'Das Leonardo-Papier' - Seiten 110 - 216

  • Georginas Leidenschaft für Steine kommt hier deutlich heraus. Sie geht sogar soweit, dass sie sich als Mann verkleidet in eine Vorlesung an der Uni stiehlt. Leider hat sie ihr Verhalten nicht "vermännlicht". Die Idee mit der Frau in Männerkleidern ist sicher nicht neu, aber hier so glaubhaft, dass ich mich frage, wie oft das wohl wirklich vorgekommen ist. 1821 gab es sicher einige dieser leicht rebellisch angehauchten Damen, die mehr wollten als eine gute Partie heiraten.


    So langsam bekommt Georgina ein paar Informationen über ihre Familie. Der Dichter Justus von Arnau ist ihr dabei behilflich.


    Dass die Schrift durch eine Zufall entziffert werden konnte, ist auch nett zu lesen. Ich stimme der Tante auch unbedingt zu, dass viele Entdeckungen durch Zufall gemacht wurden.

  • Also mein erster Impuls war- oh nein, jetzt zieht sie Hosen an- muß das sein. Aber ich fand es dann doch hervorragend gelöst, weil die Konflikte die das bei Georgina auslöst gut dargestellt werden. Sie ist eben nicht naßforsch, sondern Kind ihrer Zeit, die sich trotzdem was traut. Justus gefällt mir auch besser als Herr Doktor- dessen Ansichten sind mir zu radikal.

  • Bis jetzt ein wunderschönes Buch! Die Konflikte zwischen Wissenschaft und Kirche tauchen jetzt auf (wurde deshalb der Vater verbannt? :gruebel).
    Georgina in der Uni (sie scheint ja doch ihres Vaters Tochter zu sein, da sie die gleiche Leidenschaft teilen), und dann kommt noch ein Bär. Kein Wunder, daß sie wegläuft!
    Justus scheint wirklich sehr interessant zu sein - mal sehen, wie es weitergeht! :wave

  • Der zweite Teil beginnt mit einem Diner, bei dem Mr. Martinaw scheinbar bei Georgina punktet. Aber mir missfällt etwas an ihm, vielleicht sein Anspruch „ die menschliche Wissenschaft ist dazu da, das Wirken Gottes zu erklären, und nicht, es zu widerlegen oder als Hirngespinst abzutun“ (Seite 93). So sehr ich Georgina einen Mann wünschte, der nicht nur ihre hausfraulichen Fähigkeiten und ihren Körper fordert, sondern auch an ihrem Verstand interessiert ist, habe ich bei dem Chirurgen doch arge Bedenken, wie er sich nach einer eventuellen Eheschließung verhalten würde. Wahrscheinlich würde er einen passenden Bibelspruch hervorkramen und das wäre es dann für Georgina gewesen. Seine Gedanken Seite 187 deuten ja ein bisschen in die Richtung. Trösten darf sie, raten darf sie, aber etwas eigenes?


    Die Koprolithen-Szene im siebten Kapitel ist einfach köstlich – und wie immer war ich dankbar, dass ich das Nachwort zuerst gelesen habe.


    Mit Justus wäre ich auch ganz gerne durch England gereist, zumal nach Warwick Castle und dann Oxford. Der Mann ist nicht nur interessiert, sondern auch interessant und ich glaube, Georgina wäre bei ihm besser aufgehoben.


    Die armen Igelchen (Seite 153). Da musste ich kräftig schlucken, besonders wenn ich an „meine“ Igelmama mit ihren fünf Kindern denke.


    Georgina entwickelt sich vor meinen Augen immer mehr zu einer spannenden Figur. Einerseits vertraut sie doch sehr ihrem Gefühl, was Menschen und Situationen betrifft, andererseits hat sie einen wachen Verstand und weiß ihn nicht nur zu nutzen, sondern möchte lernen, möchte erfahren und wissen über Dinge, die vermutlich die Sittlichkeit junger Damen gefährden könnten, wenn man den strengen Kirchenleuten Glauben schenken möchte. Bei ihrem Auftritt in Männerkleidern hatte ich immer ein Bild von George Sand (in Männergarderobe) vor Augen. Ein ganz klein bisschen hat sie etwas von der Französin.


    Tante Aga verstehe ich nicht so ganz: Sie wirft Georgina wie kleine Brosamen einige Dinge über ihre Mutter hin und machte dann doch einen Rückzieher. Die Vorwürfe, die diese ihr dann macht, sind berechtigt. Sie hätte lieber ganz schweigen sollen – oder alles sagen.

  • Ich dachte ja auch erst, Mr. Martinaw wäre gar keine so schlechte Partie für Georgina. Aber seine Ansichten sind doch für einen Chirurgen merkwürdig, zumindest aus meiner Denkweise her. Und ich denke, wie Lipperin, in einer Ehe wäre Georgina deutlichen Einschränkungen ausgesetzt.


    Bei dem Auftritt von Georgina in Männerkleidung musste ich ja etwas schmunzeln. Sie hat sich nicht so wirklich wohlgefühlt und diese Rolle auch alles andere als perfekt gespielt. De Reiseschriftsteller Justus von Arnau, der ja auch zufällig anwesend war, hat ja wohl gleich gespürt, dass da was nicht stimmt mit "diesem Mann" :grin.


    Arnau ist auf seine Weise ja auch unkonventionell, indem er viel reist und nicht ein sittsames Leben führt, sich zur Ruhe setzt und eine Familie gründet.


    Allerdings scheint es ja schon als unfein zu gelten, wenn man überhaupt für seinen Lebensunterhalt arbeiten muss. Da geht wohl St. Martinaw als recht berühmter Arzt gerade noch durch, zumal Georgina ohne Eltern quasi nicht die beste Partie ist.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Lipperin :
    Ich glaube, Tanta Aga befindet sich in einem Konflikt, so habe ich es mir jedenfalls gedacht. Einerseits findet sie Unabhängigkeit erstrebenswert, ist ja auch eine unabhängige Frau, doch ist sie Witwe und finanziell unabhängig. Die Abhängigkeit begann gewöhnlich mit der Ehe, doch gab es für junge Frauen kaum Alternativen dazu. Also ist sie hin und her gerissen, was sich in ihrem bisweilen widersprüchlichen Verhalten spiegelt. So habe ich es mir gedacht.


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Das Igelessen fand ich auch gemein ;-(


    Die Hosenszene war amüsant. Kann ich mir richtig gut vorstellen, wie Georgina vor dem Bären geflüchtet ist. Das war ja auch eine gewagte Sache. Wäre sie erwischt worden, wäre sie derart kompromittiert, dass die Suche nach einem Ehemann ziemlich aussichtslos geworden wäre.
    Wenn man sich das heute vorstellt, ich weiß nicht, was man tun müßte, um sich in eine ähnlich prekäre Lage zu bringen. Busen raushängen lassen reicht da sicher auch nicht mehr aus.


    Justus hat bisher nur Pluspunkte bei mir gesammelt. Er würde gut zu Georgina passen und ich bin zuversichtlich, dass am Ende ein Paar aus ihnen wird.

  • Zitat

    Original von JaneDoe
    Das Igelessen fand ich auch gemein ;-(


    Die Hosenszene war amüsant. Kann ich mir richtig gut vorstellen, wie Georgina vor dem Bären geflüchtet ist. Das war ja auch eine gewagte Sache. Wäre sie erwischt worden, wäre sie derart kompromittiert, dass die Suche nach einem Ehemann ziemlich aussichtslos geworden wäre.
    Wenn man sich das heute vorstellt, ich weiß nicht, was man tun müßte, um sich in eine ähnlich prekäre Lage zu bringen. Busen raushängen lassen reicht da sicher auch nicht mehr aus.


    Justus hat bisher nur Pluspunkte bei mir gesammelt. Er würde gut zu Georgina passen und ich bin zuversichtlich, dass am Ende ein Paar aus ihnen wird.


    :write
    Bei dem Igelessen hat es mich richtig geschüttelt - die armen Tiere...


    Justus und Georgina als Paar - das könnte sehr interessant - sicher aber nie langweilig werden! :chen

  • Zitat

    Original von Lipperin
    Der zweite Teil beginnt mit einem Diner, bei dem Mr. Martinaw scheinbar bei Georgina punktet. Aber mir missfällt etwas an ihm, vielleicht sein Anspruch „ die menschliche Wissenschaft ist dazu da, das Wirken Gottes zu erklären, und nicht, es zu widerlegen oder als Hirngespinst abzutun“ (Seite 93). So sehr ich Georgina einen Mann wünschte, der nicht nur ihre hausfraulichen Fähigkeiten und ihren Körper fordert, sondern auch an ihrem Verstand interessiert ist, habe ich bei dem Chirurgen doch arge Bedenken, wie er sich nach einer eventuellen Eheschließung verhalten würde. Wahrscheinlich würde er einen passenden Bibelspruch hervorkramen und das wäre es dann für Georgina gewesen. Seine Gedanken Seite 187 deuten ja ein bisschen in die Richtung. Trösten darf sie, raten darf sie, aber etwas eigenes?


    Ich denke auch, dass er wohl bei einer Ehefrau nicht so begeistert von eigenen wissenschaftlichen Untersuchungen oder Forschungen wäre, sondern sie in die "vorgegebene" Roller einer "Nur-Hausfrau" drängen würde. Also nicht wirklich ein passender Heiratskandidat, denke ich... Aber die beiden Tanten sehen das ja anscheinend erstmal anders.

  • Justus kann ich richtig gut leiden. Man merkt richtig, dass er am liebsten ein höheres Tempo vorlegen würde ;-)
    Ich kann Georgina gut verstehen, dass sie andauernd an ihn denken muss. Sie ist ja selbst jemand, der mit dem Kopf durch die Wand will. Das passt also wirklich gut mit den beiden.


    Dass Mr. Martinaw sie heiraten möchte, missfällt mir sehr. Ich mag ihn einfach nicht. Hoffentlich lässt Georgina sich nicht auf ihn ein, weil die Familie es möchte. Aber ich denke, es wird nicht so sein.


    Als Georgina zur Vorlesung in Männerverkleidung gegangen ist, dachte ich einen kurzen Moment, dass Justus ihr - wie im Klappentext erwähnt - hilft, weil sie sich als Mann ausgibt und wollte schon gelangweilt gähnen. Ich bin froh, dass er sofort rausgefunden hat, dass sie eine Frau ist.


    Lady Agatha scheint ja die Erinnerung an ihre Nichte sehr schwer zu fallen. Ich möchte jetzt auch zu gern wissen, wie es zu der Schwangerschaft kam und wo der Vater zu der Zeit war. Und dass Susannes Familie schlecht über sie denkt, finde ich ungeheuerlich. Aber ich denke, das war wohl zu der Zeit üblich.


    Ich bin so gespannt, wie es weiter geht....

  • Zitat

    Original von Booklooker
    Gibt es das heute eigenlich, dass man Igel isst? Ich könnte das nicht. Ich kann nicht mal die Ente essen, die wir von einem Bekannten haben züchten lassen - um sie zu essen.


    In irgendeinem Roman hatte ich schonmal diese kulinarische Köstlichkeit gelesen. Die Meute hat die stacheligen Tiere in Lehm gerollt und dann ins Lagerfeuer gelegt. Nach einiger Zeit haben sie dann die Lehmkugel auseinandergebrochen und das zarte Fleisch verzehrt. Mir war bei der Vorstellung :uebel

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    A Killer Closet von Paula Paul

    Bingo 2017

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  • Auch eine interessante Rezeptvariante :learn
    Ich fand Buckland und seine exotischen Gerichte einfach zu schön, um sie außen vor zu lassen. Bei Lesungen kommt die Igel-Szene sehr gut an.
    Auch der Bär ist historisch belegt. Er hielt sich außerdem eine Hyäne namens Billy und diverse andere Tiere.


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Ja, die Hyäne hatte er sich eigentlich zu Untersuchungszwecken kommen lassen, gewann sie aber lieb, und behielt sie als Haustier - kein Witz!
    Außerdem konnte er am Geruch der Erde erkennen, wo in England er sich gerade befand. In späteren Jahren wurde er leider geisteskrank, was mich nicht so furchtbar überrascht hat .


    Liebe Grüße,


    Susanne

  • Zitat

    Original von Bücherfrau
    Lipperin :
    Ich glaube, Tanta Aga befindet sich in einem Konflikt, so habe ich es mir jedenfalls gedacht. Einerseits findet sie Unabhängigkeit erstrebenswert, ist ja auch eine unabhängige Frau, doch ist sie Witwe und finanziell unabhängig. Die Abhängigkeit begann gewöhnlich mit der Ehe, doch gab es für junge Frauen kaum Alternativen dazu. Also ist sie hin und her gerissen, was sich in ihrem bisweilen widersprüchlichen Verhalten spiegelt. So habe ich es mir gedacht.


    Liebe Grüße,


    Susanne


    So habe ich sie auch aufgefasst. :knuddel1 Aber bei Tante Aga geht es mir wie so oft auch im wirklichen Leben: Da bekommt man drei Häppchen serviert von einer höchst interessanten Geschichte und den Rest nicht, weil es könnte ja "shocking" sein. Vielleicht ist es ja auch höchst verlockend, andere ein bisschen zu "locken", so in der Form von "ich weiß was, aber verrat nicht alles"?