'Chinatown' - Seiten 218 - 286

  • Manchmal könnte ich Alexandra in ihrer Naivität schütteln- als wenn nicht klar wäre, das sich wie ein Lauffeuer verbreiten wird, dass sie Mai Ling sucht. Die Weisheit von Vater Wu hat mir gut gefallen, er hat aber sicherlich schon leicht westliche Sichtweise, wenn er vor der Dame des Hauses die unschönen Dinge verbergen will.

  • Zitat

    Original von beowulf
    Die Weisheit von Vater Wu hat mir gut gefallen, er hat aber sicherlich schon leicht westliche Sichtweise, wenn er vor der Dame des Hauses die unschönen Dinge verbergen will.


    Na ja, er mag seine Frau halt und will nicht, dass sie sich unnötig aufregt. Das könnte doch auch schon im alten China manchmal so gewesen sein. Selbst arrangierte Ehen können sich eventuell ganz gut entwickeln und mit den Jahren Vertrautheit und Zuneigung wachsen lassen.


    Viele Grüße


    Tereza

  • In dem klärenden Gespräch zwischen Alexandra und Sarah schätzt Sarah ihre Situation als Jüdin in Deutschland sehr viel differenzierter ein und verlässt folgerichtig das Land.


    Alexandra hat nun den ersehnten Musikagenten und einen Auftritt im Hotel 4 Jahreszeiten, aber sie ist damit nicht glücklich. Sie liebt eben das Ungezügelte am Jazz, dass sie in solch einem Rahmen nicht ausleben kann.


    Vater Wu weiß sehr genau, dass sein Sohn Liang ein Verbrecher ist, obwohl seine Söhne die Eltern ja vor der Wahrheit beschützen wollten. Er macht einen sehr klugen und sympathischen Eindruck auf mich, als er das Gespräch mit Alexandra sucht.


    Aber was mich nun in diesem Abschnitt umgehauen hat, ist die Geschichte, wie Mai Ling im Bordell in Shanghai landete und was dort mit ihr geschah. Also damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Ich war ehrlich erschüttert! Und ehrlich verstehe ich nicht, wie Mai Ling, so jedenfalls mein Eindruck, noch so was wie zärtliche Gefühle Baihe gegenüber haben kann.


    Püh, Tereza, heftig, ehrlich.


    Achso: auch Mai Ling scheint die Gefahr durch die Rechten sehr viel ernster zu nehmen als Alexandra das sieht. Sie hält diese Männer nur für ein paar Spinner. Alexandra scheint da doch etwas blauäugig (übertragen gemeint).


    Nochmal edit: ob Liang wirklich mit Mai Ling nach China zurück will und sie heiraten möchte? Ich kann da nicht so recht dran glauben.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

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  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Aber was mich nun in diesem Abschnitt umgehauen hat, ist die Geschichte, wie Mai Ling im Bordell in Shanghai landete und was dort mit ihr geschah. Also damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Ich war ehrlich erschüttert! Und ehrlich verstehe ich nicht, wie Mai Ling, so jedenfalls mein Eindruck, noch so was wie zärtliche Gefühle Baihe gegenüber haben kann.


    Püh, Tereza, heftig, ehrlich.


    Achso: auch Mai Ling scheint die Gefahr durch die Rechten sehr viel ernster zu nehmen als Alexandra das sieht. Sie hält diese Männer nur für ein paar Spinner. Alexandra scheint da doch etwas blauäugig (übertragen gemeint).


    Mai Ling sieht die Sache mit Baihe ja als Enttäuschung. Sie erinnert sich eher an zärtliche Gefühle, die sie am Anfang hatte. Warum? Na ja, sie hat nicht so viel Schönes, an das sie sich erninnern kann. So ziemlich alles in ihrem Leben wurde kaputt gemacht.


    Und übrigens: ich bin immer wieder auf die Info gestoßen, dass man den Vormarsch der Rechten in liberalen Kreisen damals viel zu lange nicht ernst nahm. Sie wurden als lächerlich empfunden und fertig. Für Politik interessierte man sich nicht so wirklich, eher fürs Feiern von wilden Parties.


