Generation Kill

  • Kuwait und Irak, März bis April 2003, der Journalist Evan Wright begleitet "embedded" ein Platoon von Marines des First Recon Aufklärungsbataillons in den ersten Wochen der Invasion in den Irak. Der Verlauf der Invasion ist bekannt, innerhalb von wenigen Wochen hat das amerikanische Militär im "Blitzkrieg"-Stil die irakische Armee besiegt, deren Soldaten sich oftmals kampflos ergeben haben, Bagdad erreicht und den Irak besetzt. Evan Wrights Artikel erschien zunächst im "Rolling Stone" Magazine und wurde von ihm später zu einem Buch erweitert, auf dem die gleichnamige siebenteilige Mini-Serie "Generation Kill" beruht.


    Der wesentliche Unterschied zwischen Buch und Serie ist die Perspektive aus der der Zuschauer oder Leser die Handlung erfährt. Journalist Evan Wright lässt Erläuterungen und Informationen zur Verständniserklärung von Anfang an in sein Buch einfließen. Er hatte die Möglichkeit mit Offizieren zu sprechen und bis zur Veröffentlichung seines Artikels für das Magazin "Rolling Stone" gab es genügend Informationen zum Verlauf der Invasion. Die Mini-Serie "Generation Kill" setzt kurz vor Ankunft von Evan Wright bei den Marines ein und beschreibt im Wesentlichen das, was Wright selbst miterlebt hat, aber aus der Perspektive und auf dem Informationsstand der Marines zu diesem Zeitpunkt.


    Recon(naissance) Marines sind von Ausbildung und Jobbeschreibung hochspezialisierte und sehr gut ausgebildete Soldaten, die zur Aufklärung in kleinen Gruppen hinter feindlichen Linien arbeiten und Information sammeln, um diese an die militärische Führung weiterzuleiten oder auch als Scharfschützen-Teams, um gezielt Gegner auszuschalten. Recon Marines werden normalerweise nicht als Bodentruppen zu Gefechten eingesetzt. Nach Planung des US-amerikanischen Oberkommandos sollte die Invasion mit einem "relativ kleinen" militärischen Kontingent durchgeführt werden und für diese war das First Recon Batallion ausgewählt worden, als "shock troops" / Speerspitze zu dienen.


    In der ersten Episode, "Get Some", wird der Zuschauer direkt in die Handlung hineingeworfen, militärische Begriffe werden ohne Erläuterung verwendet* und die Marines in ihren identischen Uniformen, kurzgeschorenen Haaren und oft mit Kopfbedeckung sind für einen Außenstehenden zunächst kaum auseinanderzuhalten. (* Es gibt ein der DVD beigefügtes Booklet, betitelt "Basic Training", in dem der Aufbau eines Platoons und seitenweise militärische Akronyme und Insider-Jargon erläutert werden).


    Diese ursprüngliche Unüberschaubarkeit für den Zuschauer und das langsame Kennenlernen der Charaktere war von den Produzenten von "Generation Kill" auch genau so beabsichtigt, wie wir aus dem Audiokommentar erfahren, wie der Zivilist Evan Wright die Situation erlebt hat, aber auch wie ein Marine es erleben kann, der neu in ein Platoon kommt und sich in der Hackordnung zurechtfinden und Respekt erst verdienen muss.


    Produzenten und Drehbuchschreiber von "Generation Kill" sind David Simon und Ed Burns, die Macher von The Wire. Da ich den Stil von David Simon und Ed Burns kenne und sehr schätze, war es vielleicht für mich als Zuschauer etwas einfacher, mich auf diese anfängliche unübersichtliche Situation einzulassen, da ich wusste, das sich das Bild nach und nach zusammenfügen würde. Die erste Episode habe ich aber direkt zwei Mal nacheinander gesehen, um in die Handlung hineinzufinden.


