Kirchengänger - ja oder nein?

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  • Nur als kulturell interessierter Tourist und vornehmlich in italienische Kirchen. :-)
    Ich bin zwar gläubig, brauche dazu aber keine Kirche, und vor allem niemanden, der mir erzählt, was ich glauben und wie ich Gottes Wort verstehen soll.

    Worte sind Waffen. Wenn Ihnen etwas ganz stark am Herzen liegt, legen Sie Ihre Waffe an und feuern. (James N. Frey)

  • Bei mir ist es phasenweise. Es gibt Zeiten, da gehe ich regelmäßig jeden Sonntag - und dann wieder Phasen, wo ich fast ein Jahr gar nicht gehe.
    In die Osternacht und Heilig Abend gehe ich aber eigentlich immer, auch wenn ich den Rest des Jahres nicht gegangen bin.
    Für mich sind Ostern und Weihnachten christliche und auch kirchliche Feste... und auch wenn ich den Rest des Jahres nicht gehe, so besinne ich mich an diesen Tagen dann doch darauf. Für mich ist nicht unverständlich, dass viele an diesem Tag gehen, wenn sie es sonst nicht tun. Ich finde es gut, dass man sich wenigstens dann darauf besinnt, dass es christliche Feiertage sind. Denn genau genommen müssten man, wenn man mit dem Christentum nicht viel am Hut hat, auch Weihnachten gar nicht feiern.

    :lesend
    If you can read, you can empathize, luxuriate, take a chance, have a laugh, hit the road, witness history, become enlightened, turn the page, and do it all again
    Oprah Winfrey

  • Ich betrete Kirchen nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt, etwa wenn Freunde meinen, sie müssten unbedingt kirchlich getraut werden - und diese Leute kein Verständnis dafür haben, wenn ich erst nach der kirchlichen Trauung dazu stoße. Ich bin während der vergangenen Jahre mehrfach gefragt worden, ob ich nicht Pate oder kirchlicher Trauzeuge sein wollen würde, musste die Anfragen aber abschlägig bescheiden. Der netteste Kirchenbesuch, an den ich mich erinnern kann, war Mitte der Neunziger in New York. Den Sakralbau hatte man inzwischen in eine Discothek umfunktioniert. Meines Wissens gibt es diese Disco aber inzwischen auch nicht mehr. Sie hieß "Limelight" und wird derzeit wohl in einen Shop umgebaut.

  • Ich hab mir vor 10 Jahren ja geschworen, nie wieder einer kirchlichen Trauung beizuwohnen. Ein Paar aus dem persönlichen Umfeld des Gatten hat katholisch geheiratet. Er Kirchenmusiker, sie engagiert in der Jugendarbeit. Getraut hat sie ein befreundeter Priester.


    Sack und Asche, diese Veranstaltung hat geschlagene anderthalb Stunden gedauert! Ich dachte, das hört nimmer auf. Selbst Gott der Herr dürfte dabei schon die Geduld verloren haben: "Ist ja schon gut, Kinder, ihr seid verheiratet!".


    Gerade weil das Brautpaar so bekannt in der Kirchengemeinde war, fühlte sich jeder bemüßigt, etwas Persönliches zu der Trauung zu sagen, zu musizieren, was vorzuführen etc. Das ganze stand auch noch unter dem Motto "Der kleine Prinz", den ich auf den Tod nicht verknusen kann.


    Mein heutiger Ex-Schwager und ich hätten uns liebend gern verpisst, aber wir haben es uns einfach nicht getraut. Es wäre auch recht respektlos gewesen.


    Im Sommer hat dann eine Nichte kirchlich geheiratet. Evangelisch. Und ich konnte mich nicht drücken. Die Zermonie ging flott! Ich war entzückt. Nur die Sängerin war ... öh ... naja.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Vandam,


    ich war einmal auf einer ökumenischen Trauung, bei der beide Brautpartner in ihrer jeweiligen Gemeinde stark engagiert waren - er in der Jugendarbeit, sie als Gemeindehelferin. Du ahnst sicher, was uns also von den Gemeindeschäfchen erwartete: Fürbitten, Lesungen, Chor, Band, Einzelsänger - einfach ALLES!


