'Das Leonardo-Papier' - Seiten 001 - 109

  • Spannender Anfang. Weswegen wurde Joshua verurteilt und nach Australien verbannt? Als Arzt hat er vielleicht einen Fehler begangen? Seine geologischen Funde stellen die bisherige Auffassung von der Erschaffung der Welt in Frage?


    Georgina ist mir auch sympathisch. Für intelligente Frauen muß das Leben zu ihrer Zeit die reinste Hölle gewesen sein. Was hat es mit den geheimnisvollen Notizen auf sich, die sie nicht entziffern kann? In welcher Sprache sind sie abgefasst?


    Mr. Martinaw fand ich nur bis zu dem Zeitpunkt ganz nett, an dem er sich mit dem jungen Arzt unterhält. Als Heiratskandidat für Georgina sehe ich ihn nicht. Aber vielleicht hat er ihren Vater gekannt?


    Die Engländer waren übrigens schon früh an Geowissenschaften interessiert. Die "Geological Society London" wurde bereits 1807 gegründet. Mary Anning wurde dort Ehrenmitglied.

  • Ich habe nun endlich auch begonnen und wenn der Rest des Buches das hält, was der Anfang verspricht, bin ich vollauf zufrieden.


    Atmosphärisch hat es mich sofort gefangen genommen. Das liegt aber wahrscheinlich auch daran, daß mir das 19. Jahrhundert mittlerweile zum zweiten Wohnzimmer geworden ist.
    Thematisch gesehen schließt es für mich ein literarisches Darwin-Lesejahr ab. Zwar spielen die Geschehnisse vor Darwins "Entstehung der Arten", aber viele Namen oder Themen kommen mir beim Lesen bekannt vor.
    Mir wird übrigens erst jetzt verständlich, warum Darwin mit seinem Buch so gezögert hat. Es hieß immer nur er habe u.a. seiner Frau zuliebe solange gewartet. Warum? Jetzt ist mir das klar: wenn ich mit massiven gesellschaftlichen Repressalien rechnen muss, weil meine Erkenntnisse die Grundfesten der Religion erschüttern, dann überlege ich mir das natürlich zweimal.


    Mit Mr. Martinaw hat die Autorin einen interessanten Charakter geschaffen. Mir sind da spontan die amerikanischen Kreationisten eingefallen, bei denen ich immer eine Gänsehaut bekomme.
    Wie kann jemand, der gerade in einem naturwissenschaftlichen Bereich arbeitet, so blind gegenüber allem sein, was der wortgenauen Auslegung der Bibel widerspricht? Und dennoch habe ich eine Arbeitskollegin, eine wirklich sympathische und umgängliche Person (noch keine 30!), die auch im medizinisch-therapeutischen Bereich tätig ist und in Diskussionen immer mal wieder durchblicken lässt, daß die Bibel für sie immer noch so gilt wie vor 2000 Jahren.


    Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Abschnitt.


    Edit: Spannend finde ich übrigens auch die These, die beowulf aufgeworfen hat. Ich lese viele Bücher, welche im 19. Jahrhundert spielen. Besonders gerne auch Steampunk und zwar genau aus dem genannten Grund: diese spielen in einer Zeit, in der es tiefgreifende Veränderungen gab und alles möglich schien. Viele technische Neuerungen erschienen den Leuten wie Magie, insofern ist Steampunk, obwohl es zu den phantastischen und nicht zu den historischen Romanen gehört, dennoch nur einen kleinen Schritt neben der Realität.

    Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben.
    Aber dieses hier, das diesseitige, ist ein schlechter Scherz. (Voltaire)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von grottenolm ()

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Mit Mr. Martinaw hat die Autorin einen interessanten Charakter geschaffen. Mir sind da spontan die amerikanischen Kreationisten eingefallen, bei denen ich immer eine Gänsehaut bekomme.
    Wie kann jemand, der gerade in einem naturwissenschaftlichen Bereich arbeitet, so blind gegenüber allem sein, was der wortgenauen Auslegung der Bibel widerspricht?


