@ Bernard:
Der Link ist bedingt brauchbar, da ich eine mir bekannte Einrichtung bereits nicht gefunden habe.
Ethikrat empfiehlt Abschaffung der Babyklappe
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Zitat
Original von licht
Ich finde es ausdrücklich sehr bedauerlich, dass kirchliche Vertreter an dieser Stelle offenbar nicht mit einer Stimme reden.
Das ist mehr als bedauerlich.
Ich würde mir in solchen wirklich wichtigen Fragen Katholen und Evangelen vereint an einem Strang ziehend wünschen.ZitatOriginal von DraperDoyle
Jedes Jahr werden ca. 50 Babys in Babyklappen gefunden. Bei hunderttausenden von Abtreibungen dürften diese 50 zusätzlichen Abtreibungen (gesetzt den Fall, deine Vermutung ist richtig) kaum ins Gewicht fallen.
Es war mir beim Schreiben klar, daß es sich um eine sehr kleine Anzahl handelt. Und es war mir klar, daß mir das hier entgegengehalten wurde. Ich habe es dennoch geschrieben (und stehe zu meiner Meinung), weil es hier nicht um Zahlen, Prozente bzw. eher Promille geht, sondern um Menschen.Warum man die Möglichkeit, daß ein (unerwünschtes) Baby am Leben bleibt abschaffen sollte, nur weil das dann später nie erfahren wird, wer seine Eltern sind, erschließt sich mir nicht. Am Lebensende wird alles mögliche getan, um das biologische Leben (ggf. auch gegen den Willen des/der Betroffenen) zu verlängern. Nur am Anfang nicht. Im Gegenteil.
ZitatOriginal von licht
Mir erschließt sich die Argumentation der Ethiker nur zum Teil.
Mir stellt sich die Frage, ob es sich da überhaupt um „Ethiker“ handelt - oder nicht schlicht und einfach um Technokraten, die irgendetwas von sich geben müssen, damit ein Existenzberechtigungsnachweis erbracht wurde.Im Übrigen halte ich Vorschläge für „legale Hilfsangebote“ oder ein Gesetz zu einer "vertraulichen Kindesabgabe mit vorübergehend anonymer Meldung" für reichlich naiv und weltfremd. Wer bisher kein Vertrauen in staatliche Stellen hatte, wird es durch ein Stück Papier, über dem die Überschrift „Gesetz“ steht, auch nicht bekommen. Wenn eine Frau ihr Kind in der Babyklappe ablegt (oder anonym in einem Krankenhaus zur Welt bringt), tut sie m. E. kund, daß sie eben das bleiben will - anonym. Nicht nur für ein Jahr, sondern für immer. Ein solches Gesetz würde m. E. also eher abschrecken denn helfen.
In Bezug auf die „Klappe“ kann ich mich jandas und Idgies Beiträgen vollinhaltlich anschließen, so daß ich hier keine Wiederholung schreiben muß.
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Zitat
Original von janda
Aber das Säuglinge ausgesetzt werden, in Decken gewickelt vor Pfarrbüros oder Arztpraxen oder auf Bänke vor Krankenhäuser abgelegt werden, ist keine Erfindung der Neuzeit - und solche Fälle kann man durch eine Babyklappe helfen.
Hier hat das Kind eine Chance und ist nicht auf Glück und Schutzengel angewiesen, gefunden zu werden, bevor es erfroren ist.Es gibt verzweifelte Mütter, die ihr Kind nicht töten wollen, aber sich nicht anders zu helfen wissen. Schlimm genug.
Und darum finde ich, dass Babyklappen erhalten werden sollen.Ich kann dem Ethikrat überhaupt nicht folgen.
Wenn keine Babyklappe mehr da ist, stehen die Chancen groß, dass das Kind, genauso anonym vor der Kirchentür landet. Und wenn es das große Glück hat, das zu überleben, ist die Tatsache dann ethisch zu verurteilen.
Das Recht auf Leben überwiegt meiner Meinung nach das Recht die Eltern namentlich zu kennen.Und wenn nur ein Baby gerettet wird, sind die Klappen gerechtfertigt.
Ich bin völlig Deiner Meinung. Vielleicht muss es auch erst wieder soweit kommen, dass wir die Babyklappen nicht mehr so nennen, weil wirs nicht mehr dürfen, und trotzdem wieder in die Pfarrhaus- und Kirchentüren einbauen wie in den vergangenen Jahrhunderten...
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Es wird nicht zu einer Abschaffung der Babyklappen kommen. Sie sind der verzweifelte Versuch, ein Problem zu lösen, das zu Recht unerträglich ist. Mit der Existenz der Babyklappen hat man das Gefühl, es sei etwas geschehen, um das Problem zu lösen. Da man keine andere (funktionierende) Lösung anbieten kann, behält man die Klappen bei, obwohl es keinen Beweis dafür gibt, dass sie auch nur eine Kindstötung verhindert haben.
