Neue Sparmaßnahme: 3. Oktober wird gekippt

  • Die Bundesregierung will den Tag der Deutschen Einheit als Feiertag
    abschaffen und so das Wirtschaftswachstum zusätzlich ankurbeln. Statt am 3.
    Oktober soll die Wiedervereinigung künftig immer am ersten Sonntag im
    Oktober gefeiert werden. Das ist Teil des Sparpakets, auf das sich
    Bundeskanzler Gerhard Schröder und Finanzminister Hans Eichel (beide SPD)
    weitgehend verständigt haben. Wie am Mittwoch aus Koalitionskreisen weiter
    verlautete, gilt auch der Verkauf von Milliarden-Forderungen als
    wahrscheinlich, die der Bund an die Telekom und Post bei der Finanzierung
    der Pensionen hat.


    Mit dem Sanierungskonzept sollen die Löcher im Bundeshaushalt auf Grund
    gesunkener Steuereinnahmen und höherer Ausgaben für den Arbeitsmarkt
    gestopft werden. Eichel will so das Staatsdefizit drücken und den
    Euro-Stabilitätspakt 2005 nach drei Verstößen in Folge wieder einhalten.
    Regierungssprecher Béla Anda wollte die Angaben weder bestätigen noch
    dementieren. Er verwies lediglich darauf, dass Eichel das Konzept an diesem
    Donnerstag nach Abschluss der Steuerschätzung vorstellen werde. Der Kanzler
    stehe hinter dem Finanzminister und unterstütze die noch vorzustellenden
    Maßnahmen.


    Ein zusätzlicher Arbeitstag würde das Wirtschaftswachstum den Angaben
    zufolge leicht um 0,1 Prozentpunkte ankurbeln. In diesem Jahr fällt die
    Wirtschaftsleistung allein dadurch um ein halbes Prozent höher aus, weil
    fünf Feiertage auf einen Sonntag fallen. Der 3. Oktober ist neben dem Tag
    der Arbeit am 1. Mai der einzige Feiertag, über dessen Wegfall der Bund
    allein entscheiden kann. Über die anderen Feiertage entscheiden dagegen die
    Länder.


    Mit Blick auf den angestrebten Verkauf von Forderungen der
    Post-Pensionskasse hieß es, vieles deute auf einen "Pensionsdeal" hin. Der
    Bund hat gegenüber Post und Telekom Forderungen von rund 18 Milliarden Euro.
    Bei einem Verkauf an Investoren könnte Eichel nach Preisabschlägen für
    mehrere Jahre erhebliche Erlöse einstreichen.


    Der Arbeitskreis Steuerschätzung schließt an diesem Donnerstag seine
    dreitägigen Beratungen ab. Es wird damit gerechnet, dass die Experten für
    den Gesamtstaat Steuerausfälle in diesem und im nächsten Jahr von 3,5 bis
    5,5 Milliarden Euro verkünden. Etwa drei Viertel der Mindereinnahmen
    gegenüber der Mai-Steuerschätzung entfallen auf den Bund. Den Ländern
    entgeht voraussichtlich je etwa eine Milliarde. Die Kommunen profitieren von
    mehr Gewerbe- und Körperschaftsteuern.


    Neben Steuermindereinnahmen muss sich Eichel für 2005 auch auf Mehrausgaben
    für den Arbeitsmarkt einstellen. Für das kommende Jahr zeichnet sich eine
    Gesamtlücke von sechs bis acht Milliarden ab. Mit dem Sparpaket soll 2005
    das Defizit unter die im Euro-Stabilitätspakt zulässige Grenze von 3 Prozent
    des Bruttoinlandsproduktes gedrückt werden. Auch soll ein
    verfassungskonformer Etat vorgelegt werden, nach dem die Investitionen über
    der Neuverschuldung liegen müssen.


    Den Pensions-Deal müsste die EU als Defizit senkend anerkennen. In der
    Diskussion ist auch, bei der Übertragung des ERP-Förderprogramms vom Bund
    auf die staatliche KfW Bankengruppe drei statt nur zwei Milliarden Euro
    abzuzweigen. Dies wäre aber nicht relevant für das Defizitkriterium.
    Erörtert wird auch eine Erhöhung der im Etatentwurf eingestellten globalen
    Minderausgabe von einer Milliarde Euro. Hier handelt es sich um eine
    Sparvorgabe, die später erbracht werden muss.



    quelle: www.n-tv.de

  • Ich bin von Haus aus für die 40-Stunden-Woche. Alle diese Sonder-Tarfiverträge haben nichts gebracht außer Verteuerung der Arbeits- bzw. Lohnkosten. Also, warum regt sich jemand darüber auf? Standort Deutschland, dafür sollte jeder etwas tun, der hier arbeiten will.

