Titel im Original: Naiv.Super.
Im deutschen Sprachraum ist das Buch erstmals unter dem Titel "Die Tage müssen anders werden, die Nächte auch" 1998 erschienen.
Kurzbeschreibung:
Manchmal genügen die kleinen Anlässe, um einen aus der Bahn zu werfen...Als der ältere Bruder ihn beim Krocket besiegt, gerät der Ich-Erzähler, ein 25jähriger Student, in eine Lebenskrise. Er schmeißt alles hin, lebt in den Tag hinein und beginnt nachzudenken - über sich, über das Leben, über das, was er hat, und das, was ihm fehlt. Und ob die Dinge besser oder schlechter werden.
Entschlossen, dem Leben neu zu begegnen, entdeckt er alte Kinderspiele wieder, tauscht Faxe mit einem Freund aus, kauft ein Auto, korrespondiert mit einem weltberühmten Chaosforscher, freundet sich mit einem Jungen an, besucht seinen Bruder in New York und findet endlich auch ein Mädchen, das seine Freundin werden könnte.
Meine Meinung:
Die obenstehende sehr ausführliche Kurzbeschreibung habe ich aus dem Buch entnommen, da es in diesem Fall für mich okay scheint, soviel vorwegzunehmen - bei diesem Buch ist tatsächlich der Weg das Ziel.
Der Ich-Erzähler, dessen Name übrigens kein einziges Mal auftaucht, erzählt in abgehackten, kurzen Sätzen in der Gegenwartsform von seiner Lebenskrise und führt banal wirkende Alltagshandlungen aus, während er sich seine Gedanken zu den "ewigen, großen Fragen" macht. Er erstellt Listen zu verschiedenen Themen, etwa welche Tiere er bislang gesehen hat, was ihn froh macht, was ihm in seinem Leben fehlt und was er hat usw. und kommt so langsam über seine Orientierungslosigkeit und das Gefühl der Sinnlosigkeit hinweg. "Naiv.Super." wirkt auf den ersten Blick banal, besitzt aber viel Tiefgang, bringt es den Leser doch unweigerlich zum Nachdenken über das eigene Leben und den Sinn, den man darin sieht.
Ich war erstaunt, daß mir der Schreibstil gar keine Probleme bereitete, normalerweise liegt mir so ein abgehackter Hauptsatzstil nicht, in diesem Fall aber paßt er ganz gut. Vielleicht bin ich verschroben, aber die Idee mit dem Listenerstellen fand ich nicht außergewöhnlich, so etwas mache ich ständig. Überhaupt ist dieses Buch bei weitem nicht so skurril und absurd wie "Doppler" und "Ich bring mich um die Ecke", auch der für Loe typische Humor taucht nur sehr selten auf. Dennoch finde ich das Buch auf seine Weise lesenswert, sofern man sich keine völlig neuartigen Erkenntnisse zu den ewigen Fragen erwartet und sofern man mit den Stakkatosätzen klarkommt.
Nette Lektüre für zwischendurch, die zwar das Rad thematisch nicht neu erfindet und mich nicht durch und durch begeistern konnte, aber doch ansprechend und Stoff zum Nachdenken - 8 Punkte.