    :write

  • Zitat

    Original von grottenolm
    Ich lese viele Bücher, welche im 19. Jahrhundert spielen. Besonders gerne auch Steampunk und zwar genau aus dem genannten Grund: diese spielen in einer Zeit, in der es tiefgreifende Veränderungen gab und alles möglich schien. Viele technische Neuerungen erschienen den Leuten wie Magie, insofern ist Steampunk, obwohl es zu den phantastischen und nicht zu den historischen Romanen gehört, dennoch nur einen kleinen Schritt neben der Realität.


    Räusper, ich musste erst einmal nachschlagen, was Steampunk ist - hab ich vorher noch nie gehört...


    Leider bin ich noch nicht so weit gekommen mit dem Buch, wie ich es mir wünschen würde, aber dafür hab ich halt noch länger etwas davon... ;-)

  • Ich habe gestern den ersten Teil fast zu Ende gelesen und war bei den letzten 20 Seiten dann doch zu müde um weiterzulesen. Aber jetzt hab ich es geschafft ;-)


    Ich finde das Cover wunderschön. Ich mag das grün :-)


    Der Prolog war ja erschreckend. Anscheinend hat Pfarrer Hart seinen Bruder sogar vor seiner Frau geheim gehalten. Sollte er wirklich wegen der Evulotionstheorie verurteilt worden sein, kann ich das nachvollziehen, dass er nicht hineingezogen werden wollte.


    Ich habe mich sofort heimisch gefühlt - ich mag einfach Romane, die in England in dieser Zeit spielen. Ich liebe Großbrittanien. ;-)


    Georgina ist sehr interessant. Sie ist so wissbegierig - erinnert mich an mich selbst. Ich muss auch dauernd alles wissen, was ich einmal in den Fängen habe :lache Allerdings hat sie es nicht so leicht. Diese Lady Mary ist echt nervig. Kann sie Georgina nicht mal in Ruhe ihrem Hobby nachgehen lassen?
    Ich bin froh, dass ich nicht in dieser Zeit mit den Zwängen gelebt habe, denn schon dieses Unschuldigsein vorschützen ist ganz schrecklich. Manche Mädels praktizieren es ja heute noch ;-)


    Ich wusste auch nicht, dass es Mary Anning gab. Danke für den Link! Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, sie zu googeln. Bewundernswert, dass sie sich mit den Funden ein finanzielles Polster schaffen konnte. Und das in dieser Zeit, in der Frauen einfach nur existierten und toll aussehen mussten und sich weiblich geben mussten.


    Lady Agatha mag ich total. Eine bessere Tante kann sich Georgina gar nicht wünschen. Sie wird ja von ihr unglaublich unterstützt. Kein Wunder, dass sie Lady Anne ein Dorn im Auge ist.


    Eine Frage hab ich aber: War es damals üblich, dass Eheleute sich gesiezt haben? Ich wäre eher davon ausgegangen, dass auch Kinder die Erwachsenen dann im Haushalt auch siezen müssen, aber Georgina duzt ja alle.


    Heute werde ich wohl keine Seite mehr schaffen - bin mal wieder zu müde. Aber morgen gehts weiter :-)

  • Zitat

    Original von Sigrid2110


    Mit dem Chirurgen Mr. Martinaw scheint ja in Augen Tante Annes ein geeigneter Heiratskandidat gefunden, oder? Aber mir ist er nicht so ganz geheuer. Erst dachte ich, ach, er ist ganz nett, aber wie er mit Mr. Shayle sprach, gefiel mir gar nicht.


    Genauso ging es mir auch. Allerdings glaube ich, dass er doch ein wenig Angst hatte, sich für Mr. Shayle einzusetzen - vor allem, als er von der Evulotionstheorie gesprochen hat. Das war sicher ein Vergehen.