    Schon der weise Adifuzius sagte: "Das Leben ist wie eine Losbude, wenn Du als Niete gezogen wurdest, kannst Du kein Hauptgewinn werden.":chen

  • nene - ich bin ganz froh über die vielen? feiertage in BW.


    Aber wegen 0,1 Prozent da herumzumachen - das ist doch kinderkram ...

    Menschen glauben etwas, weil sie es glauben wollen, oder weil sie Angst haben, es könnte wahr sein.


    (Zitat)

  • Irgendwie versteh ich diese Mathematik nicht


    Die Abschaffung eines Feiertages bringt 0,1 % Wirtschaftswachstum, heißt es.


    Dieses Jahr fallen 4 Feiertage (1. Mai, 03.10., 1. + 2. Weihnachtsfeiertag) auf Samstag/Sonntag, also arbeitsfreie Tage.
    Das bedeutet von dem Wirtschaftswachstum 2004 entstehen 0,4 % durch den Wegfall dieser Feiertage.


    Da der 03.10. dieses Jahr bereits nicht auf einen Arbeitstag fiel, hat er für ein Wachstum von 0,1 % gesorgt.


    Das Wirtschaftswachstum für 2005 bezieht sich auch das Volumen (Bruttosozialprodukt??) von 2004.


    Damit bringt die Abschaffung des 03.10 kein zusätzliches Wachstum.


    Oder habe ich da einen Denkfehler??


    grübelt Dyke – der entweder dumm ist oder sich verar...t fühlt.

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • Typisch neoliberale Großkapitalistendenke! :pille


    Vor nicht allzulanger Zeit plärrten die Lobbyisten der Groß- und Schwerindustrie, Autohersteller und Energieriesen danach, jeweils den zweiten Feiertag bei Weihnachten, Ostern und Pfingsten abzuschaffen -- und schon bliesen Einzelhandelsverbände und Konsumgüterindustrie Alarm.
    Selbstverständlich werden Weihnachten nur sehr selten Autos verschenkt, deshalb findet der Autohersteller solche Feiertage nur kostenintensiv, also lästig und überflüssig. Für Einzelhandel und Konsumgüterindustrie ist aber die Dauer und damit die Bedeutung des Festes ausschlaggebend für den Umsatz -- sie sind also für die Beibehaltung des jeweils zweiten Feiertags, außer bei Pfingsten, weil da nicht mehr konsumiert wird als sonst auch. Dafür werden andererseits neue Gelegenheiten zum konsumfreudigen Feiern sofort aufgegriffen wie z.B. Halloween und Valentinstag.


    Der 3.10 ist ein eher ungeliebter Feiertag, da er vom Kanzler der Einheit eigenmächtig inauguriert und verpflichtend eingeführt wurde. Allerdings konsumieren die Leute am 3.10. nicht mehr als sonst, und im Zeitalter der Kostenminimierung um jeden Preis sind Feiertagszulagen den Rechenschiebern und Pfennigfuchsern natürlich ein Dorn im Auge. :grin


    BTW Ich hätte da einen Vorschlag, der den Wirtschaftslobbyisten sicherlich gefallen könnte: Da unsere tüchtigen Leistungsträger -- sofern sie nicht ohnehin längst ins Goldene Ausland geflüchtet sind -- keinen Feierabend kennen, ist zu überlegen, daß arbeitnehmer sich Sonn- und Feiertage erstmal durch erbrachte Leistungen verdienen müssen, ehe diese Vergünstigungen als Anerkennung z.B. für hohe Flexibilität und nachgewiesenen Teamgeist vom Arbeitgeber verliehen werden. Kluge Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz nicht gefährden wollen, werden auf solche Ehrungen zu verzichten wissen -- also gleich einen ganzen Fliegenschwarm mit einer Klappe ...

  • Ich finde es gut, bekomme ich doch endlich dann wieder meine Sonttagszuschläge.
    Obwohl bis das durch den Bundestag ist, haben sie die auch schon abegeschafft.



    Micha !!!

    Auf dem Dachboden lebten wir vier, Christopher, Carrie, Cory und ich.
    Nur drei gehen wieder fort von hier.