    Tereza

  • Alex besucht Sarah in Ihrer Wohnung und sieht die Spuren der Verprügelung in Ihrem Gesicht.
    Beschämt entschuldigt Sarah sich für Ihr dämliches arrogantes Verhalten.
    Sie hat sich nur so benommen und Alex als Tippse herabgestuft, um diese Angela zu beindrucken und herumzukriegen :wow


    Sarah entscheidet sich nach England zu ihrem Großonkel auszuwandern.
    Sie gibt ihr als Anwältin den Rat, Mai Ling zu suchen und sie zur Rede stellen, vor was/wen sie Angst hat?!
    Sie prophezeit ihr, die Suche könnte gefährlich werden, weil schlafende Hunde geweckt werden - das Gefühl habe ich auch.
    Alex fragt Michelle aus, ob ihr Heinrich zu Prostituierten geht - Mut oder Dummheit?


    Bei Ihren Gesangsauftritt im Hotel Vier Jahreszeiten fühlt sich Alex wie eine zur Schau gestellten Puppe. Ihr fehlt das wilde herumjammen mit Djangos Musikern in Joes Kellerlokal.


    Heinrich macht ihr ein Angebot auf seiner privat Party zu singen.
    Ihr Bauchgefühl warnt sie davor, aber sie hofft dadurch etwas über Mai Ling in Erfahrung zu bringen.
    Liang ist auch anwesend, ich habe das Gefühl, dass er und Heinrich sich auf die Suche nach Alex gemacht haben.
    Nun wird ihre Frage zur Gewissheit - die beiden kennen sich :-(
    Alex bekommt Besuch vom Vater von Dehong und Liang. Er bittet um Verständnis für seine Söhne. Leben als Chinese in Deutschland ist nicht einfach. Zum 1. Mal fragt sie sich, was wohl in dem kleinen unattraktiven Liang all die Jahre vor sich hin geschlummert hat ?(


    Als Alex Mai Ling endlich findet und diese fragt, ob sie nach Ihr gesucht habe, diese als Antwort gibt: Nein, ich habe einen Spaziergang gemacht und dabei dieses wunderschöne Haus entdeckt und herausfinden wollen, wer alles hier drin wohnt :rofl:chen


    Mai Ling erzählt Alex die ganze Wahrheit über Heinrich, weshalb sie unbedingt Michelle über Heinrich und seine Freunde ausfragen will.
    Puh, ganz schön gefährlich!
    :yikes :schlaeger Schock!
    Baihe hat alles eingefädelt und ist Schuld, dass Mai Ling in Shanghai in einem Bordell landet und Ihr Kind verliert.
    Sie bekam gezielte Schläge in den Bauch und eine Brühe für den Abgang des Föten eingeflößt.
    Da nur Baihe davon wußte, muss sie die verraten haben, denn man sah ihr diese Schwangerschaft noch nicht an!!!
    Mai Ling sollte verlieren, was Baihe sich so sehnsüchtig gewünscht hat :cry


    Alex will auf Heinrichs privat Party versuchen an das große Geld zu kommen, um damit die gefälschten Papiere und die Flucht in die USA finanzieren zu können. Da Heinrich alle Banker als Juden beschuldigt, hebt er das viele Geld in der eigenen Wohnung auf - wie leichtsinnig :pille

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

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  • So, nach einer mehrtägigen Zwangspause habe ich nun auch weitergelesen. Als gutes Zeichen werte ich, dass ich keinerlei Probleme hatte, sofort wieder in die Handlung und die Personen hineinzufinden - sie waren also sehr präsent.


    Der Abschnitt beginnt mit Alexandras Besuch bei Sarah, die in dieser Szene für mich zum ersten Mal individuelle Züge bekommt. Vorher empfand ich sie eher darauf beschränkt, eine Rolle zu spielen, bzw. auszufüllen, sowohl in ihren kurzen, schlaglichtartigen Auftritten als auch in Alexandras Reflektionen. Interessant, dass auch Alexandra sie plötzlich als menschlicher denn zuvor wahrnimmt. Die emotionale Distanz hilft ihr, hinter Sarahs Fassade Schwächen und Widersprüche zu entdecken (Mir persönlich ist zwar dadurch zwar nicht über die Maßen sympathisch geworden, aber allemal nähergekommen). Auf diesem Weg erfährt der Leser auch einiges über die Strukturen ihrer ehemaligen Beziehung und begreift - zeitgleich mit Alexandra - warum diese nicht funktionieren konnte. Es bleibt zu hoffen, dass Alexandra aus dieser Erkenntnis Nutzen für die Zukunft zieht.
    Sehr schön wird Alexandras Abnabelung von Sarah übrigens an ihrer Einschätzung der Wohnungseinrichtung deutlich. Was sie früher als geschmackvoll und edel beeindruckt hat, empfindet sie nun nur noch als kalt. Ein wichtiger Schritt zu mehr Eigenständigkeit, die sich später im Abschnitt übrigens auch in ihrer veränderten Sicht auf Michelle widerspiegelt.


