Das größere Glück - Richard Powers

  • Fischer, S., Verlag GmbH, Oktober 2009
    gebunden, 432 Seiten
    OT: Generosity
    übersetzt von Henning Ahrens


    Kurzbeschreibung
    Eine junge Frau in Chicago, die vor Glück nur so strahlt. Sie lebt völlig ohne Zorn, alle Freunde und Bekannte kreisen nur um sie. Doch sie stammt aus Algerien, einem Hexenkessel aus Gewalt und Gegengewalt, dem sie nur knapp entging. Kennt sie das Geheimnis des Glücks, besitzt sie gar das Glücks-Gen ? Laboratorien und Fernsehshows reissen sich um sie, ein Karrussell, das sich immer schneller dreht, bis sie alles zu verlieren droht. Meisterhaft ist Richard Powers ein großer Roman gelungen über die Frage, was unser Leben bestimmt die Sterne, die Eltern oder liegt alles in den Genen? Mit einer zärtlichen Liebesgeschichte sucht er die Antwort: Greift die Zukunft nach uns oder wir nach der Zukunft?


    Über den Autor
    Richard Powers wurde 1957 geboren und lebt in Urbana, Illinois. Seine Bücher sind Bestseller und wurden mehrfach preisgekrönt, zuletzt erhielt er den »National Book Award« für Das Echo der Erinnerung .


    Meine Meinung
    Richard Powers lässt in „Das größere Glück“ einen außenstehenden, scheinbar allwissenden Erzähler die Geschichte von Thassadit Amzwar berichten.


    Die 23-jährige Berberin Thassadit Amzwar aus Algerien sitzt in der Klasse für kreatives Schreiben am Mesquakie College of Art in Chicago, als sich der melancholische, gescheiterte Schriftsteller und Aushilfslehrer Russell Stone zu seiner ersten Unterrichtsstunde begibt.
    Von Thassa, von ihren Freunden liebevoll Miss Generosity genannt, geht eine besondere Ausstrahlung aus. Immer glücklich, zufrieden, ausgeglichen scheint sie Trübsinn nicht zu kennen und steckt mit ihrem heiteren Gemüt auch ihre Umgebung an. Und dies, obwohl Thassa nur knapp dem Bürgerkrieg in Algerien entkam und viele Angehörige verlor.


    Russell Stone macht sich Sorgen um den fast unheimlichen ständigen Frohsinn seiner Schülerin und sucht die Collegeprofessorin Candance Weld auf, da er glaubt, Thassa leide unter Hyperthymie oder gar einer Manie.


    In einem zweiten Handlungsstrang lernt der Leser den für die Biotech-Firma Truecytes arbeitenden Genomforscher Thomas Kurton kennen. Er forscht an einer Zukunft mit anhaltender Gesundheit und Zufriedenheit für die Menschen durch Genmanipulation.


    Ein dritter Handlungsstrang folgt der wissenschaftlichen Fernsehjournalistin Tonia Schiff, die im Verlauf des Romans eine immer größere Rolle spielt.


    Als ein Vergewaltigungsversuch an Thassa in Zusammenhang mit ihrer vermeintlichen Hyperthymie durchsickert, werden Medien und Wissenschaft auf sie aufmerksam.
    Besonders der hartnäckige und skrupellose Kurton versucht Thassas habhaft zu werden, um, auf der Suche nach dem Glücksgen, ihren Gen-Pool zu untersuchen.
    Thassa wird zum Studienobjekt. Mehr und mehr von den Medien verheizt, entsteht ein regelrechter Hype um die Frau mit den Glücksgenen, Thassa wird zur Gejagten und muss sich verstecken.


    Bei einem Auftritt in Amerikas größter Talkshow Oona möchte Thassa in einem Aufeinandertreffen mit Kurton klären: sie will ihr altes Leben zurück. Der Auftritt eskaliert mit schwerwiegenden Folgen.


    Auffallend ist die Erzählstruktur, die Richard Powers wählt. Der Erzähler greift während der Geschichte immer wieder in die Handlung ein und berichtet dabei auch über die Schwierigkeiten beim Aufschreiben.


    Der Autor verwebt gekonnt die drei Handlungsstränge, um sie dann wieder auseinander laufen zu lassen. Es geht um das Thema Glück, aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, um das Thema Genethik und Genforschung und deren Auswirkung auf Mensch und Gesellschaft und um das Thema Medien und Macht.
    In klarer, pointierter Sprache jongliert Richard Powers dabei zwischen (wissenschaftlichen) Fakten und Fiktionen. Er zeigt sich als ganz großer Erzähler, denn selbst ich als Leser fühlte mich zum Teil manipuliert.


    Leider blieben Powers' Protagonisten seltsam blutleer und blass, ich fühlte mich sehr distanziert vom Geschehen. Deshalb nur 8 Punkte für diesen großartig angelegten Roman.


    Das Hörbuch wurde von Herrn Palomar bereits rezensiert.

    Liebe Grüße, Sigrid

    Keiner weiß wo und wo lang

    alles zurück - Anfang

    Wir sind es nur nicht mehr gewohnt

    Dass Zeit sich lohnt

  • Ich las diesen Roman vor etwa 9 Monaten und stimme in allen Punkten mit dem überein, was Sigrid in ihrer Rezension geschrieben hat.


    Dass die Protagonisten völlig blutleer auf mich wirkten, kann ich zwar nicht behaupten, doch diese große Distanz, ja, die war die gesamte Zeit da - und irritierte mich gelegentlich auch. Dennoch ist es ein spannender, sehr interessanter, intelligenter Roman, den ich an weiterempfehlen kann.