    V.C. Andrews

  • Ich find's gut, den Tag der deutschen Einheit abzuschaffen. Noch lieber wäre mir, die Gründe für diesen Feiertag (wieder) abzuschaffen. :grin


    Spaß beiseite. Iris' Ausführungen treffen den Kern. Andererseits kann ich nur wiederholen, was ich in einem anderen Thread geschrieben habe; ich glaube, es ging um Hartz IV. Mir will nämlich immer noch nicht in den Kopf, warum in Zeiten der steigenden Produktivität und des sinkenden Bedarfs an menschlicher Arbeitskraft die Arbeitszeiten erhöht werden. Umgekehrt wäre richtig, oder?


    Wie auch immer. Ich habe am 2. Oktober geheiratet, und jetzt ärgert mich natürlich ein bißchen, daß wir nicht jeden Hochzeitstag ausgiebig feiern können, weil ja am nächsten Tag Arbeit ansteht. Andererseits hat mich sowas noch nie vom Feiern abgehalten. Jedenfalls werde ich meine Frau kaum dazu überreden können, den Hochzeitstag immer am ersten Samstag im Oktober zu feiern. :grin


    Und nochmal Spaß beiseite. Hier wird Ausverkauf betrieben. Alles, wo sich noch Kohle herauspressen läßt, wird dem Fiskus geopfert. Arbeitslosenversicherung? Das Wort war schon immer eine Lüge! Also, weg damit. Und wer braucht in Zeiten der Globalisierung noch einen Nationalfeiertag? Davon abgesehen - wer empfinde die Wiedervereinigung noch wirklich als Grund zum Feiern? Die war so teuer, daß wir heute kein Arbeitslosengeld mehr bekommen, nur noch Sozialhilfe, und da kann man auch auf diesen heuchlerischen Feiertag verzichten. :fetch :lache

  • Da ich nicht in Deutschland lebe (wohl aber deutschen Pass habe) ist mir die Diskussion eigentlich wurscht. ;-)


    Es gibt nicht viele Länder in Europa, die mehr Feiertage als Deutschland haben. Daher fände ich das mal nicht so schlimm. Aber eigentlich böten sich für eine Strechung anstelle des einzigen "nationalen" doch eher die kirchlichen Feiertage der zweiten Garnitur an.


    Warum nicht in den katholischen Ländern die katholischen Feiertage und in den Evangelischen die Evangelischen? Ich lebe in Österreich. Erst seit meinem Umzug hierher habe ich beispielsweise gelernt, dass Karfreitag ein evangelischer Feiertag ist. Wäre ich evangelisch, hätte ich Anspruch auf frei, ansonsten ist das hier ein stinknormaler Arbeitstag. Warum nimmt in Deutschland jeder den Anspruch auf die kirchlichen Feiertage beider Konfessionen???


    Nur mal so als Denkanstoss. Und jetzt zerfleischt mich. Mahlzeit. 8)

  • Hallo Zusammen
    Ich sehe gerade die Tagesschau.
    Die haben im Hinblick auf den Feiertag einen Rückzieher gemacht.
    Der 3. Oktober ist immer noch ein freier Feiertag.


    Tom Du kannst also getrost am 2.Okt. Hochzeitstag feiern, der nächte Tag ist FREI.
    Gruss oemchenli
    :wave :wave :wave :wave :wave :wave :wave :wave :wave :wave :wave

  • Schade......


    (Was wäre das aber auch eine Repblik, die den einzigen republikanischen Feiertag wirft. Eine Bananenrepublik???)


    Was sind die Deutschen doch eigentlich für ein freizeitgeiles Volk...


    (Sage es und bin selber einer. Aber nur mehr auf dem Papier...)


    Ich habe mich von der Nation seelisch verabschiedet, die nach Feiertagen ruft, alle Feste der Welt mitnehmen will, das bei Bedarf noch versucht zu erstreiken und im Vergleich EU-weit im hinterén Drittel landet.


    Deutschland, Du bist ein mitleidsgetränkter Saftladen geworden.


    Leider...


    PS: Leider??? Mir soll es recht sein. Ich lebe von der Feiertagsmentalität der Deutschen Gewerkschaften.

  • Das Thema ist ja dann gegessen.


    Heute steht zumindest in meiner Zeitung, dass man den Nationalfeiertag nicht kippen wird. Das hat Herr Müntefering zumindest gesagt.