Das Limonenhaus - Stefanie Gerstenberger

  • Kurzbeschreibung
    Nach dem Tod ihres Bruders und seiner Frau will Lella deren Tochter Matilde zu sich nach Köln holen. Doch der sizilianische Clan ihrer Schwägerin verweigert ihr das Mädchen, denn eine alte Fehde steht zwischen den beiden Familien. Lella will die Hintergründe dieses Streits aufdecken, immer in der Hoffnung, ihren Anspruch auf Matilde doch noch durchsetzen zu können. Im Limonenhaus, dem Haus ihrer Mutter, findet sie in einer alten Familienbibel einige lose Tagebuchseiten. Sie ahnt zunächst nicht, dass diese der Schlüssel sind zu jenem Ereignis, das seine dunklen Schatten bis in die Gegenwart wirft...

    Über die Autorin

    STEFANIE GERSTENBERGER, 1965 in Osnabrück geboren, studierte Deutsch und Sport, bis sie erkannte, dass sie keine Lehrerin werden wollte. Nach einem Wechsel in das Hotelfach lebte und arbeitete sie auf Elba und Sizilien, in der Karibik und in San Francisco. Die Reiserei fand 1993 in Köln ein Ende, wo sie als Requisiteurin Polizeiserien, Krimis und Liebesfilme ausstattete und dabei den Schauspieler Thomas Balou Martin kennenlernte, mit dem sie heute verheiratet ist und zwei Kinder hat.


    Meine Meinung
    Lella, die in Köln lebt und dort als Köchin in einer Pizzaria arbeitet, erfährt vom Tod iher Schwägerin und fliegt sofort und ohne das Wissen ihrer Eltern nach Sizilien. Sie will Matilde, die Tochter ihrer Schwägerin und ihres Bruders zu sich holen, so wie sie es den beiden versprochen hat. Im Flieger nach Sizilien lernt sie den Fotografen Phil kennen, der auf dem Weg dorthin ist, um die Familie seiner Freundin kennen zu lernen. Widrige Umstände verhindern, dass sich die Wege von Lella und Phil nach der Ankunft trennen - und schon bald sind beide verstrickt in ein Geflecht aus Lügen und Geheimnissen um eine alte Familien-Fehde.


    Stefanie Gerstenberger nimmt den Leser in ihrem ersten Buch mit auf eine Reise durch Sizilien, die für beide Protagonisten gleichzeitig eine Reise in die Vergangenheit wird. Genauso wie der Leser tappen Lella und Phil lange im Dunkeln um das Geheimnis um Lellas Familie aber auch um so manche Merkwürdigkeit in der Vergangenheit von Phils Freundin. Während der gemeinsamen Suche nach der Wahrheit und einer damit verbundenen Flucht fassen beiden Protagonisten starkes Vertrauen zueinander, das kurz vor Ende der Geschichte auf eine harte Probe gestellt wird. Stefanie Gerstenberger lässt die Geschehnisse in der Ich-Form erzählen und das nicht nur von Lella sondern auch von Phil, immer im Wechsel. Es ist aber nicht so, dass hier die Sichtweise aus der jeweils anderen Perspektive erzählt wird sondern es sind immer andere Erlebnisse in die der Leser mit einbezogen wird. Gerade dieser Wechsel zwischen den Erzählern sorgt für zusätzliche Spannung, sodass beim Lesen nie Langeweile entsteht. Es ist nicht nur die Vergangenheit, die hier nach und nach für den Leser ans Licht kommt, sondern auch das Lebensgefühl einer Insel, das die Autorin in ihrem Buch vermittelt. Gutes Essen, die allgegenwärtigen Zitronen, Familienzusammenhalt im Guten wie im Schlechten und ganz viel Dolce Vita.


    Stefanie Gerstenberger hat einen Schreibstil, der den Leser ganz nah an ihre Protagonisten heranführt. Man glaubt beim Lesen die Stimmen von Lella und Phil zu hören, man leidet mit ihnen, man liebt mit ihnen, man lacht und man weint mit ihnen. Der Leser sieht durch ihre Augen und das macht es schwer, sich der Geschichte zu entziehen. Viele tragische Momente gibt es, aber auch immer einen unterschwelligen Humor, der die Tragik ein wenig abmildert. Die Reise nach Sizilien wird für alle Beteiligten zu einem einschneidenden Erlebnis, das ihre Leben für immer verändern wird. So bleibt auch keiner der Protagonisten blass oder schwammig, auch die Nebenfiguren sind liebevoll gezeichnet und wer sich am Ende als "Böse" herausstellt, hat irgendwann auch mal ein Herz gehabt, sich aber für den falschen Weg entschieden.