    Nach wochenlangem Warten im Camp Matilda in Kuwait sind viele Marines froh, dass es "endlich losgeht". Am ersten Tag unterwegs im Irak sind einige der Marines sogar enttäuscht, dass sie noch nicht in Kampfhandlungen verwickelt waren, ihre Waffe noch nicht im Ernstfall abfeuern und einen Iraker töten konnten, sozusagen als Initiation ein "richtiger" Marine zu sein. Als sie schließlich in Gefechtssituationen sind, wirkt es bei einigen so, als wären sie in Echtzeit in einem Computerspiel gelandet. Schießen, und dass "Figuren" bluten und umkippen, nehmen sie zunächst kaum anders als die animierte Handlung eines Ballerspiels wahr. Die meisten Marines der niedrigen Dienstgrade sind um die zwanzig, viele kommen aus armen und/oder zerrütteten Familien, und sind, wie Evan Wright es in seinem Buch bezeichnet, "the first generation of disposable children". Viele dieser jungen Marines sind sich dessen auch bewusst und ihre Grundeinstellung ist ziemlich zynisch. Sie erwarten, von ihrer Regierung belogen zu werden. Politik und die Rechtmäßigkeit dieses Einsatzes im Irak ist für viele kein Thema. Das Militär ist für sie ein Job und für viele auch ein Familienersatz.


    Der Irakkrieg ist von Beginn an von irakischer Seite Guerillakampf, selten gibt es Gefechte der amerikanischen Truppen mit regulären irakischen Truppen. Jederzeit können die amerikanischen Soldaten aus umliegenden Häusern beschossen werden, oder eine am Straßenrand deponierte Bombe kann explodieren. Nach einem Angriff verschwinden die irakischen Kämpfer wieder unter der Zivilbevölkerung. Wenn es keinen klar erkennbaren Feind in Uniform gibt, ist es für die amerikanischen Soldaten dementsprechend oftmals schwer, die Lage einzuschätzen und dies führt zu zivilen Opfern.


    "Winning Hearts and Minds" war schon in Vietnam der Slogan, aber wie in Vietnam war dies auch im Irak früh zum Scheitern verurteilt, da durch Fehleinschätzungen der Befehlshabenden, die Erwartungen der irakischen Bevölkerung, die sich auf die Hilfe der Amerikaner verlassen wollten, oftmals enttäuscht wurden. In den Platoons vor Ort sieht man den Handlungsbedarf anders, als es die Offiziere in der weit entfernten Kommandozentrale tun, die ihre "Strategie" verfolgen. Das Militär ist hierarchisch strukturiert und die Marines vor Ort müssen ihre Befehle befolgen, obwohl sie vielleicht nicht damit einverstanden sind. In einer dieser Situationen sagt der Lieutenant zu dem Reporter, "Tell it like you want to, I won't stop you." "Generation Kill" zeigt nur einen Ausschnitt von einigen Wochen von einem Krieg, der sich zu einem Guerillakrieg ausgedehnt hat und nach 7 Jahren immer noch andauert. Bereits am Ende der ersten Wochen gibt es bei vielen der Beteiligten das Gefühl der Ernüchterung über das, was sie erlebt haben.


    "Generation Kill" hat keine belehrende Antikriegsbotschaft, noch gibt es blütenweiße Helden oder patriotische Verherrlichung oder Rechtfertigung dieses Krieges. Die Sprache der Marines ist oft vulgär, das Verhalten scheint rassistisch. Im Laufe der Episoden zeigt "Generation Kill", wie diese ersten Wochen der Invasion für diese Gruppe von Marines verlaufen sind und überlässt es dem Zuschauer, sich selbst eine Meinung zu bilden.


