Der Reiz des gedruckten Buches

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Ich hätte da mal eine Verständnisfrage: Hier im Forum wird ja immer wieder deutlich, wie wichtig das Cover für die Leser ist. Und auch die Verlage setzen ja Cover gezielt als Kaufreize ein, gerade bei Leuten, die sich nicht so intensiv mit Büchern beschäftigen (möchten).
    Aber wie ist das bei ebooks? Solche, die auch als Print erschienen sind, können natürlich über dieses Cover vermarktet werden, aber Bücher, die nur elektronisch erscheinen :gruebel Ist da das Cover ein fiktives Bildchen im online-shop? Und wird das nicht eher kontraproduktiv, wenn gerade Wenigleser nicht mehr über den Schlüsselreiz Cover angesprochen werden können, sondern sich inhaltlich mit dem Buch beschäftigen müssen und dann lieber gar kein Buch mehr kaufen?


    Ich muss sagen, dass Cover für mich weniger Bedeutung haben, seit ich meinen Kindle habe. Ok, mir fallen im Online-Shop und in der Buchhandlung immer noch schöne Cover auf, aber wenn ich das Buch eh nicht ins Regal stellen kann, ist mir das Cover auch egal. Wobei bis jetzt alle meine eBooks Cover hatten, aber sie sind mir weniger wichtig. Wenn ich doch mal ein ganz tolles Cover sehe, das ich unbedingt haben muss, kaufe ich halt die Papierversion. Aber da das Lesen auf dem Kindle so viel angenehmer für mich ist, entscheide ich mich auch oft für das eBook und verzichte auf das Cover.


    Was sich auch noch geändert hat, ist meine Leseart. Ich habe früher oft mal vorgeblättert oder das Buch einfach mal 100 Seiten weiter aufgeschlagen und geguckt, wie sich die Geschichte weiter entwickelt. Da aber Springen beim Kindle nicht so einfach ist, wie bei einem gedruckten Buch, lese ich linearer, einfach Seite für Seite von vorne nach hinten. Ich hab mal irgendwo eine Graphik gesehen, dass Lesen auf dem eReader fast wieder so ist wie das Lesen von Buchrollen, wo man auch nicht einfach 100 Seiten weiterspringen kann. Da kommt eine gewisse Ruhe in das Lesen.


    *such* Hier ist der Artikel: From Scroll to Screen


    Seitenzahlen werden auch unbedeutender. Die meisten eBooks, die ich habe, haben zwar künstliche Seitenzahlen, aber dann müsste ich erst den Menü-Knopf drücken und irgendwie sagen Seitenzahlen ja doch nicht so viel aus.

  • Ich finde das sehr interessant, wie sich die Lesetechnik und damit die Rezeption eines Buches durch ein ebook verändert, dahingestellt, ob das gut oder schlecht ist.
    Aber wenn das Cover bei Menschen, die per se mehr Wert darauf legen als du, Delphin, auch unbedeutender wird, bin ich gespannt, was die Verlage sich ausdenken, um ihre Zielgruppe zu erreichen. Wenn der grobe Inhalt eines Buches nicht mehr über ein Bild transportiert wird, sondern über einen Text, wird es doch viel schwieriger, die Leser zu erreichen. Denn schon alleine von 100 Romanen den Klappentext zu lesen, um raus zu kriegen, ob es sich um einen historischen Roman oder ein Frauenbuch handelt, ist doch ziemlich mühselig.
    Wenn dieses Problem dadurch gelöst wird, dass die Bücher in onlineshops vorsortiert werde, würde aber das die Festlegung auf bestimmte Genres ja noch fördern, denn was nicht einsortiert werden kann, wird auch nur schwer gefunden. Dadurch wird sich wohl auch das Literaturangebot ändern :gruebel


    Der Leserollenvergleich ist aber interessant, nur dass es sich bei den Texten auf Leserollen, ich denke an die Thora, ja um religiöse Texte handelte, die eh jeder kannte und das Lesen eine rein rituelle Veranstaltung
    Ich bin ja ein typischer "das Ende zuerst Leser", weil ein ungewisser Ausgang mich eher zu einer unruhigeren, oberflächlicheren Leserin macht. Aber das ist natürlich nur bei Spannungsliteratur ein Argument ;-)


    Das nur ein paar ungare Gedanken...

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ähm, wieso sollte es ein Problem sein, dass man Bei E-Books das Genre nicht über das Cover erkennt?
    Das ist bei E-Books doch noch leichter als bei Büchern die in der Buchhandlung ausliegen, immerhin werden z.B. bei Amazon E-Books ja nach nach Genre sortiert und auch nach Vorlieben bevorzugt angezeigt.

  • Zitat

    Original von Delano
    Ähm, wieso sollte es ein Problem sein, dass man Bei E-Books das Genre nicht über das Cover erkennt?


    Weil, sehr, sehr viele Eulen Bücher nach Covern auswählen und sich sogar beschweren, wenn ein Buch inhaltlich nicht den genreüblichen Gewohnheiten entspricht.


