Dialoge schreiben

  • Hallo,


    mich würde interessieren, wie ihr daran geht, die Dialoge eurer Protagonisten zu gestalten.


    Wenn ich an die Stelle komme, an der meine Figuren einander etwas Wichtiges mitzuteilen haben, was die Handlung voran treiben soll, ist es einfacher zu bewältigen. Wenn ich allerdings eine Situation habe, in der es vor allem darum geht eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und meine Figuren zu charakterisieren, ist der Inhalt des Gespräches eher nebensächlich, es kommt auf das drum herum an. Z. B. Körpersprache ect.


    Wie macht ihr das? Beobachtet ihr Leute im Alltag und bekommt daher eure Ideen? Oder sollten einem Schreibenden spritzige und mitreißende Dialoge als sebstverständlich einfallen? Mir geht es leider nicht so.


    Für ein Paar Erfahrungsbeispiele wäre ich dankbar.

  • Hallo Adriana.


    Ich hab mit den Dialogen auch immer meine Probleme.


    Aber ich denke nicht, dass einem Schreibenden das als etwas selbstverständliches von der Hand gehen muss. Nur weil man an einer Geschichte oder einem Buch mit Leidenschaft und Spaß schreibt, heißt das noch lange nicht, dass auch alles auf Anhieb klappt und immer perfekt ist.


    Ich schreibe meinen Dialog, so wie ich ihn mir grob vorstelle, immer einfach erstmal auf und dann forme ich im Nachhinein um. Setze noch Gesten und Mimik, Handlung hinzu.
    Manchmal läuft es aber auch auf Anhieb. Das ist bei mir ganz unterschiedlich.


    Ich muss dazu sagen, dass ich immer erst auf Papier schreibe und dann irgendwann beginne es auf den Laptop abzutippen. Ich kann am Laptop nicht flüssig runterschreiben. Da will ich sofort den Feinschliff haben und das geht nicht.
    Deswegen finde ich es immer hilfreich erst einmal den Dialog - in diesem Fall - auf Papier vorzuschreiben. So wie er einem grad in den Sinn kommt und dann kann man Handlung, Umgebung, Gesten, Mimiken etc. einfügen.
    Zumindest mache ich das häufig so.



    Ich hab nämlich auch immer nen ziemliches Problem mit meinen Dialogen, weil ich denke: "Nee die sind zu platt, zu wenig Handlung. Zu wenig Show"
    Aber man schreibt ja auch nicht alles direkt perfekt. Das braucht halt alles seine Übung.


    Bin mal gespannt, was die anderen Schreiberlinge hier noch für Tipps auf Lager haben.


    Liebe Grüße und dir viel Erfolg beim Schreiben Adriana,
    Phantasia :winkt

  • Ich LIEBE es, Dialoge zu schreiben. An meinen Dialogen muss ich hinterher am wenigsten feilen. Das einzige, worüber ich mir dabei vorher klar werden muss, ist der POV. Wenn der feststeht, dann sickert das Schreiben nur so aus den Fingerspitzen raus.
    Vielleicht liegt das daran, dass ich meine Figuren immer sehr genau vor mir habe, wenn ich mit dem Schreiben beginne. Sie leben. Und dann leben auch die Dialoge, inklusive der Körpersprache. Das kommt dann ganz natürlich.


    Wahrscheinlich hat jeder beim Schreiben so "seins", das ihm / ihr besonders liegt. Bei mir sind es die Dialoge. Anderen liegen die Erzählpassagen mehr, da habe ich entschieden Nachholbedarf.

  • Kleiner Tipp von mir: Immer laut vorlesen, da stolpert man am schnellstens über "knurrige" Stellen, vor allem aber merkt man, dass ein geschriebener Dialog nicht unbedingt der gesprochenen Realität entspricht, bleibt also realistisch im Sinne des Textes. Die "Sprache" muss ja auch zum beschriebenen Protagonisten passen.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • Dialoge fallen mir auch sehr leicht. Ich kann vor allem Dinge, Räume etc. schlecht beschreiben. Dialoge und die Gefühle der Personen zu beschreiben fällt mir dagegen wirklich leicht.
    Ich erstelle vorher immer Steckbriefe über meine Person, die meist sehr ins Detail gehen. Dann beginne ich einen kleinen Text über ihren Charackter zu schreiben und schreibe auch besondere Merkmale auf die sie haben. Z.b. am verhalten, der Kleidung etc.
    Wenn ich dann schreibe, kommen die Wörter einfach so, weil ich irgendwie genau weiß was die Personen sagen würden. Wenn ich mir unsicher bin, sehe ich einfach noch mal in meinen Notizen nach, das hilft.
    Das wichtigste ist, sich in die Personen hineinzuversetzten. So zu denken wie sie. Manchmal muss ich auch erst kurz nachdenken und mich in die Person hineinfinden, doch das ist wirklich das wichtigste.

  • Wenn ich Dialoge schreibe, habe ich oft das Problem, dass die Personen sich meist lange unterhalten und ich mich dann entscheiden muss ob ich immer ein ",sagte XY" oder ",antwortete XY" hinklatschen soll. Hört sich dann auf die Dauer auch doof an und ansonsten fange ich einfach in einer neuen Zeile mit einem "-" davor an. Wenn sie nicht gar zu lang reden, versteht man immerhin noch, wer redet. Irgendjemand bessere Ratschläge auch für mich?

