Erhöhung der BaföG Sätze

  • Zitat

    Original von Bernard


    Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wieviele Studenten der altorientalischen Philologie arbeiten in einem Beruf, der etwas mit diesem Studium zu tun hat? Und wieviele dieser Berufe sind nicht vom Staat subventioniert?


    Aber sie arbeiten! Und sollten sie tatsächlich in einem Bereich arbeiten, der auch nur zu einem kleinsten Teil staatliche Unterstützung erhält, dann haben sie wirklich einen der sehr seltenen Jobs. Die allermeisten arbeiten in der freien Wirtschaft.
    Wie viel Geld steckt der Staat denn in Bereiche, die etwas mit Kultur etc. zu tun haben?




    Zitat


    Ich weiß zwar nicht, was meine persönliche Biografie mit der Diskussion zu tun hat, aber wenn es zur Glaubhaftmachung der Argumente dient, bitte ...


    Viel! Das zeigt sich genau daran, was du geschrieben hast.



    Zitat

    Universität, Abschluss Diplom-Wirtschaftsinformatiker.
    Ich habe geschwankt zwischen Informatik, Wirtschaftsinformatik und hispaniolisch-südamerikanischer Archäologie. Ich habe mich im Berufs-Informationszentrum kundig gemacht und mich dann für Wirtschaftsinformatik entschieden, wobei auch die Frage der Chancen auf dem Arbeitsmarkt eine wesentliche Rolle gespielt hat.


    Es gilt bestimmt nicht für dich - aber: Es gibt eine Menge Menschen, die ähnliche Diskussionen führen, weil sie sich ein Leben lang ärgern nicht das gelernt / studiert zu haben, was sie eigentlich wollten. Ich hoffe wirklich, dass es nicht für dich gilt. Denn Geld entschädigt viele nicht ewig darüber hinweg, dass sie nicht zufrieden mit ihrem Lebensweg sind. Und das ist nicht schön ... wirklich nicht. Macht verbissene Menschen, die oft nicht einmal gut in ihrem Job sind.



    Zitat

    Ich kenne einige Lehrende an Universitäten, die deutlich aussprechen, dass sie nur für den Elfenbeinturm ausbilden,


    Seltsame Leute gibt es überall. Von einigen auf alle zu schließen hilft uns allerdings nicht weiter.



    Zitat

    und ich kenne einige ehemalige Studierende "verdächtiger" Fächer, die heute in Berufen arbeiten, die keinen Bezug zu ihrem Studium haben.


    Dafür erwirbt man in einem geisteswissenschaftlichen (Magister- oder Diplomstudium) Fähigkeiten, die einen sehr flexibel auf dem Arbeitsmarkt machen. Auch das schützt vor Arbeitslosigkeit.

  • @ Ronja:


    Zitat

    Dafür wünsche ich dir viel Erfolg! Abitur nachholen ist keine leichte Aufgabe. Aber es lohnt sich! (Du machst das nicht zufällig in der Senefelderstraße, oder?)


    Nein, sondern am Hermann-Kesten-Kolleg, Fürther Straße.


    Danke für deine Wünsche. :-)
    vor allem das Fach mit den vielen Zahlen ist meiner Meinung nach echt böse. Vielleicht sollte ich mich hier an Bernard wenden. :-] :-]


  • Sehr interessant, dass ein Student von heute in deinen Augen nicht das verdient hat, was du bekommen hast. Wie ignorant kann ein Mensch eigentlich sein? :rolleyes

    With love in your eyes and a flame in your heart you're gonna find yourself some resolution.


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  • Zitat

    Original von kero-chan
    @ Ronja:



    Nein, sondern am Hermann-Kesten-Kolleg, Fürther Straße.


    Ah! Gute Wahl! Viel freier als die anderen beiden Möglichkeiten. Hätte ich davon gewusst, wäre ich dort wohl auch gewesen.



