Über das Buch:
Koscher essen heißt bewusst essen.
Koscher heißt: erlaubt, gestattet. Wer die jüdischen Speisegesetze befolgt, muss bestimmte Regeln einhalten. Auf diese Weise wird das Essen nie achtlos eingenommen, sondern es ist in einen Ritus eingebettet, der es immer wieder zu etwas Besonderem macht. In „Heiliges Essen“ macht Lea Fleischmann die Bedeutung der Speisegesetze für Nichtjuden erfahrbar und regt zum Nachdenken über die eigene Lebens- und Ernährungsweise an.
„Heiliges Essen“ ist ein Band der Buchreihe „Das Judentum für Nichtjuden verständlich gemacht“.
Über die Autorin (dem Buch entnommen):
Lea Fleischmann wurde 1947 in Ulm geboren. Sie studierte in Frankfurt/Main Pädagogik und Psychologie und war als Lehrerin tätig. 1979 verließ sie Deutschland. Sie lebt und arbeitet in Jerusalem und widmet sich dem christlich-jüdischen und deutsch-israelischen Dialog. Im Frühling und im Herbst stellt sie in Deutschland ihre Bücher vor. In Jerusalem bietet sie Lesungen für deutschsprachige Reisegruppen an.
Meine Meinung:
In 30 Kapiteln erklärt und erläutert Lea Fleischmann die jüdischen Speisegesetze.
Zehn Worte und eine Zahl für ein Buch. So karg hört sich das an, aber das ist dieser Band nun eben gar nicht.
Lea Fleischmann, aus Deutschland nach Israel ausgewandert, musste selbst erst die Kaschrut, die Speisegesetze, lernen. Und indem sie es anhand des Erzählens und Erklärens der Rabbanit Malka erfährt, erfährt es auch der Leser, denn sie lässt uns teilhaben an diesen sonntäglichen Stunden, in denen die beiden gemeinsam Gebot für Gebot, Thema für Thema, Segensspruch für Segensspruch durchsprechen. Durchbrochen werden diese Gespräche, diese Lehrstunden mit Texten der Thora, des Tanach und des Talmud und mit persönlich Erlebtem und erhellenden Erklärungen, beispielsweise zur hebräischen Sprache.
Lea Fleischmann war in Deutschland als Lehrerin tätig, sie versteht sich auch heute noch als solche, denn sie sieht ihre Lebensaufgabe darin, anderen, in erster Linie den Deutschen, das Judentum zu erklären. Sie lässt den Leser nicht allein mit den von mir oben angeführten Begriffen, sondern erläutert diese genau. Sie setzt aber auch Vertrauen in den Leser, denn sie wiederholt sich eher selten, baut Kapitel für Kapitel das Gebäude der Speisegesetze auf, so dass am Ende des Buches der Interessierte sich in der Lage sieht, sich in diesem Gebäude einigermaßen zurechtzufinden.
Die Wichtigkeit der jüdischen Speisegesetze, ihre bei religiösen Juden beinahe bedingungslose Umsetzung, die nicht nur die Speisen selbst, sondern auch die Zubereitung, den Anbau der Pflanzen, das Schächten der Tiere oder die Gestaltung von Küche mitsamt Geschirr und Besteck umfasst, lässt die Autorin nie für sich allein stehen, sondern bettet sie ein in den historischen und biblischen Kontext. Sie macht sehr deutlich, dass die Buchstaben der Thora Grundlage sind für das Leben eines gläubigen Juden und damit auch für das Essen und alles, was damit zusammenhängt.
Koscher leben und essen, auch das wird deutlich, bedeutet ein Sichbesinnen auf das eigentliche Tun, ein Zurück zur Langsamkeit, wenn man es so ausdrücken will – aber lernen wir christlich Geprägten nicht gerade auch wieder, wie viel Freude Kochen bereiten kann, wenn man nicht nur zur Tütensuppe und zum Tiefkühlfertiggericht greift? Und begreifen nicht auch wir wieder das Wertvolle an natürlich Gewachsenem, sei es Gemüse, sei es Fleisch?
„Heiliges Essen“ ist ein insgesamt sehr informatives, sehr lehrreiches Buch. Es ist, obwohl gehaltvoll für den Geist, durchaus nicht schwierig zu lesen. Wer sich einlassen möchte auf das Kennenlernen des Judentums, ist bei den Büchern von Lea Fleischmann gut aufgehoben. Sie weiß ihr Thema sehr gut zu erklären, ihre Sprache ist klar und deutlich. Und lässt sich nicht auch das, was man kennt, wesentlich leichter respektieren als das, worüber viele, allzu viele Menschen durch Jahrhunderte etwas zu wissen glaubten und es, so falsch oder ungenau wie es war, weitergaben? Der Begriff „unrein“ (hier in Verbindung mit Schweinefleisch) und die Ritualmordlüge sollen nur als zwei Beispiele genannt sein. Die Autorin versteht es auch hier sehr detailliert aufzuklären. Denn darum geht es ihr: zu informieren, zu erklären, zu lehren – aber eben nicht zu missionieren.
In den drei letzten Kapiteln sind einige Rezepte zum Nachkochen aufgeführt – soweit ich sie ausprobiert habe, waren sie durchweg schmackhaft und lecker (wenn auch nicht koscher).
Den Abschluss des Buches bildet eine weiterführende Literaturliste.
Fazit:
Für mein persönliches Fazit brauche ich nur ein Wort: Lesenswert!
Tanach = Die Hebräische Bibel
Talmud = Die Interpretation der Thora