Das Versprechen meiner Mutter - Laura Moriarty

  • Originaltitel
    The Center of Everything


    Über die Autorin
    Laura Moriarty hat an der University of Kansas studiert. Für ihre schriftstellerische Arbeit erhielt sie den George-Bennett-Preis der Universität New Hampshire. "Das Versprechen meiner Mutter", ist ihr Debütroman. Laura Moriarty lebt mit ihrer Tochter in Lawrence, Kansas, und arbeitet derzeit an ihrem dritten Roman.


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    Meine Meinung


    Evelyn lebt in Kerrville, einem Kaff in Kansas, mit ihrer Mutter in einer Sozialwohnung. Ihren Vater kennt sie nicht. Sie weiß nur, dass sie die immer verschlafen aussehenden Augen von ihm geerbt hat. Und sie hat die Befürchtung, dass sie später als Erwachsene hässlich sein könnte. Doch sie hat auch noch andere Sorgen. Ihre Mutter ist ein wenig durchgedreht, der geschenkte VW Käfer bleibt manchmal stehen, sie hat nur wenige Freundinnen, der Nachbarjunge Travis ist nicht in sie verliebt, der Großvater hält ihre Mutter für ein Flittchen, weil sie mit 17 schwanger wurde, und die Großmutter behauptet, dass man geradewegs in die Hölle kommt, wenn man nicht an den lieben Gott glaubt. Sie hat es nicht leicht als Zehnjährige im Amerika der 80er. Die Beziehung zu ihrer Mutter ist kompliziert, und dann bekommt Evelyn auch noch einen Bruder. Wieder ohne Vater. Das neue Baby ist geistig behindert und die Familie wird endgültig zum Sozialfall. Trotzdem geht Evelyn ihren Weg in der Schule, sie ist intelligent und fleißig, und obwohl sie nicht auf der Sonnenseite des Lebens steht, trifft sie es am Ende aus eigener Kraft besser als viele der Klassenkameraden, die sie beneidet hat.


    Evelyn und ihre Mutter machen eine bemerkenswerte Entwicklung. Die Mutter, die anfangs kaum die Verantwortung für sich selbst tragen konnte, schafft es mit Liebe, Geduld und Hingabe, dass der kleine Bruder es lernt, sich verständlich zu machen. Sie gibt einfach nicht auf, und so gewinnt sie auch Evelyns Respekt zurück und hält ihr Versprechen: ihre Tochter zu lieben.


    Die Ich-Erzählerin Evelyn zoomt Teile ihres Lebens ganz nah heran: Wir sehen getrocknete Haferbrei-Spritzer im Haar ihrer Mutter, riechen den Kleinstadt-Mief, sind zwischen Evolutionstheorie und Schöpfungsgeschichte hin und her gerissen. Sie hat aber auch den Blick für die weite Welt, verfolgt die Nachrichten, macht sich ihre Gedanken dazu und lässt uns an einem Teil der amerikanischen Zeitgeschichte teilhaben.


    Ein wunderbares Buch über das Erwachsenwerden oder besser: über das Wachsen.