    Militärische Berater bei den Dreharbeiten waren drei Marines, die in dem beschriebenen Platoon bei der Invasion dabei waren, einer dieser Marines spielt sich selber. Das erklärte Ziel von David Simon und Ed Burns ist es, spezifische Gruppen so darzustellen, das sich diese in der Wirklichkeit wiedererkennen. Es gab vor Ausstrahlung auf HBO eine Preview von "Generation Kill" in Camp Pendleton in Kalifornien, einer der größten Militärbasen in den USA, und auf Amazon.com und anderen Websites gibt es diverse Reviews und Kommentare, die von Soldaten oder Marines, ehemaligen oder noch aktiven, verfasst wurden. Die Meinung ist einhellig, dass die Darstellung von Ereignissen und Verhalten der Marines bis ins Detail realistisch ist.


    "Generation Kill" ist eine ernsthafte Darstellung der realen Situation, aber gleichzeitig auch ein Kriegs-"Roadmovie", mit vielen prägnanten Charakteren. "Generation Kill" ist sehr dialoglastig, sehr zynisch und daraus resultierend wiederum oft sehr witzig.



    Zehn Punkte



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  • Ergänzend zu "Generation Kill" ist "No End in Sight" von Charles Ferguson empfehlenswert. Die deutsche Fassung "Invasion der Amateure" lief bereits im WDR Fernsehen und auf phoenix.



    Amazon.com
    A staggering portrait of arrogance and incompetence, the documentary "No End in Sight" avoids the question of why the U.S. invaded Iraq in 2003, choosing instead to focus on the war's aftermath--and meticulously examine the chain of decisions that led Iraq into a grotesque state of lawlessness and civil war. Drawing from interviews with top generals, administration officials, journalists, and soldiers who were in the thick of the war itself, "No End in Sight" lays out a gripping story, as suspenseful as any Hollywood movie, accompanied by terrifying footage of firefights and explosions more vivid than any special effects. Unfortunately, there is no happy ending. If the documentary has a weakness, it's the shortage of voices trying to defend the administration policies (perhaps unsurprisingly, policymakers like Dick Cheney, Donald Rumsfeld, and Paul Wolfowitz declined to be interviewed). But the testimony (presented by administration insiders and officials in Iraq, both military and civilian) argues that, despite contrary analysis and experienced advice against its actions, the top brass of the Bush administration made decisions that aggravated already existing problems and created devastating new ones. "No End in Sight" builds its case one voice at a time and avoids the grandstanding that undercuts Michael Moore's work; instead, the gradual accumulation of simple facts--presented with weary resignation, earnest outrage, and restrained anger--results in a compelling condemnation of one of the worst blunders the U.S. has ever made.



    Product Description
    The first film of its kind to chronicle the reasons behind Iraq's descent into guerilla war, warlord rule, criminality and anarchy, NO END IN SIGHT is a jaw-dropping insider's tale of wholesale incompetence recklessness and venality. Based on over 200 hours of footage the film provides a candid retelling of the events following the fall of Baghdad in 2003 by high ranking officials such as former Deputy Secretary of State Richard Armitage, Ambassador Barbara Bodine (in charge of Baghdad during the Spring of 2003), Colonel Lawrence Wilkerson, former Chief of Staff to Colin Powell and General Jay Garner (in charge of the occupation of Iraq through May 2003), as well as Iraqi civilians, American soldiers and prominent analysts. NO END IN SIGHT examines the manner in which the principal errors of U.S. policy, the use of insufficient troop levels allowing the looting of Baghdad, the purging of professionals from the Iraqi government and the disbanding of the Iraqi military, largely created the insurgency and chaos that engulf Iraq today.



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  • Zitat

    Original von Rosenstolz
    Danke für die Rezi, das hört sich sehr interessant an.
    Aber leider ist die DVD auf englisch, und es gibt keine deutschen Untertitel bzw. deutsche Synchro, wenn ich das richtig sehe?


    Nein, bisher gibt es "Generation Kill" nur auf Englisch. "The Wire" von David Simon und Ed Burns läuft inzwischen in deutscher Synchronisation im Pay-TV, vielleicht gibt es ja dann in ein oder zwei Jahren auch eine Ausstrahlung im Free-TV oder eine deutsche DVD-Veröffentlichung.


