Will Gatti - Diebe! (engl. Daniel Finn - Two Good Thieves) (ab 15)

  • Über den Autor
    Will Gatti, 1949 geboren, arbeitete in vielen unterschiedlichen Berufen - u. a. als Lagerarbeiter auf den Docks von Bordeaux, als Dekorateur und LKW-Fahrer -, bevor er Lektor für Kinderbücher wurde. Er lebte einige Jahre an der Westküste Irlands, wohin er noch heute jeden Sommer zurückkehrt.


    Gleich vorweg: „Diebe“ ist kein Kinderbuch und auch nichts für zartbesaitete Jugendliche und Erwachsene. Bei Amazon wird es ab 12 empfohlen und das halte ich definitiv für zu früh.


    Rasant und schonungslos wird aus dem Leben von zwei fiktiven Waisenkindern erzählt, die in einer namenlosen südamerikanischen Großstadt leben. Zusammen mit anderen Kindern übernachten sie bei Fay, die sie zu Dieben erzieht. Nur wenn sie genug stehlen, schweigen und ihr gehorchen, dürfen die Kinder bleiben. Baz wurde nach dem Ort benannt, an dem sie gefunden von Fay gefunden wurde und ihr Partner Demi möchte gerne in jeder Hinsicht doppelt so groß werden, wie er momentan ist. Die beiden sind ein gutes Team, flink, für ihre Opfer unsichtbar und geschickt. Aber eines Tages stiehlt Demi statt Geld etwas anderes und bringt sich und andere damit in Lebensgefahr…


    Will Gatti beschreibt das Leben in dem Ghetto namens Barrio (dt. Nachbarschaft), wo es keine Straßennamen gibt und ein Mann namens Mr. Moro den Ton angibt. An ihn müssen alle Schutzgelder zahlen und nachdem Demis heiklem Diebstahl sind auch, aber nicht nur, Mr. Moros Konsorten hinter ihm her. Baz und Demi leben in einer Welt, in der echte Freundschaften sehr dünn gesät sind, Hilfe und Vertrauen Menschenleben kosten können.


    Baz träumt von einer Familie, etwas, das sie selbst nie kennenlernen durfte. Gemeinsam mit Fay träumt sie manchmal davon, dass sie in den unbekannten Norden gehen würden, wenn sie eines fernen Tages genug Geld beisammen haben. Fays Name soll vermutlich an Fagin aus dem Roman „Oliver Twist“ von Dickens erinnern, der einige Kinder um sich gescharrt hat, die er zu Dieben macht. Auch Fay ist die Drahtzieherin hinter den Diebstählen der Kinder, ist aber deutlich jünger als Fagin und birgt ein eigenes dunkles Geheimnis in ihrer Vergangenheit, das sie hart gemacht hat und manchmal auch bitter. Über ihre Vergangenheit hätte ich gerne mehr erfahren. Demi bleibt als Figur leider ein wenig blass und schablonenhaft, vielleicht deshalb, weil seine Gedanken und seine Vergangenheit im Dunkeln bleiben. Er ist ein jugendlicher Draufgänger, der jedoch meist kühl kalkuliert und sich der Risiken bewusst ist. Ein großes Mundwerk, hinter dem sich sehr gut versteckt ein weiches Herz verbirgt.


    Die erste Hälfte des Romans las sich etwas zäh, was weniger an der Geschichte selbst lag, als an dem gewollt fehlerhaften Englisch. Ein Beispiel von Seite 116: „You better off if you be a little more like Baz. She don´t bother me some like you.” Die zweite Hälfte des Romans ist so rasant, dass die Seiten nur so dahinflogen. Will Gatti gönnt seinen Figuren und Lesern keine Verschnaufpause mehr bis hin zum glaubwürdigen Ende.


