Die Zwillinge von Highgate - Audrey Niffenegger

  • Über den Autor
    Audrey Niffenegger lebt als Schriftstellerin und bildende Künstlerin in Chicago. Ihr erster Roman »Die Frau des Zeitreisenden« steht seit Erscheinen 2004 auf den Bestsellerlisten und wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. Niffenegger liebt Alice im Wunderland und Rilke, sammelt Schmetterlinge, Bücher und Comics.


    Zum Inhalt
    Die Handlung beginnt mit dem Tod der 44-jährigen Elspeth Noblin. Wer war diese Elspeth Noblin, fragen sich die 20-jährigen Zwillingsschwestern Valentina und Julia Poole? Die ihnen völlig unbekannte Schwester ihrer Mutter hat ihnen ihre Londoner Wohnung vererbt. An das Erbe sind allerdings einige Bedingungen geknüpft. Eine davon ist, dass die Zwillinge für ein Jahr in der Wohnung leben müssen, die direkt den Friedhof Highgate überblickt. Also ziehen die beiden kurz nach ihrem 21. Geburtstag von den USA ins ferne London. Auf die anderen Bewohner des Hauses wirken sie nicht weniger skurril als jene Nachbarn auf die Zwillinge. Unten wohnt Robert, ehemaliger Lebensgefährte von Elspeth, der seine Doktorarbeit über die Geschichte des Friedhofs schreibt, oben Martin, ein extrem klaustrophobischer Historiker mit manischer Putzsucht.



    Nach ihrem immens erfolgreichen Roman „Die Frau des Zeitreisenden“ meldet Audrey Niffenegger sich mit „Die Zwillinge von Highgate“ zurück. Ihr neustes Werk ist ganz anders als „Die Frau des Zeitreisenden“, hat mir aber nicht weniger gut gefallen. Zum Glück habe ich vor der Lektüre nicht den extrem verräterischen und irreführenden deutschen Klappentext gelesen.


    Nachdem mir das Buch so gut gefallen hatte, war ich neugierig auf das deutsche (gekürzte) Hörbuch, auch deshalb weil es von Heikko Deutschmann gelesen wird. Die beiden englischen Hörbuchfassungen (gekürzt und ungekürzt) werden von Frauen gelesen, was ich ursprünglich auch passender gefunden hätte. Aber Heikko Deutschmann höre ich gerne zu… :grin


    Audrey Niffenegger wollte eine Geschichte aus dem 19. Jahrhundert vor der Kulisse des heutigen Londons schreiben und das ist ihr meiner Meinung nach auch gelungen. Die Handlung des Romans ist angelehnt an die Gruselgeschichten aus jener Zeit. Was als eine scheinbar gewöhnliche Familiengeschichte beginnt, nimmt viele überraschende Wendungen, bis hin zum völlig unerwarteten aber nichtsdestotrotz sehr passenden Ende. Die Figuren sind dreidimensional gezeichnet, ihr Verhalten, ihre Entwicklung und die Beziehungen untereinander ganz und gar glaubwürdig.


    Im Mittelpunkt stehen die verschiedensten Formen menschlicher Besessenheit, die Suche nach der eigenen Identität und Unabhängigkeit, sowie Liebe, Hass und der Tod. Nicht nur die Zwillinge fragen sich, wie gut sie die andere und auch andere Menschen wirklich kennen, während sie feststellen müssen, dass äußerliche Ähnlichkeit trotzdem große innere Unterschiede bedeuten kann.


    Der Friedhof Highgate, der 1839 eröffnet wurde, spielt im Buch eine wichtigere Rolle als im Hörbuch. Auf ihrer Internetseite hat Audrey Niffenegger zahlreiche Bilder des Friedhofs eingestellt.


    Das Hörbuch wirkte auf mich etwas anders als das Buch, vermutlich auch wegen der männlichen Erzählstimme, vielleicht auch weil durch die Kürzungen der Blickwinkel etwas verschoben wurde. Während für mich im Buch die weiblichen Hauptfiguren etwas mehr im Mittelpunkt standen, ist es hier eher Robert. Kleines Manko: Der Vorname von Martins Frau Marijke wird konsequent falsch ausgesprochen.


    Fazit: Das neue Buch von Audrey Niffenegger fesselt und überrascht, egal ob als Buch oder als Hörbuch, auch dank des gelungenen Vortrags von Heikko Deutschmann. Die beiden Versionen wirkten auf mich ein wenig unterschiedlich, und ich habe sowohl das Buch als auch das Hörbuch schon weiterempfohlen.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • So gut mir das deutsche Titelbild auch gefällt, finde ich das der englischen Ausgabe doch passender.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")

  • Ich weiß einfach nicht so recht, was ich von dieser Geschichte halten soll.


    Zunächst einmal das Einfache: Heikko Deutschmanns Sprecherleistung fand ich sehr gut (auch wenn ich bei "Marijke" jedesmal innerlich zusammengezuckt bin, ohne den Namen geschrieben gesehen zu haben noch holländisch zu können - es kam mir einfach falsch vor).


    Die ersten drei bis vier (von sechs) CDs fand ich die Geschichte sehr schön, doch dann nahm die Geschichte um die Zwillinge eine Wendung, die ich nicht erwartet hatte und die mir auch nicht gefiel.
    Zurück bleiben bei mir ein schaler Nachgeschmack und ein paar offene Fragen.
    Wahrscheinlich ist es einfach nicht das, was ich erwartet hatte.

  • Meine Meinung


    Vor Jahren konnte mich die Autorin mit „Die Frau des Zeitreisenden“ sehr beeindrucken und ich wahr daher sehr auf ihr neuestes Buch gespannt. Schon nach dem Lesen des Klappentextes war mir klar, dass es dieser neue Roman etwas anders sein würde und auch die ersten Rezensionen bestätigten meine Vermutung. Da ich aber noch neugierig auf die Geschichte bin habe ich nun das Hörbuch gehört.


    Sehr schnell wird es mystisch und somit ist die Geschichte der Zwillinge so ganz anders als „Die Frau des Zeitreisenden“. Erzählt wird linear erzählt, im Mittelpunkt stehen die Zwillinge Valentina und Julia. Diese erben durch den Tod ihrer Tante eine Wohnung am Friedhof von Highgate und beziehen sie, wie es die Bedingung ist. Dort lernen sie auch Martin, ihren Nachbarn kennen, der durch seine Zwangserkrankungen seine Wohnung nicht verlässt. Robert trauert um seine große Liebe Elspeth, die Tante der Zwillinge, und freundet sich mit ihnen an.


    Leider stockt der Erzählfluss oft und es wird langatmig, es passiert kaum etwas und dann wieder viel. Durch die vielen Perspektivewechsel habe ich häufig die Orientierung verloren, obwohl es nur so wenige Figuren gibt. Diese erscheinen mir jedoch immer mehr auswechselbar. Zudem verhalten sie sich selten logisch oder begreiflich.
    Im letzten Drittel wird es noch unglaubwürdiger und immer weniger nachvollziehbar. Auch wenn Heikko Deutschmann gut liest und am Ende so einige Familiengeheimnisse aufgedeckt werden war es selten gut oder gar mitreißend.