Stadt der Verlierer - Daniel Depp

Die tiefgreifenden System-Arbeiten sind soweit abgeschlossen. Weitere Arbeiten können - wie bisher - am laufenden System erfolgen und werden bis auf weiteres zu keinen Einschränkungen im Forenbetrieb führen.
  • Ein cooler Antiheld ist der Ex-Stuntman David Spandau durchaus. Ein heruntergekommener Detektiv mit desaströsem Privatleben - eine Figur, die direkt einem Raymond-Chandler-Roman entsprungen sein könnte. Auch der Plot überzeugt in bester Noir-Tradition: Spandau wird engagiert, den Hollywood-Filmstar Bobby Dye zu beschützen und einen Erpressungsversuch aufzuklären. Widerwillig nimmt der Detektiv den Auftrag an und dringt dabei immer tiefer in die Abgründe von Los Angeles vor. Bevor er sich versieht geht es um Mord, Drogenhandel und sein eigenes Leben gerät in Gefahr.
    Soweit, so sympathisch. Der Vergleich mit dem knittrigen Privatschnüffler Phillip Marlowe liegt nahe, doch was "Stadt der Verlierer" fehlt, sind der Charme und die Chandler'sche Rafinesse. Natürlich überzeugt der Autor (ein Halbbruder von Johnny Depp, dem das Buch auch gewidmet ist) mit profudem Wissen über die Stadt der Engel und geizt auch nicht mit zynischen Sprüchen. Dennoch plätschert die Handlung die meiste Zeit bloß vor sich hin und erinnert mit seinen derben Anekdoten stellenweise an Warren Ellis' "Gott schütze Amerika".
    Handwerklich gibt es eindeutige Punktabzüge. Stellenweise springt Depp innerhalb eines Textabschnitts von einem Charakter zum nächsten oder verliert sich in Nebensächlichkeiten wie Routenbeschreibungen oder Filmproduktionsinfos. Einige Kapitel fallen sogar komplett aus dem Handlungsrahmen und drehen sich ausschließlich um den Lebensstil der Bewohner von L.A. Wären diese Infos mehr in die Handlung eingeflochten gewesen, hätte es sicher gepasst. So aber irritierten sie durch ihren auktorialen Stil.
    Bedauerlich fand ich auch, dass die Erlebnisse des Helden Spandau und die des Killer Potts die meiste Zeit des Buches zwar parallel zueinander erzählt werden, aber überhaupt keine Anknüpfungspunkte finden. Nicht mal beim unspektakulären Finale treffen die beiden Herren tatsächlich aufeinander.
    So bleibt es alles in allem ein eher durchschnittlicher Roman, aus dem man eindeutig mehr hätte machen können.