Hier kann zu den Kapiteln 13 - 24 geschrieben werden.
'Hard-boiled Wonderland und das Ende der Welt' - Kapitel 13 - 24
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Ich bin ja schon wieder am Überlegen:
Kapitel 12, Seite 154
Zitat„Ja, weißt du denn nicht? Hier ist das wahre Ende der Welt. Wir sind dazu verdammt, für immer hierzubleiben.“
Ich lege mich auf den Rücken und sehe in den Himmel.
[…]
Flügelschlagen – ein paar Wintervögel fliegen aus dem Gebüsch auf und verschwinden über die Mauer, Richtung Süden. Nur Vögel können die Mauer überwinden.Und dann, Kapitel 13, Seite 172
Zitat“Darf ich meine Phantasie ein bisschen spielen lassen?“ „Nur zu. Die Phantasie ist frei wie ein Vogel und weit wie ein Meer. Wer könnte sie aufhalten?“
Symbolisieren die Vögel die Phantasie? Der Phantasie sind ja keine Grenzen gesetzt (wenn man das Glück hat, welche zu haben :lache). Interessant auch, dass diese beiden Zitate aus zwei verschiedenen Kapiteln kommen, also Hard-boiled Wonderland und Ende der Welt.
Da fällt mir auch noch etwas ein. Kennt Ihr das Neun-Punkte-Problem? Da sind neun Punkte in einem Quadrat angeordnet und die Aufgabe ist, sie mit 4 geraden Strichen verbinden ohne den Stift abzusetzten.
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* * *Wenn man die Lösung einmal kennt, ist es einfach, aber viele Leute scheitern an der Lösung, weil sie sich imaginäre Grenzen auferlegen, also Grenzen, die einem so von der Aufgabenstellung her gar nicht gesetzt sind, sondern die man sich selbst setzt, weil man denkt, dass etwas nicht erlaubt ist. Um das Problem zu lösen, muss man seine imaginären Grenzen überwinden, die Gestaltpsychologen würden das „den Problemlösungsraum erweitern“ nennen.
Für dieses Beispiel hier klingt der Gedankengang irgendwie trivial, aber tatsächlich ist es auch im täglichen Leben so, dass man vor einem unlösbaren Problem steht, weil man es nicht schafft, über die eigenen Grenzen hinauszudenken und es ist ganz gut, hin und wieder man zu ueberlegen, ob man sich nicht selbst irgendwelche Grenzen setzt, die so gar nicht existieren. Ich glaub, das ist auch ein Thema in dem Buch. Unser Held bekommt ja von den Bewohnern der Stadt ständig gesagt, was er nicht machen soll oder was er gar nicht zu wissen braucht und ich glaub, er tut ganz gut daran, wenn er weiterhin daran zweifelt, dass irgendetwas nicht geht.
Zum Beispiel Seite 184
Zitat“Was ist eigentlich los im Wald?“ „Nichts“, antwortete der Alte nach einer kleinen Pause. „Rein gar nichts. Zumindest nichts, was für dich oder mich von Bedeutung wäre. Für uns ist der Wald vollkommen unwichtig.“
Ich war richtig stolz auf ihn, dass er trotzdem in den Wald gegangen ist.
Lg Iris
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Habe heute nacht nicht einschlafen können -- ob das nun an Murakami lag, will ich mal dahingestellt lassen. Jedenfalls ... okay, später mehr!
Das Phantasie-Motiv ist mir auch aufgefallen. Daß mit den Vögeln das Element der Luft dazukommt, ist geradezu selbsterklärend -- aber man weiß ja nie ...
