Pelle Sandstrak ~ Herr Tourette und ich: Bericht eines glücklichen Menschen

  • Kurzbeschreibung
    Tics und Zwangshandlungen, Wortkaskaden, unkontrollierbare Wut, unüberwindbare Berührungsängste vor den Buchstaben x, z, y, vor der Farbe Rot, vor Wärme, Milch und dem Geräusch, das entsteht, wenn sein Banknachbar eine Möhre kaut: Seine ersten zwanzig Lebensjahre verbringt Pelle in einem Gefängnis aus ritualisierten Bewegungsabläufen, immer auf dem Grat zwischen Kontrolle durch Zwang und berstender Wut. Schließlich braucht er aber Stunden, um eine Türschwelle zu überschreiten, den halben Tag, um sich an- oder auszuziehen: man wird ihm später eine 97%ige Schwerbehinderung bescheinigen. Ein Radiobeitrag über das Tourette-Syndrom bringt Rettung, Pelle weiß nun, es gibt es noch mehr Leute wie ihn. Dank intensiver kognitiver Verhaltenstherapie kann er heute ein normales Leben führen. Er ist gesund - so gesund, wie er sein möchte, denn: Tourette ist nicht nur eine Belastung. Ich sage immer, Tics sind wie ein Orgasmus - nur besser. Das Besondere an seinem Buch ist nicht nur die mit großem Talent beschriebene Innenansicht eines Tourettisten. Es ist der Witz, mit dem Pelle seine Leser in die absurdesten Situationen führt, es ist die wilde Mischung aus Lachen und Anteilnahme, die er auslöst. Ausgezeichnet mit dem Rednerpreis "Årets Ljus" 2007.


    Meine Meinung
    Pelle Sandstraks Autobiographie zeigt dem Leser einen tiefen Einblick in das Leben eines am Tourette-Syndrom Erkrankten. Die Geschichte startet zu einer Zeit, als dieses Thema noch gänzlich unerforscht war und Pelle ein Leben leben musste, dessen zwanghafte Rituale 97% der Zeit einnahmen. Teilweise kann man gar nicht glauben, welche Rituale er wie oft machen MUSS um für sich selbst OK zu sein. Oft lässt er die Grundhygiene einfach sein, weil er weiss, dass er wieder in Ritualen steckenbleiben würde, so putzt er sich keine Zähne, duscht nicht, wechselt seine Kleidung nicht... Wenn man das liest denkt man "igitt" - aber wenn man Pelles Probleme dazu kennt, lernt man dies auch zu verstehen. Pelle öffnet dem Leser die Augen wenn das Gehirn Achterbahn fährt und man selbst Angst davor hat.


    Fazit: Absolut lesenswert! 10 Punkte!

    Lilli
    "The more you ignore me, the closer I get." [Morrissey]

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  • Oh, das freut mich sehr - denn das Buch steht auf meiner Wunschliste. Blöderweise hat es mir niemand zu Geburtstag oder Weihnachten geschenkt, aber ich kann es mir ja notfalls auch selbst zum Geschenk machen. :-)

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Blackie
    Oder man kann es Dir leihen, wenn Du magst? :wave


    Ich leihe mir nur selten Bücher... ich gehöre zu den Bekloppten, die gute Bücher am liebsten selbst HABENHABENHABEN wollen. :lache

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Vielen Dank für diese Buchvorstellung, denn sonst wäre ich nie auf die geniale Lesung hier in Leipzig gegangen. Beeindruckend, wie der Autor über sein Leben erzählte, von der Kindheit bis heute und ausführlich auf alle Fragen des Publikums einging. Dem Teil des Titels "Bericht eines glücklichen Menschen" wurde dort Leben verliehen, denn Pelle Sandstrak hat eine unglaublich positive Ausstrahlung.


    Das Buch ist auf meiner WL gelandet. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Vielleicht verstehe ich dich jetzt miss, aber wenn der Preis 15 € wäre, wäre das für dich in Ordnung? :gruebel


    Ich könnte dir das Buch in absolut neuwertigem Zustand zu einem "runden" Preis anbieten ;-)
    Ich dachte, du hättest generell mit den Büchern des Verlages ein Probem.

  • Ich hatte mir das Buch vor einiger Zeit von einer Freundin ausgeliehen. Nun habe ich es auch endlich geschafft es zur Hand zu nehmen und zu lesen.
    Ich habe wirklich lange für das Buch gebraucht (fast einen Monat), aber es handelt sich hier ja auch nicht um ein Buch, welches man einfach so verschlingen sollte.
    Ich finde es faszinierend, wie der Autor von seinem schwierigen Leben berichtet. Manches Mal war ich tief betroffen und hätte ihn am liebsten geschüttelt, dass er sich helfen lassen muss. Ich fand es besonders erstaunlich, dass er trotz seines schwierigen Lebens nie die Hoffnung verloren hat und dass er einfach nicht aufgegeben hat. Er hat immer daran geglaubt, dass er irgendwann "gesund" ist.

    :wave Gruß Dany


    Die Wirklichkeit ist etwas für Leute, die mit Büchern nicht zurechtkommen.
    Leserweisheit

  • Der Optimismus dieses Menschen ist unglaublich. In den unmoeglichsten Situationen verliert er nie die Hoffnung, nimmt immer wieder Arbeit an obschon er so oft wieder gefeuert wird und ist immer sicher dass er irgendwann wieder gesund wird. Er kaempft, kaempft, kaempft. Mich hat der Mann beeindruckt und sein Buch ist unbedingt lesenswert.


    Als seine Eltern haette ich es aber bestimmt nicht geschafft ihn so ewig ohne Meldungen allein zu lassen. Da haette ich mir Sorgen gemacht und ihn oefter besucht.