    Fazit: Kein Kinderbuch, sondern ein sehr realistischer Jugendroman, der einen Einblick in das Leben in Südamerika bietet. Der Autor beschreibt schonungslos die Zustände in südamerikanischen Armenvierteln, statt Disney-Romantik herrscht hier knallharte Realität.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich habe die englische Ausgabe gelesen, die nicht unter Will Gattis richtigem Namen erschien, sondern unter dem Pseudonym Daniel Finn.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Ich durfte das Buch aufgrund der Leserunde lesen. Erst nachdem ich das Buch gewonnen habe, habe ich gelesen, dass es sich hier um ein Jugendbuch handelt. Normalerweise les ich sowas eher weniger und bin daher auch etwas skeptisch an das Buch herangetreten.


    Wie wir aber auch mehrmals während der Leserunde feststellen musste, ist das Buch ziemlich hart für ein Jugendbuch. Es beschreibt die schlimmen Zustände im Armenviertel, wie jeder ums Überleben kämpft und keine Rücksicht auf andere nimmt.


    Mir hat das Buch sehr gut gefallen und ich werd es auch an meinen Neffen weitergeben.


    Danke noch mal an Wolke und den Verlag, dass ich dieses Buch lesen durfte!

    Ein Raum ohne Bücher ist ein Körper ohne Seele.
    - Cicero


    :lesend Harlan Coben - Ich vermisse dich

  • Diebe spielt in den Slums Südamerikas.
    Will Gatti hat seinen Roman sehr realistisch geschrieben.
    Demi und Baz sind die Hauptpersonen, sie sind in einer Gruppe die vom Diebstahl leben. Demi fühlt sich als Meisterdieb und ist oft leichtsinnig. Baz ist ruhiger und hofft eigentlich auf ein besseres Leben und sie kämpft für ihre Freunde.
    In dem Barrio gilt das Leben nicht viel. Es gibt koruppte Polizisten und skrupellose Schläger.


    Auch das Ende ist realistisch, zwar ein kleines Happy-End, aber es bleiben einige Fragen offen.
    Ich habe das Buch richtig gerne gelesen.

  • Ein Slum, irgendwo in Südamerika. Dort leben die Straßenkinder Demi und Baz. Mit ein paar wenigen Menschen, die es gut mit ihnen meinen, schlagen sie sich als Taschendiebe durch das Leben. Bis sie eines Tages "den großen Fang" machen - aber leider beklauen sie die falsche Frau...
    Eine rasante Jagd beginnt... das ist der Roman. Hinter der Geschichte steckt die Realität in den Slums auf der ganzen Welt. Millionen von Kindern teilen das Schicksal von Baz und Demi, sind auf der Suche nach Liebe, nach Halt, nach Familie. Kämpfen jeden Tag um das nackte Überleben.
    Das Buch trägt das Etikett "Jugendbuch". Was ich so nicht ganz unterschreiben kann - die Story ist heftig, schonungslos erzählt. Das gibt ihr die gute Qualität, ist aber für ein junges Lesepublikum u. U. nicht geeignet. Als Buch jedenfalls nicht - ich würde mir wünschen, dass die Story auf die Leinwand bekommt.
    Mein Fazit: eine bedrückende Geschichte, in der immer wieder Hoffnung aufglimmt. Realistisch erzählt, rasante Sprache. Lesenswert. Beeindruckend.
    Danke, dass ich testlesen durfte!

  • Ich habe das Buch auch gewonnen und im Rahmen der LR gelesen. Es ist kein Buch, das ich mir selbst einfach aussuchen würde, dafür spricht es mich zu wenig an und der Schreibstil war mir dann doch zu jugendhaft. Aber die Story hat mich doch irgendwann gepackt und interessiert und auch Baz und Demi mochte ich sehr.


    Die Schilderung der Slums und der Situation war zwar sehr hart für ein Jugendbuch, aber dafür eben auch sehr glaubwürdig, was mir wiederum sehr gefallen hat.


    Das Buch bekommt von mir 7-8 Punkte.


    Danke nochmal an den Verlag für die Aktion und an Wolke fürs Auslosen :grin

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  • Ein Jugendbuch ( und ich würde es auch so frühestens ab 13 Jahren empfehlen ), das es in sich hat.
    Erzählt wird die Geschichte von Baz und Demi, zwei Fast-noch-Kindern aus den Slums einer südamerikanischen Großstadt. Sie (über)leben als Diebe in einer Gruppe von weiteren Kindern und Jugendlichen.
    Knallhart und sehr realistisch beschreibt der Autor diesen täglichen Kampf auf den Strassen der Slums.