13 - Hard-boiled Wonderland
"Aufwachen" vom Shuffeln. Das dicke Mädchen ruft an, erzählt, daß dem Alten etwas zugestoßen sein muß; sie verabreden ein Treffen, aber das Mädchen kommt nicht. Tonstörungen. Der Knirps und der Riese besuchen den Erzähler und demolieren seine Wohnung.14 - Das Ende der Welt
Es wird Winter, das Fell der Einhörner wird weiß. Unterhaltung mit dem Oberst, der den Erzähler vor der Mauer und dem Wald warnt. Der Erzähler wandert dennoch immer wieder hin, bis er dort tw. sein Gedächtnis verliert und in tiefen Schlaf fällt. Nach seiner Heimkehr erkrankt er.15 - Hard-boiled Wonderland
Die Wohnung wird zu Ende demoliert, dann schlitzt der Knirps dem Erzähler den Bauch auf, um Folter vorzutäuschen (?), gibt ihm noch ein paar Ratschläge im Umgang mit dem "System" (der Organisation, in der der Erzähler Mitglied ist). Angehörige des "Systems" befragen ihn wegen des Vorfalls und warnen ihn. Er denkt über Stendhals Rot und Schwarz nach und hat die Assoziation einer von einer Mauer umgebenen Welt. Resignation, aus der ihn das dicke Mädchen weckt, das ihn um Hilfe bittet, sonst gehe die Welt unter.16 - Das Ende der Welt
Winter; der Erzähler erholt sich mühsam von seinem im Wald erlittenen Schwächeanfall. Unterhaltung mit dem Oberst, der ab jetzt "der Alte" genannt wird; wenn der Schatten stirbt, verliert der Bewohner seine Seele (Iris: :help!!!). Der Erzähler läßt dem Schatten ein paar Winterstiefel bringen, in denen er die Karte für ihn versteckt.. Unterhaltung mit der Bibliothekarin.Schönes Zitat der schatten- und seelenlosen Bibliothekarin: "[...] Du hast zwar gesagt, die Seele ist so etwas wie der Wind, aber sind es nicht eher wir, die dem Wind ähneln? Wir sind es, die einfach weiter unseren Weg gehen, ohne uns Gedanken zu machen. Wir werden nicht älter, und wir können nicht sterben."
17 - Hard-boiled Wonderland
Das dicke Mädchen erklärt dem Erzähler seine besondere Bedeutung: Er hat als einziger Proband die Implementierung der Shuffling-Funktion überlebt; Gespräch über Bildung und Schule (interessante Theorie zur Schule als "Nivellierungsanstalt"!). Beschluß zur Befreiung des Alten.18 - Das Ende der Welt
Der Erzähler liest Träume, ohne sie zu verstehen, was daran zu liegen scheint, daß seine Seele sich nicht öffnet.Aus dem Gespräch zwischen Erzähler und Bibliothekarin:
"Die Seele scheint eine ziemlich unvollkommene Angelegenheit zu sein", sagt sie mit einem Lächeln.
[...]
"Ja, das scheint mir auch so. Sehr unvollkommen", sage ich. "Aber sie hinterläßt Spuren. Und diesen Spuren können wir folgen. Wie Fußabdrücken im Schnee."
"Und wohin führen sie?"
