Daniel Hope - Familienstücke

  • Über das Buch:
    Der Geigenvirtouse Daniel Hope, ein Protegé des großen Yehudi Menuhin, erzählt die Geschichte seiner weitverzweigten Familie. Sein Buch ist eine bewegende Familiensaga und zugleich ein Spiegel des dramatischen 20. Jahrhunderts. Hope berichtet von seinen jüdischen Vorfahren in Deutschland und ihrer Vertreibung aus der Heimat, vom Leben seiner Eltern in Südafrika im Schatten der Apartheid, von seinem eigenen Werdegang und den Begegnungen mit berühmten Künstlern. Entstanden ist ein mitreißendes Geschichts- und Geschichtenbuch, Dokument einer Suche nach den Wurzeln und nach sich selbst.


    Über den Autor:
    Daniel Hope wurde 1974 in Durban, Südafrika, geboren und ist in London aufgewachsen. Er nahm unter anderem bei Yehudi Menuhin und Zakhar Bron Unterricht. Seit 2002 ist er Mitglied des Beaux Arts Trios. Ausgezeichnet wurde er mit zahlreichen Preisen.
    „Familienstücke“ ist sein erstes Buch, das er zusammen mit der Berliner Autorin Susanne Schädlich geschrieben hat.


    Meine Meinung:
    305 Seiten recht klein bedruckte Seiten Text, dazu eine Quellenangabe, eine Discographie, ein im Umfang beeindruckendes Personenregister sowie ein Stammbaum der Familie Hope, dazu drei Fototeile – so stellt sich das Buch „Familienstücke“ von Daniel Hope auf den ersten Blick dar. 305 Seiten, auf denen berichtet wird von Familienzusammenhalt, von Menschlichkeit, von Tragik, von Schicksalen und von Zufällen, von glücklichen Zeiten und von dunklen Stunden. „Eine Spurensuche“ lautet der Untertitel – und genau das ist es.


    „Es ist erstaunlich, was alles plötzlich wach wird, wenn man sich nur der Erinnerung stellt“ (Seite 35):
    Von seinen Vorfahren erzählt Daniel Hope, von Daniel McKenna zum Beispiel, den es aus Irland nach Südafrika verschlagen hatte und der dort nicht nur sein Glück machte, sondern es auch in Gestalt der schönen Mabel fand; von den Familien Klein und Valentin, die ihre kleinen und großen Rollen spielten auch in Berlin in glücklichen und in schweren Zeiten. Er muss berichten von der zweifachen Vertreibung und Auswanderung, auf der einen Seite aus Deutschland in den 30er Jahren, auf der anderen Seite aus Südafrika, in dem zu leben und zu arbeiten während der Apartheid immer unmöglicher erschien. Daniel Hope berichtet von seiner Suche via Internet, von Zufällen, die ihm behilflich waren – oder waren es doch schicksalhafte Fügungen? -, von den Gesprächen mit Familienangehörigen, zitiert aus Briefen; daneben kommt aber auch sein eigener Werdegang, besonders in musikalischer Hinsicht, nicht zu kurz: von den Anfängen auf der Geige, von ersten Schritten auf der Bühne, von seinem „musikalischen Großvater“ Yehudi Menuhin, von Kollegen und Festivals, von seiner Frau ist zu erfahren.


    Es ist schon ein konzentriertes Lesen nötig, um die vielen Namen jeweils richtig zuzuordnen, gerade wenn Daniel Hope über die Valentins und die Kleins und die Zeiten in Deutschland berichtet, die letztlich zur Auswanderung geführt haben, aber ich habe es nicht als schwierig empfunden, außerdem steht der Stammbaum hilfreich zur Seite. Im Gegenteil: Daniel Hope erzählt so fesselnd, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte. Die eine oder andere kleine sprachliche Schwäche habe ich ihm gerne verziehen; zu interessant ist seine „Spurensuche“. Als sehr lesenswert habe ich es empfunden, berührend schöne Stellen stehen neben bedrückenden Schilderungen - Zeitzeugnisse eben anhand der Geschichten der Familien und der einzelnen Familienmitglieder. Er scheut die klaren Worte nicht, benennt die Dinge deutlich beim Namen, auch wenn vielleicht sogar ein Vorfahr dadurch nicht mehr ganz so positiv dargestellt ist.


    Einige der schönsten Passagen, so finde ich, widmet Daniel Hope einigen Komponisten und Musikstücken, zum Beispiel das Violinkonzert von Robert Schumann oder die beiden von Dmitri Schostakowitsch. Er ist für mich nicht nur ein großer Virtuose, sondern daneben ein begnadeter Mittler der Musik des 20. Jahrhunderts; ein wunderbarer Musiker, der Geige spielt, und der daneben so beredt Zeugnis abgelegt hat über seine Familie, über seine Wurzeln, über sein Selbstverständnis als Mensch und als Musiker. Erwartet habe ich das in dieser Form nicht unbedingt, umso mehr habe ich das Buch genossen.