    Ich habe die Lesestunden mit diesem Buch sehr genossen, obwohl ich kein großer Freund von Ich-Erzählern bin. Bei Lella und Phil hatte ich jedoch keine Chance, diese Art der Erzählform abzulehnen. Beide haben mich von der ersten Seite an ihn ihren Bann gezogen. Ich hoffe, dass die Autorin an nächsten Buch keine fünf Jahre schreiben wird, zu gerne würde ich mich wieder von Stefanie Gerstenberger mit einer tollen Geschichte entführen lassen. Wohin auch immer diese führt.

  • Tea-Bag, es lohnt sich auf jeden Fall.
    Ich habe seit heute nachmittag ununterbrochen - na ja fast - daran gehangen und konnte bis gerade eben gar nicht aufhören.


    Es ist wunderschön geschrieben mit vielen italienischen Worten und ganz viel Gefühl :-)
    Und was am Ende als Familiengeheimnis herauskommt ist wirklich erschreckend.

  • Man merkt dem Roman an, dass die Autorin eine gewisse Zeit auf Sizilien gelebt hat. Sie fängt die dortige Lebensart mit ihren Worten ein und lässt den Duft der Zitrusfrüchte durch die Seiten wieder entströmen. Mit wenigen, aber präzisen Sätzen lässt sie die mediterrane Umgebung vor dem inneren Auge entstehen. Auch die Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren wurden unter Berücksichtigung der südländischen Mentalität stimmig angelegt. Als Leser spürt man deutlich die Lebenslust, aber auch die Trauer, Tradition und das Unausgesprochene. Die Geschichte ist eine interessante und mitreißende Reise, die Lella zu ihren familiären Ursprüngen führt.


    Gefallen hat mir, dass der Roman aus der jeweiligen Sichtweise der beiden Protagonisten Lella und Phil erzählt wird. dadurch wird stetig etwas mehr von deren Innenleben preisgegeben. Der Leser hat jeweils einen anderen Standort, um das Geschehen zu betrachten. Manche Dinge werden dadurch verständlicher, manche bleiben dennoch im Dunkeln. Der ständige Wechsel hat viel Spannung erzeugt.

  • Dieser Roman ist so flüssig und spannend geschrieben, das ich ihn einfach schnell lesen musste.
    Durch die zwei Ich Erzähler haben wir viel von den jeweiligen Gedanken erfahren, das war gut gemacht.
    Schnell habe ich mich nach Italien versetzt gefühlt.
    Besonders hat mir auch die Mentalität des Taxifahrers Mario gefallen.


    Ich war erstaunt das die Frauen von Sizilien um 1960 noch so unterdrückt wurden. Kein Wunder das Lellas Mutter schwermütig wurde.
    Durch Lellas Einsatz, ihre Nichte Matilde zu bekommen, wurden alle Intrigen aufgedeckt und es kommt zu einem guten Ende.


    Stefanie Gerstenberger hat mich nach Sizilien versetzt und ich war in der Geschichte fast dabei.
    :-]

  • Das Buch ist zu Ende, aber einfach viel zu schnell. Es war ein tolles Leseerlebnis.
    Es ist flüssig und spannend geschrieben.


    Daß die Autorin auf Sizilien gelebt hat, merkt man an den Beschreibungen der Atmosphäre, der Landschaft, der Luft, dem Duft, ein paar italienischen Redewendungen und dem guten Essen. Man fühlt sich mittendrin, sitzt mit auf der Terrasse, schaut aufs Meer und riecht die Zitronen.


    Durch die zwei Erzählstränge von Lella und Phil, die in der Ich-Form geschrieben sind, erfahren wir viel über die beiden Hauptprotagonisten. Nach und nach werden die Geheimnisse der Familie von Lella aufgedeckt und es ist teils erschreckend, was man über die Gebräuche auf Sizilien erfährt.


    Auch die anderen Protagonisten werden sehr detailliert vorgestellt, so daß man mit ihnen fühlen, leiden und sich freuen kann. Besonders gefallen haben mir am Ende die beiden "Alten" Gaetano und Sig. Notaio Acquabollente.