"Zu uns selbst", antworte ich. "So ist das mit der Seele. Ohne sie führt nichts irgendwohin."19 - Hard-boiled Wonderland
Fahrt zum Labor; Sicherheitseinrichtungen des Gebäudes. Das dicke Mädchen erzählt dem Erzähler von seiner "Gefühlsschale" (aha ... mir dämmert was ...). Das Büro wurde durchsucht. Indizien sprechen dafür, daß der Erzähler durch das Shuffling zu einer tickenden Zeitbombe wurde. Es bleiben 36 Stunden Zeit.20 - Das Ende der Welt
Es schneit, und in der Kälte sterben Einhörner, die der Wächter enthauptet. Die Körper verbrennt er, die Köpfe kocht er aus, um den Schädel zu gewinnen, in denen die alten Träume aufbewahrt werden (Idee wird konkreter ... sollte es so einfach sein?).21 - Hard-boiled Wonderland
Das dicke Mädchen warnt wieder mal von den schon öfter erwähnten Schwärzlingen, dann geht 's mal wieder um Sex. Der Weg durch die Klamm zum Labor, das ebenfalls durchsucht worden ist. Der Alte ist nicht dort, offenbar ist er zu einem Versteck geflohen, daß im Labyrinth der Schwärzlinge liegt; das dicke Mädchen und der Erzähler machen sich auf den Weg dorthin; unterwegs küßt sie ihn. Sie übernimmt völlig die Initiative. Die Wesen versuchen sie aufzuhalten, indem sie sie einschläfern.22 - Das Ende der Welt
Unterhaltung mit dem Oberst über das Schicksal der Einhörner. Der Erzähler kann nicht in die Welt, die in den alten Träumen zu finden ist, eindringen (Subraumanomalien ... Schwarze Löcher ... was ist das denn nun??? :lache). Er sucht nach einem Musikinstrument (nach Platon bietet Musik einen direkten Zugang zu Seele ...).23 - Hard-boiled Wonderland
Marsch durch ein unterirdisches Meer der Löcher ("We all live in the yellow submarine" ... Zufall?) voller blutsaugender Egel.. Wasser steigt allmählich. Der Erzähler folgt dem dicken Mädchen einen turmartigen Felsen hinauf. Die Zwit wird knapp, sie finden ein Seil, an dem sie hinaufklettern können. Das Mädchen klettert voraus.24 - Das Ende der Welt
Der Erzähler besucht den Wächter, der ihn wegen eines Musikinstruments zum Kraftwerk (beim Ostwald ... hmmm ...) schickt. Unterhaltung mit dem Schatten, dabei zeigt sich, daß der Erzähler und sein Schatten quasi zwei Seiten derselben Münze sind und wieder zusammenkommen müssen, um ein Ganzes zu sein. Der Schatten bittet den Erzähler um Geduld.So langsam kriege ich ein Bild ...
Die Flucht im Finstern ist übrigens herrliche gruselig! -
Zitat
Du hast zwar gesagt, die Seele ist so etwas wie der Wind, aber sind es nicht eher wir, die dem Wind ähneln? Wir sind es, die einfach weiter unseren Weg gehen, ohne uns Gedanken zu machen. Wir werden nicht älter, und wir können nicht sterben."
Ah, gut, da bist Du schon. Mir lag naemlich vorhin eine Frage auf der Zunge zu Deinem Beitrag im anderen Thread:
ZitatBei all diesen Vorstellungen ist die Seele Trägerin der kognitiven und emotionalen Gaben - vielmehr von deren fundamentalen Grundlagen (das Gedächtnis z.B. ist an den Körper gebunden und vergänglich).
Aber ich glaub, wenn ich das jetzt frag, ist es immer noch ein Spoiler.
Lies mal weiter, bitte... *drängel* Schlafen kannst Du immer noch!
lg Iris
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Zitat
Original von Delfin
Lies mal weiter, bitte... *drängel* Schlafen kannst Du immer noch!
Ich frag mich grad, wann ... Ich sitze hier nämlich auch an der Arbeit ... -
Hab ich zum Abschluß von Kapitel 12 gesagt, es wäre interessant aber nicht spannend? Na, da hat der gute Murakami mich doch eines besseren belehrt und gleich kräftigst Spannung aufgebaut.
@ Iris
Gruselig finde ich die Suche nach dem Professor eigentlich nicht. Das liegt aber m. E. daran, wie Murakami den Ich-Erzähler ausgestaltet hat. Der holt mich immer wieder auf den Boden der Realität zurück...Mal eine blöde Frage an Euch:
Warum hat das dicke Mädchen eigentlich keinen Namen verdient? So unbedeutend ist sie im Geschehen ja nun doch nicht. Oder ist das vielleicht Murakami-typisch? (Sie könnte ja Rosa heißen... (auf japanisch natürlich) :grin)Interessant finde ich, daß wir hier ständig über Bewußtsein theoretisieren und Murakami seinen Ich-Erzähler ständig Scotch und Bier trinken läßt... wie war das doch mit der Bewußtseinsveränderung durch Alkohol?
Interessant finde ich auch, welche Reife das dicke Mädchen in diesem Part zeigt und wie schwach sich unser Ich-Erzähler darstellt. Hier spielt Murakami doch sehr schön mit Klischees.