    Das Buch erinnert wirklich von der Story und auch der Sprechweise ( kannste, willste, machste ) an Oliver Twist. Genau dieser Slang hat mich teilweise etwas genervt, ich finde dies zum Lesen nicht sehr angenehm. Obwohl es natürlich authentisch rüberkommt.


    Sehr bedrückend waren auch die Beschreibung der Müllberge und die doch allgegenwärtige Hoffnungslosigkeit. Zum Glück gab es auch ein paar wenige Lichtblicke in Bezug auf Menschen und Menschlichkeit - und auch das Ende vermittelt eine optimistische Zukunftsaussicht, zumindest die Möglichkeit dazu.


    Das Buch bekommt von mir 8 von 10 Punkten.


    Ich bedanke mich beim Verlag dafür, dass ich testlesen durfte. :-)

  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Das Buch erinnert wirklich von der Story und auch der Sprechweise ( kannste, willste, machste ) an Oliver Twist. Genau dieser Slang hat mich teilweise etwas genervt, ich finde dies zum Lesen nicht sehr angenehm. Obwohl es natürlich authentisch rüberkommt.


    Das fand ich jetzt überhaupt nicht schlimm.


    Kann sein, dass ich es schon schrieb, aber auf der Verlagsseite steht ja, dass es ab 14 Jahren empfohlen wird.

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Das fand ich jetzt überhaupt nicht schlimm.


    Kann sein, dass ich es schon schrieb, aber auf der Verlagsseite steht ja, dass es ab 14 Jahren empfohlen wird.


    Ich habe das nicht irgendwie altersbezogen gemeint und ich denke auch nicht, dass dieser Schreibstil gewählt wurde, weil es sich um ein Jugendbuch handelt.
    Meiner Meinung nach sollte dies ja so eine Art "Unterschichtslang" sein - was ja, wie gesagt, wahrscheinlich auch sehr authenitsch ist, mir aber des Lesespaß etwas verdorben hat.

  • baz und Demi sind Straßenkinder und kämpfen ums überleben. Im Barrio haben sie ihr zuhause gefunden die Mutter der Armen ist Fay. Jeder von den dreien hat seine Vergangenheit.


    Mit Diebe ist dem Auto ein beeindruckendes bedrückendes Buch gelungen.
    es ist ein Roman und doch denke ich das die Realität genau so aussieht.


    Mich hat das Buch sehr nachdenklich gemacht und hinterlässt einen bitteren Beigeschmack.


    Dieses Buch empfehle ich allen Menschen die auf hohem Niveau jammern.

  • Zitat

    Original von Rosenstolz


    Ich habe das nicht irgendwie altersbezogen gemeint und ich denke auch nicht, dass dieser Schreibstil gewählt wurde, weil es sich um ein Jugendbuch handelt.
    Meiner Meinung nach sollte dies ja so eine Art "Unterschichtslang" sein - was ja, wie gesagt, wahrscheinlich auch sehr authenitsch ist, mir aber des Lesespaß etwas verdorben hat.


    Ich hatte das nicht so gemeint, das waren eher zwei getrennte Aussagen. Zum einen wollte ich sagen, dass mich der Slang nicht gestört hat.


    Zum anderen wollte ich sagen, dass es auch vom Verlag ab 14 Jahren empfohlen wird, weil du meintest, du würdest es frühestens ab 13 Jahren empfehlen. (ich hatte den Teil von dir allerdings nicht mehr zitiert, darum kam es wohl falsch rüber).