    Ich werde mit Sicherheit von dieser Autorin nach einem weiteren Buch suchen.

  • Es ist nicht nur eine Geschichte über Verlust und Trauer, sondern ganz besonders eine Geschichte über silizilanische Traditionen und eine Reise in die Vergangenheit sämtlicher Protagonisten.


    Man merkt in jedem Satz, in jeder Zeile, dass die Autorin mit Leib und Seele dabei ist und bereits einige Zeit auf Sizilien gelebt hat.
    Man wandelt mit der Autorin gemeinsam auf deren Pfade und ihre Begeisterung ist so ansteckend, dass man, einmal angefangen, einfach weiterlesen muss und nicht mehr aufhören kann.


    Sie fängt die sizilianische Lebensart und die sizilianischen Eigenheiten der dort lebenden Menschen und deren kulinarischen Genüsse mit einer Leichtigkeit ein, dass es eine Freude ist, dies zu lesen.
    Der Duft der Limonen war für mich auf jeder Seite präsent.


    Lesen sie dieses Buch niemals hungrig.
    Sie werden Lust bekommen, all die herrlichen Gerichte sofort nachkochen zu wollen.


    Nach dem Lesen möchte man am liebsten sofort aufstehen und den nächsten Flug nach Palermo buchen, um auf den gleichen Wegen wie Lella und Phil zu wandeln.


    Dass Lella und Phil die Geschichte jeweils aus ihrer Sicht in der Ich-Form beschreiben, hat für mich die Spannung enorm gesteigert.


    Ein schöner Roman, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
    Ich werde auf jeden Fall auch die nächsten Bücher von Stefanie Gerstenberger lesen.


    Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.

    to handle yourself, use your head, to handle others, use your heart
    SUB 15
    _______________________________________________________
    :kuh:lesend

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  • Italien, seine Kultur und Lebensart mag ich sehr! Das war für mich der Grund, an dieser Testleserunde teilzunehmen :-).


    Die Autorin hat ebendiese italienische Lebensart mit ihren guten und auch den weniger guten Aspekten den Lesern sehr gekonnt nahe gebracht :anbet, wobei allerdings Sizilien innerhalb Italiens noch einmal ein Fall für sich ist ;-). Auch der Zauber der Landschaft, und natürlich des Essens :grin, wurde wunderbar vermittelt.


    Wechselnde Erzählperspektiven aus Sicht der beiden Protagonisten Lella und Phil gestalten das Lesen abwechslungsreich, ohne dass etwas doppelt erzählt oder sich in Rückblenden verzettelt wird. Einige Entwicklungen/Wendungen waren vorhersehbar, andere wiederum eine Überraschung - insgesamt eine gute Mischung!


    Allerhand Familiengeheimnisse kommen ans Licht - nicht alle wurden zu meiner vollsten Zufriedenheit aufgeklärt, was aber aufgrund der Vielfältigkeit nicht sehr ins Gewicht fiel.


    Ein unterhaltsames und fesselndes Lesevergnügen, auch von mir 9 Punkte!


    P.S. Da ich das Buch gewonnen habe und bereits Bibliocats Exemplar wandert, werde ich es in unserer Gemeindebücherei einstellen, damit noch viele andere Leser Freude daran haben können!

  • Lella, die Zwillingsschwester Leonardos, fliegt nach Sizilien. Ihre Schwägerin ist verstorben und Lella möchte ihre verwaiste Nichte zu sich zu holen. Allerdings gibt es ein kleines Problem: Zwischen ihrer Familie und der Familie ihrer Schwägerin gibt es eine alte sizilianische Fehde, die ersteinmal "entwirrt" werden muß...


    Obwohl ich kein "Italien-Fan" bin, habe ich dieses Buch voller Freude gelesen. Die schönen Landschaften, das Meer, die Düfte (vor allem der Limonenduft) und auch die schönen Kochrezepte haben mich in ihren Bann geschlagen. Ein spannender Roman, ein Familiendrama und ein Happy-End = für mich 9 von 10 Punkte!


    Wer auch dieses Buch lesen möchte, hier derWB-Thread.