Bei meiner Theorie bleibe ich einstweilen mal noch, da mir einfach nichts besseres einfällt...
Viele Grüße
PelicanP.S.: Ob ich vielleicht heute abend den Rest lesen kann?... Nicht schlafen und arbeiten geht halt so schlecht...
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Zitat
Original von Pelican
Gruselig finde ich die Suche nach dem Professor eigentlich nicht. Das liegt aber m. E. daran, wie Murakami den Ich-Erzähler ausgestaltet hat. Der holt mich immer wieder auf den Boden der Realität zurück...
Das ist natürlich richtig. Allerdings spielt Murakami fröhlich mit den schlimmsten Urängsten: Dunkelheit, schlechte Gerüche, schlammige Umgebung, diffuses Rauschen anstatt einzelner Laute -- alles, was irgendwie keine feste Form hat, nicht erkennbar ist. Man fürchtet ja am meisten das, was man nicht kenn bzw. nicht erkennen kann -- (er)kennt man etwas, vergeht die Furcht. Man weiß ja, wie man damit umgehen kann.
Der Schrecken, der von den Schwärzlingen ausgeht ist auch von dieser Art.Jetzt könntest du Rückschlüsse darauf ziehen, wovor ich so richtig Angst kriege ...
ZitatWarum hat das dicke Mädchen eigentlich keinen Namen verdient?
In diesem Roman hat niemand einen Namen! "Der Oberst", "der Alte", "der Knirps", "der Riese", "der Professor", "die Bibliothekarin", "das dicke Mädchen" -- wobei dick hier nicht herabsetzend gemeint ist: Sie strotzt vor Tatenkraft und Entschlossenheit, vor Leben, das ist wohl gemeint.ZitatInteressant finde ich, daß wir hier ständig über Bewußtsein theoretisieren und Murakami seinen Ich-Erzähler ständig Scotch und Bier trinken läßt... wie war das doch mit der Bewußtseinsveränderung durch Alkohol?
Er betäubt sein Bewußtsein ... langsam dämmert mir auch, warum!ZitatOb ich vielleicht heute abend den Rest lesen kann?... Nicht schlafen und arbeiten geht halt so schlecht...
Das Problem stellt sich mir auch seit 2 Tagen ...
Aber wie schrieb Delfin:ZitatOriginal von Delfin:
Lies mal weiter, bitte... *drängel* Schlafen kannst Du immer noch! -
@ Iris
jetzt ist mir klar, warum ich das nicht gruselig finde, sondern phasenweise höchstens Ekel erregend (Egel fand ich schon immer eklig...). Die Sache mit den Urängsten hatte ich tatsächlich vergessen!
Da hab' ich doch glatt verdrängt, daß eigentlich keiner einen Namen hat. Bei einigen Personen, weil ich sie nicht für wesentlich bzw. sogar richtigerweise für anonym halte, bei anderen weil sie für mich durch eine Berufsbezeichnung "ausreichend" umschrieben waren. Ich bin entsetzt über mich !
Bye
Pelican -
Zitat
Original von Pelican
Die Sache mit den Urängsten hatte ich tatsächlich vergessen!
Hast du kein Prblem damit?
Beneidenswert!ZitatDa hab' ich doch glatt verdrängt, daß eigentlich keiner einen Namen hat. Bei einigen Personen, weil ich sie nicht für wesentlich bzw. sogar richtigerweise für anonym halte, bei anderen weil sie für mich durch eine Berufsbezeichnung "ausreichend" umschrieben waren.