    Zitat

    Original von Delano
    Das ist bei E-Books doch noch leichter als bei Büchern die in der Buchhandlung ausliegen, immerhin werden z.B. bei Amazon E-Books ja nach nach Genre sortiert und auch nach Vorlieben bevorzugt angezeigt.


    Ja, das meine ich ja: dass es bei Büchern, die sich keinem Genre eindeutig zuordnen lassen, schwierig wird. In physischen Buchhandlungen steht so was dann unter "Romane" und der Verlag kann durch die Covergestaltung dann versuchen, seine Zielgruppe anzusprechen. Das geht bei ebooks in der Form nicht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Ich gucke auch sehnsüchtig nach E-Books, aber auf jeden Fall NUR als zusätzliche Alternative.


    Für mich gibt es nichts Schöneres, als durch Buchläden zu schlendern und auch mal ganz andere Bücher und Autoren zu entdecken, einfach weil man sie gerade "findet" und sich darin festliest. Und dabei spielt das Cover natürlich eine große Rolle. Aber eben auch, dass man ein Buch schnell umdrehen kann, kurz aufmachen kann und reinlesen kann und - was man auch nicht außer Acht lassen sollte - einen Buchhändler fragen kann ...

  • Zitat

    Original von DraperDoyle


    Weil, sehr, sehr viele Eulen Bücher nach Covern auswählen und sich sogar beschweren, wenn ein Buch inhaltlich nicht den genreüblichen Gewohnheiten entspricht.


    Ist das nicht dann das Problem, dass man eben wohl kaum immer am Cover das Genre erkennen kann?
    Warum muss man dasGenre am Cover erkennen können, wenn es doch viel bessere Möglichkeiten der Einteilung gibt.


    Zitat

    Original von DraperDoyle


    Ja, das meine ich ja: dass es bei Büchern, die sich keinem Genre eindeutig zuordnen lassen, schwierig wird. In physischen Buchhandlungen steht so was dann unter "Romane" und der Verlag kann durch die Covergestaltung dann versuchen, seine Zielgruppe anzusprechen. Das geht bei ebooks in der Form nicht.


    "Versuchen" ist gut. Ich würde ja eher sage, die scheitern sehr oft kläglich über das Cover das Genre erkennbar zu machen.
    Bei E-Books geht das nunmal viel besser, man kann ja Bücher da auch in mehrere Genre gleichzeitig einordnen. Es ist ja nunmal eher ungewöhnlich, dass ein Buch genau einem Genre bzw. Subgenre und keinem Anderen ebenfalls entspricht.

  • Zitat

    Original von Delano
    Ist das nicht dann das Problem, dass man eben wohl kaum immer am Cover das Genre erkennen kann?
    Warum muss man dasGenre am Cover erkennen können, wenn es doch viel bessere Möglichkeiten der Einteilung gibt.


    Kaum immer mag sein, meine persönliche Wahrnehmung ist, dass in den allermeisten Fällen das Cover auf die Art des Romans hindeutet. Und das ist sicherlich auch erfolgreich, der Mensch reagiert auf optische Reize nun mal viel unmittelbarer als etwa auf einen Ordner, auf dem "historischer Roman" steht. Mir persönlich sind Cover ziemlich egal (ok, rosa ist schlecht), aber den Verlagen dürfte mit dem Cover ein sehr wirksames Marketinginstrument verloren gehen.


    Zitat

    Original von Delano
    Ich würde ja eher sage, die scheitern sehr oft kläglich über das Cover das Genre erkennbar zu machen.
    Bei E-Books geht das nunmal viel besser, man kann ja Bücher da auch in mehrere Genre gleichzeitig einordnen. Es ist ja nunmal eher ungewöhnlich, dass ein Buch genau einem Genre bzw. Subgenre und keinem Anderen ebenfalls entspricht.


    Ich rede jetzt von Büchern, die sich eben keinem Genre zuordnen lassen.
    Z.B. ich lese in erster Linie Zeitgenössisches/Belletristik. Da fallen Tommy Jaud und Dora Heldt genauso drunter, wie Richard Yates, Einar Kárason und Amos Oz. Wären diese Autoren mir alle unbekannt, müsste ich von jedem Buch Klappentext und Autoreninfo lesen, um herauszubekommen, ob das jeweilige Buch was für mich ist. So aber kann ich Heldt und Jaud anhand des Covers gleichmal aussortieren und mich mit den verbliebenen drein beschäftigen. Bei fünf Büchern mag das überschaubar sein, aber wenn ich fünfzig laufende Regalmeter bei Lehmanns durchforste, ist das schon sehr hilfreich.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Mir schon alleine deshalb nicht, weil ich mindestens drei Wochen pro Jahr an einem Ort ohne elektrischen Strom verbringe. Was, wenn ich genau das Buch, das ich dort lesen möchte, nur als ebook habe? Dann darf ich alle zwei Tage zur Bar fahren, um das Ding zu laden :yikes

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Mir schon alleine deshalb nicht, weil ich mindestens drei Wochen pro Jahr an einem Ort ohne elektrischen Strom verbringe. Was, wenn ich genau das Buch, das ich dort lesen möchte, nur als ebook habe? Dann darf ich alle zwei Tage zur Bar fahren, um das Ding zu laden :yikes


    :yikes Oh daran habe ich gar nicht gedacht, na siehste noch ein Grund so ein Ding nicht besitzen zu wollen.