    "Generation Kill" ist ja bedeutend kürzer mit nur sieben Episoden und vielleicht vom Thema etwas weniger "sperrig" als "The Wire", daher könnte ich mir vorstellen, dass es hier keine sechs Jahre bis zu einer deutschen Ausstrahlung / DVD-Veröffentlichung dauert.


    Ich würde trotzdem immer die OV empfehlen. OV schauen mit englischen Untertiteln wäre vielleicht eine Alternative?



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  • Zitat

    Original von Uta
    [quote]Original von Rosenstolz
    Ich würde trotzdem immer die OV empfehlen. OV schauen mit englischen Untertiteln wäre vielleicht eine Alternative?



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    Mal sehen. :-) Ich habe gelesen, dass sehr viele Insiderbegriffe hinsichtlich Soldaten (leben)/Krieg etc verwendet werden und dies zum Teil schwer zu verstehen ist. :gruebel

  • Wow Utachen, Deine Rezensionen sind das Warten stets wert. Toll! Und, weißt ja, mich hättest Du theoretisch längst überzeugt, doch schreckt mich der Preis noch ab für eine 7teilige Serie. Jedoch, ich bin nur am Abwarten auf einen vernünftigeren Preis mit einfacher Erhältlichkeit oder den persönlichen Reichtum, je nachdem, was früher kommt. :-]


    Jedenfalls klingt die Serie hochinteressant und ich möchte sie gerne haben irgendwann. Schön wie Du es auch wieder geschafft hast, "The wire" elegant unterzubringen. Nicht, daß wir je eine Chance hätten, diesen Namen zu vergessen. :lache

  • Zitat

    Mal sehen. :-) Ich habe gelesen, dass sehr viele Insiderbegriffe hinsichtlich Soldaten (leben)/Krieg etc verwendet werden und dies zum Teil schwer zu verstehen ist. :gruebel


    Ich lese andauernd Englisch und musste mir mit dem beiligenden Booklet auch einiges an militärischen Begriffen "erarbeiten".


    Ich hatte "Generation Kill" schon im März, direkt nach Erscheinen der DVD, gekauft und gesehen, war aber immer nicht dazu gekommen, die Vorstellung fertig zu schreiben.


    Soweit ich mich erinnern kann, gibt es auch diverse Untertitelsprachen: niederländisch, finnisch, ungarisch ... oder so. Falls Dir das was nützt, kann ich nachschauen, was da an Untertiteln tatsächlich im Angebot ist.

  • Zitat

    Original von Grisel
    Wow Utachen, Deine Rezensionen sind das Warten stets wert. Toll! Und, weißt ja, mich hättest Du theoretisch längst überzeugt, doch schreckt mich der Preis noch ab für eine 7teilige Serie. Jedoch, ich bin nur am Abwarten auf einen vernünftigeren Preis mit einfacher Erhältlichkeit oder den persönlichen Reichtum, je nachdem, was früher kommt. :-]


    Ich habe "Generation Kill" direkt dreimal hintereinander gesehen, die Mini-Serie ist ja kurz genug, daher waren es also 21 Folgen für den Preis.
    Und es ist doch bald Geschenkezeit?



    Zitat

    Jedenfalls klingt die Serie hochinteressant und ich möchte sie gerne haben irgendwann. Schön wie Du es auch wieder geschafft hast, "The wire" elegant unterzubringen. Nicht, daß wir je eine Chance hätten, diesen Namen zu vergessen. :lache


    Qualität wird sich irgendwann durchsetzen!