Die Vorstellung, es gäbe z.Zt. keine Möglichkeit, Frauen daran zu hindern, ihre Neugeborenen auszusetzen oder zu töten, ist so schrecklich, dass man die Klappen selbst dann beibehalten wird, wenn sie nichts bewirken außer neuem Leid.Hier noch ein Link dazu.
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Zitat
Original von Salonlöwin
@ Bernard:
Der Link ist bedingt brauchbar, da ich eine mir bekannte Einrichtung bereits nicht gefunden habe.So geht es mir auch. Die beiden mir (seit heute bekannten) Babyklappen hier in der Stadt sind auch nicht aufgeführt.
Als heute in der Lokalzeit darüber berichtet wurde, wurde auch erwähnt, dass seit der Einführung (im Jahr 2004) der Babyklappen in meiner Stadt drei Babys so abgelegt wurden. Im gleichen Zeitraum wurde mindestens ein Baby direkt nach der Geburt von seiner jungen Mutter getötet, der Fall hat damals viel Aufsehen erregt.
Leider habe ich keine Zahlen darüber, wie viele Kinder sonst wo abgelegt wurden oder noch getötet wurden. -
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Warum kommt der Ethikrat jetzt erst damit? Die Babyklappe gibt es doch nun schon länger????
Und ich hoffe das es sie auch noch lange gibt!
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Zitat
Original von Maggy
Warum kommt der Ethikrat jetzt erst damit? Die Babyklappe gibt es doch nun schon länger????
Weil man erst die Erfahrung machen musste, dass die Erwartungen, die sich daran knüpften (Rückgang der Zahl der ausgesetzten Kinder), sich nicht erfüllt haben. -
Zitat
Original von licht
Mir erschließt sich die Argumentation der Ethiker nur zum Teil. Ja, es müssen alle erdenklichen Anstrengungen gemacht werden, dass Kinder behütet und geborgen aufwachsen können.
Ja, es müssen alle erdenklichen Anstrenungen gemacht werden, dass auch Frauen Hilfe finden, die sich vor scheinbar unlösbare Probleme gestellt sehen.
Und ja, es soll möglichst allen Frauen ermöglicht werden, das Kind sicher und gut zur Welt zu bringen.
Und ja ja jaaaa, auch die Kinder sollen erfahren können, wer die Eltern sind.
Ich bin sehr dafür alle anderen Wege zu wählen und zu befördern.Aber warum soll man das eine tun und das andere lassen??
Sehe ich genauso, ein umfassendes Hilfsangebot, damit die Babyklappe immer weniger benutzt wird - falls dies jedoch nicht ausreicht, die Babyklappe als zwar schlechtere, aber immerhin Alternative, bei der das Baby nicht zu schaden kommt.
ZitatOriginal von Idgie: Mutterliebe kann man weder erzwingen, noch stellt sie sich automatisch ein, erst recht nicht, wenn die Mutter massive Probleme hat. Dann sind Babyklappen sicher eine von vielen Möglichkeiten, die Frauen in Notlagen in Anspruch nehmen. Ihnen diese Möglichkeit wieder zu nehmen, halte ich für falsch. Ich kann mir auch vorstellen, dass man Kindern, die in einer Babyklappe gefunden werden, viel leichter erklären kann, dass ihre Mütter zwar nicht in der Lage waren, sie zu behalten, aber bestimmt wollten, dass es ihnen gut geht. Das wird mit Kindern die irgendwo ungeschützt gefunden werden, sicher viel schwerer fallen.
Ebenso wie Idgie gehe ich davon aus, das nicht jede Schwangere automatisch "Muttergefühlen" hat. Wenn sie wenigstens Verantwortungsbewusstsein hat, ist ihr dies hoch anzurechnen.
Wir wissen nicht, welche Erlebnisse die Mütter, die die Babyklappen in der Vergangenheit nutzten, hatten. Vielleicht wurden sie vergewaltigt, vielleicht ist sie selber illegal, vielleicht werden ihre älteren Kinder bereits misshandelt, vielleicht ist sie obdachlos und sie möchte diesem neuen Leben eine bessere Chance gewähren... was auch immer, das neue Leben liegt warm und gut versorgt in der Klappe.
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Jedes einzelne Kind, das bisher in einer Babyklappe gefunden wurde, rechtfertigt diese. Wer verzweifelt genug ist, sein Kind abzugeben, wäre nach Abschaffung der Babyklappen vielleicht auch verzweifelt genug, sein Kind an einem weniger geschützten Ort abzulegen. Das mag ich mir nicht vorstellen.
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Sehe ich genauso. Köln hat m. M. nach sogar ein Manko, was Babyklappen angeht. Wir haben eine einzige - das Moses Babyfenster in Köln-Nippes. Das ist ein Stadtteil im linksrheinischen Köln, nördlich gelegen. Es gibt kein ähnliches Angebot im rechtsrheinischen Köln. Ich kann mir vorstellen, dass es für manche Frau in Notlage eine Hemmschwelle ist, mit dem Kind durch die halbe Stadt fahren zu müssen.
