Schreibwettbewerb November 2009 - Kommentare
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Hier nun wie versprochen meine Kommentare:
Das Ende eines Schwiegervaters
Das ganze gibts viel viel kürzer und viel viel besser:
Schwester zum Doc: Der Simulant auf 43 ist gestorben.
Doc: Nun übertreibt er aber.
-- Soviel zu Story. Das ist weder neu noch orginell.
Handwerklich fehlt dem Text zu viel: Das holpert so vor sich hin und wird erzählt wie am Stammtisch aber leider auch so plump. In der Kneipe höre ich mir das an (Warum eigentlich??). Lesen mag ich weder den Stil noch die Geschichte. Es wird zu viel behauptet und zu wenig wirklich erzählt. Sprünge und logische Fragwürdigkeiten erschweren das Lesen: Da ist erst vom Schwiegervater (warum heißt der nicht irgendwie??, warum ist es wichtig, dass es der Schwiegervater ist und nicht irgendein Klaus??) die Rede, dann plötzlich und völlig unmotiviert von der Schwiegermutter. Es bleibt offen wie der werte Herr sich das vermeintliche Loch an seinem Gesäß anschaut, es wird einfach mal so behauptet, ohne dass wir an den entsprechend notwendigen Verrenkungen anteil bekämen. Es wird auch das Loch einfach so behauptet... Es wird auch behauptet, die Zeckenentfernung wäre fachmännisch geschehen und dann: es wäre da wild rumgedoctert worden... Da stimmt etwas nicht!! Das passt so nicht zusammen.
Ebensowenig passen die Fragmente der Geschichte zusammen: erst isser heiler Hypochonder, dann im KH und plötzlich tot. Irgendwann verliere ich die Lust, da weiter zu lesen und bin raus.
Fazit: Das, was der alte Witz gut pointiert ist hier scheinbar ewig und nur vermeintlich witzig ausgekäst.
Beim besten Willen kein Punktekandidat.Lauf der Zeit
Nun ist es ein offenes Geheimnis, wer da Abschiedsschmerzen in Reime bringt. Ich will diesen Schmerz gern gelten lassen. Er wird verschiedentlich kommuniziert und hier nun auch in Reimform. Als ein liebgewonnenes Ritual erscheint der Wettbewerb aber auch schon in idealisierter Form, jedenfalls vermisse ich seit einer Weile die erwähnten Kommentare.
Nun sollte der Kommentator trennen zwischen Person und Text und zwischen der Geschichte und dem Text... Das fällt zugegebener Maßen schwer...
Der Reim ist Tadellos, die sprachliche Beherrschung zeigt einen, der sich mit der Sprache auskennt - was ein Wunder, er ist Profi. Die Idee... nun ja, sie scheint mir eine Mischung zwischen eigener Trauer und dem öffentlichen Angebot, die Trauer auszusprechen; eine Mischung aus "mit Eulenthema punkten wollen" und eigenem Abschied ...
Es fällt mir sehr schwer, da zu werten: Die Trauer hat ihren Wert. Der Eulenschreibwettbewerb hat seine literarische Würdigung verdient, aber eine Stimme in mir erinnert mich an den Unterschied zwischen therapeutischem und literarischem Schreiben...
Fazit: kein schlechter Text. Aber sehr schaler Beigeschack.
kein Punkt wegen des Beigeschmacks. (und nun könnte ich, selbst wenn ich hätte wollen keinen anderen Punkt mehr vergeben können!!)edit erinnert mich noch daran, dass mir eine Strophe wie diese hier fehlt:
Am vierundzwanzigsten
Eulen zum Werten animieren,
nervige Diskussionen führen,
beharrlich bleiben.Heilige Hallen
Eine Fabel?? Ich verstehe den Text jedenfalls nicht. Ich nehme nur wahr, dass da irgendwelche Tiere irgendwovon aus irgendeinem Grund irgendwie Abschied nehmen und mir die Szene merkwürdig fremd bleibt, weil ich keine Ahnung habe, wer da warum wovon mit welchen Zeremonieen Abschied nimmt.
Mag sein, dass der Text toll und voller kluger Gedanken ist... aber ich verstehe ihn nicht. Ich scheitere bereits nach den ersten Zeilen, wenn ich mir über das erste vieh (insgeheim nagt es aber doch: ich wüßte schon gern, wer oder was ein Baiji ist) keine Gedanken machen will: was will der Bär (was auch immer das für ne komische Sorte das sein soll...) mit einem Vieh, das tot ist. Und dann: warum redet das Vieh, das ich nicht kenne und das doch aber schon längst über den Jordan gegagen ist - ach nee, den Jangtse verlassen hat ... Nun tröten und quarken weitere Tiere.... Und am Ende geht alles vorbei. Dieser Text ist jedenfalls an mir vorbei gegangen...
Daher kann ich auch keine Punkte geben (aber ich könnte ja eh nicht mehr ...)Wie die Katze den Krieg beendete
noch ne Fabel?? Vielleicht, aber in jedem Fall ein recht witziger Dialog mit Esprit und einem feinen Humor. Ausgesprochen gut gemacht. Mit schöner Überraschung am Ende... Sehr schön aufgebaut, lebendig erzählt, die Figuren werden erlebbar... liest sich gefällig und regt zum Nachdenken an.
Punktekandidat, aber .... -
Zur Punktevergabe komme ich leider zu spät, doch einen Kommentar möchte ich zumindest abgeben.
Erstaunlich, dass die Beteiligung sich auch beim letzten Mal Schreibwettbewerb so in Grenzen hält, liegt wahrscheinlich an der nahenden Vorweihnachtszeit - oder dem Thema.
Ebenso erstaunlich, dass dieses entweder ganz wörtlich genommen oder mit Vergänglichkeit/Tod gleichgesetzt wurde.
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass es bei jeder Geschichte gute Ansätze gibt, aber entweder die Umsätzung etwas unglücklich gelungen ist oder ich eine schlagkräftige Pointe vermisse.
Am besten hat mir "Heilige Hallen" gefallen, obwohl man hier sicher viel mehr hätte rausholen können.
"Wie die Katze den Krieg beendete" ist eine nette Idee, aber für meinen Geschmack etwas zu lang geraten.
"Das Ende des Schwiegervaters" (für mich war es immer der Großvater) hätte dagegen mehr Raum für einen innovativeren Inhalt geboten.
Fin
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Zitat
Original von licht
Lauf der Zeit
edit erinnert mich noch daran, dass mir eine Strophe wie diese hier fehlt:
Am vierundzwanzigsten
Eulen zum Werten animieren,
nervige Diskussionen führen,
beharrlich bleiben.Die würde dann aber, wenn man es genau nimmt, nicht ins formale Gerüst passen.
Ja, du hast natürlich Recht. Das war ein persönlicher Text. Durch die strikte Formgebung war es ein Versuch der Verdichtung eines komplexen Zusammenhangs.
Und (auch wenn es unglaubwürdig klingt): Es war mir zum ersten Mal völlig egal, ob es dafür Punkte gibt. Der Vorwurf, "mit einem Eulenthema punkten zu wollen", läuft somit ins Leere. Bei meinen Beiträgen der letzten vier Jahre wirst du nur sehr wenige finden, die mit Eulenthemen zu tun hatten.
Am Ende des Schreibwettbewerbs ist es für mich nicht möglich gewesen, das Thema "Ende" anders anzusetzen. Wenn man bedenkt, wieviel zum Wettbewerb schon geschrieben wurde (auch von mir) ist ein Abschied in genau 88 Worten doch ziemlich knapp