  • @ Uta:


    Danke für die Vorstellung. Hört sich ja schon sehr interessant an, obwohl ich ja gar nicht so der Militärtyp bin. Dank des Prohibitivpreises wird es bei mir wohl auch erst mal nur auf den Merkzettel kommen :wave


    Aber mal 'ne andere Sache: Was ist denn dieses ominöse Wire, über welches Ihr hier sprecht? Hab ich, glaube ich, noch nie gehört :gruebel


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  • Zitat

    Original von Uta
    Ich habe "Generation Kill" direkt dreimal hintereinander gesehen, die Mini-Serie ist ja kurz genug, daher waren es also 21 Folgen für den Preis.
    Und es ist doch bald Geschenkezeit?


    Das ist u.a. auch eine Sache des Prinzips, ca. EUR 70,00 für 7 Folgen sind weit über der Schmerzgrenze und ich habe leider auch weder reiche Freunde noch Verwandte.
    Abwarten hat sich noch immer ausgezahlt.


    Zitat

    Qualität wird sich irgendwann durchsetzen!


    Da siehst Du mal, wie knausrig ich bin. Für die Serie, aber in ihrer Gesamtheit, würde ich vielleicht soviel zahlen. Vielleicht!

  • Zitat

    Original von uert
    @ Uta:


    Danke für die Vorstellung. Hört sich ja schon sehr interessant an, obwohl ich ja gar nicht so der Militärtyp bin. Dank des Prohibitivpreises wird es bei mir wohl auch erst mal nur auf den Merkzettel kommen :wave.


    Kauf ein paar Bücher weniger, schon hast Du Geld für die DVD.


    Zitat

    Aber mal 'ne andere Sache: Was ist denn dieses ominöse Wire, über welches Ihr hier sprecht? Hab ich, glaube ich, noch nie gehört :gruebel


    Muss ich hier an die Öffentlichkeit gehen mit den Begriffen Sieb und Gedächtnis?
    Aber extra für solche traurigen Fälle habe ich ja vorsichtshalber noch mal den Link zu "The Wire" in die Vorstellung zu "Generation Kill" eingebaut.

  • Zitat

    Original von Uta
    Muss ich hier an die Öffentlichkeit gehen mit den Begriffen Sieb und Gedächtnis?


    Ach, vielleicht hüllen wir da besser das Mäntelchen des Schweigens drüber. Ich war mir halt nur nicht sicher, ob Du es schon mal erwähnt hattest.


    Zitat

    Original von Uta
    Aber extra für solche traurigen Fälle habe ich ja vorsichtshalber noch mal den Link zu "The Wire" in die Vorstellung zu "Generation Kill" eingebaut.


    Besser isses! Danke :zwinker


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  • Da steter Tropfen den Stein doch irgendwann höhlt - zumindest wenn ein Grundinteresse da ist *mich absicher* :grin - habe ich "Generation Kill" nun bestellt, vorige Woche. Leider ist es mal wieder mit dem Eselskarren unterwegs, deshalb rechne ich kaum noch mit einem Erhalt vor dem Wochenende. Irgendwann in diesem Leben wäre fein. :rolleyes

  • Du hast bestellt!



    Ich bin mir absolut sicher, dass "Generation Kill" Dir gefallen wird, sonst müsste ich mich schon arg verschätzen. Ich bin aber schon ganz gespannt, was Du sagen wirst, nachdem Du GK gesehen hast.


    Seit meiner Vorstellung hier von GK habe ich es auch nochmal gesehen, kann inzwischen einen Teil der Dialoge fast auswendig und am Sonntag habe ich etwa 20 mal "The Man Comes Around" von Johnny Cash gehört.



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  • Zitat

    Original von Uta
    Seit meiner Vorstellung hier von GK habe ich es auch nochmal gesehen, kann inzwischen einen Teil der Dialoge fast auswendig und am Sonntag habe ich etwa 20 mal "The Man Comes Around" von Johnny Cash gehört.


    Was hat Cashy John mit "Generation Kill" zu tun? Wobei mir einfällt, bin viel zu gut gelaunt, meine gleichnamige CD, "American IV", könnte ich auch wieder mal ausgraben.