Bis 2007 wurden im Moses Babyfenster in Nippes 6 Babys abgegeben. 4 davon sind zurück bei ihren Müttern. 6 Babys, die ansonsten vermutlich irgendwo ausgesetzt worden wären in der Hoffnung, gefunden zu werden. 6 Babys, deren Leben auf diese Art gesichert wurde.
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Ich finde so eine Babyklappe nicht schlecht, so haben verzweifelte Mütter, die das Kind evtl gar nicht wollen, weil sie sich eine Abtreibung nicht leisten können, die Möglichkeit, ihr Kind abzugeben, ohne von der Gesellschaft als Rabenmutter abgestempelt zu werden.
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Die Realität der Babyklappe beschreibt Bouquineur- sechs Kinder in der Babyklappe, davon sind vier zurück bei der Mutter. Wenn die Mutter die Möglichkeit hat ihr Kind abzugeben und damit aus dem Teufelskreis ihrer Gedankenwelt "ich kann nicht - das Kind muß weg" erstmal auszubrechen, ihr Problem auf eine ihrer Verzweifelung angemessne Art zu lösen, dann kann sie frei zu denken beginnen- und dann nach Hilfe suchen, Angebote erkunden und ihr Kind wieder zu sich nehmen. Vorher dreht sich das Denken nur im Kreis und wenn das Ergebnis dann ist das Kind landet im Müll gibt es die Chance nicht umzukehren, nachzudenken und das Kind wieder zu sich zu nehmen- auch wenn die Gesellschaft und die Justiz das den Müttern nicht gerade einfach macht.
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Das ist ja wohl der größte Schwachsinn aller Zeiten...
Die Kirche ist gegen die Abtreibung und nun sollen auch noch die Babyklappen verschwinden??????
Hallo geht es noch????
Dann wächst die Sterberate der Neugeborenen aber gewaltig.
Wo sollen die Mütter, die ihre Kinder, aus was für Gründen auch immer, abgeben, denn dann hin????
Die Kinder töten? Wegwerfen wie Müll?????*GROßES KOPPSCHÜTTEL*
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Wie auch immer: Die Inanspruchnahme der Klappen zeigt doch, dass es Mütter und Kinder gibt, die da Bedarf haben. Welche Zahlen aufgrund der Abschaffung oder Einführung steigen oder sinken ist nichts als Statistik (und mit diesem Thema habe ich mich im Studium so eingehend befasst, dass ich der Aussagefähigkeit kaum noch traue).
Was auch immer passieren mag, wenn sie abgeschafft werden: Reicht nicht das Argument, dass sie manchen Frauen und Kindern einiges Leid erspart haben?
Ich bin nicht ganz glücklich damit, mit dieser Position mit der katholischen Kirche gleichzuziehen, denn ich würde Verhütung eindeutig vorziehen (und bin auch eine Verfechterin des Rechts auf Abtreibung), trotzdem halte ich diese Institution für eine wichtige! -
Die Erfahrungen mit den Babyklappen sind eben doch mehr als Statistik. Aus den Prozessen gegen Frauen, die wegen der Tötung eines Neugeborenen vor Gericht standen, weiß man, dass sie oft die Schwangerschaft völlig verdrängt hatten, von der Geburt überrascht wurden und das Kind in Panik, Erschöpfung, wie auch immer töteten.
In den Fällen, in denen in unserer Region in letzter Zeit Neugeborene lebend in Kaufhaustoiletten, Kirchen oder leider auch tot im Müll gefunden wurden, vermutet man aus den Kleidungsstücken, die mit dem Kind gefunden wurden, dass die Mütter nicht von einem Babyklappenangebot erreicht worden wären, weil sie illegal, durchreisend, kaum der deutschen Sprache mächtig sein könnten. Die Mütter dieser ausgesetzten Neugeborenen, die man später ausfindig machen konnte, waren in der konkreten Situation nicht in der Lage, Hilfe zu suchen und sie haben von Babyklappen nichts gewusst.
Die Kritik an Babyklappen wird von den Gegnern u. a. damit begründet, dass in einer Stadt ein Betreiberverein die Säuglinge gegen hohe Spenden zur Adoption vermittelt. Hier ist weniger die Babyklappe als Einrichtung in der Kritik, sondern das Geschäftsgebaren des Betreibers.
Für mich ist ein Argument gegen die Klappen, dass dort schon Kinder gefunden wurden, die keine Säuglinge mehr waren. Das kann es auch nicht sein, dass Kinder ausgesetzt werden, weil sie behindert oder lästig sind. Sozialpädagoginnen, die beruflich mit Prostituierten arbeiten, befürchten, dass Frauen, die illegal , z. B. als Zwangsprostituerte in Deutschland leben, vom Zuhälter gezwungen werden könnten, ihr Kind auszusetzen. Im Fall dieser Frauen wäre eine anonyme Entbindung auf jeden Fall menschlicher, weil die Schwangeren dann wenigstens eine kleine Chance hätten, sich in der Klinik jemandem anzuvertrauen.