05.12.2009: Hamburg, KNUST, Charity - Tom mittendrin

  • „Die Erlöse der heutigen Veranstaltung fließen an Viva con Agua für ein Trinkwasserprojekt in Burundi“. So war es auf dem Programmzettel für die heutige Veranstaltung im Hamburger KNUST zu lesen.


    Unter anderem stellten sich auch bekannte Autorinnen und Autoren in den Dienst der guten Sache. Der bekannteste dieser Zunft war vielleicht Roger Willemsen, der aber sein Programm allzu routiniert „herunterspulte“. Seiner Lesung fehlte so ein wenig das Feuer, zu viel Routine ist nun einmal der Killer der Spontanität. Und wieder einmal stellte sich Willemsen in den Mittelpunkt, inszenierte sich selbst. Trotzdem ist natürlich sein Engagement für die gute Sache durchaus positiv zu sehen.


    Die Musikbeiträge des Abends waren zum Teil gewöhnungsbedürftig. Glücklicherweise sind Geschmäcker verschieden und so war auch an diesem Abend wohl für jeden etwas dabei.


    Nachdem musikalischen Intro von Ari Hest enterte Tom Liehr unter dem freundlichen Beifall des Publikums und dem etwas stärkeren Beifall der anwesenden Eulen die Bühne. Tom errang schnell die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer; da war nichts von kühler Routine oder Selbstinszenierung zu sehen – da war vielmehr alles sehr authentisch, alles sehr engagiert. Schnell fand er einen Draht zu seinem Publikum, so dass aus dem anfänglichen höflichen Interesse, bei vielen Zuhörern echte Begeisterung wurde. Die Kurzgeschichte über Hundehaltung und der anschließende Auszug aus dem „Pauschaltourist“ wurde von den Zuhörern mehr als freundlich aufgenommen. Man sah um sich herum lachende Gesichter, in denen deutlich Sympathie für die vorgetragenen Texte und aber natürlich auch viel Sympathie für den Autor abzulesen waren.


    Toms Lesung hätte gern ein wenig länger dauern dürfen, aber leider fehlte dafür die notwendige Zeit.


    Eine gelungener und schöner Abend.


    Edit: Natürlich fehlte zu Beginn von Toms Lesung ein vielstimmig gesungenes "Happy Birthday" nicht. :grin

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

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  • Heut war es soweit, wir waren im Knust - Tom Liehr lauschen im Rahmen der Veranstaltung feels like home für das Projekt "Viva con Agua de Sankt Pauli e.V.


    Wir waren ein büschen zu früh, es war kalt, naß und regnerisch - was natürlich eine echte Hamburger Eulen nicht im geringsten stört :grin
    Es hatte dann auch n Vorteil, daß wir ganz vorne an der Tür standen als es an den Einlaß ging.
    Die Schlange der Wartenden wurde länger und länger und noch länger.
    Wir aber waren dann, als die heiligen Hallen endlich geöffnet wurden sofort drin und konnten uns die besten Plätze sichern.



    Nach einer kurzen Ansprache der Veranstalter kam dann der erste Sänger auf die Bühne - Ari Hest aus New York, von dem ich überaus positiv überrascht war.
    Ich muß ja gestehen, daß ich vorher keine Ahnung hatte, um welche Musik es sich handelt und wer sonst noch auftritt. Ich war dort um Tom zu hören und hatte mich um das drumherum nicht weiter schlau gemacht.


    Aber doch, der Ari Hest hatte was, da werde ich mir bestimmt noch mehr anhören.


    Dann kam Tom auf die Bühne und las eine Kurzgeschichte und aus dem Pauschaltouristen.
    Die Kurzgeschichte kannte ich zwar schon aus Hannover 2008, was dem Vergnügen aber keinen Abbruch tat.


    Die Stimmung war gut, nur hinten war es ein bißchen unruhig.
    Vermutlich waren hinten nur Musikfans und keine Lesefreaks.
    Das konnte ich dann aber umgehen, da ich mich einfach nach vorn drängelte - da hatte ich schließlich eine bessere Sicht und konnte auch besser Photos machen :grin


    Die Möglichkeit ein paar kurze Worte mit Tom zu wechseln hatten wir auch, nur eigentlich viel zu kurz. Dafür war es zu voll.
    Schade - aber da lob ich mir dann doch die Lesungen in Hannover, bei der dann hinterher noch genügend Gelegenheit besteht, dem Autor genauer auf den Zahn zu fühlen und zu schnacken.