    Und noch hat das Päckchen nicht seinen Weg zu mir gefunden. Ist schon seit Tagen überfällig. :cry


    Paßt, jetzt bin ich in der richtigen Stimmung für die vielleicht traurigste CD meiner Sammlung.

  • Charakteristisch in den Serien von David Simon und Ed Burns ist es, dass es keinen "Score", Musikuntermalung, gibt, die nur für den Zuschauer bestimmt ist. Mit Musikuntermalung kann die Stimmung des Zuschauers beeinflusst werden, kann ihm suggeriert werden, was er bei einer bestimmten Szene zu fühlen hat. Bezogen auf Filme mit Thema Krieg wirkt beispielsweise klassische Musik oder an Klassik angelehnte speziell komponierte Musik schnell pathetisch. In "Fahrenheit 9/11" von Michael Moore gab es eine Szene mit jungen Soldaten im Irak, die durch "Fire Water Burn" von The Bloodhound Gang unterlegt war, was dadurch dann aggressiv wirkte.


    Bei "Generation Kill" gibt es auch im Vorspann und Abspann keine Musik, Vorspann und Abspann sind mit militärischem Funkverkehr und statischem Rauschen unterlegt. Beim ersten Schauen von GK habe ich von dem Inhalt des Funkverkehrs so gut wie nix verstanden. Nach Ansehen der Serie und Studium des Booklets wurden viele der Ausdrücke irgendwann verständlich.


    Die Musik in "Generation Kill" wird von den Marines selbst gesungen, zum Zeitvertreib, im Humvee unterwegs im Irak. Manchmal ist das für den Zuschauer auch mehr schräg als schön. Die Musikauswahl reicht von Avril Lavigne über "Tainted Love" von Soft Cell zu Rap und Country. Eine witzige Szene wird musikalisch begleitet durch "I Feel Like I'm Fixin' to Die" von Country Joe McDonald. "I Feel Like I'm Fixin' to Die" ist ein Protest-Song aus den 1960ern gegen den Vietnamkrieg. Dass dieses Lied mit Spaß von den Marines im Irak gesungen wird, ist ja auch ironisch gemeint.


    Die Schlussszene der siebten und letzten Episode, "Bomb in the Garden", ist die einzige Szene mit unterlegter Musik, "The Man Comes Around" von Johnny Cash. Diese Szene bedeutet gleichzeitig einen Schlusspunkt für die zuvor erlebten Wochen im Irak, vielleicht aber auch einen Ausblick auf die Zukunft.




    "I Feel Like I'm Fixin' to Die" von Country Joe McDonald


    Come on all of you big strong men
    Uncle Sam needs your help again
    he's got himself in a terrible jam
    way down yonder in Viet Nam so
    put down your books and pick up a gun we're
    gonna have a whole lotta fun


    (CHORUS)
    And it's one, two, three, what are we fighting for
    don't ask me I don't give a damn, next stop is Viet Nam
    And it's five, six, seven, open up the pearly gates
    ain't no time to wonder why, whoopee we're all gonna die


    Come on wall street don't be slow
    why man this war is a go-go
    there's plenty good money to be made by
    supplying the army with the tools of its trade
    let's hope and pray that if they drop the bomb,
    they drop it on the Viet Cong


    Come on generals, let's move fast
    your big chance has come at last
    now you can go out and get those reds
    cos the only good commie is the one that's dead and
    you know that peace can only be won when we've
    blown 'em all to kingdom come


    Come on mothers throughout the land
    pack your boys off to Viet Nam
    come on fathers don't hesitate
    send your sons off before it's too late
    and you can be the first ones on your block
    to have your boy come home in a box


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  • Zitat

    Original von Uta
    Bezogen auf Filme mit Thema Krieg wirkt beispielsweise klassische Musik oder an Klassik angelehnte speziell komponierte Musik schnell pathetisch.


    So, wie wenn man einmal "Apocalypse now!" gesehen hat, nie wieder den Walkürenritt hören kann, ohne an eine bestimmte Szene zu denken?


