C. C. Humphreys - Vlad

  • Taschenbuch mit 624 Seiten
    Verlag: Heyne (Dezember 2009)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: Vlad: The Last Confession



    Kurzbeschreibung
    Sein Name heute: Dracula. Sein Name damals: Vlad …
    Rumänien im Jahre 1431. In der eisigen Kälte des Winters wird dem Fürsten der Wallachei ein Sohn geboren und auf den Namen Vlad getauft. Noch viele weitere Namen werden dem jungen Fürsten verliehen, doch es sind zwei Titel, die ihn zur Legende machen: Dracul, Sohn des Drachen – und Vlad, der Pfähler …


    Ein noch nie da gewesener Roman über den dunkelsten Mythos unserer Zeit …



    Zum Autor
    C.C. Humphreys wurde in Toronto geboren. Als Sohn einer Familie von Schriftstellern wuchs er in Los Angeles und London auf, eher er selbst begann, sich ganz dem Schreiben zu widmen. Mit seinem einzigartigen Epos um die Legende von Vlad Dracula hat er international viel Aufsehen erregt. Er lebt und arbeitet in Vancouver.



    Meine Meinung
    Ich wollte mal ein großes Lob aussprechen, da sich noch keine Eule bisher zu diesem Buch geäußert hat. Und Aufmerksamkeit verdient »Vlad« allemal! Ich habe zugegeben sehr lange gebraucht, bis ich drin war in der Geschichte, aber dann war ich sehr überrascht. »Vlad« ist so ganz anders als das, was man erwarten würde. Ein Vampirroman, nicht schon wieder, mag mancher von euch denken. Aber dem ist nicht so! »Vlad« ist kein typischer Vampirroman, sondern stellt in seinen Mittelpunkt vor allem den Menschen, der den Ursprung der Legenden bildet. Geboten wird eine Mischung aus historischem Roman und Mystery, und überraschend stark versucht der Autor, ein wahrheitsgetreues Bild Vlad Draculas zu zeichnen. Vielleicht lag es daran, dass mir der Einstieg so schwer fiel. Ich hatte schlichtweg die schnöden Blutsauger erwartet, diese aber nicht bekommen.


    Der Roman ist mit einer aufwändigen Sprache versehen, wie ich sie sonst im Genre selten antreffe: Kunstvolle Sätze, Nachrichten zwischen den Zeilen – so dass ein aufmerksames Lesen unabdingbar ist. Und das stellt sich mit der Zeit automatisch ein. Ist die Geschichte erstmal in Gang gekommen, mag man das Buch kaum mehr aus der Hand legen! Allein das gewählte Setting überzeugte mich. Es kommt nach seinem Tod zu einem Verhör der drei Personen, die Vlad augenscheinlich am nahesten standen. Sie sollen Aussagen machen über den Mann, dessen düsterer Ruf ihm oft schon meilenweit vorausgeeilt ist. Wer steckt wirklich hinter dieser Maske? Wer ist der Mensch hinter dem Mythos? Diesen Fragen geht Humphreys geradezu genial nach! Hier wird ein Teil weithin unbekannter Geschichte lebendig – denn viele werden überrascht sein, was sich mit dem Namen Dracula verbinden lässt!



    Fazit
    Sehr lebendig, sehr spannend! Von mir eine klare Empfehlung für Mystery-Fans, die von den aktuellen Vampirbüchern gelangweilt sind und zurück zu den Wurzeln wollen! Oder Leser historischer Romane mit der besonderen Note. »Vlad« ist alles andere als gewöhnlich!



    Bewertung
    9/10 Punkten




    (Die Einordnung ist an dieser Stelle natürlich beliebig, ich finde, der Roman lässt sich durchaus auch zur Fantasy - oder Horror - packen, das wird ihm aber nicht vollkommen gerecht. Mit dem typischen historischen Roman lässt er sich allerdings auch nicht vergleichen. Nicht einfach, diese Einordnung)

  • Dieses Buch habe ich vor 2 Tagen im Buchhandel entdeckt und gleich gekauft. Die Beschreibung und ein kurzes Reinlesen klangen einfach zu verlockend, obwohl ich eigentlich schon seit Jahren keine Vampirromane mehr lese. Danke für die Rezi, die meinen bisherigen Eindruck nur bestätigt! Ich werde mich hoffentlich bald drüber her machen können.