    Die Trauung dauerte geschlagene ZWEIEINHALB Stunden. Nach 1,5 Stunden begann mein Magenknurren... und ab der 2. Stunde mußte ich wirklich DRINGEND mal für kleine Flederkatzen.


    Frag nicht. :grin

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich sach ja: Alle Übertreibung ist von Übel. Und alles, was lange dauert - außer Urlaub - macht mich irgendwann extrem unruhig.


    In dem Fall war es ja weder "die Kirche" noch der Glaube meiner Mitmenschen, der mir/uns Unbehagen bereitete, sondern die schiere Länge der Veranstaltung. Und dass ich mangels Vertrautheit mit dem Ritus gar nicht abschätzen konnte, wie lange das noch geht.


    Da beneide ich einen geschätzten Kollegen um sein Talent, so dezent verschwinden zu können, dass man meint, er ginge nur mal schnell aufs Klo. Dabei kommt er einfach nicht mehr wieder. Das ist nicht nur in stinklangweiligen Meetings praktisch. Das Talent hätte man hier auch gut gebrauchen können.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • Zitat

    Original von Tom
    war Mitte der Neunziger in New York. Den Sakralbau hatte man inzwischen in eine Discothek umfunktioniert. Meines Wissens gibt es diese Disco aber inzwischen auch nicht mehr. Sie hieß "Limelight" und wird derzeit wohl in einen Shop umgebaut.



    Stimmt, die Kirche hat mir seinerzeit auch sehr zugesagt !!!

  • Als Kind und Jugendliche war ich im Dorf Ministrantin und bin jeden Mittwoch Abend und Sonntags in der Kirche gewesen.
    Danach wollte ich einfach nicht mehr so oft. Der Zwang, den meine Mutter da versucht hat auf mich auszuüben, den wollte ich loswerden. Das war ein Kampf.
    Ich gehe jetzt nur noch ab und zu. Wenn z. B. eine Familienfeier ist, Festtage oder ich das Gefühl habe, dass ich jetzt einfach mal wieder möchte.

  • Zitat

    Original von janda
    Denn genau genommen müssten man, wenn man mit dem Christentum nicht viel am Hut hat, auch Weihnachten gar nicht feiern.


    Sehe ich anders. Gerade solche Feiertage sind in vielen Familien lange nicht mehr christlich geprägt, und grundsätzlich finde ich da nichts schlimmes dran. Warum auch? Ich bin gottlos, und ich höre mir zu Weihnachten zwar gerne Märchen an, aber vorzugsweise nicht aus der Bibel. Weihnachten ist mittlerweile für viele einfach ein kultureller Feiertag, der dazu gehört (warum auch nicht), ich finde da nichts schlimmes dran, dass das Christentum da allemal als Wurzel herhalten muss. Jeder wie er mag.
    Für mich ist dieser Feiertag eine Möglichkeit mal die ganze Familie auf einem Haufen zu sehen (allzuoft leider die einzige im Jahr), an der ich sogar großen Gefallen finde, seit wir aus dieser Kauf- und Schenkwahnmaschinerie ausgebrochen sind. Ich denke vielen Familien geht es da ähnlich. Das ist eine tolle Sache. Die Wurzel dahinter ist mir ehrlich gesagt ziemlich egal, weil ich auch keinen Grund dafür sehe, mir die bewusst machen zu müssen.

  • redator, dann machs wie Tom und feiere "Nur ein schönes Fest". Weihnachten heißt so, weil es die durch das christliche Fest geweihte Nacht ist, die wir feiern.
    Grundsätzlich frage ich mich aber auch, warum solche Tage Feiertage sein sollen für Leute, die das Fest "hassen" oder sonst nichts damit anfangen können.