  • Ich finde die Geschichte sehr angenehm flüssig zu lesen, sie weckt das Interesse an den Ereignissen, der Zeit und den Figuren (die ich bislang sehr sympathisch finde). Was mich noch rätseln lässt ist natürlich auch der Prolog und der Zusammenhang zum Titel bzw. Klappentext. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt wie es weitergeht!!


    Ach so, dass es Mary Anning tatsächlich gegeben haben muss, hatte ich einfach mal aus dem Zitat über sie geschlossen, dass Kapitel I vorangestellt ist :grin

  • Als ich das Buch schon vor Wochen in der Hand gehalten habe, hat es mich sofort angesprochen und ich wusste, dieses Buch wollte ich lesen. Die Covergestaltung finde ich sehr schön (mal etwas anderes, als die anderen historischen Romane, ich finde aber es passt zu dem Buch).


    Den Prolog fand ich auch sehr erschreckend und aufrüttelnd. Warum Georginas Vater verurteilt worden ist bleibt auch mir nach dem ersten Teil ein Rätsel, hat es etwas mit seinem Beruf oder mit den Fossilien zu tun?


    Georgina ist mir sehr sympatisch, ich mag sie und kann sie gut verstehen. Sie ist klug und weiß wie sie bei ihrer Tante ihr Ziel erreicht auch wenn sie lieber bei Tante Agathe wäre.


    Ich bin gespannt wie es weiter geht und wann Georgina Justus kennen lernt.

  • Zitat

    Original von Booklooker


    Genauso ging es mir auch. Allerdings glaube ich, dass er doch ein wenig Angst hatte, sich für Mr. Shayle einzusetzen - vor allem, als er von der Evulotionstheorie gesprochen hat. Das war sicher ein Vergehen.


    Ja, mir ging es genauso - erst fand man ihn ganz sympathisch und dann sprach er mit Mr. Shayle und hat sich dort ja nun nicht wirklich nett oder kollegial verhalten. Er hat sich nicht für ihn eingesetzt und das spricht ja nicht für ihn, schliesslich scheint Mr. Shayle ja ein sehr fähiger Mann zu sein... Mal abwarten, welche Rolle er noch weiter im Roman spielt.

  • Ich war jetzt leider das ganze Wochenende beim Arbeiten und bin erst jetzt wieder daheim angekommen. Ich möchte mich auf jeden Fall heute noch mal auf mein Sofa verkrümmeln und ein paar Seiten lesen.

    Who is Keyser Soze?


    (\__/)
    (o ,o)
    (>_<) <- This is Bunny.


    Copy Bunny into your signature to help him on his way to world domination.

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Eine Frage hab ich aber: War es damals üblich, dass Eheleute sich gesiezt haben? Ich wäre eher davon ausgegangen, dass auch Kinder die Erwachsenen dann im Haushalt auch siezen müssen, aber Georgina duzt ja alle.


    Das ist mir auch aufgefallen :-)


    Ich bin inzwischen mit dem ersten Teil durch, und weil es sich so schön flüssig liest, schon mitten im zweiten.


    Das Buch gefällt mir bisher sehr gut - das fing schon mit dem Prolog an. Duster, etwas beklemmend, und viele Fragen aufwerfend. Wer ist Joshua Hart, und was hat er schlimmes verbrochen, dass sein Bruder seine Existenz vor seiner Familie verbirgt und er sogar zum Tode verurteilt wird? Das wird sich sicher noch aufklären...


    Die Charaktere finde ich überwiegend sympathisch dargestellt - naja, von Lady Anne vielleicht mal abgesehen ;-) Aber sie ist halt ein typisches Beispiel dafür, wie die gesellschaftlichen Konventionen im 19. Jahrhundert waren. Agatha ist ein erfrischender Gegensatz dazu und mir sehr sympathisch - ich hoffe, das Georgina in ihrer Entwicklung ihr nachschlägt und sich nicht zu sehr den Konventionen unterordnet. Das würde nicht zu ihrer Persönlichkeit passen.


    So, und nun geh' ich weiterlesen :-)

  • @ Booklooker:
    Tja, eine gute Frage. Ehrlich gesagt, habe ich nur die Förmlichkeit zwischen den Eheleuten im Sinn gehabt. Ob die Kinder die Eltern gesiezt haben, kann ich nicht sagen, denkbar ist es schon. Allerdings ist es im Englischen ohnehin schwierig, da es den Unterschied zwischen du und Sie ja nicht gibt. Aus meiner Lektüre zeitgenössischer Romane meine ich mich zu erinnern, dass die Kinder "father" und "mother" sagen. Herr Vater oder Frau Mutter wäre natürlich sehr steif.


    Aber danke, so ist das mit den aufmerksamen LeserInnen ;-). Ich werde das noch einmal recherchieren.


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Doch, ich habe recherchiert, dass es solche förmlichen Anreden gab. Ich habe die Romane von Jane Austen gelesen, und da sprechen sich Eheleute bisweilen auch mit dem Familiennamen an, so die unsterbliche Mrs. Bennet, die ihren Mann stets "Mr. Bennet" nennt. Da kann sie im Deutschen schlecht "du" sagen. Das klingt dann wie in der Kaufhalle: "Frau Schmitz, kommste mal an Kasse drei?" ;-)


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    Da kann sie im Deutschen schlecht "du" sagen. Das klingt dann wie in der Kaufhalle: "Frau Schmitz, kommste mal an Kasse drei?" ;-)


    :lache


    Das stimmt auch wieder ;-)
    Ich hab mich nur gewundert, weil ich entweder das siezen zwischen Kindern und Eltern oder eben den Eheleuten kenne, nicht aber, dass die Kinder DU sagen und die Eltern SIE.
    Aber ich hab natürlich auch nicht bedacht, dass das Buch in England spielt :bonk

  • Jetzt endlich bin ich auch soweit.


    Den Prolog fand ich schon sehr interessant, als erstes die Beschreibung des Weges durch London zu diesem Pfandleiher und anschließend die Begegnung der beiden Brüder sehr düster beschrieben, hier wird gleich Spannung erzeugt und Interesse geweckt.


    Auch Georgina, Mary Anning, Tante Agatha waren mir gleich sehr sympatisch.


    Bei Tante Anne, die wohl die typische Vertreterin ihrer Zeit ist, ist mir der Gedanke gekommen "Gotts sei Dank lebe ich heute und nicht damals". Ich denke für ein wißbegieriges Mädchen bzw. Frau waren das schwierige Zeiten.


    Dieser Dr. Martinaw ist mir auch nicht sehr geheuer. Ich fand ihn sehr arrogant und von sich eingenommen, als sein junger Kollege ihn um Hilfe bat, auch bei der Kunstausstellung kam er mir sehr eingebildet vor.


    Ich freue mich heute Abend aufs weiterlesen bin schon sehr gespannt.


    liebe Grüße vom Bücherwurm60

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Eine Frage hab ich aber: War es damals üblich, dass Eheleute sich gesiezt haben? Ich wäre eher davon ausgegangen, dass auch Kinder die Erwachsenen dann im Haushalt auch siezen müssen, aber Georgina duzt ja alle.


    Da würde mich viel eher interessieren, ab wann den die Engländer das duzen aufgegeben haben. Bei Shakespeare gibt es ja noch das "du" - youeth.

  • Hallo Beowulf,


    hier ein Zitat aus Wikipedia:


    In the 17th century, thou fell into disuse in the standard language but persisted, sometimes in altered form, in regional dialects of England and Scotland ...


    Schade, beim Übersetzen wäre manches leichter.


    Liebe Grüße,
    Susanne