Ethikrat empfiehlt Abschaffung der Babyklappe

  • Der deutsche Ethikrat empfiehlt, Babyklappen bzw. die Möglichkeit der anonymen Entbindung abzuschaffen. Hier gehts zu einem Artikel des ARD zum Thema:


    Klick


    Ich kann die Bedenken irgendwo verstehen, natürlich ist es schlecht, wenn die Kinder später keine Ahnung haben, wer ihre Eltern sind. Andererseits könnte ich mir vorstellen, dass dadurch wirklich das Leben von Kindern gerettet werden kann. In dem Artikel heißt es zwar, der Ethikrat glaube nicht, dass Frauen, bei denen die Gefahr bestehe, dass sie ihr Baby aussetzen oder töten, von dem Angebot erreicht werden - ich frage mich nur, woher der Ethikrat die Motivation der Frauen, die das Angebot doch nutzen, so genau kennen will.


    Was haltet ihr davon? Babyklappen ja oder nein?

  • Hi, ich habe mich mit dem Thema noch nicht weitergehend beschäftigt, das erste Mal halbwegs einfühlen konnte ich mich bei einer "Tatort"-Folge, in der eine Frau ihr Baby heimlich entbunden und dann in die Babyklappe gelegt hat. Ich würde so etwas nicht abschaffen, denn es werden ja leider oft Babys geboren und einfach "weggeworfen". Vielleicht wären das noch mehr, wenn es die Babyklappe nicht gäbe. Dass Frauen, die in der Lage sind, ihr Baby zu töten, eh nicht davon Gebrauch machen würden, würde ich nicht behaupten wollen. Sie tun das ja aus einer für sie extremen Notlage heraus (welcher Art die auch sei) und wenn es da eine andere Möglichkeit gibt, kann es sicher sein, dass sie die nutzen.

  • Hm, eine Frau, die ein Kind auf die Welt bringt (und das ist ja bekanntlich kein Spaziergang), es abnabelt, womöglich wäscht, in eine Decke wickelt, dann mit der Straßenbahn ins St. Georg rausgondelt und ihr Kind bei Nacht und Nebel dort in die Babyklappe steckt, würde die ihr Kind töten, wenn es diese Klappe nicht gäbe? Das glaube ich nicht.

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • Zitat

    Original von Glass: Was haltet ihr davon? Babyklappen ja oder nein?


    Stellt sich diese Frage tatsächlich?
    Hat sich eine derartige Einrichtung nicht schon in dem Moment behauptet, als
    das erste Mal ein Kind dort abgegeben wurde?


    Die Argumente des Ethikrats habe ich mir näher angesehen. Sicherlich sind die hiesigen Positionen richtig und wichtig, aber nach meinem Dafürhalten wird auf einem hohen akademischen und m.E. nicht praktikablen Niveau diskutiert.
    Eine Frau, die sich in einer Zwangslage befindet, macht sich nicht allzu viele Gedanken um die Persönlichkeitsrechte ihres Kindes, sondern nutzt das Angebot der Babyklappe, ihr Kind gut und sicher versorgt zu wissen, weil sie ihr Neugeborenes ihrer Meinung nach nicht versorgen kann und möchte.


    In meiner Stadt gibt es eine derartige Babyklappe und sie wurde bereits mehrfach genutzt. Bedenklich stimmt, dass es bereits zwei Fälle gab, wo die Klappe nicht gefunden wurde bzw. wo das Neugeborene vor die Klappe gelegt wurde. Vielleicht sollten sich Ethikrat und zuständige Stellen eher darum kümmern, ein niedrigschwelligeres Angebot zu unterbreiten und endlich die Diskussion um weitere Hilfsangebote für Mütter in Nöten führen.

  • Ich schließe mich diesbezüglich den auf der verlinkten Seite veröffentlichten Stellungnahmen der Vorsitzenden der EKD sowie des Präsidenten des Zentralkomitee der deutschen Katholiken vollumfänglich an.