    Der Zusammenhang zwischen Märchen und Bibel kommt hier etwas mißverständlich rüber. Ich nehme an, Du meintest Du liest Märchen und keine biblischen Texte. ;) ... Wobei nicht gesagt werden soll, dass das Buch der Bücher nicht auch das Genre Märchen beinhaltet, doch dies im Alten Testament in Zusammenhängen, die Weihnachten eher nicht gelesen werden.

  • Ich betone ausdrücklich, dass ich nicht Weihnachten feiere. Ich besuche am 24.12. meinen Vater, weil "alle anderen" an dem Tag auch zu ihren Familien gehen. Und da muss ja nicht er alleine daheim sitzen. Wir essen was, lesen die Post der Auslandsverwandten, die zum Jahreswechsel schreiben, diskutieren und tratschen, dass manchen in Politik und Wirtschaft die Ohren klingeln müssten. Das war's.


    Es ergibt sich zwangsläufig, dass Freunde und Familienmitglieder zu der Zeit frei haben und für Treffen verfügbar sind. Und so gibt's halt doch die eine oder andere Feier.

    Und was die Autofahrer denken,
    das würd’ die Marder furchtbar kränken.
    Ingo Baumgartner

  • @Licht:
    Naja, wie gesagt, wir schenken nichts, wir unternehmen nichts besonderes. Wir treffen uns Weihnachten alle zu Hause, essen gut und verbringen einfach bisschen Zeit miteinander. Insofern ist Weihnachten für mich eine Art Sit-In. Nicht mehr, aber auch nicht weniger, und ich bin dankbar dafür, dass es das gibt. Aber ich versteht halt trotzdem nicht so recht, warum ich dazu irgendwelche Christlichkeiten Heucheln sollte, die mir persönlich auch den Rest des Jahres wurscht sind. Und ich weiß auch nicht, warum man dieses Familienfest nur feiern dürfen sollte, wenn man den christlichen Wurzeln gedenkt. Ich meine, ich akzeptiere und weiß das es dieses Fest ohne Christen sicherlich nicht gäbe. Dafür bin ich dankbar, weil es schön ist.
    Aber wenn dieses Fest nun ein Überbleibsel irgendeiner alten politischen Maßnahme wäre, würde ich das genauso ok finden. Mir ist egal wo es herkommt, ich freu mich einfach dass es das gibt, und ich will das so gestalten, wie meine Familie und ich es für richtig halten..


    Mit Märchen, meine ich die Geschichten um Jesus. Da will ich aber eigentlich nicht näher drauf eingehen an dieser Stelle. Ich weiß dass es ihn wohl gegeben hat, und dass er sicherlich ein ganz ausgefuchster Mensch war, der möglicherweise genau wusste was er wollte. Was da sonst noch jemand hineininterpretieren mag sei jedem selbst überlassen, das will ich gar nicht weiter zerreden.


    Liebe Grüße
    Aj

  • redator ich finde es reichlich unverschämt, wie Du hier Texte diskreditierst, die kulturprägend sind, wie Du selbst schreibst.
    Ich dachte, ich hätte Dir eine Brücke gebaut, Deine Unverschämtheit selbst zurückzunehmen...


    Ich habe kein Problem damit, dass Du schreibst, Du kannst mit den Texten, dem Glauben und den Festen nichts anfangen. Dies wiederholt als Märchen zu bezeichnen empfinde ich als unnötige Provokation!

  • Ich hab das mitbekommen, dass du diese Brücke schlagen wolltest. Aber um ehrlich zu sein, war mir das etwas zuwider. Ich weiß selber, was ich schreiben wollte, und brauche ehrlich gesagt niemanden, der die Worte so verdreht, dass sie besser in dessen Bild passen.