    Und letzt, als wir in München waren saß jemand in der S- Bahn mir gegenüber die hatte einen Kindle (endlich konnte so einen mal in echt sehen ;-)) ich konnte gar nicht schauen was die liest, das war vielleicht doof :lache.


    Noch ein Grund :chen


    edit: RS

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Mir schon alleine deshalb nicht, weil ich mindestens drei Wochen pro Jahr an einem Ort ohne elektrischen Strom verbringe. Was, wenn ich genau das Buch, das ich dort lesen möchte, nur als ebook habe? Dann darf ich alle zwei Tage zur Bar fahren, um das Ding zu laden :yikes


    Eigentlich nicht. Aktuelle Reader mit E-Ink Display halten problemlos mehr als eine Woche durch, wenn du viel liest. Entsprechend länger hält der Akku bei Weniglesern.
    Wenn dir das noch nicht sicher genug ist: es gibt auch Solar Ladegeräte. ;-)

  • Zitat

    Original von schnatterinchen
    Und letzt, als wir in München waren saß jemand in der S- Bahn mir gegenüber die hatte einen Kindle (endlich konnte so einen mal in echt sehen ;-)) ich konnte gar nicht schauen was die liest, das war vielleicht doof :lache.


    Das ist aber auch durchaus ein Kaufargument für einen Reader. Niemand kann schon von weitem sehen, was man liest. Nicht jedes Buch ist "öffentlichkeitskompatibel".

  • Zitat

    Original von Bythernium
    Wenn dir das noch nicht sicher genug ist: es gibt auch Solar Ladegeräte. ;-)


    Das wäre in diesem Jahr in der Bretagne ein ziemlich überflüssiges Accessoire gewesen. Die Sonne hatte da offensichtlich gerade Urlaub und war fast drei Wochen am Stück irgendwo anders unterwegs. Umso mehr habe ich gelesen :lache

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  • Also ich besitze jetzt seit gut drei Wochen einen Kindle und bin trotz vorheriger monatelanger Skepsis ziemlich begeistert.
    Einen großen Vorteil habe ich nämlich entdeckt. Mein zehnjähriger Sohn hat sich immer beschwert, dass ihm bei Büchern die Schrift zu klein ist und siehe da, beim Kindle kann man die Schriftgröße verstellen und nun hat er schon zwei Bücher gelesen. Jetzt müssen wir den Kindle durch drei teilen, da meine Tochter auch ein Faible dafür entwickelt hat.
    Sicherlich würde ich ein gedrucktes Buch immer noch vorziehen, aber Fortschritt kann man meistens leider nicht aufhalten und außerdem freue ich mich über jeden Baum, der jetzt vielleicht stehenbleibt.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Mir schon alleine deshalb nicht, weil ich mindestens drei Wochen pro Jahr an einem Ort ohne elektrischen Strom verbringe. Was, wenn ich genau das Buch, das ich dort lesen möchte, nur als ebook habe? Dann darf ich alle zwei Tage zur Bar fahren, um das Ding zu laden :yikes


    Auch das ist kein Problem das bei eInk-E-Book Readern besteht. Ein Kindle 3 z.B. hält durchaus zwei Monate ohne Stromzufuhr durch.
    Also wenn ich vor hätte drei Wochen lang ohne Strom zu lesen, ich fände es einiges paktischer, ein wenige hundert Gramm wiegendes Gerät zu haben, als eine vergleichbare Menge an Papierbüchern, die entsprechend viel Platz und Gewicht kosten.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Der Leserollenvergleich ist aber interessant, nur dass es sich bei den Texten auf Leserollen, ich denke an die Thora, ja um religiöse Texte handelte, die eh jeder kannte und das Lesen eine rein rituelle Veranstaltung


    Ich glaube nicht, dass es nur religiöse Texte auf Rollen gab. Es gab auch Romane, Gedichtssammlungen, Theaterstücke, Lehrbücher und Biographien in Schriftrollenform. Es öffentliche Bibliotheken. Reiche adlige Römer hatten Privatbibliotheken. Die werden wohl kaum nur aus religiösen Texten bestanden haben.


    Was die gewisse Ungeduld angeht, bin ich da genauso, aber der Kindle hat mir das Vorblättern abgewöhnt. Natürlich könnte ich zum Ende des Buches springen und ein paar Seiten zurückblättern, aber ich mache es nicht mehr. Ich bin dadurch geduldiger geworden.