    Hmm, Tom, nächstes Mal lädtst Du uns dann aber hinterher noch gepflegt auf ein Bierchen ein, oder ? :lache


    Jou, dann kam eine Pause, die die Süchtigen auch weidlich nutzten :rauch


    Nach diesr Pause kam dann allerdings ein Musiker mit dem ich leider gar nichts anfangen konnte, da dürfen sich dann die anderen Eulen drüber auslassen.
    Ebenso über Roger Willemsen, den ich nur teilweise mitbekam, da ich dann doch - nachdem ich den für mich wichtigsten Teil des Abends gehört hatte - nach Haus gefahren bin.


    Der Abend hat sich hat sich gelohnt.
    Und ich finde, Tom - Du darfst durchaus öfter in der schönsten Stadt der Welt lesen ;-)




    Bilder stell ich morgen ein, ich muß die erst mal ansehen und aussortieren.

  • So, ein paar Impressionen von gestern abend...


    Die hier konnte ich mir nicht verkneifen, gibt es etwas schöneres an einer Wand eines Veranstaltungsortes? :grin


    Na toll, ich glaub, ich muß mich erst mal mit der Funktion des Bilderanhängens vertraut machen

  • Zitat

    Original von Seestern
    Es gibt von Voltaire bereits einen Bericht über die Lesung.
    Vielleicht könnte man beide Threads ja zusammenlegen? :wave


    Ja, ich weiß, wir waren beide gleichzeitig dabei und haben es es erst hinterher bemerkt.
    Daran sehr Ihr - WIE geil die Lesung war - wir mußten sofort berichten :grin

  • Huhu!


    Danke für den Bericht! Schade, dass ich wegmusste, bevor es überhaupt losging :-( Na ja, meiner Nichte geht's wieder ganz gut, bis morgen bleibt sie noch im Krankenhaus, aber nur zum Beobachten. Beim nächsten Mal passiert dann hoffentlich nicht wieder was!

  • Zitat

    Original von Wiebke
    Huhu!


    Danke für den Bericht! Schade, dass ich wegmusste, bevor es überhaupt losging :-( Na ja, meiner Nichte geht's wieder ganz gut, bis morgen bleibt sie noch im Krankenhaus, aber nur zum Beobachten. Beim nächsten Mal passiert dann hoffentlich nicht wieder was!


    Das ist die Hauptsache, daß sie wieder in Ordnung ist.


    Dafür kannst Du Tom in Aktion hier ansehen, wenigstens ein kleiner Trost.

  • Zitat

    Original von Wiebke
    DAAAAANKE!!!! Ein kleiner Trost, aber ein Trost :grin


    Ich werd dann gleich mal wieder Kinder einhüten, wie überaus praktisch, dass Tante Wiebke immer in greifbarer Nähe ist ;-)


    Tanten sind doch eh die besten, ne :grin

  • Huhu!
    nachdem uns ein Teil der Eulen nach Herrn Wilhelmsens Lesung schnöde verlassen hatte, hielten Waterpixie und ich noch eine Weile die Stellung, um uns den letzten Act des Abends anzusehen … einen amrikanischen Musiker, dessen Namen ich vergessen habe. Er war aber ganz gut, witzig, mit Country-Einschlag, allerdings so gemäßigt, dass man es nicht unangenehm fand (also, ich bin ja so gar kein Fan von Country-Musik). Toms Lesung war prima, genau wie Voltaire schon schrieb: sympathisch und authentisch, im Gegensatz zum überprofessionellen Roger. Trotzdem, dessen Texte gefielen mir mal wieder ausnehmend gut ...


    Ansonsten bleibt nur zu sagen: Nur gut, dass die Taube Tom nicht aufs Dach gekackt hat. Mann, das wäre eine Sauerei geworden ;-)


    Edit 2: Bin ich aber froh, dass es deiner Nichte gut geht, Wiebke!