  • Es kommt, wie immer, auf die richtige Gewichtung an. Wenn sich Menschen in einem Buch "lange unterhalten", ohne dass diese Unterhaltung jederzeit(!) wesentlich für die Handlung, die Skizzierung der Figuren und/oder der Atmosphäre ist, läuft etwas falsch. Dialoge sind ein wesentliches Element des "Show, don't tell", aber man darf es, wie mit allen Stilmitteln, nicht übertreiben. Wer zu authentisch wird oder seinem Vollständigkeitsdrang folgt, langweilt schnell. Ein paar Sätze, die viel sagen, sind besser als viele Sätze, die wenig sagen. Wenn sich Menschen treffen, reden sie in der Hauptsache miteinander, das ist zwar richtig. Aber es ist so gut wie niemals nötig, auch die gesamte Unterhaltung wiederzugeben. Dafür hat man den Erzähler. Pointiert und "echt", aber nicht übertrieben echt (wir benutzen im Alltag viele Füllwörter, wiederholen uns, setzen "Ähs" ein, sprechen uns aber nur selten mit Namen an usw.). Dialoge in Handlung einbetten! Nur die Dinge wirklich sagen lassen, die auch gesagt werden müssen oder sollten.

  • Danke für eure Antworten. :danke


    Phantasia, es ist beruhigend zu wissen, dass es nicht nur mir beim Schreiben so ergeht. Ja, die Hoffnung, dass mit der Zeit und der Übung mehr Routine ins Schreiben kommt, habe ich auch.


    Corinna und Syddy, ihr seid zu beneiden (im guten Sinne des Wortes).


    Ich habe gemerkt, dass - seit dem ich schreibe - meine Aufmerksamkeit und Beobachtungsgabe betreffend dessen, was um micht herum geschiet, sich geschärft haben, und ich viel aufnahmefähiger für Stimmungen der Menschen, äußerliche Details und vieles mehr geworden bin. Was ich früher einfach übersehen habe, versuche ich jetzt - bereits in dem Moment, in dem ich es sehe - in meinem Kopf in Worte zu kleiden und mir passende Formulierungen einfallen zu lassen.


    Das Buch von Elisabeth George habe ich schon vor ca. 2 Jahren gelesen. Jetzt, wo ich es dringend bräuchte, ist es unauffindbar. Ich muss wohl mein Bücherregal komplett umwälzen. Vielleicht versteckt es sich in zweiter Reihe. Das wird ein Spaß. ?(


    Bin gespannt, ob noch mehr Tipps kommen ...

  • Ich finde das auch schwierig. Die Hinweise, die Tom gibt, halte ich fuer enorm wichtig - als Leser aergere ich mich haeufig extrem ueber seitenlange Dialoge, in der die gesamte Informationsfuelle des Romans an den Mann gebracht wird und man sich gaehnend fragt: Haben die eigentlich nichts anderes zu tun, als miteinander zu quatschen?
    Dialoge schreiben erfordert viel mehr, als Leuten aufs Maul zu schauen (was zweifellos Spass macht und mir auch hilft).
    Ich finde es sehr nuetzlich, Figuren vor Schreibbeginn erst einmal ueber laengere Zeit monologisieren zu lassen. Das ermoeglicht mir, den ihnen eigenen Ton zu finden. Ich erkenne dabei z.B., wo ich mich ueberschneide (also Figuren eingesetzt habe, die einen sehr aehnlichen Ton haben), nicht praegnant genug bin, wo die Figur ueberhaupt keinen eigenen Ton hat (und damit - bei mir - nicht genug Persoenlichkeit) oder wo Ton und Figurenhintergrund nicht zueinanderpassen.
    Wenn ich schon einmal im Ohr habe, wie wer fuer sich spricht, macht mir das Mut (der mir oft fehlt), sie auch miteinander mal sprechen zu lassen.
    Und das tun sie bei mir eine ganze Weile lang erstmal zur Probe.
    Das hat einen grossen Vorteil:
    Ich bin ein versabbelter Autor und neige leider zu Dialogen der oben beschriebenen Kategorie (sabbel sabbel sabbel wieder drei Seiten vollgeschrieben und nichts gesagt sabbel sabbel sabbel etc.). Wenn ich die sich schon einmal einige Seiten lang ausquatschen lasse, sind sie nachher nicht mehr so uebergespraechig, wollen nicht mehr all ihre Eigenheiten vorfuehren, sondern kommen zur Sache.


    Das sind meine Kruecken.
    Ich bin fuer die von anderen aber sehr dankbar, denn wie gesagt - auch wenn solche Kruecken ein bisschen helfen, finde ich den Gang durch den Dialog nicht leicht.
    Wundervoll hilfreich ist natuerlich: Viele Romane von Leuten lesen, die's richtig gut koennen. Viel ins Theater gehen. Viele dialogstarke Filme sehen. Viele Theaterstuecke (und/oder Filmdrehbuecher) lesen.


    Viel Erfolg wuenscht Charlie

  • Ich liebe es Dialoge zu schreiben. :kiss :anbet Ich finde es wunderbar, einen längeren Dialog zu gestalten, wo du diese kleinen zwischenmenschlichen Details auf die es dann wirklich ankommt (ihr wisst schon, Gefühle, Reaktionen die Wirkung des einen auf den anderen usw) unterbringst und den Leser wirklich in diese Handlung und das Gespräch mithineinzuziehen. Je lebendiger der Dialog, desto schöner ist er zu lesen.... Außerdem bringt man dem Leser die Charaktere in Dialogen besonders nah.... uswusw....


    (ich könnte noch hunderte solcher Beispiele geben, allerdingst kribbelt es gerade in meinen Fingern einen neuen Dialog im nächsten Buch unterzubringen.... :kiss)

  • Liebe Adriana,


    ich schreibe liebend gerne Dialoge, es macht mir wirklich total Spaß!
    Wie ich es mache, kann ich nicht sagen.
    Ich glaube ich "kriege einfach mit"...
    Viel lesen, viel schreiben, viel gucken :wave