    Klingt interessant, der Einsatz von Musik. Tja, ich würde ja gerne schauen, wenn mein Päckchen nicht irgendwo verschollen wäre. :cry

  • Juhu, nun ist das Päckchen, wohl als Flaschenpost in UK aufgegeben, doch noch bei mir angekommen. Nächstes Male hole ich es mir persönlich ab. Zu Fuß. :rolleyes


    Nach 2 Folgen kann ich sagen, ja, sieht vielversprechend aus. Danke für den Tip, Uta!


    Ich weiß, ich werde diesen Satz bereuen. Bitterlich. :lache

  • So, das sind mal die Eindrücke zu den ersten beiden Folgen.
    Achtung, es wird wohl gespoilt, früher oder später.


    Habe gestern noch die ersten beiden Folgen gesehen. Ja, schmeckt nach mehr. Und, ja, ist relativ harte Arbeit, mußte mich schon sehr konzentrieren. Auch weil die Dialoge so schnell sind. Kurz mal wegschauen um irgendwas anderes zu machen ist nicht gut. Mußte ich stets zurückspulen oder gleich auf Pause gehen. Und ohne UTs wäre ich aufgeschmissen. Es klingt so schon zeitweise nur noch entfernt nach dem Englisch, das ich zu kennen glaubte. Kein Wunder, daß das nicht synchronisiert wurde. Das stelle ich mir bei dem Tempo und der Fachsprache schwer vor.


    Das Booklet ist recht praktisch, ich wünschte nur, sie hätten mehr als die Anführer abgebildet. Da hilft es zumindest, wenn man Erfahrung mit "Kriegszeug" hat, um einigermaßen durchzublicken, wie die Struktur aufgebaut ist.


    Mit der Identifikation der Soldaten tue ich mir naturgemäß schwer. Habe mir mal die entsprechende Seite von wiki gebookmarkt.
    Rausstechen tun erst mal nur der Lt. mit dem schönen Namen Fick (der heißt wirklich so!) und der Sergeant der von Alexander Skarsgard gespielt wird, *nachschau* Colbert. Den muß ich schon wegen seiner Familie mögen. Sieht dem Papa auch ähnlich. Gustav, den ich aus "Evil" und "Arn" kenne, sieht doch anders aus. Aber, tatsächlich eine begabte Familie. Hat mir schon mal gefallen, was ich von diesem Skarsgard gesehen habe.


    Und der Radiomann/Fahrer ist mir im Gedächtnis geblieben, der so viel redet, wenn er die Aufputscher nimmt. Josh.
    Und natürlich der Reporter. Schön, daß sie ihn dann akzeptieren, als sie erfahren, daß er für den Hustler geschrieben hat. Evan.


    Warum hattest Du eigentlich abgeraten, Uta, zuerst das Buch zu lesen? Wäre das in der Reihenfolge nicht einfacher?


    Und die Captains kommen hier gar nicht gut weg. Da scheinen ja beide Vollidioten zu sein, bisher. Sowas ist bei Geschichten, die auf wahren Begebenheiten beruhen, ja immer etwas kritisch. Sah man auch schon bei "Band of brothers", an das mich das hier erinnert. Wenn auch ohne Hollywoodelemente und wohl noch weit realistischer. Da haben sich die Nachkommen beschwert. Hier die Herren selber? Oder hat Wright die Namen geändert? Oder ist das einfach nur die Soldatensicht, die für Offiziere wohl generell nicht so große Begeisterung aufbringen?


    Ich habe auch den einen Typen gefunden, der sich selbst spielt. Kurios!

  • Zitat

    Original von Grisel


    Nach 2 Folgen kann ich sagen, ja, sieht vielversprechend aus. Danke für den Tip, Uta!


    Ich weiß, ich werde diesen Satz bereuen. Bitterlich. :lache


    Du weißt doch, ich will nur Dein Bestes!


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