Trokosi – Kwei Quartey

  • Luebbe, 349 Seiten
    Originaltitel: Wife of the Gods
    Übersetzt aus dem amerikanischen Englisch von Sabine Schilasky


    Kurzbeschreibung:
    Eine strangulierte Medizinstudentin im Buschland von Ghana. Ein dubioser Dorfpriester, der verbotene Rituale pflegt. Unschuldige junge Frauen, die als Götterbräute, Trokosi, versklavt werden. Und ein Inspector, der nur widerwillig ermittelt. Denn er hat Angst. Angst vor dem Busch, in dem einst seine Mutter verschwand; Angst vor den Abgründen, die sich vor ihm auftun, aber auch Angst um seinen schwerkranken Sohn, dem kein Heiler, sondern nur ein Londoner Herzchirurg helfen kann.
    Ein Spannungsroman, in dem das alte, abergläubische Afrika mit seinen Traditionen und das moderne Afrika aufeinanderprallen.
    Ein Kriminalfall mit einem sehr sympathischen Ermittler, der mit seinen persönlichen Problemen sofort das Herz der Leser erobert.


    Über den Autor:
    Kwei Quartey ist in Ghana geboren und aufgewachsen. Als Kind hörte er viele Geschichten über Fetische und Zaubermittel. Sie faszinierten ihn so, dass er schon immer Schriftsteller werden wollte. Er entschied sich jedoch für ein Medizinstudium und praktiziert heute in Kalifornien. Nun hat er sich seinen Wunsch erfüllt und einen fesselnden Kriminalroman geschrieben, der einen ganz eigenen Zauber entfaltet.


    Meine Meinung:
    Schauplatz dieses lebhaft und unterhaltsam geschriebenen Kriminalromans ist Ghana. Es ist auch mehr als „nur“ ein Krimi, da die Atmosphäre und viele afrikanische Details den Roman durchdringen und zur Handlung ebenso beitragen wie der Mordfall.
    Zur Untersuchung des Mordes an einer Frau wird Inspektor Darko Dawson in das Dorf Ketanu im Adaklu-Bezirk der Voltaregion geschickt. Darko Dawson ist eine spannende Figur, durchaus ein tüchtiger Ermittler, aber mit Hang zu Marihuana, manchmal unbeherrscht und mit privaten Probemen beladen. Sein kleiner Sohn ist Herzkrank und benötigt dringend eine teure Operation.
    Außerdem ist Dawsons Mutter verschwunden, als er noch ein Kind war. Anscheinend auch noch in der Wald-Gegend des Mordfalls. Noch heute hat Dawson deswegen Albträume und er ist nicht unbelastet. Umso interessanter gestaltet sich dadurch die Handlung für den Leser.


    Dawson lebt in der großen Stadt Accra und ist in Ketanu, wo es nicht einmal fließend Wasser oder Strom gibt, ein Fremder, obwohl sogar seine Tante noch hier lebt. In dieser dörflichen Gegend herrscht immer noch viel Aberglaube an Hexerei, Heiler u.a.
    Es werden gemäß den Traditionen Frauen als Götterbräute wie Sklavinnen gehalten.
    Anscheinend gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Trokosi-Brauch und dem Mord an der diesen frauenverachtenden Traditionen gegenüber kritischen Medizinstudentin, die auch aufklärerisch über AIDS und Frauenrechte sprach.


    Dawson funktioniert gut als Identifikationsfigur, da er schon manchmal ausrastet, wenn sich die auch für den Leser empörenden Dinge ereignen. Er wirkt dann gut als Ventil.


    Man darf gespannt sein, ob es noch einen weiteren Fall mit Detective Inspektor Darko Dawson geben wird. Das Potential dafür hat diese Figur sicher und die dem in Kalifornien lebenden Autor deutlich anzumerkende Schreibfreude wird sich nicht aufhalten lassen, hoffe ich.

  • Der Meinung von Herrn Palomar bleibt mir eigentlich nichts Neues hinzuzufügen.
    Eine Medizinstudentin, die in den Dörfern Ghanas über AIDS ehrenamtlich aufklärt, wird ermordet zwischen den Dörfern Kentanu und Bedome aufgefunden.
    Inspektor Dawson, der in der Hauptstadt Accra lebt und auch ein eher modernes Leben führt, wird zur Aufklärung der Tat in dieses Gebiet gerufen.


    In den Dörfern geht es noch sehr traditionell zu. Die Menschen leben zum Teil in einfachen Lehmhütten, leben vom Kakaoanbau, wobei sie selbst wohl nie die Chance haben, das Endprodukt wenigstens mal zu probieren.
    Kräuterheiler und Fetischpriester (die eigentlich verboten sind) habe noch viel Einfluss.
    Passiert in einer Familie ein Unglück, übergibt diese ein jungfräuliches Mädchen als Trokosi ("Götterbraut") diesem Priester, die ihm als Sklavin in allem dienen muss.


    Inspektor Dawson war mir auch sehr sympathisch. Er wirkt sehr menschlich mit all den Emotionen, die ihn treffen. Da seine Tante in Ketanu lebt und seine Mutter 25 Jahre zuvor nach einem Besuch bei dieser Tante verschwand, als er noch ein Kind war, geht er mit gemischten Gefühlen an die Ermittlungen.


    Die Kriminalhandlung steht zwar nicht in stets im Mittelpunkt, bleibt aber durch einige überraschende Wendungen bis zum Schluss spannend.


    Ich habe gelesen (finde die Internet-Seite leider nicht mehr), dass es wohl in absehbarer Zeit keine Fortsetzung gibt, da sich der Autor derzeit ganz seinem Beruf als Arzt widmen möchte.
    Ich würde seine Fortsetzung sehr gerne lesen.


    9/10 Punkten.

    Liebe Grüße, Sigrid

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    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

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