen Lebensgefährten gewesen sein. Solche Leute bewundere ich sehr.

  • Ich fand den Abschnitt zwar einerseits interessant, aber gleichzeitig auch ein wenig zäh...


    Manche Dinge wie z. B der schlechte Orientierungssinn oder die mangelnde Fähigkeit sich einfach zu unterhalten, sind schwer vorstellbar. Anderes dagegen, wie z.B. die Angst vor eine großen Gruppe aufzutreten, finde ich wiederum völlig nachvollziehbar.


    Mich würde mehr über seine Eltern und Geschwister interessieren. Sie scheinen ja recht entspannt mit ihm umgegangen zu sein und seine Besonderheiten einfach akzeptiert zu haben.
    Gleichzeitig muss ja zumindest der Vater doch recht angespannt gewesen sein, immerhin hatte er einen Nervenzusammenbruch. Und dass man 8 Kinder bekommt finde ich sowieso schon sehr mutig, aber dann auch noch wenn eins davon autistisch ist? :wow

  • Zitat

    Original von chiclana
    Und dass man 8 Kinder bekommt finde ich sowieso schon sehr mutig, aber dann auch noch wenn eins davon autistisch ist? :wow


    2 sind autistisch, sein Bruder auch.

  • Zitat

    @Original von chiclana:


    Achja, stimmt, Lee... Naja, dann ist es für mich umso rätselhafter, dann trotzdem noch so viele Kinder zu bekommen...


    Das sehe ich genauso. Was ich mich die ganze Zeit frage, ob die Eltern denn genügend Zeit (speziell für Daniel) hatten. Er brauchte bestimmt viel mehr Aufmerksamkeit als die Geschwister. :gruebel


    Erstaunlich finde ich auch die Gelassenheit der Eltern und vor allem der Lehrer.

  • Bin gerade mit dem Abschnitt fertig geworden. Ich war am Ende jetzt überrascht, das er schwul ist. Keine Ahnung warum, ich hatte wohl nicht damit gerechnet :lache


    Seine Schulzeit war wohl nicht immer die Beste aber das kann man sich auch irgendwie vorstellen. Kinder sind ja allgemein oft recht häßlich zu anderen Kindern und zu speziellen dann oft sowieso. Hinzu kommt hier sicher auch die Berührungsangst, sodass er sich maximal mit Außenseitern anfreunden kann, was ja teilweise dann auch zustande gekommen ist.


    Schön fand ich die Schachsequenz, er kommt unter Leute, muss aber trotzdem nicht gezwungen reden und kann die Mathematik damit verbinden. Trotzdem läßt er sich manchmal ablenken, da ihn das kleinste Geräusch schon rausbringt.


    Vielleicht kommen die Eltern und Lehrer nur gelassener rüber als sie waren. Es ist ja Daniel's Erinnerung und es ist gut wenn sie so ist aber wie es letztendlich dann wirklich war, wird man kaum rausfinden denke ich. Aber es reicht ja, ihm dieses gute Gefühl vermittelt zu haben - das war bestimmt wichtig und hat ihm in seiner weiteren Entwicklung bestimmt geholfen.


    Den einen Lehrer allerdings der die Marienkäfer dann ausgesetzt hat fand ich nicht so toll, also man sieht, es kommen schon auch teilweise weniger gute Sachen auch rüber.


    Den imaginären Freund finde ich persönlich jetzt nicht so schlimm. Im Grunde hat er sich letzten Endes ja nur mit sich beschäftigt und die Unsicherheit in eine imaginäre Person verwandelt. Diese hat sich dann, als die Zeit reif war, verabschiedet. Ich finde das so eigentlich ganz in Ordnung.


    So, werde nun weiterlesen. Das Buch ist ein richtiger Pageturner :-]

    Man kann im Leben auf vieles verzichten, aber nicht auf Katzen und Literatur! :-]


    :lesend Sophie Kinsella - Kein Kuss unter dieser Nummer

  • Zitat

    Original von Lilli
    Für Daniel sind seine Geschwister (fast) nur die einzigen Freunde. Faszinierend fand ich, dass seine Geschwister mit ihm solche Spiele wie "Bügeln" oder "Bücherei" spielen. Sie müssen Daniel sehr gemocht haben, da ich mir nicht vorstellen kann, dass man solche "langweiligen" Spiele stundenlang mitspielt.


    Da kann ich nur zustimmen. Ich finde es auch sehr interessant, wie sich seine Geschwister auf ihn eingelassen haben.


    Insgesamt hat mir an diesem Abschnitt gut gefallen, mehr über Daniels Denkweise zu erfahren, die einem ja als normaler Mensch teilweise ziemlich fremd ist, wie beispielsweise bei der Busfahrt.


    Übrigens gibt es in der Familie sogar 9 Kinder. Das ansich ist ja schon ungewöhnlich, aber anscheinend haben die Eltern es trotzdem geschafft, Daniel das Gefühl zu vermitteln, dass sie ihn immer unterstützen und für ihn da sind.


    Ich werde jetzt auch weiterlesen. :-]

  • Dieser Abschnitt ist fuer mich nichts besonderes. Die Beispiele, die Daniel nennt um sein anderes Denken und Fuehlen zu beschreiben, sind ziemlich eindeutig und fuer jeden, der sich mal ein klein wenig mit Autismus beschaeftigt hat, ohne Ueberraschung.


    Imaginaere Freunde sind ganz normal in der kindlichen Entwicklung. Nicht jedes Kind hat sie, aber doch sehr viele. Und es legt sich immer von alleine. Eigentlich auch ein Zeichen dafuer, dass Daniel durchaus auch eine "normale" Entwicklung in manchen Bereichen durchlaeuft.


    Der einzige Abschnitt, der mich etwas aufhorchen liess, war der ueber den Orkan von 1987. An den kann ich mich naemlich noch genauestens erinnern. Hab damals naemlich gerade in der Bretagne studiert und die war aehnlich stark wie England betroffen. Ist einfach witzig, wie man als Leser gleiche Erfahrungen mit dem Autoren teilen .


    Habt ihr nicht die Widmung ganz vorne gelesen? Daniel hat das Buch doch seinem Partner Neil gewidmet. Daher war fuer mich von der ersten Seite an klar, dass er schwul ist.


    Ansonsten zieht es sich fuer mich immer noch. Gerade sprachlich wirklich nicht aufregend ...

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Meine Ausgabe hat die Danksagung gleich am Anfang, noch vor den Vorworten. Die Widmung allein kann einem schon zu denken geben, die Danksagung macht es dann natuerlich ueberdeutlich.


    Was mich nur ueberrascht hatte war wie glimpflich Daniels erste Liebeserklaerung gelaufen ist. Das haette auch sehr schief gehen koennen. Schwule Teens haben es an den meisten Schulen sehr sehr schwer. Nicht umsonst ist die Selbstmordrate in dieser Gruppe extrem hoch :-(

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Schwierige Zeit für Daniel in der Schule. Kinder können brutal sein und das hat er zu spüren bekommen.


    Interessant fand ich die Schach-Geschichte. Er brauchte sich nicht viel mit den anderen zu unterhalten, war aber trotzdem unter Leute.


    Bin jetzt gespannt wie es weiter geht....

    "If you wanna make the world a better place
    Take a look at yourself and then make a change" - Man In The Mirror