    Die Begegnung der beiden in Sarahs Wohnung hat mich sehr gefangen genommen, obwohl ich gestehen muss, das die schnellen emotionalen Wechsel, sowohl in den einzelnen Personen, als auch in ihrem Zusammenspiel, für mich manchmal zu abrupt waren, um ihnen gefühlsmäßig folgen zu können. In diesem Sinne hat es mich auch sehr überrascht, dass Sarah ihr scheinbar aus dem Nichts heraus anbietet, sie nach London mitzunehmen. Wenn sie einen solch einschneidenden Schritt erwägt, will ihr gleichgültiger Empfang Alexandras für mich nur schlecht dazu passen. Trotzdem ist es für mich insgesamt eine sehr intensive und aufschlussreiche Szene.


    Sarahs recht frühe Sensibilität den Nazis gegenüber empfinde ich als plausibel, spätestens nachdem sie zusammengeschlagen wurde. Obendrein ist sie sich bewusst, dass sie dem rechten Gesindel als Jüdin, Lesbe und im Beruf aufstrebende Frau mehr als nur eine Angriffsfläche bietet. Während die meisten zu der Zeit (Sommer 1930, oder?) diese Burschen noch als Spinner abtaten, muss sie die Bedrohung zangsläufig ernstnehmen. Von Alexandra als nicht betroffene, ziemlich selbstbezogene Person dagegen kann man dies kaum erwarten.


    Interessant auch, wie die sich im Gespräch scheinbar entwickelnde Gleichberechtigung der beiden Frauen am Ende kippt und Sarah wieder das Kommando übernimmt, indem sie Alexandra belehrt, wie sie Mai Ling betreffend vorgehen sollte. Typisch Alexandra, möchte man seufzen. :grin


    Gut gefallen hat mir Alexandras Suche nach Mai Ling im Chinesenmilieu, wie sie zähneknirschend erkennen muss, dass sie mit ihren westlichen Methoden keinen Schritt weiterkommt. Man sieht hier schön, welche Parallelwelt die Einwanderer sich errichtet haben, um sich zu schützen und ihre Traditionen zu pflegen. Der kleine Tätowierer hat mir in seiner Verschmnitzheit gefallen. Überraschend, aber keinesfalls an den Haaren herbeigezogen dann die Auflösung durch Wu Cao. Den mochte ich ja nun mal wirklich. :-) Ich habe ihn direkt vor mir gesehen, seine Mimik und Gestik, während er in Alexandras Küche am Tisch sitzt und zwei Welten mit voller Kraft aufeinanderscheppern. Ganz schöne Szene! Ein persönliches Highlight war Caos trockene Zusammenfassung der mehrtausendjährigen chinesischen Philosophie in einem einzigen prägnanten Satz: "Geld gut, Leben gut". Ich hab mich ausgeschüttet vor Lachen. :lache


    Deprimierend dagegen fand ich ihren Auftritt im "Vier Jahreszeiten". Obwohl sie ihren Job scheinbar gut macht, empfindet sie keine Freude am Singen, fühlt sich deplatziert und wird melancholisch, wenn sie an Django und die Jungs denkt. Oh oh, da lauert noch einiges Frustpotential.
    Heinrich bleibt sich selber treu, indem er ihr unter dem Tisch ans Knie fasst - ein ausgemachtes Arschloch von oben bis unten eben. Mit Michelle geht es nun steil bergab; was ich an ihr vorher noch als halbwegs charmant oder wenigstens sympathisch schrill emfand, verkommt zum Trauerspiel. Heini gibt ihr Koks und guten Sex, mehr erwartet sie nicht länger vom Leben - und wird auch nicht mehr bekommen, fürchte ich. Ziemlich traurig. Auch ich sehe sie schon komplett abschmieren. Schade, hätte sie sich doch lieber an ihre brotlosen Künstler gehalten.
    Klasse übrigens, wie Alexandra im Alsterpavillon Heinis Widersprüche und ekelhafte Verlogenheit aufdeckt, frei nach dem Motto: "Mit Dealen eine Regierung an die Macht bringen, die dann endlich das Dealen unterbindet - ah ja". Leider geht es um weitaus mehr als nur Kokain...


