Drachenmonat - Åke Edwardson [ab 11 Jahren]

  • List Tb., November 2009
    Broschiert, 332 Seiten
    OT: Drakmanad
    übersetzt von Angelika Kutsch


    Kurzbeschreibung
    Es ist Herbst und Kenny und Kerstin sind zurück aus dem Ferienlager. Aber dass heißt nicht, dass es Zuhause besser ist, und schließlich sieht Kenny nur noch einen Ausweg: abzuhauen. Auf ihrem Weg begegnen die beiden den unterschiedlichsten Figuren, dem Schwertschlucker, Mister Swing, und einem Japaner namens Lasse. Aber wem können sie trauen? Und wohin führt ihre Reise eigentlich? Nach "Samuraisommer", das für den Jugendliteraturpreis nominiert wurde, legt Edwardson mit "Drachenmonat" nun die Fortsetzung vor, die den Leser ebenso gebannt in Atem halten wird


    Über den Autor
    Åke Edwardson, Jahrgang 1953, lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Göteborg. Bevor er sich dem Schreiben von Romanen widmete, arbeitet er als erfolgreicher Journalist u.a. im Auftrag der UNO im Nahen Osten, schrieb Sachbücher und hat an der Universität von Göteborg Creative Writing unterrichtet. Der schwedische Autor wurde mit dem Krimipreis 2004 von Radio Bremen ausgezeichnet.


    Meine Meinung
    Dieser Roman ist die Fortsetzung von „Samuraisommer“, in dem die 12-Jährigen Kenny und Kerstin in einem Jugendcamp während der Sommerferien Freunde werden.


    Der Ich-Erzähler Kenny, der eigentlich Tommy heißt, hat sich Kenny getauft, denn er ist ein Samurai und Ken bedeutet auf Japanisch Schwert. Ein Samurai hat stets die Kontrolle über sich, zeigt keine Gefühle und übernimmt die Verantwortung für das, was er tut und sagt.


    Nun ist es Herbst geworden und die Schule hat wieder begonnen. Nach dem Tod seines Vaters lebt Kenny mit seiner schwer depressiven Mutter allein. Da seine Mutter kaum aus dem Bett kommt, ist Kenny weitgehend auf sich gestellt.
    Auch Kerstin lebt in schwierigen familiären Verhältnissen. Nachdem ihr Vater im Sommer verschwunden ist, ist ihre Mutter mehr und mehr dem Alkohol verfallen.


    Als sich Kennys Mutter eines Tages selbst in eine psychiatrische Klinik einweist, beschließt Kenny, aus Angst vom Jugendamt in eine Pflegefamilie oder ein Kinderheim geschickt zu werden, abzuhauen. Kerstin flieht mit, denn in ihrer Familie war das Jugendamt bereits.


    Die Tage sind noch warm in diesem Herbst („Indiansummer, wie in New York“), aber die Nächte schon sehr kalt, sodass Kenny und Kerstin, die kaum Geld haben, immer auf der Suche nach einem Unterschlupf sind.
    Dabei treffen die Beiden auf außergewöhnliche Erwachsene, die ihnen weiterhelfen. Da ist z.B. der mysteriöse Krister, Handelsvertreter für Nachschlagewerke, der die Jugendlichen ein Stück in seinem Buick mit nimmt. Auf einem Jahrmarkt lernen Kenny und Kerstin den Schwertschlucker, Feuerspucker und Fakir Mr. Swing kennen und mit dem japanisch aussehenden Tramper und Ex-Polizisten Lasse landen die Beiden schließlich in der Stadt, in der Kennys Großmutter lebt.


    Åke Edwardson schreibt in für Jugendliche gut verständlicher, leichter und klarer Sprache. Er versetzt sich sehr gut in die Rolle seiner jungen Protagonisten. Der Leser bekommt sehr eindrücklich die Gefühle und Gedanken, vor allem von Kenny, vermittelt. Dabei schreibt der Autor so schöne Passagen, wie „Die Wohnung, in der wir lebten, schien sich langsam in ein Gefängnis mit unsichtbaren Schlössern verwandelt zu haben. Die Schlösser hingen nicht an den Türen, sie waren in unseren Köpfen festgeschraubt.“
    Auch die Nebenfiguren sind auf sensible Weise dargestellt, so dass ein lebendiges Bild von Kennys und Kerstins Flucht entsteht. Dabei bleiben die Erwachsenen alle ein wenig geheimnisvoll, was die Fantasie anregt.
    Leider kann Åke Edwardson diesen gefühlvollen und gleichzeitig spannenden Erzählstil nicht bis zum Ende hin durchhalten und die Geschichte flacht etwas ab.


    Insgesamt ist „Drachenmonat“ ein spannender und realistischer Jugendroman, gut lesbar auch für jung gebliebene Erwachsene.


    Man kann das Buch gut verstehen, ohne den ersten Teil zu kennen, da daraus noch viel mehr verraten wird, als ich hier schrieb.


    7/10 Punkten

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt