Christopher Ross "Die Schlucht der Wölfe"

  • Erschienen im Weltbild-Verlag, 2009
    ISBN 978-3868000962
    239 Seiten
    4,95 Euro


    Über das Buch
    New York, 1891: Die junge Mattie lernt über eine Anzeige den Rancher Jacob aus Montana kennen und zieht zu ihm. Jacob entpuppt sich als Haustyrann, doch Mattie lässt sich nicht unterkriegen. Langsam kommen sie sich näher. Und dann bringt der Winter ein Wolfsrudel nach Montana.
    "Die Schlucht der Wölfe" bei Weltbild


    Über den Autor
    Christopher Ross lebt und arbeitet in München. Viele Monate des Jahres ist er unterwegs im amerikanischen Norden für die Recherchen zu seinen romantischen Abenteuerromanen.
    Infos über den Autoren bei Wikipedia


    Meine Meinung
    Zum Inhalt möchte ich gar nicht mehr sagen als der Klappentext – ich finde einfach, „Die Schlucht der Wölfe“ ist eine Geschichte, die man nicht mal eben mit wenigen Worten erklären kann, man muss sie lesen.
    Am Anfang des Buches war das Gefühl, in einem Wild-West-Film mitzuwirken, sehr ausgeprägt (und keineswegs negativ) – es ließ etwas nach, aber nichtsdestotrotz ist es eine wunderbare Geschichte in einer traumhaften Landschaft, wie ich finde. Christopher Ross beschreibt die Umgebung und die Stimmung sehr eindrücklich und anschaulich – ich habe mich sehr wohl gefühlt.
    Die Protagonistin Mattie geht trotz aller Umstände und Widrigkeiten ihren Weg, kämpft für sich und Jacob. Ich weiß nicht, wie lange ich gekämpft hätte, wann ich aufgegeben hätte – vermutlich viel eher als sie.
    Die Liebe spielt natürlich auch eine Rolle in der Geschichte – aber so zaghaft und beinahe unauffällig, dass es niemals kitschig wird, im Gegenteil. Man spürt, dass da etwas ist, aber vorerst gibt es andere, wichtigere Dinge, mit denen Mattie sich beschäftigen muss.
    Zu bemängeln habe ich allerdings auch einige Kleinigkeiten: Offenbar hat nicht nur der Autor selbst, sondern auch das Lektorat Schwierigkeiten mit der zeitlichen Abfolge.
    An einer Stelle heißt es beispielsweise, es habe „heute Morgen“ einen unerfreulichen Vorfall gegeben – laut dem vorangegangenen Text müsste dieser Vorfall allerdings schon drei Tage zurückliegen. Auch das Zeitgefühl der Charaktere scheint anders als meines zu sein, denn die Eier zum Frühstück, die es erst vor zwei Tagen gab, liegen gleichfalls schon „seit Tagen“ zurück. Mag sein, dass eine andere Formulierung ausgereicht hätte, um mich nicht irritiert zurückzulassen – oder ich bin einfach zu empfindlich.
    Andere Dinge wurden gleich mehrmals wiederholt, als hätten sie kurz zuvor gar nicht stattgefunden – an einigen Stellen wirkt der Text jedenfalls so, als hätte Christopher Ross nur alle paar Wochen am Manuskript gearbeitet, zwischenzeitlich vergessen, was er bisher in die Geschichte hineingebracht hatte, und auch nicht mehr nachgelesen.
    Ob das ein oder andere Detail historisch korrekt ist – da will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, vielleicht liegt es auch einfach an meiner fehlenden Kenntnis.
    Das klingt jetzt nach viel Negativem; es sind aber nur Kleinigkeiten, denn insgesamt ist „Die Schlucht der Wölfe“ ein spannendes Buch mit einer sehr schön vermittelten Stimmung und einer toll beschriebenen Landschaft. Das Lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht, und dafür bekommt „Die Schlucht der Wölfe“ fünf Sterne!

  • Ich habe das Buch soeben beendet und mir hat es im Großen und Ganzen auch gut gefallen, es war spannend zu lesen und ich wollte jederzeit wissen wie es weiter geht. Allerdings sind mir genau wie Iszlá Kleinigkeiten aufgefallen, wo ich mich gefragt habe ob der Autor vergessen hat was er vor einigen Seiten geschrieben hat oder der Lektor woanders mit seinen Gedanken war. Besonders aufgefallen ist es mir bei dem Namen von dem Indianer.


    Aber läßt man diese Kleinigkeiten mal außer acht ist es ein wirklich schönes und spannendes Buch. Ich konnte mir prima damit die Zeit vertreiben und hatte es eigentlich auch viel zu schnell durch ...

    :lesendIlsa J. Bick - Brennendes Herz


    Es gibt mehr Schätze in Büchern als Piratenbeute auf der Schatzinsel... und das Beste ist, du kannst diesen Reichtum jeden Tag deines Lebens genießen. (Walt Disney )

  • Meine Meinung


    Der Western wurde schon oft totgesagt. Aber Totgesagte leben bekanntlich länger, und für mich war er sowieso nie gestorben. So griff ich dieser Tage, als ich ein kürzeres Buch für „Zwischendurch“ suchte, nach diesem und fand genau, was ich suchte: einen Western von einem der wenigen Autoren, dessen Bücher auch in den USA erschienen sind, der mich für ein paar Stunden in die Spätzeit des Wilden Westens versetzte.


    Christopher Ross ist ein Pseudonym von Thomas Jeier, von dem ich schon ein paar Bücher gelesen habe. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen, die jedoch leider nicht ganz erfüllt wurden. Immer wieder sind mit kleinere stilistische Mängel wie häufige Wortwiederholungen aufgefallen. Und der „Wilde Westen“, der laut Matties immer wiederkehrender Aussage doch gar nicht mehr „wild“ ist, wurde genau so beschrieben, wie wir ihn aus Westernfilmen kennen. Bis hin zum alten Mann, der im Schaukelstuhl vor dem Saloon sitzt und darauf wartet, daß etwas passiert, wurden einige Klischees bemüht. Das sind allerdings meine einzigen Kritikpunkte.


    Von Izla wurden Inkonsistenzen beim zeitlichen Ablauf moniert, ein paar Mal bin ich beim Mitrechnen auch ins Schleudern geraten, habe dem aber weiter keine Beachtung geschenkt.


    Die Geschichte selbst hat sich relativ geradlinig entwickelt, vom Vorleben der Hauptfiguren erfahren wir genug, um sie und ihre Handlungsweisen verstehen und nachvollziehen zu können. „Personal“ wie Landschaft konnte ich mir gut vorstellen, im Kopf lief ein richtiges „Western-Kopfkino“ ab. Insofern hat mir das Buch genau das gebracht, was ich von ihm erwartet habe.


    Positiv aufgefallen ist mir, daß der Autor sein großes Fachwissen hat einfließen lassen. Es tauchten immer wieder Begebenheiten oder Erinnerungen an solche auf, die mir auch von anderweitig her schon bekannt sind. Etwa den sehr harten Winter 1877/1878, der vielen Rindern das Leben kostete, die Viehtrecks von Texas nach Wyoming bzw. Montana zur Zeit der Gründung der großen Ranchen oder manche andere Begebenheiten.


    Sicherlich gibt es, die Inhaltsangabe deutet es an, auch eine Liebesgeschichte. Diese habe ich jedoch als sehr glaubwürdig, von der Motivation der beiden her bis zur Entwicklung der Beziehung, und überhaupt nicht als kitschig empfunden. Mail Order Brides waren seinerzeit sehr häufig; ich denke, so wie das im Buch geschrieben wurde, könnte es sich in der Tat des öfteren zugetragen haben.


    Ergänzt wird das Buch durch einen kurzen Epilog, in dem erwähnt wird, was aus den wichtigsten Figuren nach dem Ende der Geschichte wird. So konnte ich das Buch ruhig und zufrieden schließen, nachdem ich im heimischen Sessel einen ungefährlichen Ausflug in den „Wilden Westen“ unternommen hatte. Ich denke, so einen Ausflug werde ich bald wieder unternehmen.



    Kurzfassung:


    Zwei Außenseiter müssen auf einer kleinen Farm in Montana überleben. Vom harten Leben im nicht mehr so wilden Westen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")