Klappentext:
Unter großen Opfern schaffen es die Verteidiger Freibergs, die Burg der Stadt als letzte Bastion zu halten. Änne, das Mündel des hartherzigen Apothekers Jenzin und eine Nachfahrin der Stadtbegründer Marthe und Christian, und die Gauklerin Sibylla, die dem feindlichen Heer nur knapp entfliehen konnte, kümmern sich auf der Burg aufopfernd um die verwundeten Kämpfer. Doch nach einundzwanzig Tagen bleibt den Verteidigern nur, sich der Übermacht zu ergeben. Burgkommandant Ulrich von Maltitz und Markus, der junge Hauptmann der Wache, müssen entsetzt mit ansehen, wie ein Blutbad unter denen angerichtet wird, die die Burg heldenhaft verteidigt haben. Damit nicht noch mehr Menschen sterben, verzichtet der Meißner Markgraf Friedrich auf Besitz und Titel und geht ins Exil. Auch Markus muss fliehen und Änne, die er inzwischen leidenschaftlich liebt, zurücklassen. Wird er die junge Frau jemals wieder sehen? Erst in einer großen Schlacht bei Lucka nahe Leipzig 1307 wird sich ihr Schicksal, das Freibergs der Mark Meißen und des Königreiches entscheiden.
Meine Meinung:
Abgehackte Gliedmaßen, Massenvergewaltigung, körperliche Züchtigung – furios, brutal und schonungslos beginnt das neue Werk von Sabine Ebert. Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin – so mag die stille Hoffnung der Einwohner des Städtchens Freiberg sein, die sich hinter ihren Burgmauern verschanzen und hoffen, den plündernden und folternden Truppen des Königs zu entgehen. Es ist eine grausame Zeit, Menschenleben zählen wenig und Grausamkeiten sind an der Tagesordnung. Erbarmungslos zieht die Autorin die Leser in ihren Bann und zu den Bewohnern von Freiberg, man kann förmlich das Blut riechen und die Schreie der Gequälten hören.
Leid, Blut und Tränen gibt es reichlich, man hat den Eindruck, das Buch handelt von nichts anderem. Ausführlich wird die Belagerung der Burg und die Konsequenzen, die durch den ununterbrochenen Beschuss folgen, geschildert. Durch den durchweg sehr detaillierten und packenden Schreibstils von Sabine Ebert ist man mitten im Geschehen, kaum hat man sich mit einer Person angefreundet, wird sie allerdings enthauptet, erdolcht oder vergewaltigt. Die Leiden sind vielfältig, der physischen Qual folgt alsbald auch die psychische Folter, die Überlebenden werden gezwungen, unnötigen Folterungen zuzusehen. Leid, Leid und nochmals Leid, Sabine Ebert schont den Leser nicht und schildert ausgiebig Krieg, Überfälle und Folterungen, auch vor Hungersnot und Psychoterror macht sie nicht halt. Passiert zwischendurch mal etwas Erfreuliches oder Positives, so wird es direkt mit vielfachem Leid abgegolten.
Hauptsächlich aus der Sicht von Ulrich von Maltitz, Kommandant der Burg und Ritter des entmachteten Markgrafen Friedrich von Wettin, Friedrich selbst und Markus, Hauptmann der Truppen wird die Geschichte erzählt. Die beiden Frauen, Sybilla und Änne, sind leider nur Nebencharaktere und werden kaum erwähnt. Änne, als Nachfahrin von Christian und Marthe eigentlich als Hauptperson angepriesen, ist ein verschrecktes und verschüchtertes Geschöpf, die zwar wenig sagt, aber Mut beweist und durchaus zupacken kann. Leider bleibt sie das ganze Buch über ziemlich blass, wenn sie mal Erwähnung findet, ist sie verstört und eingeschüchtert.
Sabine Ebert erzählt ein Stück deutscher Geschichte, aber warum sie das so blutig schildert, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Natürlich war das Leben damals nicht leicht, aber muss man jede Grausamkeit explizit darlegen? Langatmige Schilderungen von taktischer Kriegsführung, Gebietskämpfen und aktueller politischer Lage und politischen Intrigen blähen das Buch nur unnötig auf und man fragt sich insgeheim, wie es mit der Hebammentrilogie in Zusammenhang steht. Eigentlich gar nicht, abgesehen von Änne und dass die Stadt Freiberg der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Heftigst umkämpft taucht sie immer wieder auf, die Geschichte beginnt und endet hier. Spannung ist leider so gut wir gar nicht vorhanden, alle Charaktere bleiben blass und leblos und auch die Handlung kann nicht wirklich fesseln.
Zusätzlich musste ich mich nach einiger Zeit wirklich zwingen, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. Man hat Angst vor den kommenden Seiten, welche liebgewordene Person denn nun wieder sterben wird. Das Lesen bereitet keinen Genuß – im Gegenteil, es deprimiert nur, es gibt einfach zuviele Tote und ausführliche Schilderungen von Gräueltaten. Innerlich leidet man mit, aber man muss schon ziemlich stark sein und an deutscher Geschichte interessiert, um das über 700 Seiten ertragen zu können. Historisch auf jeden Fall gut recherchiert, als interessante und spannende Geschichte allerdings nicht gut genug umgesetzt. Man hätte so viel Schönes daraus machen können, mir fehlt auch völlig die Beschreibungen der Heilkunst von damals, denn Änne ist ja damit bewandert. Aber sie wurde ja leider zum Nebendarsteller degradiert.
Zumindest ein Paar schafft es bis zum Schluß zu überleben, ein geringer Preis für das ganze emotionale Leid, durch das man sich solange durchgequält hat. Abzusehen war es allerdings nicht, man traut der Autorin durchaus zu, ihrem emotional stark belastenden Schreibstil am Ende einen richtigen Höhepunkt zu geben. Zum Glück ist das Ende nicht ganz so blutig und brutal wie der Anfang, das wäre dann auch zuviel gewesen.
Das Cover ist sehr stimmig gehalten, es schimmert in Gold- und Bronzetönen. Silber wäre – passend zum Buchtitel – aber noch viel stimmiger gewesen.
Der Trend ist ja schon lange bei historischen Romanen die ziemlich gleiche Covergestaltung und ähnliche Buchtitel. Der Inhalt passt aber oft irgendwie nicht dazu, für mich hier auch wieder eindeutig ein Buch, was Männer eher interessieren dürfte. So ging es mir ja auch schon bei der Rose von Asturien - aber bei den Titeln und Covern ist es doch fraglich, ob Männer hierbei beherzt zugreifen würden. Ich frage mich dann wirklich, welche Zielgruppe die Verlage eigentlich haben.
LG
Patty