    „Streite niemals mit dummen Leuten. Sie werden dich auf ihr Level runterziehen und dich dort mit Erfahrung schlagen.“ (Mark Twain)

  • Wenn durch die vielfältigen Babyklappen auch nur ein Baby gerettet werden kann, hat sich das ganze schon gelohnt...
    es muß nicht alles nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip beurteilt werden

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

  • Zitat

    Original von bastetchen
    Wenn durch die vielfältigen Babyklappen auch nur ein Baby gerettet werden kann, hat sich das ganze schon gelohnt...
    es muß nicht alles nach dem Kosten-Nutzen-Prinzip beurteilt werden


    :write :write :write :write

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Es geht doch nicht ums Kosten-Nutzen-Prinzip! Wie ich oben ausgeführt habe, würde keine Mutter, die so verantwortungsbewusst ist, ihr Kind "ordentlich" in einer Babyklappe zu "entsorgen", dieses ohne Babyklappe töten! "Sorry, Ich hätte es ja in die Babyklappe geschafft, aber weil es das nicht gab, hab ich ihm halt ein Kopfkissen aufs Gesicht gedrückt".

    Menschen sind für mich wie offene Bücher, auch wenn mir offene Bücher bei Weitem lieber sind. (Colin Bateman)

  • 91, 4 % von 6.693 abgegebenen Stimmen sind dagegen, dass die Babyklappen abgeschafft werden. Das als deutlicher Hinweis für den Ethikrat. Sicher hat ein Kind das Recht seine Eltern zu kennen, aber es hat auch ein Recht auf Leben und das überwiegt ersteres bei weitem würde ich sagen...

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    "Es hat alles seine Stunde und ein jedes seine Zeit, denn wir gehören dem Jetzt und nicht der Ewigkeit."

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Es geht doch nicht ums Kosten-Nutzen-Prinzip! Wie ich oben ausgeführt habe, würde keine Mutter, die so verantwortungsbewusst ist, ihr Kind "ordentlich" in einer Babyklappe zu "entsorgen", dieses ohne Babyklappe töten! "Sorry, Ich hätte es ja in die Babyklappe geschafft, aber weil es das nicht gab, hab ich ihm halt ein Kopfkissen aufs Gesicht gedrückt".


    Vielleicht nicht unbedingt töten wie du es beschreibst, aber vielleicht vor Verzweiflung irgendwo "liegen lassen", wo es nicht überleben muss.

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Ich finde es auch genauso verwerflich die Möglichkeit der anonymen Geburt wieder abschaffen zu wollen, dadurch ist es doch diesen Schwangeren möglich, unter medizinischen Bedingungen zu entbinden und nicht irgendwo zuhause oder draussen...ich glaube daß viele dieser spontanen Kindstötungen aus Überforderung und der daraus entstehenden Kurzschlußreaktion begangen werden.
    Ich glaube nicht, daß Frauen in dieser Lage 100%ig rational entscheiden :wow



    edit: Schreibfehler

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

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  • Ich kann den Ueberlegungen dieses Ethikrates nicht folgen.


    Frauen, die ihr Neugeborenes in diese Klappe legen oder sich für eine anonyme Geburt entschliessen, die sind doch in einer verzweifelten Lage. Und hätten sie diese Möglichkeit nicht, dann würden sie das Kind vermutlich eben sonstwohin legen, wo das Risiko besteht, dass es vielleicht nicht überleben wird.


    Mich dünkt, seit es diese Babyklappen gibt, sind die Meldungen, dass irgendwo sonst, hinter einer Parkbank oder gar in einer Mülltonne ein Neugeborenes gefunden wurde, ganz markant zurückgegangen.


    Diese Massnahmen der intensiveren Aufklärung über andere Hilfsangebote für diese Frauen, die dieser Ethikrat anbringt, die kann man doch nebst der Babyklappe auch ausbauen. Das eine schliesst doch das andere nicht aus.


    :wave

    Avatar: James Joyce in Bronze... mit Buch, Zigarette und Gehstock.
    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Joan ()

  • Ich bin absolut für die Klappe. Die gründe wurden hier ja schon mehrfach genannt.
    Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie eine Frau ihr Kind im tiefsten Winter irgendwo ablegt, weil es keine Klappen gibt.

  • Zitat

    Original von DraperDoyle
    Hm, eine Frau, die ein Kind auf die Welt bringt (und das ist ja bekanntlich kein Spaziergang), es abnabelt, womöglich wäscht, in eine Decke wickelt, dann mit der Straßenbahn ins St. Georg rausgondelt und ihr Kind bei Nacht und Nebel dort in die Babyklappe steckt, würde die ihr Kind töten, wenn es diese Klappe nicht gäbe? Das glaube ich nicht.


