Eigene Wege - Kristín Steinsdóttir

  • Klappentext
    Auf anrührende und ganz und gar unsentimentale Weise erzählt Kristín Steinsdóttir in diesem poetischen kleinen Roman eine Lebensgeschichte einer verwitweten Frau, in der es eine Reihe von Geheimnissen zu enthüllen gibt. Zugleich beschreibt der Roman den Weg Islands von einer Bauernnation zu einer modernen Gesellschaft. 'Eigene Wege' ist eine Eloge auf die Zufriedenheit, die Phantasie und den Mut.


    Über den Autor
    Kristín Steinsdóttir, 1946 geboren, lebt in Reykjavík und arbeitete zunächst als Grundschul- und Gymnasiallehrerin. Seit 1988 arbeitet sie als Schriftstellerin und ist eine der meistgelesenen, preisgekrönten Kinderbuchautorinnen Islands.Tina Flecken, geboren 1968 in Köln. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Verlagslektorin arbeitet sie seit 2005 als freie Übersetzerin.


    Meine Meinung
    Siegtrud wohnt mit ihren Katzen in einer bescheidenen Kellerwohnung in Reykjavík und lebt mehr schlecht als recht vom Zeitungzustellen. Seit einiger Zeit verwitwet, beginnt sie nun zum ersten Mal in ihrem Leben, eigene Wege zu gehen. Auf den Beerdigungen wildfremder Menschen hilft sie, die Verstorbenen in den Himmel zu singen und gönnt sich dafür den einen oder anderen Happen vom Leichenschmaus, sie verbringt viel Zeit in der Bibliothek und beginnt nun, da sie ganz alleine in der Welt steht, ihrer Herkunft auf den Grund zu gehen. Und diese Herkunft ist exemplarisch für ein rückständiges Island, angefüllt mit vielen kleinen und großen Tragödien, aber auch Glücksmomenten.


    In einer einfachen Sprache, die aber recht gut zu dieser einfachen Frau passt, ist dieser Roman erzählt. Geschickt sind die Träume und Gedanken des kleinen Mädchens Siegtrud mit der Geschichte verwoben, Übersinnliches findet ebenso beiläufig und unaufdringlich hinein. Alles in allem ist das kein großartiger Roman, aber eine schöne, wenn auch etwas kurze Lektüre, die zeigt, wie man mit ausreichend Gelassenheit ein zufriedenes Leben führen kann.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Titel: Eigene Wege
    OT: A eigin vegum
    Autorin: Kristin Steinsdottir
    Übersetzt aus dem Isländischen von: Tina Flecken
    Verlag: C. H. Beck
    Erschienen: August 2009
    Seitenzahl: 126
    ISBN-10: 3406590764
    ISBN-13: 978-3406590764
    Preis: 14.90 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Siegtrud ist Witwe geworden, lebt allein in Reykjav¡k von sehr wenig Geld und staunt, was man alles in dieser schönen Stadt erleben kann, auch wenn man gar nichts ausgibt. Sie trägt Zeitungen aus und bekommt das 'Morgenblatt' daher umsonst, ist über alles informiert und muss an manchen Tagen sogar eine Prioritätenliste aufstellen. Da gibt es die Beerdigungen, zu denen sie gerne geht, um mitzusingen und sich beim anschließenden Leichenschmaus zu verköstigen, Wohnungsbesichtigungen, bei denen es Kaffee und Vernissagen, bei denen es Champagner gibt. Sie ist genügsam, mit dem Alleinsein vertraut und weiß das Leben mit allen Sinnen zu genießen. Aber da ist noch mehr: Ein Koffer mit Erinnerungsstücken ihrer Mutter, darin ein französischer Seidenschal, ein Bildband von Frankreich und ein Foto ihres exotisch wirkenden Großvaters Magnus, der Franzose gewesen sein soll. Schon als Kind hatte sich Siegtrud in den Koffer gesetzt und war in ihren Tagträumen in dieses geheimnisvolle Frankreich gereist. Eines Tages macht sie sich auf, in Archiven nach ihrer Lebensgeschichte und Herkunft zu suchen, lernt sogar Französisch, allerdings mit unnachahmlichem isländischem Akzent. Und am Ende trifft sie eine Entscheidung, packt den alten Koffer wirklich und macht sich auf den Weg nach Paris.


    Die Autorin:
    Krist¡n Steinsdottir, 1946 geboren, lebt in Reykjav¡k und arbeitete zunächst als Grundschul- und Gymnasiallehrerin. Seit 1988 arbeitet sie als Schriftstellerin und ist eine der meistgelesenen, preisgekrönten Kinderbuchautorinnen Islands. Tina Flecken, geboren 1968 in Köln. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Verlagslektorin arbeitet sie seit 2005 als freie Übersetzerin.


    Meine Meinung:
    Ein wunderbares Buch, sehr gefühlvoll, dabei aber auch sachlich. Die Autorin wird niemals sentimental – sie schreibt einfach klar, ohne das erforderliche Gefühl zu vernachlässigen. Die Leserin/der Leser wird mitgenommen auf eine – zeitweise auch nostalgische – Reise durch Island, dieses wohl mehr oder weniger unbekannte Land. Die Autorin zeichnet ihre handelnden Personen mit viel Zuneigung, sie wirken zutiefst menschlich, sie handeln so, wie Menschen eben handeln. Mit ihrer Hauptperson Siegtrud ist der Autorin wirklich eine beeindruckende Protagonistin gelungen. Ohne Aufdringlichkeit wird Siegtrud der Leserschaft nahe gebracht – schnell erkennt man das besondere Wesen dieser Frau. Siegtrud steht für den Übergang des traditionellen in das moderne Island. Manchmal ist dieser Roman bei allem Realismus an einigen Stellen durchaus auch poetisch. Der Autorin gelingt eine wunderbare Mischung eben zwischen poetischen Textstellen und zwischen realistischen Schilderungen. Aber die Autorin schafft es auch eindrucksvoll, die besondere isländische Kargheit sehr anschaulich zu beschreiben. Anhand der Lebensgeschichte einer verwitweten Frau lernt man Island aus einer ganz eigenen Sicht zu sehen. Ein lesenswertes Buch, ein nicht alltägliches Buch – ein Buch aber das der Leserschaft den Lesealltag aber in jedem Fall verschönern und reizvoll machen kann.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.