  • Zitat

    Original von SteffiB
    einen amrikanischen Musiker, dessen Namen ich vergessen habe. Er war aber ganz gut, witzig, mit Country-Einschlag, allerdings so gemäßigt, dass man es nicht unangenehm fand (also, ich bin ja so gar kein Fan von Country-Musik).


    Na toll. :bonk
    Hätte der nicht früher spielen können.
    Ich mag Countra nämlich gern.

  • Die Veranstalltung wurde von feels like home organisiert und der Erlös floß dieses Jahr in das Projekt Viva Con Agua



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    Ari Hest hat den Abend heute eingeleitet.
    Seine Musik ging in die Richtung von Jack Johnson, obwohl das so gar nicht mein Beuteschema ist, ging die Stimme von Ari runter wie Öl.
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    Der Vortrag von Tom war ganz anders als in Hannover.
    Am Anfang hatte er ein bisschen Mühe, das Hamburger Publikum in seinen Bann zu ziehen; die meissten waren -denk ich- wegen der Musik hier und hörten deshalb nur mit halben Ohr zu.
    Aber nach und nach fing er sie alle.
    Und das Hamburger Publikum ist unter anderem auch recht schwer zu beeindrucken - aber wenn man sie dann mal hat - hat man sie an der Angel - und Tom war diesen Abend ein recht guter Fischer.....
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    Die 2. musikalische Darbietung performed von Helgi Jonsson habe ich im Vorraum (über Viedeo Stream) mir angehört. Desshalb kann ich nicht wirklich was dazu berichten; aber was ich gehört habe - er konnte deutsch. Was vlt hier doch eher Nebensache ist. Da es ja über Musik gehen soll. Aber das was ich gehört habe war recht gut.
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    Auch wenn Willemsen zu viel Routine in seiner Lesung inne hatte hielt Julia, der man ihre Mezzosopran-Gesangsstimme anmerkte, mit ihrer fröhlich spritzigen Art dagegen. (Die beiden lasen im Duett). Julia hat auf ihrer symphatischen Art und Weise ein zwei Megahaspler vorgetragen, die ihr selber einen kleinen Lachanfall beschehrt haben.
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    Chris Trapper hat den Abend zum Abschluß gebracht. Er wurde als schüchtern vorgestellt. Was ich mir so gar nicht vorstellen konnte, so wie er mit dem Publikum geschäckert hat. (Oder er hat seine Schüchternheit so überspielt.)
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    Im Ganzen war der Abend sehr schön - hat mir alles gefallen.

  • Ich bin schon am Freitag in Hamburg angekommen und habe dort meinen Geburtstag gefeiert. Das war schön - und ging bis fünf Uhr morgens. Weil im ansonsten fantastischen Empire Riverside Hotel, das jedem Hamburg-Besucher, der sich mal was gönnen will, ans Herz gelegt sei (es war die "Künstlerunterkunft" für die Beteiligten), irgendwelche komischen, rhythmischen Piepgeräusche (nicht von einem Hund und auch wohl nicht von der Klimaanlage) zu hören sind, die vermutlich niemanden stören, der abends keinen Auftritt hat, habe ich schlecht geschlafen. Aber ich hatte ja den ganzen Samstag, um mich auszuruhen. Das habe ich auch entsprechend genutzt. Randbemerkung: Auf keinen Fall und unter keinen Umständen im "Hafengrill" in der Davidstraße Döner essen! Schlechter geht nämlich nicht.


    Um halb acht kamen wir ins KNUST, in dem ich zuletzt im März war, um die großartigen "Presidents of the U.S.A." zu hören und zu sehen. Vor der Tür standen schon Voltaire und Johanna. Und außerdem Johannes Strate von "Revolverheld", der Veranstalter. Fünf Minuten später saß ich zwischen lauter Musikern im engen Backstage-Raum, aber auf dem gleichen Sofa wie Chris Ballew im März. Ich schüttelte Hände und trank mit zitternden Fingern Mineralwasser. Ein Kameramann hielt sein Equipement auf mich und stellte mir Fragen. Chris Trapper schwatzte davon, irre aufgeregt zu sein, aber zwischen diesen Bemerkungen schaufelte er Unmengen vom Catering-Buffet in sich hinein. Helgi Jonsson, ein überaus sympathischer Typ, lief auf Socken durch den Raum und summte vor sich hin. Später schlief er sogar mitten im Trubel. Ari Hest ließ seine Gitarre keine Sekunde los. Irgendwann holte er sein MacBook hervor und spielte einen seiner Songs darauf ab, und daraus entstand dann quasi on the fly das Arrangement für die gemeinsame Schlusszugabe. Das hatte etwas Erhabenes. Um ehrlich zu sein, kam ich mir als einziger Autor zwischen lauter Musikern etwas merkwürdig vor. Man fragte mich zwar höflich, wie es sei, als Schriftsteller in Deutschland zu arbeiten, und was ich so schreiben würde, aber die Ich-Fokussierung ließ das nur auf einer leicht psychedelischen Ebene zu.