    Ich finde dieses Argument absolut überzeugend, und die Statistik gibt Dir recht. Die Tötungen von Neugeborenen sind eben nicht zurückgegangen, seit es die Babyklappen gibt, d.h., das, was man sich von ihnen versprochen hat, ist nicht eingetreten.
    Hingegen gibt es in Ländern, in denen es die Babyklappen seit Jahrzehnten gibt, mittlerweile Initiativen von Betroffenen (also Menschen, die als Neugeborene in Babyklappen kamen), die sich für deren Abschaffung einsetzen.
    Es ist nicht bewiesen, dass auch nur das Leben eines einzigen Kindes durch eine Babyklappe gerettet wurde. Ich bezweifle es. Aber viele Menschen werden nun nie erfahren, wer sie sind.

  • interessantes Thema, hab ich mich so auch noch nie mit beschäftigt...
    aber mich würde mal interessieren, wie viele der Ethikratsmitglieder Frauen sind - geschweigedenn Frauen, die sich in die Lage einer solchen verzweifelten Mutter hineinversetzen können...

    Die großen Tugenden machen einen Menschen bewundernswert, die kleinen Fehler machen ihn liebenswert.

  • Zitat

    Original von Katerina


    Ich finde dieses Argument absolut überzeugend, und die Statistik gibt Dir recht. Die Tötungen von Neugeborenen sind eben nicht zurückgegangen, seit es die Babyklappen gibt, d.h., das, was man sich von ihnen versprochen hat, ist nicht eingetreten.
    Hingegen gibt es in Ländern, in denen es die Babyklappen seit Jahrzehnten gibt, mittlerweile Initiativen von Betroffenen (also Menschen, die als Neugeborene in Babyklappen kamen), die sich für deren Abschaffung einsetzen.
    Es ist nicht bewiesen, dass auch nur das Leben eines einzigen Kindes durch eine Babyklappe gerettet wurde. Ich bezweifle es. Aber viele Menschen werden nun nie erfahren, wer sie sind.


    Nun sehr polemisch von mir:
    Wenn es die Babyklappen nicht gäbe, hätten die Betroffenen eventuell nicht die Möglichkeit sich über sie aufzuregen, da sie es zum Teil wahrscheinlich nicht über die ersten Lebenstage hinaus geschafft hätten.


    Es gibt auch genug zur Adoption freigegebene Kinder, die nichts oder nur wenig über ihre Herkunft erfahren, weil die leiblichen Eltern entweder keinen Kontakt wollen oder komplett mauern. Oder Kinder allein erziehender Eltern, denen vorgemacht wird, der andere Elternteil wäre verstorben oder hätte kein Interesse an dem Kind.

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


    Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als die Dunkelheit zu verfluchen (Konfuzius)

  • Zitat

    Original von Katerina
    und die Statistik gibt Dir recht. Die Tötungen von Neugeborenen sind eben nicht zurückgegangen, seit es die Babyklappen gibt, d.h., das, was man sich von ihnen versprochen hat, ist nicht eingetreten.


    Es ist nicht bewiesen, dass auch nur das Leben eines einzigen Kindes durch eine Babyklappe gerettet wurde. Ich bezweifle es. Aber viele Menschen werden nun nie erfahren, wer sie sind.


    Wo kann man denn diese Statistik einsehen? Die würde mich wirklich sehr interessieren.


    Also, es ist doch sicher schon mal bewiesen, dass Babys in diese Klappen gelegt wurden.
    Jedoch kann man halt diese Mütter nicht befragen, was sie denn getan hätten mit ihrem Kind, wenn es für sie diese Möglichkeit nicht gegeben hätte.

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    Diese Plastik steht auf seinem Grab. (Friedhof Fluntern, Zürich)
    "An Joyces Grab verweht die Menschensprache." (Yvan Goll)

  • Habe mir gerade mal die Website des Ethikrates angesehen und es hat mich doch sehr überrascht wieviele kirchliche oder der Kirche nahestehenden Mitglieder diesem Rat angehören, also von Institutionen, die sich vorwiegend für die Rechte des ungeborenen Lebens stark machen
    (und was passiert mit dem Leben, daß schon geboren ist?!)

    :lesend Stefanie Stahl - Das Kind in Dir muss Heimat finden

    :lesend Jean Luc Bannalec - Bretonisches Vermächtnis


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