    Zum Ende des Abschnitts gerät dann wieder Mai Ling in den Fokus. Sie erklärt ihre Rückkehr zu Liang so, wie es die meisten Leser wohl erwartet haben dürften - gut nur, dass auch Alexandra es nun begreift.
    Mir gefällt, wie ihr Wiedersehen ausfällt - trotz Freude und spontanem Sex ist nicht alles eitel Sonnenschein, sondern Missverständnisse und Unsicherheiten bleiben bestehen. Immerhin entwickeln sie eine Perspektive, wenn auch noch etwas unklar, aber damit ist der entscheidende Schritt gemacht - die Entscheidung, überhaupt etwas zu tun, um Mai Ling aus ihrer Lage zu befreien. Hier dürfte ein recht gefährliches Spiel beginnen, aber es ist schön, dass die flatterhafte Alexandra sich endlich einmal wirklich einlässt, sich bekennt.


    Mai Lings Erzählung, wie sie aus dem Haus ihres Gatten in ein Bordell in Schanghai geraten ist, deckte sich in etwa mit meinen Erwartungen; vermutlich, weil die Geschichte in all ihrer Grässlichkeit doch so alltäglich war und in vielen Teilen der Welt heute noch ist. Die einzige Überraschung lag darin, dass Baihe sie direkt ins Bordell verscherbelt hat. Ich hätte vermutet, dass sie ihr nur helfen würde, zu entkommen - natürlich auch nicht aus purer Freundschaft, sondern um sie loszuwerden, aber dass sie es in dieser Konsequenz durchzieht, ist schon heftig. Die Erkenntnis des Verrats muss Mai Ling in Anbetracht ihrer Gefühle für Baihe das Herz gebrochen haben.


    So, nun bleibt mir nur zu hoffen, dass sich im letzten Abschnitt die Dinge zumindest für Mai Ling und Alexandra zum Guten wenden - dass Heini und seine Spießgesellen am Ende Hamburg, Deutschland und ganz Europa in den Abgrund gerissen haben, ist leidlich bekannt. :-(

  • Zitat

    Original von Tereza
    ich bin immer wieder auf die Info gestoßen, dass man den Vormarsch der Rechten in liberalen Kreisen damals viel zu lange nicht ernst nahm. Sie wurden als lächerlich empfunden und fertig.


    Zitat

    Original von beowulf
    Ich bin auch der Meinung, dass Alexandra eher normal reagiert und Sarah eher untypisch früh reagiert.


    Ich fand das auch sehr stimmig.
    Außerdem: wie oft erlebt man es, dass düstere Warnungen nicht wahr werden?
    Vor vierzig Jahren gab es junge Menschen, die beschlossen haben, keine Kinder zu bekommen, weil sowieso demnächst ein Atomkrieg die Erde zerstören würde.
    Oder, harmloser: 1988 habe ich einen Politikexperten im Fernsehen gesehen, der im Brustton der Überzeugung verkündete: "In den nächsten zehn, fünfzehn Jahren wird sich in der DDR nichts ändern." :lache


    Uns fällt es heute noch schwer zu begreifen, was zur Zeit des Nationalsozialismus geschah, trotz aller klugen Analysen und Erklärungsversuche. Ich finde es absolut nachvollziehbar, dass man sich damals nicht im Entferntesten vorstellen konnte, was geschehen könnte.

  • Zitat

    Original von Sigrid2110
    Aber was mich nun in diesem Abschnitt umgehauen hat, ist die Geschichte, wie Mai Ling im Bordell in Shanghai landete und was dort mit ihr geschah. Also damit hätte ich nie und nimmer gerechnet. Ich war ehrlich erschüttert!.