  • Bin nun quasi mittendrin. Vlad ist noch ein junger Mann von 17 Jahren und Sklave des Sultans.
    Und ich kann nur sagen: sehr spannend und man kann es schlecht aus der Hand legen.


    Aber auch schonungslos in einigen Beschreibungen, wie z. B. der Pfählung. Nicht unbedingt was für schwache Nerven oder sensible Mägen.


    Rezi folgt noch. :grin

  • Vielen Dank für die Rezi.


    Das klingt ziemlich interessant.
    Ich habe mich vor längerer Zeit einmal mit der historischen Figur Vlad Tepes auseinandergesetzt und könnte mir vorstellen, dass dies eine spannende Aufbereitung seines Lebens ohne das übliche Vampir-Drumherum ist.


    Gibt es irgendwo eine Leseprobe?

    :flowersIf you don't succeed at first - try, try again.



    “I wasn't born a fool. It took work to get this way.”
    (Danny Kaye) :flowers

  • Zitat

    Original von Jenks
    Bin nun quasi mittendrin. Vlad ist noch ein junger Mann von 17 Jahren und Sklave des Sultans.
    Und ich kann nur sagen: sehr spannend und man kann es schlecht aus der Hand legen.


    Aber auch schonungslos in einigen Beschreibungen, wie z. B. der Pfählung. Nicht unbedingt was für schwache Nerven oder sensible Mägen.


    Rezi folgt noch. :grin


    na hoffentlich ist das nicht zu sehr an diesem einen Film über Vlad :gruebel

  • Ein wundervolles Buch. Ich habe jede Seite verschlungen, und ich kann es daher nur weiter empfehlen. Stennas Rezi kann ich mich nur anschließen.


    Was mir so gut daran gefallen hat, ist, dass Vlad der Mensch, und nicht das Monster vorgestellt wurde. Die Idee des Autors wurde sehr gut umgesetzt.


    Für mich eines der Highlights 2009! :anbet

  • Ich habs eben beendet. Ein tolles Buch, eine geniale Geschichte mit vielen Überraschungen. Hier lernt man den Menschen Vlad kennen, der durch viele Mythen und Geschichten zum Monster Dracula wurde.


    Der Schreibstil des Autors ist toll und ich habe das Buch innerhalb von 2 Tagen verschlungen. Dem Autor ist es gelungen, dass ich Sympathien für den Pfähler entwickelt habe und das will was heißen!!

  • Zitat

    Original von logan-lady
    Dem Autor ist es gelungen, dass ich Sympathien für den Pfähler entwickelt habe und das will was heißen!!


    So erging es mir auch. :wave

  • Ich habe das Buch mit in Urlaub genommen und muss sagen, das war eine super Idee. Da ich endlich mal viel Zeit zum lesen hatte, in schöner warmer Umgebung, konnte ich quasi ununterbrochen schmökern. Und da das Buch so spannend und gut zu lesen ist, war das auch gut so.


    Ich gestehe, ich habe mich bisher mit der 'wahren' Geschichte um Vlad Dracula nicht so auseinander gesetzt und auch nicht mit den Kriegen rund um die Türken, um so spannender fand ich zu lesen, was in diesen Breitengraden so abging.


    Die Idee mit den Beichten und verschiedenen Blickwinkel war eine gute Wahl und das Bild, das gezeichnet wurde, war so deutlich, dass ich zeitweise das warme Ägypten vergessen habe und mich mitten in der Walachei wiederfand.
    Die Charaktere fand ich gut beschrieben und ich gestehe ich fand Vlad trotz all seiner Brutalität, sympathisch. Und ja ich konnte ihn sogar zum Teil verstehen, warum er so gehandelt hat, wie er es tat. Trotz allem kam immer wieder seine 'Menschlichkeit' durch.


    Sein Lebensweg war schon interessant und an sich müsste ich mich noch eingehender mit dieser historischen Person beschäftigen, um herauszufinden, wieviel davon nun stimmt.


    Besonders hat mir das Ende gefallen.....und wie er irgendwie doch zur Legende um den Untoten beiträgt. Aber auch, die letzte Begegnung mit Mehmet.


    Zwar hat das Buch nichts mit Vampiren zutun, aber ich finde doch, dass alle die Graf Dracula mögen, das Buch gelesen haben sollten.


    Von mir 10 Punkte!

  • Inhalt:


    Osteuropa, im Jahre 1481: es soll geklärt, ob dem einstigen Woiwoden der Walachei seine zahlreichen Sünden erlassen werden sollen. Denn nur dann kann der Papst den Orden des Drachen wieder aufleben lassen und zum Kreuzzug aufrufen. Entschieden werden soll dies anhand von drei Zeugen: dem besten Freund, der Geliebten, und dem Beichtvater.
    Sighisoara, Transyllvanien, 1431: dem Woiwoden der Walachei wird ein zweiter Sohn geboren. Er wird auf den Namen Vlad getauft. Da sein Vater Mitglied des Drachenordens war und „Dracul” gerufen wurde, nennt man Vlad bald „kleiner Drache” - Drculea. Seine Feinde nennen ihn ob seiner Vorliebe für die Bestrafung durch Pfählen bald epe – den Pfähler.
    Weltweit berühmt wird er durch einen englischen Literaten: Bram Stoker greift die blutige Lebensgeschichte von Vlad auf und verwendet den Namen, den man ihm von Kind auf gab: Dracula.


    Meinung:


    „Och nee, nicht schon wieder Vampirgesülze ...”
    Wenn dem Leser dieser Rezension dieser Satz über die Lippen kommt, kann ich ihn beruigen.
    „Boah, cool, Vampirgeschichte...”
    Wenn dem Leser dieser Rezension dieser Satz über die Lippen kommt, muss ich ihn enttäuschen.
    „Vlad” ist ... ja, was eigentlich?


    Der Roman ist als letzte Beichte aufgebaut – drei Menschen, die Dracula nahe standen, sollen sein Leben wiedergeben, unverfärbt durch Propaganda. Wir beginnen in Vlads Kindheit – als Geisel unter Sultan Murad II. Wir enden an dem Tag, an dem seine enthauptete Leiche beigesetzt wird. Dazwischen spinnt Humphreys ein ereignisreiches, blutiges, trauriges und grausames Leben eines Fürsten, der als Kind und Jugendlicher misshandelt, als Erwachsener zum erbarmungslosen Herrscher wird. Der Kreuzfahrer war, Woiwode der Walachei, gefürchtet und vergöttert.


    Wenig Gesichertes ist über das Leben von Vlad III. bekannt. Beeinflusst durch die Schmähungen seiner Gegner ist viel Böses über ihn in die Welt gesetzt worden. Manches unwahr, manches jedoch der Wahrheit entsprechend. Humphreys orientiert sich an den wenigen, bekannten Fakten, wählt unter den umstrittenen Versionen die aus, die am besten zu seiner Geschichte passen, und füllt die Lücken mit einer menschlichen, spannenden, düsteren – und vor allem glaubhaften Geschichte. Letzteres ist entscheidend, denn die Geschichte stimmt, von A bis Z. Auch wenn sie am Anfang etwas schwerfällig in die Gänge kommt, wird sie immer spannender, immer unterhaltsamer.
    Sensibelen Lesern oder jene mit schwachem Magen sei gesagt, dass Humphreys nicht unnötig brutal ist, aber doch versucht, das Pfählen realistisch abzubilden.


    Vampirismus hat in dieser Geschichte nahezu keinen Platz – der Roman zeigt eher die Wurzeln dessen, was später zum Dracula-Mythos wurde. Wer mit den falschen Erwartungen an das Buch herangeht, wird also wahrscheinlich enttäuscht sein.
    Alle anderen bekommen eine spannende Geschichte, die unterhaltsam, glaubhaft und auch düster ist. Gut geschrieben, fesselnd, was will man mehr. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen und werde es mit Sicherheit auch wieder in die Hand nehmen.


    Stellt sich noch immer die Frage der Einordnung: biographischer Roman? Historischer Roman? Abenteuer? Horror mit Thrillerelementen? Vielleicht ein bisschen was von allem. Doch eines ist „Vlad” nicht: ein Vampirroman.

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Ich habe das Buch im Rahmen des Liblingsbuch-Leseevents von Jessamy empfohlen bekommen und die englische Ausgabe gelesen.



    Die ersten Kapitel sind irritierend. Wir sind Zeuge, wie drei verschiedene Menschen Ende des 15. Jahrhunderts zusammengetrieben werden um in einem Verhör über das Leben von Vlad III zu berichten, der fünf Jahre zuvor gestorben ist. Alle drei standen ihm auf die verschiedensten Arten so nah wie niemand sonst und haben ihn auf bestimmten Strecken seines Lebens begleitet.
    Wie genau sie zu ihm standen und was sie erlebt haben, erfahren wir nun im folgenden Roman.


    Das Setting hat mich nach anfänglicher Skepsis überzeugt. Die in unregelmäßigen Abständen stattfindenden Schnitte zurück in den Verhörraum haben die Geschichte um Vlads Leben nicht etwa unterbrochen und gestört, wie ich zuerst die Befürchtung hatte, sondern durch geschicktes Spielen mit den Zeugen und den Verhörern nur zur allgegenwärtigen Dramatik und Neugier auf die weitere Geschichte beigetragen.


    Die Berichte portraitieren Vlad so, wie er in den Augen der Zeugen gewesen ist. Brutal und rücksichtslos, stur und zielstrebig, aber auch verletzbar und unsicher. Wir erleben seine Geschichte von Anfang an und sind selber Zeuge davon, wie sehr ihn die jeweiligen Geschehnisse und Personen prägten und zu dem machten, als der er in die Geschichte eingehen sollte. Dabei ist es verblüffend, wie viel Verständnis man für ihn aufbringen kann, selbst wenn er auf einem Bankett anordnet, drei Männer zu pfählen und sie auf dem Hof aufzurichten. Ja, das ist brutal und eine ziemlich, äh, extreme Maßnahmen, aber Unrecht hatte Vlad mit der Bestrafung keineswegs - nur die kalte Art, wie es durchgezogen ist, schockt.
    Diese Schockmomente ziehen sich durch das Buch wie ein roter Faden. Es ist brutal und bestialisch und beschönigt weder Vlads Taten noch die der Türken. Zart besaitet sollte man beim Lesen definitv nicht sein, einige Szenen sind schon sehr hart beschrieben, passen aber immer zur Geschichte und wirken nicht übertrieben.


    Generell ist es die wort- und bildreiche Sprache, die mich am meisten fasziniert hat. Das 15. Jahrhundert wirkte extrem lebendig und die Charaktere schienen mir aus den Seiten entgegenzukommen, so real wirkten sie zwischenzeitlich. Ich habe gelitten, gebangt und auch nicht selten die Faust beballt und mit einem "Jawoll" der neuesten dreisten und erfolgreichen Aktion Vlads Tribut gezollt - ich war völlig in seine Geschichte versunken.
    Zum Ende hin schwächelt der Plot dann leider etwas und ich muss auch sagen, dass mir der Abschluss nicht ganz so gut gefallen hat, auch wenn er mich definitiv überrascht hat. Eine andere Auflösung wäre mir aber lieber gewesen.


    Es war ein wirklich spannendes und intensives Leseerlebnis, das mir ohne den Tipp wahrscheinlich entgangen wäre.
    9 Punkte und eine Empfehlung.