    Nichts liegt mir ferner, als damit irgendwen zu diskretitieren. Wie ich schon schrieb, ich habe kein Problem damit, wenn Leute an Gott glauben und meinetwegen auch an die Bibel. Mit der Kirche als Institution habe ich sehr wohl ein Problem (diskretitiere ich damit auch irgendwen, schließlich war die auch äußerst kulturprägend? Dann tut es mir leid, ist aber schlicht und ergreifend meine Meinung.) .
    Ich glaube an die Evolution. Die wird auch oft genug als "modernes Märchen" abgetan, auch wenn sie recht gut belegbar ist. Wenn ich mich davon provozieren lassen würde, wäre das schlicht mein Problem. Aber ich bin von meinem Glauben überzeugt, von daher ficht mich das, was andere sagen relativ wenig an. Wie soll eine Einzelmeinung an meiner Weltanschauung kratzen, wenn die standsicher ist?
    Und meine Einzelmeinung ist die obige (nein, ich schreibe es dann jetzt halt kein drittes Mal). Ich stehe dazu, und bisher konnte mir die halt noch keiner glaubhaft widerlegen.
    Auf der anderen Seite kann ich diese doch genausowenig beweisen, und nicht läge mir ferner, als das überhaupt anzustreben. Wie gesagt, jedem das seine.
    Weitere Diskussionen dazu sollte man dann vielleicht eher ins entsprechende Unterforum verlegen falls Bedarf besteht. Aber von meiner Seite ist eigentlich alles gesagt. Das das jetzt in diese Grundsatzdiskussion hier ausartet war jedenfalls nicht mein Ziel. Ich wollte nur schreiben, dass ich nicht der Meinung bin, dass Weihnachten nur für Christen da ist.


    Schönen Abend noch
    Aj


    edit: Bevor ich falsch verstanden werde, habe ich einen kleinen Nebensatz hinzugefügt: Nein, ich glaube nicht, dass der Glaube an die Evolutionstheorie gleichzusetzen ist mit dem glauben an eine höhere Macht

  • ich gehe recht häufig in eine Kirche, allerdings meist ausserhalb der Gottesdienste.
    Ich zünde auch gerne mal eine Kerze an, das gibt es ja inzwischen, Gott sei dank, auch wieder in evangelischen Kirchen.

  • Zitat

    Original von bluenightowl
    ich gehe recht häufig in eine Kirche, allerdings meist ausserhalb der Gottesdienste.
    Ich zünde auch gerne mal eine Kerze an, das gibt es ja inzwischen, Gott sei dank, auch wieder in evangelischen Kirchen.


    Gab es das wohl eine zeitlang in evangelischen Kirchen nicht? Und weißt du zufällig wie lange das in etwa war? Oder weiß jemand anderes etwas darüber? Ich wusste gar nicht, dass es das nur in katholischen Kirchen gab. Wieder was gelernt...

  • Der evangelische Glaube hat sich ja aus dem katholischen entwickelt, Luther war ja Mönch. Aber er hat aus dem Gottesdienst die ganzen Äußerlichkeiten entfernt und die Bibel (bzw. deren Auslegung) in den Mittelpunkt gestellt.


    Mit dem Anzünden von Kerzen meint bluenightowl (berichtige mich, wenn ich falsch liege) sicher diese kleinen Opferkerzen, die man eben vor allem in katholischen Kirchen findet. Ein großer Kerzenständer, oft vor einer Marienfigur, wo man 50 Cent einwirft und dann eine dieser kleinen Kerzen anzünden darf.
    Das soll dann ein Zeichen für das Gebet sein. Man macht das oft zum Andenken an verstorbene Personen oder eben wenn man ein bestimmtes Anliegen hat.


    Und das ist eben einer der Bräuche, die es im Evangelischen nicht mehr gibt, soviel ich weiß, da es ziemlich viel Ähnlichkeit mit heidnischen Opfergaben hat. Zumindest habe ich in keiner evangelischen Kirche in meiner Gegend so etwas gesehen.