    Um kurz nach acht wurde "Doors open" gemeldet, Johannes sprach von einer gewaltigen Menschenmenge vor der Tür, um zwanzig nach acht dann von "It's packed". Ich ging kurz raus, um die Eulen zu begrüßen (ein tiefes Kotau für die Eulen-Südkurve! :anbet :anbet) und meine Frau zu suchen, die ich aber nicht mehr fand. Der Saal und die Nebenräume waren da bereits knüppeldickevoll. Um neun zeigten Johannes und seine Mitveranstalterin Dannie dann erstmals Nerven, sprangen aber behende auf die Bühne und eröffneten die Veranstaltung.


    Den Auftritt von Ari Hest habe ich teilweise von der Backstage-Tür aus gesehen, aber es war hinter der Bühne zu turbulent, um sich darauf zu konzentrieren (von Helig abgesehen, der immer noch schlief). Ich las meine Notizen quer, war aber da schon sicher, sie auf der Bühne nicht mehr geordnet zu bekommen und sowieso alles vergessen zu haben, was ich mir zurechtgelegt hatte. Dann endete Aris Auftritt, Johannes und Dannie kündigten mich an, und am Rande bekam ich mit, dass sie ins Publikum flüsterte, dass ich am Vortag Geburtstag gehabt hätte.


    Und dann Auftritt. Vergleichsweise entspannt sogar, für meine Verhältnisse. Ich saß schon, als das Publikum "Happy Birthday" anstimmte. Das war sehr rührend. Ich bedankte mich artig und las dann eine Short Story und einen Auszug aus "Pauschaltourist".
    Bei Lesungen hat man normalerweise Saallicht, so dass man das Publikum auch sieht. Das war am Samstag anders. Ich konnte im Prinzip nur die erste Reihe und punktuell ein paar Leute sehen. Und hören konnte ich auch nicht viel, weil die Monitore für die Musiker sehr laut aufgedreht waren. Nach meinem Eindruck war es aber ein ganz okeher Vortrag, es gab wohl einige Lacher und nicht nur höflichen Applaus. Natürlich kannten mich von den geschätzt 400 Leuten nur ein paar.


    Und zurück Backstage. Pause. Ich ging nach draußen, um Luft zu schnappen, ein Bier zu trinken, nach den Eulen zu suchen, vielleicht sogar meine Frau zu finden. Das klappte auch, endlich. Nach der Pause traf dann Roger Willemsen ein, zehn Minuten vor seinem Auftritt. Er zog sofort alle Presse auf sich, die sich um die anderen Künstler wenig gekümmert hatte. Kurze Abstimmung mit Julia, dann Lesung. Professionell. Ich habe mir das vom Gastbereich aus angesehen - ich bin kein Fan von Willemsen, aber es war wirklich in Ordnung. Highlight des Abends waren aber der anschließende Auftritt von Chris Trapper und, vor allem, das gemeinsame Encore der drei Musiker.


    Um halb eins war ich im Eimer. Wir haben uns verabschiedet und sind zurück ins Hotel, um auch mal die Bar im 20. Stock ("20 up") zu sehen. Dafür standen im Hotelfoyer große Menschenmengen an, aber als Hotelgast durfte man natürlich an ihnen vorbei. Der Ausblick von der Bar ist zwar feudal, aber die Leute dort und auch das Ambiente machten auf mich eher einen etwas klinischen, aufgesetzten Eindruck. Also haben wir noch die Minibar geleert und das Wochenende so ausklingen lassen.


    War aufregend und spannend und schön. Und seltsam. Aber schön.