Das Ende der Regenzeit - Brigitte Beil

  • Das Ende der Regenzeit
    Brigitte Beil
    Lübbe Verlag, 250 Seiten
    ISBN: 3404770951


    Zur Autorin:
    Brigitte Beil wuchs im westfälischen Münster auf. Ihr Studium der Literaturwissenschaft, Philosophie und Publizistik absolvierte sie in Freiburg, Wien, Münster und Müncehn und schloss es mit der Promotion ab. Sie lebt heute als freie Journalistin und Autorin mit ihrer Familie in München. Sie schrieb zahlreiche Beiträge für verschiedene Zeitschriften und eine Reihe von Sachbüchern.
    Das Ende der Regenzeit ist ihr erster Roman.


    Meine Meinung:
    Die Studentin Kathrina entdeckt in einem Schuhkarton bei ihrer Großmutter in München alte Fotos. Die Fotos zeigen ihr ihre Vorfahren in einer fremden Umgebung zwischen lauter Schwarzen, im Kolonialstil gekleidet. Auf ihre Nachfragen, was das für Fotos wären, reagiert Evchen, ihre Großmutter erst recht abweisend, fängt dann aber an zu erzählen, wie ihre eigene Mutter mit ihrem Vater 1906 nach Äthiopien aufbricht. Ihr Vater wurde vom damaligen Regenten als Baumeister ins Land geholt, so wie viele andere Europäer, die dem damaligen Abessinien den europäischen Fortschritt bringen sollen. Sie berichtet, wie ihre Eltern erst sehr stark unter dem völlig unerwarteten Kulturschock leiden - so richtig vorbereitet waren sie nicht auf das, was sie erwartet. Später werden sie enge Vertraute des Kaisers Haile Selassie und seiner Frau Menen, bis sie Ende der dreißiger Jahre mit dem Einmarsch der Briten zuerst interniert werden und dann nach Europa zurückkehren müssen.


    Zu Beginn des Buches war ich sehr skeptisch, Kathrinas Naivität ging mir nämlich ziemlich auf den Keks - so fragt sie zB, ob es denn in Addis Abeba um 1910 kein Kino gegeben hätte :pille. Die Erzählungen der Großmutter über das Leben in Abessinien fand ich aber sehr interessant und gar nicht langweilig. Recht gut wird der Konflikt dargestellt, in dem sich die Familie befindet: einerseits sind sie doch relativ offen für die "Eingeborenen" und Anna Haertel setzt ihre medizinischen Kenntnisse ein und hilft zB als Hebamma. Andererseits nimmt sie sehr gern am gesellschaftlichen Leben der Weißen am Hof des Kaisers teil und möchte das echte Leben doch lieber ausblenden.


    Da hatte ich auch den Eindruck dass diese Geschichte gut recherchiert war. Im Anhang steht dann auch, dass es eine Familie Haertel tatsächlich um diese Zeit in Addis Abeba gegeben hat. Lediglich die teils sehr abrupten und massiven Zeitsprünge haben mich etwas gestört, ich hätte wirklich nichts dagegen gehabt, auch über die übersprungenen Zeiten mehr zu lesen. Sicher hätte es auch da etwas zu erzählen gegeben.


    Die Beschreibung der Reise von Kathrina nach Addis und der Liebesgeschichte zu ihrem Begleiter hätte man dagegen gern weglassen können. Naja, waren ja nur die letzten Seiten...


    Definitiv mal wieder eins der guten Bücher aus meiner Afrika-Reihe des Weltbild-Verlags, das nicht im Kitsch ersäuft wurde.