Das ist sicherlich auch so gedacht. In der Stadt haben die Menschen ja nur noch Funktionen, Namen sind da überflüssig. Namen bedeuten eine von der Nützlichkeit des Einzelwesens unabhängige Individualität -- ich möchte eigentlich von Personalität sprechen. Ein bißchen erinnert mich das nämlich an das biblische Motiv, daß Gott jemand bei seinem Namen rufe. Namen hatten (und haben) in vielen Kulturen einen quasi magischen Charakter, weil sie etwas über die Person aussagen. -
nu bin ich aber baff! dass in der geschichte niemand einen namen hat, ist mir bis jetzt garnicht aufgefallen!
das ist ja peinlich!
bo
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Also ich krebse immer noch bei Kapitel 20 herum, jedoch nicht aus Desinteresse, sondern einfach aus Zeitmangel. Jetzt weiß ich endlich, was so besonderes dran ist an der Person des Erzählers.. Mittlerweile glaub ich immer mehr, dass die Verbindung zwischen den beiden Welten doch ganz einfach ist: durch das Shuffeln öffnet sich ein "Tor" im Gehirn, sprich: der Erzähler gerät in/findet Zugang zu einer anderen Bewusstseinsebene. Das Codewort "Das Ende der Welt" kann doch nicht zufällig gewählt sein.. Aber dann wären da wieder tausend andere Fragen, die ungeklärt blieben. Hm.
Natürlich kann auch alles ganz anders sein und wer weiß, wie oft ich meine Meinung bis zum Schluss noch ändere... Spannend ists allemal, ich wünschte nur, ich hätte mehr Zeit im Moment.
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So, ich bin mal fertig mit Kapitel 24. Dass der Schatten und der Erzähler nur gemeinsam ein Ganzes sind, war ja irgendwie eh klar. Jetzt weiß ich, dass der Schatten sozusagen die Seele beherbergt. Jer mehr der Erzähler die Verbindung zum Schatten verliert, desto mehr verliert er logischerweise auch die Verbindung zur Seele und umgekehrt. Gefällt mir. Heißt doch soviel wie: wenn ich einen Teil von mir aufgebe, verliere ich dadurch auch irgendwie meine Identität, mein Inneres. Und die Seele und die Erinnerungen hängen auch zusammen. Bin schon gespannt, wann die beiden die Flucht wagen. Noch im Winter???
Außerdem bin ich neugierig, wann der Erzähler und die Dicke endlich auf den Großvater treffen - und auf dessen Erklärungen. Von der "Flucht" unter Egeln hab ich kein Bild vor Augen - "Das Ende der Welt" liegt mir mehr, das kann ich mir besser vorstellen.
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@ Iris,
zu den Urängsten. Vielleicht habe ich schon Probleme damit, aber sie sind mir einfach nicht bewußt! Ängste habe ich eigentlich insbesondere gegenüber ganz Konkretem und Greifbarem (u.a. auch Schlangen, nachdem ich mal Gebissen worden bin).
Bye
Pelican -
Oh, bin ich die erste der "neuen" Runde! Das bin ich ja gar nicht gewohnt, lese ich doch eher langsam! Aber egal, ihr kommt ja (hoffentlich) noch nach und weder die Schwärzlinge noch die Gefahren des Winters halten euch davon ab. Ich habe mich jetzt auch entschieden, die "alten" Beiträge nicht zu lesen, ich fürchte, die verraten zuviel (und ich möchte doch lieber mit euch rumrätseln).
Überraschenderweise hat sich momentan bei mir der Teil "Das Ende der Welt" als "Lieblingsstrang" durchgesetzt. Das wundert mich deswegen, weil ich anfangs mit dieser abgeschotteten, mysteriösen Welt nicht ganz soviel anfangen konnte. Aber jetzt folge ich den Erkundungen des Ich-Erzählers mit großem Interesse und hoffe sehr, dass er oder vielmehr sein Schatten rechtzeitig einen Ausweg finden.
Außerdem finde ich da immer wieder wunderschöne Sätze oder Stichwörter, die mir einiges zum Nachdenken geben. In erster Line rund um die Seele. Ein sehr abstrakter Begriff, der zumindest in meinem Alltagsleben wenig vorkommt. Da stelle ich mir die Frage, was die Seele denn eigentlich ist und ob man die Seele mit der Psyche gleichsetzen kann. Und dann - wie der Ich-Erzähler im Buch - welche Kraft die Seele hat und was wir eigentlich tun, damit es ihr gutgeht.
