Hotel Imperial - Monica Ali

  • Gebundene Ausgabe mit 560 Seiten
    Verlag: Droemer (August 2009)
    Sprache: Deutsch
    Originaltitel: In the Kitchen



    Kurzbeschreibung
    Küchenchef Gabriel Lightfoot ist Koch mit Leib und Seele. Für ihn zählt nur, dass seine Hotelküche perfekt funktioniert. Doch als in den Katakomben des Londoner Hotels Imperial ein Toter gefunden wird, nimmt Gabriel seine Mitarbeiter und ihr Leben zum ersten Mal wirklich wahr. Hilflos registriert er Betrügereien, Ausbeutung und Brutalität. Um seine eigenen Pläne nicht zu gefährden, verschweigt er sogar die junge Zeugin Lena und lädt so jeden Tag mehr Schuld auf sich.



    Zum Autor
    Monica Ali wurde 1967 in Bangladesch geboren, lebt jedoch seit ihrem 3. Lebensjahr in England. Mit "Brick Lane", ihrem ersten Roman, landete sie nicht nur sofort auf der Granta-Liste der besten englischsprachigen Autoren, der Roman wurde auch ein riesiger Erfolg in England. "Brick Lane" wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt. 2006 erschien "Alentejo Blue", ein Band mit Erzählungen. Monica Ali ist verheiratet und lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in London.



    Meine Meinung
    So, so ... ein Todesfall, vielleicht sogar ein Mord im Restaurantkeller? Das klingt spannend, was? Ermittlungen in der zwielichtigen Mitarbeiterschaft, ein jeder könnte der Täter sein. Dann vielleicht sogar ein weiterer Mordfall, die Angst geht um ... Nein! Ein derartiges Lesevergnügen kann »Hotel Imperial« leider nicht bieten. Ich hatte ähnliche Erwartungen in diese Richtung, die enttäuscht wurden.


    Der Roman bietet vielmehr eine facettenreiche Charakterstudie insbesonders zu der Figur des Kochs Garbriel Lightfoot. Hier findet sich auch eine der wenigen Parallelen zu Monica Alis gefeiertem Roman »Brick Lane« - übrigens einer meiner absoluten Lieblinge. Im Mittelpunkt stehen Menschen mit Macken, Menschen, die nicht perfekt sind und auch mal Fehler machen können. Ein Portrait in diese Richtung gelingt bei Gabriel besonders gut und auch einige der Nebenfiguren bieten interessante Züge, die allerdings nicht alle bis ins tiefste Detail ausgeschöpft werden.


    Was dabei auf der Strecke bleibt ist – zumindest für mich – die Spannung. Und dann plätschert die Handlung doch nur dahin. Gabriel gibt tiefe Einblicke in seine Vergangenheit und Psyche, der Tod des Angestellten Juri wird für ihn lediglich zum Auslöser einer ganzen Kette von Ereignissen, die sein eigenes Bild von Wirklichkeit und seiner eigenen Person gehörig auf den Kopf stellt. Er sieht sich in Extremsituation mit sich selbst konfrontiert und an genau diesen Stellen brilliert Monica Ali wieder und schafft es, diesem Roman trotz fehlender Spannung doch etwas Besonders mit auf den Weg zu geben.


    Die Lektüre war für mich stellenweise etwas langatmig, aber besonders die Szenen zwischen Gabriel und Lena habe ich sehr gerne gelesen. Hier wurde Gabriels Zwiespalt für mich am Deutlichsten.



    Fazit
    Trotz fehlender Spannung ist der Roman von überzeugenden Figuren getragen und allein dadurch lesenswert.



    Bewertung
    8/10 Punkten

  • Leider wieder eines der Bücher, bei denen der Klappentext und das Anfangskapitel mehr versprechen, als schlussendlich drin ist. Das Buch hat durchaus seine guten Stellen, aber es geht nie auch nur in die Nähe eines Krimis, noch wird das Buch der im Klappentext angesprochenen Brutalität gerecht. Es ist vielmehr wirklich nur eine Biographie des Augenblicks, in dem Gabriels Leben im Chaos versinkt und das auf so übertriebene Weise, dass ich noch nicht einmal daran gefallen finden kann. Zugute halten kann ich der Autorin den Schreibstil und auch viele interessante Charakteransätze bei - hauptsächlich - den Nebenfiguren.


    Ich finde es bis zu einem gewissen Punkt logisch, dass Gabriel gewisse Fehler macht und sich aus vielen Dingen raus hält, aber ich finde den Werdegang in dieser kurzen Zeit unglaubwürdig hastig. Er mag kein Sternekoch sein, aber er ist ein erfahrener, guter Koch mit Aussicht auf eine vielversprechende Karriere, aber alles, was er auf den Seiten macht, ist dieses Glück, als auch sein Liebesglück Stück für Stück und das auserordentlich geschickt und regelmäßig zu zerstören. Und auch bei der Liebe hatte er Anfangs den großen Fisch an der Angel, der ihm die Stabilität verliehen hätte, wenn auch beruflich alles den Bach runter gegangen wäre, aber selbst diese Stütze fällt weg und am Ende war ich einfach nur noch... müde.


    Die Sache mit dem Acker hat dem Fass dann noch den Deckel auf gesetzt. Zu viel des Guten. Viel zu viel. Leider konnte ich mich nicht für das Buch erwärmen, obwohl ich bis zum Schluss gehofft und auf ein entschädigendes Ende gehofft habe.

    "Sobald ich ein wenig Geld bekomme, kaufe ich Bücher; und wenn noch was übrig bleibt, kaufe ich Essen und Kleidung." - Desiderius Erasmus