  • Die Protagonistin Lella nimmt uns mit auf ihre Reise nach Sizilien, wenn auch der Grund ein trauriger ist. Nachdem vor einigen Jahren ihr Zwillingsbruder ums Leben gekommen ist, hat sich jetzt auch ihre Schwägerin umgebracht. Zurück bleibt die 4-jährige Tochter Matilde. Diese möchte Lella mit nach Deutschland nehmen.


    Es tauchen jedoch allerhand Schwierigkeiten auf, deren Ursprung teilweise Jahrzehnte zurückliegt. Die Autorin schaffte es innerhalb kurzer Zeit meine Neugierde zu wecken und diese auch bis zum Schluss anhalten zu lassen.


    Wenige Szenen finde ich etwas unglaubwürdig, manche vorhersehbar und einige Fragen bleiben offen. Nichtsdestotrotz wird die Geschichte spannend erzählt, die Personen bildlich beschrieben und die Atmosphäre sehr authentisch dargestellt.


    Danke für dieses Lesevergnügen. Dafür vergebe ich 9 Punkte.

  • Dieses Buch wird mir schon allein deswegen in guter Erinnerung bleiben, weil ich es in netter Gesellschaft gelesen habe - ich meine die Leserunde :-)


    Von mir gibt es 8 Punkte für eine ansprechende, spannende, gut wegzulesende Geschichte. Die Ich-Erzählform von Lella hat mir gut gefallen, hätte mir aber auch gereicht, Phil hätte nicht unbedingt noch erzählen müssen, war aber mal etwas anderes.


    Mir persönlich hätte ein Glossar gut gefallen. Oder ein paar weniger italienische Wörter.


    Und hier stimme ich Lumos zu:


    Zitat

    Allerhand Familiengeheimnisse kommen ans Licht - nicht alle wurden zu meiner vollsten Zufriedenheit aufgeklärt, was aber aufgrund der Vielfältigkeit nicht sehr ins Gewicht fiel.


    Gruß vom killerbinchen

    „An solchen Tagen legt man natürlich das Stück Torte auf die Sahneseite — neben den Teller.“

  • Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen - vor allem der Aufbau und die Sprache haben es für mich "besonders" gemacht. Lellas Kampf und Matilde und Phil, der sich kopfüber verliebt und gar nicht weiß, warum und weshalb er der schönen ihm eigentlich unbekannten Frau so hinterher läuft; das sind nur zwei der Sachen, die ich sehr mochte...Die Landschafts- und vor allem die kulinarischen Beschreibungen von Sizilien waren auch wunderbar und so plastisch, dass ich mir zwischendurch wirklich vorkam, wie "auf" der Insel. Insgesamt eine schöne Mischung aus Familien-, Liebes- und Reiseroman. Von mir glatte 9 Punkte.

  • Am Anfang hatte ich große Probleme mit dem Buch, bis ich mich daran gewöhnt hatte zwischen Phil und Lella umzuschalten. Aber als dies getan war, hat sich das Buch richtig Spannend entwickelt. Man hat mit Lella mitgelitten und war froh, als man etwas aus ihrem früheren erfahren hat. Gegen Ende wurde es dann richtig Spannend als sie der Geschichte ihrer Mutter nachgegangen ist und diese aufgedeckt hat.
    Alles in Allem ein schönes Buch von mir bekommt es 8 Punkte.

  • Bereits der erste Eindruck war sehr viel versprechend, denn ich finde die Covergestaltung äußerst gelungen. Die schönen Farben und das Zitronenmotiv sind eine perfekte Einstimmung auf den Roman.


    Auch die Handlung hat mich nicht enttäuscht. Sie ist aus den unterschiedlichen Sichtweisen der beiden Ich-Erzähler Phil und Lella geschildert. Die Autorin hat ein feines Gespür dafür, die Atmosphäre eines Handlungsortes einzufangen. Man fühlt sich direkt nach Sizilien versetzt, und in den Lesepausen bekam ich direkt Fernweh. Die perfekte Mischung aus Spannung, Dramatik, Romantik und Humor machen den Roman zu einem puren Lesevergnügen. Spätestens ab der Hälfte möchte man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, denn man will einfach wissen, wie die Sache mit Lella und Phil und mit der kleinen Matilde weitergeht. Auch wenn einiges vorhersehbar ist, mindert das die Spannung nicht, denn ich war immer neugierig, auf welche Weise sich die Probleme letztendlich lösen würden.


    Ich habe den Roman sehr genossen und hoffe auf baldige, weitere Veröffentlichungen der Autorin.