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  • Hier meine Rezi:
    Weit ab von den kassenträchtigen Jugend- Fantasy- und Vampir- Geschichten ist Will Gatti mit „Diebe“ ein realistisches Großstadtmärchen aus einem der Barrios der südamerikanischen Metropolen gelungen. Mit dem Mädchen Baz beschreibt er nicht nur eine sympathische und pfiffig-gerissene junge Diebin, die eigentlich nichts weiter will, als die Vertrautheit einer kleinen Familie. Er geht auch die mafiösen Strukturen in den Vorstadtslums ein und auf die vielen Kinder, für die Kleinkriminalität oft die einzige Möglichkeit ist, um an etwas Geld, Essen oder ein Dach über dem Kopf zu kommen. Dass Schule oder gar Ausbildung dabei meist auf der Strecke bleiben, gehört zur tragischen Logik eines solchen Lebens. Mit einer spannenden Story und authentischen Dialogen in der Sprache der Jugendlichen ist Gatti ein mitreißendes Jugendbuch vom täglichen Kampf ums (Über)Lebenswerte im Großstadtdschungel gelungen.

  • Baz und Demi sind Straßendiebe. Sie wohnen bei Fay, die auch anderen Kindern für ihr schnell verdientes Geld Unterkunft bietet. Das Leben der beiden ist hart und risikoreich, doch die Kinder mögen die Gefahr und fordern das Schicksal jeden Tag aufs Neue heraus. Auch Fay nutzt die Kinder total aus und opfert sie kaltblutig, wenn sie nur irgendwo Gefahren wittert.
    Baz und Demi scheinen das Glück gepachtet zu haben, bis Demi die Ehefrau des mächtigsten Mannes der Stadt bestiehlt. Die Kinder werden von der Polizei und den Beschützern des Slums gesucht und auch Fay gerät in Schwierigkeiten. Ein Wettlauf um Leben oder Tod beginnt.
    Schonungslos und realistisch beschreibt der Autor das Leben in südamerikanischen Slum Barrio. Leicht verständlich und schlicht schildert er die Bilder des täglichen Kampfes ums nackte Überleben. Diese Geschichte ist am Leben orientiert, fasziniert und erschreckt zugleich. Zum Glück es scheint nicht alles verloren zu sein: Das Ende des Buches lässt sogar ein bisschen Hoffnung für eine bessere Zukunft zu.
    Auf jeden Fall lesenswert.

  • Ich durfte diese Buch im Rahmen einer Testleserunde lesen.
    Die Geschichte von Baz und Demi, Dieben in einer südamerikanischen Großstadt, wird sehr eindrucksvoll beschrieben. Die Beiden leben bei Fay, die eine Diebesbande von Jugendlichen bei sich wohnen hat. Doch dann stiehlt Demi die falsche Person - und das Leben der Beiden ändert sich von einem auf den anderen Tag...


    Diese Jugendbuch ist sehr realistisch geschrieben. Es zeigt den Alltag der Kinder, die sich nichts mehr als eine Familie und ein normales Leben wünschen, welches ihnen aber verwehrt wird. Immer auf der Flucht vor der Polizei, und vor dem "Müllberg", müssen sie täglich um ihr Überleben kämpfen. Und dabei sind nicht alle "Freunde" wirklich ihre Freunde...
    Ein sehr interessantes Buch, wobei ich bei einigen Szenen schlucken musste. Für mich 8 von 10 Punkte! :wave

  • Dank der Auslosung zur Leserunde habe ich das Buch "Diebe!" lesen können. Mir hat der Schreibstil sehr gut gefallen, auch die Umgangssprache hat mich nicht weiter gestört.
    Die Beschreibung des Lebens in den Slums hat mich sehr mitgenommen, zumal sie mir sehr Realitätsnah erscheint.
    Zum ersten Mal bin ich in der Literatur so direkt in "Müllberge" einbezogen worden.
    Besonders gut aber haben mir die Schilderungen der beiden Hauptpersonen Demi und Baz gefallen. Mit ihren unterschiedlichen Einstellungen zum Leben und der Zukunft, zu sozialen Gefügen (auch familienähnlichen), zu Freundschaft und materiellen Werten erscheint mir dieses Jugendbuch auch sehr geeignet, in der Sekundarstufe als Lektüre im Deutschunterricht zu besprechen. Ich glaube, gemeinsam entdeckt man noch viele Details mehr.


    Schönes Jugendbuch, vielen Dank nochmals, ich habe es gerne gelesen!


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler