Kurzbeschreibung:
Die Suche nach dem Mörder eines Feinschmeckers führt Hippolyt Hermanus, genannt Hipp und Detektiv wider Willen, in die Trüffelhochburg Alba. Hier will er mit dem Maresciallo Viberti von den Carabinieri kooperieren, doch der zeigt sich zunächst nur wenig an der Aufklärung des Fall interessiert, schließlich ist Trüffelzeit, und da gibt es viel Wichtigeres für einen passionierten Feinschmecker. Und wenn Hippolyt ganz ehrlich ist, wüsste auch er mit seiner Zeit etwas Besseres anzufangen.
Über den Autor
Michael Böckler ist Journalist und Mitinhaber einer Gesellschaft für Kommunikationsberatung in München. Sein Konzept, touristische Informationen in einen spannenden Roman zu integrieren, hat er bereits erfolgreich in den Romanen "Sturm über Mallorca", "Wer stirbt schon gerne in Italien?", "Verdi hören und sterben" , "Nach dem Tod lebt es sich besser" und "Vino Criminale" umgesetzt. Letzteres war der Auftakt für eine Reihe mit dem Detektiv wider Willen Hippolyt Hermanus.
Eigene Meinung:
Naturgemäß nähere ich mich Krimis mit Skepsis, habe ich doch berufsbedingt die Unschuld des unvoreingenommenen Lesens verloren.
Jetzt also die Ausnahme, denn „Tödlicher Tartufo“ ist anders. Er heißt auch nicht Krimi, sondern „kulinarischer Spannungsroman“. Wenn man ihn als solchen in die Hand nimmt, kommt man voll auf seine Kosten: Hier werden keine „Cliffhanger“, falschen Fährten oder sonstige Kniffe gebraucht, hier beginnt mit der Figur des Hippolyt Hermanus ein Lebenskünstler und Genießer zunächst widerstrebend aber nachvollziehbar mit seinen Ermittlungen in einem Todesfall. Dem weitere folgen. Und deren gemütliche Aufklärung der großen Agatha Christie alle Ehre gemacht hätte.
Was mich so erfreut hat, war, dass der Autor sich geradezu wollüstig in Weinaromen, diversen Trüffelspezialitäten und weiteren kulinarischen italienischen Köstlichkeiten wälzt und auf diese Weise - nicht ganz von ungefähr - der Lösung näherkommt.
Böcklers Held Hippolyt Hermanus nimmt den Leser mit in seinen Korbsessel auf der Loggia seines Rustico in der Toscana, wo der ehemalige Polizeipsychologe aus Deutschland am liebsten dem dolce far niente nachhängt, unterbrochen nur von kleinen Abstechern in die Küche, den Weinkeller oder in die großartigen Trattorien in nah und fern. Wider Willen reist er ins Piemont, um nach seinem Bekannten, dem Gourmet, Trüffelfreund und Liebhaber exquisiter Tröpfchen, Hubertus G. Rettenstein, zu sehen, der sich mit einem dringenden Hilferuf an ihn gewendet hatte und nun nicht erreichbar ist. Vor Ort erfährt unser Held, dass Rettenstein tot ist, erschlagen von seinem wertvollsten Weinregal, in dem er komplett alle Sassicaia-Jahrgänge versammelt hatte, beginnend mit 1968. Damit nicht genug, eine abgebrochene Flaschen der Sammlung hat sich tief in seinen Hals gebohrt. Es folgen ein toter Trüffelsucher und betrügerischer Delikatessenexporteur, der sein Leben in einer Gefriertruhe aushauchen muss.
Während seiner Ermittlungen im genussreichen Piemont findet unser „Hipp“ natürlich Gleichgesinnte, mit denen er in lukullische Diskussionen verfällt und dabei hervorragend speist. Dass diese Tafelfreunde aus Polizeikreisen stammen wie der herrlich kauzige Maresciallo Viberti (der zwar relativ naiv und hart an der Grenze zur Karikatur im Dunklen tappt, aber immerhin ein feines Gespür dafür hat, wann er „Hipp“ genau zuhören sollte) oder gar aus dem Kreis der Verdächtigen, macht die Sache umso amüsanter.
Der Fall als solcher ist flach, ohne besonders großen Nachhall, aber das ist genau richtig, denn die Hauptrolle in diesem Buch spielt nicht die Aufklärung atemberaubender Morde, sondern die augenzwinkernde Leichtigkeit des italienischen Lebens, wie wir es uns vorstellen und lieben.
Ich habe mir nach der Lektüre spontan vorgenommen, im kommenden Jahr (wenn auch nicht unbedingt während der trubeligen Trüffelzeit) ins Piemont zu reisen und dieses Buch quasi als Reise- beziehungsweise Gastroführer mitzunehmen. Denn besonders hilfreich finde ich den Anhang, in dem die Lokale aufgeführt sind, in denen unsere Genießer speisen, Hotels, in denen man nächtigen kann und als Dreingabe eine lückenlose Aufklärung über die 200 verschiedenen Trüffelsorten, ihre Düfte, Herkünfte, Verwendungen, gepaart einigen einfachen Rezepten und umfassenden Weinbeschreibungen.
Mit anderen Worten: Ein leichtes, langsames, amüsantes Buch für Genießer. 10 Punkte dafür.