Eine schöne Stelle möchte ich aber auch noch erwähnen: am Ende von Kapitel 18 redet der Ich-Erzähler mit der Bibliothekarin über seine Seele. Er erwähnt dabei, dass die Seele Spuren hinterlässt, wie Fußabdrücke im Schnee, denen wir folgen können um zu uns selbst zu gelangen. Dieses Bild hat mir sehr gut gefallen. Für mich sehr interessante Gedanken, die Murakami hier aufwirft, auf die ich aber noch keine Antworten gefunden habe.
Diese sehr abenteuerliche Flucht in "hard-boiled wonderland" ist zwar spannend, liest sich für mich aber übertrieben. Ich frage mich auch die ganze Zeit, ob das überhaupt eine echte Flucht ist, oder ob der Ich-Erzähler hier nur auf die Probe gestellt werden soll und ihm die ganze Zeit nur etwas vorgespielt wird. So ähnlich: er ist der Hauptdarsteller in einer Art Film, ohne es zu wissen und irgendjemand (der Professor) sieht zu und lacht sich eins. Auch das Mädchen kommt mir sehr seltsam vor. Zwar gibt sie vor, auch noch nie dort in diesem Höhlensystem gewesen zu sein, weiß dann aber immer ganz genau Bescheid, wo welche Gefahren lauern. Und zufällig hängt da auch noch ein Seil, das sie in Sicherheit bringt. Und dann die extreme Fixierung auf den "Großvater", genauso wie das geheimnisvolle Überfallskommando. Für mich ist das alles zu "gestellt", nur bleibt unserem armen Protagonisten gar keine Zeit und Gelegenheit, mal kurz über seine Situation nachzudenken.
Was die beiden Geschichten miteinander zu tun haben, dazu hab ich momentan überhaupt keine Idee. Auch die Episode mit dem Schatten, den unserer Codierer auf der Kinoleinwand in Kapitel 23 gesehen haben will, hat mich da mehr verwirrt, als irgendwas zur Lösung beigetragen. Ich bin auf alle Fälle sehr gespannt, auf was diese beiden Stränge hinauslaufen! Schreibt Murukami eigentlich immer so rätselhaft? Für mich ist es nämlich das erste Buch dieses Autors.
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Ich habe gerade auch den zweiten Teil beendet. Du bist also nicht mehr allein Aber wie im ersten Teil geschrieben genieße ich es eher, in die Welt einzutauchen, die Sprache und Ideen zu genießen und mir keine großen Gedanken zu machen. Das wird dem Buch sicher nicht gerecht, aber ich kann es später ja nochmal lesen.
Mir gefällt das Ende der Welt nach wie vor besser & faszinierender, das hard-boiled wonderland ist, wie der Name ja auch irgendwie sagt, eine actionreiche, eigenen Regeln gehorchende Welt, die mich an einen Hollywoodfilm erinnert. Da dürfen dann auch Leute genau das richtige Wissen und Können, wie unsere beiden Helden. Allein wie der Ich Erzähler seinen Schmerz in Alkohol ertränkt und Whiskey aus kaputten Flaschen im Waschbecken trinkt und trotz schmerzende Bauchwunde so beweglich ist, ist er für mich der Prototyp eines gescheiterten Ermittler, über die es ja einige Reihen mittlerweile gibt.
Dieser abstruse, verworren Stil hat mich bei Murakami jetzt nicht überrascht. Bei seinen anderen Büchern die ich gelesen habe gab es das ebenso, wenn auch vielleicht nicht in dieser Intensität.
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Ich habe gerade auch den zweiten Teil beendet. Du bist also nicht mehr allein
Sehr schön. So ganz allein mit Schwärzlingen in der Dunkelheit und andererseits im kalten Winter fühlte ich mich auch nicht ganz wohl.
ZitatAber wie im ersten Teil geschrieben genieße ich es eher, in die Welt einzutauchen, die Sprache und Ideen zu genießen und mir keine großen Gedanken zu machen. Das wird dem Buch sicher nicht gerecht, aber ich kann es später ja nochmal lesen.
