Als das Leben umsonst war – Günter Kunert

  • Gedichte
    Hanser-Verlag, 2009
    160 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Günter Kunert ist einer der wichtigsten Lyriker unseres Jahrhunderts. Keiner hat wie er die Wirrungen der deutschen Geschichte in Gedichten verfolgt, keiner einen so illusionslosen Blick auf den Menschen im Allgemeinen und die Menschen in Deutschland im Speziellen gerichtet. Mit "Als das Leben umsonst war" legt Kunert seine Gedichte der letzten Jahre vor: ironische und unsentimentale Bruchstücke von dem, was aus den großen Untergängen der Weltgeschichte übrig bleibt. In seiner Lyrik formuliert er die "Fragen eines skeptischen Zeitgenossen, seine Unruhe, seine Angst", so Marcel Reich-Ranicki.


    Über den Autor:
    Günter Kunert, 1929 in Berlin geboren, lebt bei Itzehoe. Seit 1963 erscheinen seine Werke bei Hanser; zuletzt: Nachtvorstellung (Gedichte, 1999), Die Botschaft des Hotelzimmers an den Gast (Aufzeichnungen, 2004), Irrtum ausgeschlossen (Erzählungen, 2006), Auskunft für den Notfall (2008) und Als das Leben umsonst war (Gedichte, 2009). Kunert wurde für sein Werk vielfach ausgezeichnet.


    Meine Meinung:
    Schon der mehrdeutige Titel weckt Interesse und lässt einen nachdenken.


    Auf den ersten Blick erscheint dieser bislang letzte Gedichtband des inzwischen 80jährigen Günter Kunerts schmal. Es sind meist kurze Gedichte, die jeweils nur eine Seite beanspruchen.
    Doch es sind viele Themen und Vielschichtigkeit, die dass 160 Seiten lange Band prägen.
    Im dem Buch vorgestellten Joseph Conrad-Zitat lässt sich eine große Ambition erkennen.
    Nachdem ich eine Auswahl gelesen habe, möchte ich das Buch hier vorstellen.
    Anfangs in dem Kapitel Stadtgang zeigt der geborene Berliner seine Stadt: Berlin an verschiedenen Orten und Plätzen.
    Man erlebt in seinem Gedicht zum Beispiel die besondere Stimmung der Stadt in der Nacht, man sieht die Stadt aus verschiedenen Perspektiven.
    Die Natur, das Wetter und die Zeiten durchziehen die Gedichte. Es sind auch eine Reihe von Elegien enthalten, nicht selten sind die Gedichte von mythologischen Bezügen durchzogen, die auf das alltägliche gerichtet sind.
    Im Abschnitt „Nach Heine“ findet sich das Thema Sexualität im Alter.
    Mal wird Günter Kunert auch grimmig, wenn er die große Fantasie der Menschen hervorhebt, die Fantasie des Töten. (Fantasie)
    Ein häufig wiederkehrendes Thema ist das Schreiben und Gedichte (Ausdauer, Nachruf auf das Gedicht, Das leere Blatt, Verlegenheitsgedicht), aber auch die Stellung des Dichters. Kunert sagt, auf den Dichter ist nicht zu bauen. (Schlechter Rat).


    Dem Pessimismus vieler seiner Gedichte wird bei aller Nüchternheit ein Humor entgegengesetzt, der leicht und manchmal ironisch ist und ein spielerisches Umgehen mit den Versen erlaubt.
    Einige Gedichte wirken auch etwas getragen, aber das ist bei diesem ansonsten frisch wirkenden Alterswerk auch normal.


    Dem Titel des Bandes findet man dann, leicht versteckt, in dem Gedicht „Der Preis“ wieder.