Titel: Kapitän seiner Majestät
Autor: J.D.Davies
Verlag: rororo
Erschienen 2009-11-29 ISBN: 978 3 499 24992 1
Preis: 9.95
Seiten: 396, relativ eng bedruckt
Inhalt:
Matthew Quinton ist jung und als Kapitän vollkommen unerfahren. So verliert er sein Schiff in einem Sturm. Da er jedoch von Adel ist und sein König - kurz nach Cromwells Tod 1662 - loyale Kapitäne braucht, wird Matthew erneut ein Schiff zugewiesen. Dessen Kapitän wurde ermordet; der König benötigt schnellsten Ersatz, da spielt Matthews Unfähigkeit keine Rolle.
Diesmal soll er in Begleitung eines zweiten Seglers nach Schottland, um dort durch reine Präsenz der Kriegsschiffe für Ruhe unter den verfeindeten Clans zu sorgen. Der zweite Kapitän - Anführer der Mission - ist Matthews genaues Gegenteil: Judge ist ein erfahrener Haudegen, der einst in Cromwells Diensten stand.
Matthew wird von Ehrgeiz gepackt. Er beginnt alles über Schiffs- und Kriegsführung zur See zu lernen - was sich bald als lebensrettend erweist. Denn vor Schottland gerät er in eine tödliche Intrige.
Meine Meinung:
Die Geschichte ist in der Ich-Form erzählt, eine für mich neue Erfahrung im Genre marinehistorische Romane. Hier kommt noch hinzu, dass Matthew sich quasi als alter Mann rückerinnert, wie er seine ersten Abenteuer als unerfahrener Landlubber erlebte. Das gibt dem Buch einen ganz eigenen Reiz und führt zu schönen Szenen, wie etwa Matthews erstem wirklich selbständig gegebenen Befehl (zuvor gab er nur weiter, was er von seinem vorgesetzten Kapitän, Judge, oder entsprechend der königlichen Orders anzuordnen hatte.) Der Wandel von einem Landbewohner zu einem begeisterten Seefahrer kommt gut rüber.
Matthew ist ein sympathischer Protagonist ohne Starallüren.
Auch die anderen Figuren des Romans sind plastisch und voller Lebendigkeit - bis leider viele von ihnen am Romanende abtreten.
Die Handlung vermischt Seemännisches mit einem ziemlich dürftigen Krimi- und Verschwörungsplot. Gegen Ende löst sich aber alles einigermaßen logisch auf; der Showdown selbst lässt keine Wünsche offen.
Auffallend sind die enorm vielen Informationen über die Zeit kurz nach Cromwell - man wird förmlich zugetextet mit Geschichtlichem über England, Holland, Schottland und Irland. Mir war das entschieden zu viel, zumal sogar an sich spannende kurze Nebenplots, die den Roman auflockern, dazu genutzt werden, um die gesellschaftlichen Verhältnisse oder Politik von Anno Dazumal zu schildern.
Durch diese Überfrachtung bin ich zunächst recht schwer in den Roman reingekommen. Die Handlung kam viel zu schleppend in Gang. Aber je länger ich gelesen habe, umso mehr sind mir der Protagonist und seine Mannen ans Herz gewachsen. Das Ende ist so stimmig, dass ich mir vorstellen könnte, auch eine Fortsetzung lesen zu wollen.
Fazit:
Das Buch ist gut, besonders für Geschichtsinteressierte. Auch wer mit Seefahrt wenig am Hut hat, kann es getrost lesen, weil die Seefahrt verständlich beschrieben wird und doch allerhand Abenteuer an Land stattfinden. Dreißig Prozent weniger ‚Infodump', ersetzt durch Handlung, hätten den Roman in meine Bestenliste 09 befördert. Schade, dass der Autor sich zu sehr in seinen sicher großen Geschichtskenntnissen verloren hat. Da kommt der Gedanke auf, dass zu viel Wissen Probleme bereiten kann.