Das ist doch auch in Ordnung! Vielleicht ist ja sogar Sprache und Atmosphäre eines Buches wichtiger als der Inhalt, auf alle Fälle werden diese Faktoren oft unterschätzt und sich zu sehr auf den Inhalt gestürzt. Da muss ich mich leider auch an der eigenen Nase packen.
Mit dem Typus des "gescheiterten" oder zumindest sehr einsamen Protagonisten hast du recht. Ich frage mich aber, ob er damals, als das Buch geschrieben wurde (1985) auch schon so war oder ob es für die damalige Zeit etwas "neues" war. Heute haben wir solche Charaktere mehr als genug.
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Mit dem Typus des "gescheiterten" oder zumindest sehr einsamen Protagonisten hast du recht. Ich frage mich aber, ob er damals, als das Buch geschrieben wurde (1985) auch schon so war oder ob es für die damalige Zeit etwas "neues" war. Heute haben wir solche Charaktere mehr als genug.
Da bin ich mir auch nicht sicher, daher habe ich ihn als Prototypen bezeichnet. Gegeben hat es solche Charaktere sicherlich immer mal, in der Fülle wie heute denke ich aber nicht. Allerdings war ich 1985 eh noch nicht geboren und spekuliere einfach mal.
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Ich bin gestern Abend noch mit diesem Abschnitt fertig geworden.
Bei mir war es bisher so, dass ich die Teile von "Hardboiled-Wonderland" lieber gelesen habe. Mir kam das "Ende der Welt" so traurig und düster vor. Dieses eingesperrt sein hinter den Mauern, der Verlust der Seele und das Abschneiden des Schattens fand ich ziemlich deprimierend. Diese Abschnitte haben mich immer ziemlich runtergezogen.
Und ich mochte den Ich-Erzähler von "Hardboiled-Wonderland" auch echt gerne. Er finde ihn schon recht ironisch ,lustig und auch sympathisch. Er kam mir eher ein wenig einsam vor.
Das Ende von diesem Abschnitt, also die Suche nach dem Professor in der Dunkelheit hat mir dann allerdings nicht mehr gefallen. Das war mir auch zu "Hollywood"-mäßig.
Und die übergewichtige Enkelin in dem rosa Röckchen scheint ja übermenschliche Kräfte zu besitzen. Sie schafft diese ganze Kletterei und Lauferei ohne ersichtliche Anstrengungen? Der Ich-Erzähler kommt dagegen immer gerade so mit seinem Leben davon. Das fand ich jetzt eher nervig und übertrieben.
Ich hoffe mal, der dritte Abschnitt geht nicht so weiter, wie der zweite aufgehört hat. Am Anfang war ich so begeistert von dem Buch, jetzt bin ich gerade ein wenig enttäuscht.
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Ich hoffe mal, der dritte Abschnitt geht nicht so weiter, wie der zweite aufgehört hat. Am Anfang war ich so begeistert von dem Buch, jetzt bin ich gerade ein wenig enttäuscht.
Da gings mir genauso. Es gilt es noch ein bißchen durchzuhalten - dann wird es wieder besser! Zumindest ich habe das so empfunden.
Der Ich-Erzähler ist sehr einsam. Er hat nicht wirklich mehr als seine Arbeit. Das finde ich auch sehr traurig, wahrscheinlich liegt darin auch sein doch sehr hoher Alkoholkonsum begründet.
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Da gings mir genauso. Es gilt es noch ein bißchen durchzuhalten - dann wird es wieder besser! Zumindest ich habe das so empfunden.
Okay, danke für Deine Einschätzung. Dann werde ich auf jeden Fall durchhalten.
Ich habe gerade das erste Kapitel im nächsten Abschnitt gelesen, und das nervt mich gerade gewaltig. Dieser Professor mit seinen theoretischen Ausführungen und Erläuterungen das ist im Moment nur anstrengend zu lesen.
Aber ich bleibe dran.