Orginaltitel: "Julian Comstock: A Story of 22nd-Century America"
Zum Buch/Meine Meinung
Wir schreiben das Jahr 2172. Nach dem Versiegen der Erdölvorräte konnte die Erde die vielen Menschen nicht mehr ernähren, Seuchen brachen aus und es gab ein Massensterben (das "Große Drangsal"), durch dass die Überbevölkerung gesund geschrumpft wurde. Die USA reichen vom Panama-Kanal bis Alaska und umfasst nach der Einverleibung Kanadas 60 Staaten. Nach außen hin eine Demokratie, wird das Land von der Kirche des Dominions beherrscht, einem Zusammenschluss aller christlicher Kirchen. Diese verachtet Wissenschaft und Technik und sieht die sogenannten "Säkularen Alten" des 20. und 21. Jahrhunderts die Wurzel allen Übels. Die Evolutionstheorie und die Mondlandung werden verleugnet. Die großen Städte sind mehr oder weniger verfallen und ausgeschlachtet worden, um Rohstoffe zu gewinnen, technisch ist man auf dem Stand des 19. Jahrhunderts. Im Land gibt es ein feudales System: Aristokraten, Pächter (Bürgerliche) und Landarbeiter (Leibeigene).
Die Amerikaner befinden sich mit den Deutschen (Pauschalbezeichnung für die Mitteleuropäer) im Krieg um Labrador, das nach der globalen Erderwärmung und dem Anstieg der Meeresspiegel interessant geworden ist, weil es der Schiffahrt eine Nord-West-Passage bietet. Der Krieg wird mit den Methoden des amerikanischen Bürgerkriegs geführt.
In dieser Zeit wächst nun Julian Comstock in einem Kaff in Kanada heran. Er ist der Neffe des amerikanischen Präsidenten, der Julians Vater ermorden ließ. Julian ist Atheist und liest verbotene Bücher wie Darwins "Die Entstehung der Arten" und diskutiert darüber mit seinem Freund, Adam Hazzard, der die Handlung im Stil eines Berichterstatterts des 19. Jahrhunderts in der Ich-Form erzählt. Julian ist als Nr. 1 der Erbfolge in ständiger Gefahr und flieht deshalb zu Beginn des Buches. Adam, sein treudoofer, naiver, bürgerlicher Freund reitet ihm hinterher und ihr weiser älterer Mentor Sam folgt ihnen ebenfalls und was dann folgt ist eine unglaublich langweilige Odyssee mit einer Aneinanderreihung von Schlachten, die auch zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs hätten stattfinden können. Die Konstellation des Dreiergespanns hat irgendwas von Frodo, Sam und Gandalf.
Man erfährt leider kaum etwas von der politischen Situation im Rest der Welt und auch die Beschreibung der Herrschafft des Dominions bliebt oberflächlich. Das "Große Drangsal" wird gebetsmühlenartig erwähnt, aber es wird nicht genauer beschrieben, was damals passiert ist und wie es dazu kam.
Unglaublich nervig fand ich auch die vielen Fußnoten, mit denen Adam, der sowieso ständig irgendetwas erklärt - bloß leider nur langweilige Dinge - noch zusätzliche Infos einfügt und sich dabei oft direkt an den Leser wendet. Dazu musste der Autor auch noch ständig irgendetwas in Klammern einzufügen.
Die Figuren entwickeln sich kein Stück weiter und bleiben alle irgendwie blass und eindimensional, die Handlung ist vorhersehbar. Ich fand das Buch unglaublich langweilig. Schade, ich hatte mir mehr erhofft.
Ich geb mal 4 von 10 Eulen.
Über den Autor
Robert Charles Wilson, geboren 1953, lebt in Toronto und zählt zu den bedeutendsten Autoren der modernen Science Fiction. Er hat zwölf Romane veröffentlicht, darunter den Bestseller "Die Chronolithen", der 2001 auf der New York Times Bestenliste stand. Neben zahlreichen Nominierungen wurde er mehrfach für seine Romane ausgezeichnet, unter anderem mit dem "Philip K. Dick Award" 1994, dem "John W. Campbell Award" 2002 und dem "Hugo Award" 2006.
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