    Das hat mich nicht überrascht. ich hatte bei den Rückblicken nie das Gefühl, dass Baihe Mai Ling wirklich gewogen war. Sie war die Erstfrau und ihrer Meinung nach die Einzige, die Anspruch auf alles hatte. Da sie aber auf ihren Mann angewiesen war, blieb nur die Möglichkeit, die verhasste Zweitfrau irgendwie aus dem Weg zu räumen. Viel Erfahrung in asiatischer Literatur habe ich nicht, aber das, was ich gelesen habe, hat mich auf die Schilderung von Mail Ling vorbereitet.


    Zitat

    Original von harimau
    Sarahs recht frühe Sensibilität den Nazis gegenüber empfinde ich als plausibel, spätestens nachdem sie zusammengeschlagen wurde. Obendrein ist sie sich bewusst, dass sie dem rechten Gesindel als Jüdin, Lesbe und im Beruf aufstrebende Frau mehr als nur eine Angriffsfläche bietet. Während die meisten zu der Zeit (Sommer 1930, oder?) diese Burschen noch als Spinner abtaten, muss sie die Bedrohung zangsläufig ernstnehmen.


    Leider waren es zu wenige, die damals schon begriffen haben, was für ein Wind weht und welche Gesinnung in Deutschland Einzug hält. Die meisten haben es wie Alexandra abgetan und 1930 die Rechten für harmlose Spinner und eine vorübergehende Erscheinung gehalten.


    Zitat

    Mir gefällt, wie ihr Wiedersehen ausfällt - trotz Freude und spontanem Sex ist nicht alles eitel Sonnenschein, sondern Missverständnisse und Unsicherheiten bleiben bestehen. Immerhin entwickeln sie eine Perspektive, wenn auch noch etwas unklar, aber damit ist der entscheidende Schritt gemacht - die Entscheidung, überhaupt etwas zu tun, um Mai Ling aus ihrer Lage zu befreien. Hier dürfte ein recht gefährliches Spiel beginnen, aber es ist schön, dass die flatterhafte Alexandra sich endlich einmal wirklich einlässt, sich bekennt.


    Das Wiedersehen hat mir auch sehr gut gefallen und ich gestehe, mir stand das Wasser in den Augen...


    An dieser Stelle, so kurz vor dem Ende möchte ich dann auch gerne etwas zur Einordnung des Buches ins Genre "erotische Literatur" sagen: Hafenkäse :lache


    Für die Nicht-Schweizer unter uns: Lötzinn


    Ich möchte nicht wissen, wie viele Leser - mich eingeschlossen - das vom Kauf abhält. Dabei geht es hier um so viel mehr als Sex und Erotik. In erster Linie um die Liebe und um etwas, das über Liebe noch hinausgeht: bedingungslose Freundschaft die diese beiden Frauen verbindet, über die Grenzen irgendwelcher Stände oder Herkunft hinaus. Ohne Vorurteile den anderen Menschen so annehmen wie er ist.


    EDIT sind noch zwei charmante Wortverwechslungen aufgefallen. Da wird das Word Brise statt Prise verwendet (s. 247 oder S. 249 Mitte Brise Kokain und weiter vorne in einer der Szenen beim Wiedersehen mit Sarah, da muss ich heute abend noch mal schauen).


  • Aber warum bist du denn davon ausgegangen, dass es erotische Literatur ist? Du hast es doch nicht in einem einschlägigen Regal gesehen wie Beowulf? :gruebel


    Ich gebe zu, das Cover sieht nicht nach Histo-Roman aus, aber ein erotisches Cover stelle ich mir eher so vor:
    http://ecx.images-amazon.com/i…D9NPVDL._SL500_AA240_.jpg


    Der Klappentext stellt die Liebesgeschichte stark in den Vordergrund, aber das machen auch große Verlage gern bei historischen Romanen, weil es die Leser wohl mehr anspricht als Begriffe wie "Sittengemälde" etc.


    Das Buch läuft in Buchhandlungen unter der Kategorie "Lesbenliteratur", weil es eben um zwei Frauen geht. Unter diesen Begriff fallen allerdings die unterschiedlichsten Texte, das reicht von sehr anspruchsvoller Literatur über Psychothriller bis hin zu Herz-Schmerz-Bettgeschichten. Da alle diese Bücher aber in einschlägigen Regalen stehen, werden sie fast nur von Leuten gekauft, die auch gezielt nach Lesbenliteratur suchen. Ich glaube, das ist der wesentliche Grund, warum sie vom großen Publikum kaum wahrgenommen werden.


    LG


    Tereza