    Zitat

    vor allem das Fach mit den vielen Zahlen ist meiner Meinung nach echt böse. Vielleicht sollte ich mich hier an Bernard wenden. :-] :-]


    Das hätte mir auch beinahe das Genick gebrochen. :lache Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche aus der Ecke von Bernard sich schwer tun uns dieses Fach mit den Zahlen näher zu bringen. Dazu braucht es mehr als rechnen zu können. Dafür habe ich einem Freund von mir während seines Wirtschaftsinformatikstudiums Nachhilfe in Rechnungswesen und BWL gegeben. :lache

  • Zitat

    Original von Gummibärchen
    Sehr interessant, dass ein Student von heute in deinen Augen nicht das verdient hat, was du bekommen hast. Wie ignorant kann ein Mensch eigentlich sein? :rolleyes


    Ich habe es auch nicht verdient. Aber es gab die Möglichkeit und ich habe sie genutzt. Trotzdem war es damals falsch, dass es sie gab, und das ist es heute auch. Nur - warum hätte ich darauf verzichten sollen, wenn alle anderen es auch bekommen haben?
    Allerdings gab es in meiner Grundschulklasse fünfzehn Kinder, nicht dreißig, wie heute. Das finde ich viel ungerechter, als wenn Studierende einen Obulus für ihre eigene Zukunft entrichten. Und, um die nächste Frage gleich vorweg zu nehmen: Nein, ich habe keine Kinder.

  • Ich kann mich Voltaire und Ronja nur anschließen!


    Wir leben in einer Zeit, in der es für unser Land bzw. die EU immer wichtiger wird, uns nicht auf den Lorbeeren der relativ schnell vorangeschrittenen Industrialisierung auszuruhen, sondern gut ausgebildete junge Menschen in die Berufswelt zu entlassen. Und dazu gehören sowohl Nicht-Akademiker als auch Akademiker! Eine gut ausgebildete Bevölkerung wird für uns in den nächsten Jahren immer wichtiger werden und gerade auch das breite Angebot von Studienfächern und die relativ freie Wahl der Studienfächer nach Interesse und Fähigkeiten gewährleistet doch diese breite Bildung der Bevölkerung! Auch wenn vielleicht nicht immer gewährleistet ist, dass jm. nach dem Studium in seinem erlernten Beruf arbeitet, sind es doch oftmals genau die dort erworbenen Fähigkeiten, die sein Weiterkommen in einer anderen Sparte ermöglichen (Quereinsteiger mit sinnvollen Biografien finde ich absolut gut).


    Ich habe ein Studium genossen, das sehr schulisch angelegt war (mittlerweile gibt es auch dort Wahlfächer etc); d.h. zu Semesteranfang gab es einen Stundenplan an den man sich zu halten hatte. Die Prüfungszeiten waren streng vorgegeben und die Zulassung zur Prüfung erfolgte nur, wenn man den letzten Studienabschnitt (d.h. die Prüfungen nach dem letzten Sommersemester spätestens nach der Nachprüfung mit maximal 1/2 Jahr Verspätung) abgeschlossen hatte.
    Dieses System gewährleistet, dass man eigentlich fast nicht bummeln kann und die Studenten ihr Studium auch erfolgreich abschließen.
    Nachteil ist dann aber ganz klar, dass das Jobben nur in einem sehr begrenzten Zeitrahmen möglich ist, da die Stundenpläne gut gepackt sind (es sei denn, man legt keinen Wert auf Vorlesungen und kann alleine mit fremden Mitschrieben und aus Büchern lernen). Wenn man solche Bedingungen mit ausreichend Spielraum in anderen Studiengängen heranzieht, könnte man notorische Langzeitstudenten vermeiden.


    Ich finde Studiengebühren bei "Bummlern" gerechtfertigt, ansonsten tue ich mich damit auch etwas schwer. Ich hatte das Glück, dass mich meine Eltern finanziell unterstützt haben, Anspruch auf Bafög hatte ich keinen, hatte aber deutlich weniger als den Höchstsatz zur Verfügung und habe für meine privaten Vergnügungen halt in den wenigen praktikumsfreien Semesterferien gejobbt). Ich finde es gut, wenn der Staat ein relativ kostengünstiges Studium ermöglicht (ohne teils horrende Studiengebühren wie z.B. in den USA) und bin auch gerne bereit, dies mit meinen Steuern zu unterstützen!
    Vielleicht sollte man auch daran denken, dass genau diese Menschen, denen man mit Hilfe einer finanzierten Ausbildung in den Beruf verhilft, später die eigene Rente zahlen. (gut, meine zwar nicht, da eigene "Berufs-Rentenkasse" - aber das tut ja nichts zur Sache)


    Meinen Senf zu Studium und Intelligenz muß ich auch noch dazu geben:
    Ich habe sowohl unter Studenten sehr kluge als auch wirklich strunzdumme (sorry) Leute getroffen, das gleiche gilt aber auch für Leute mit nicht-akademischem Bildungsweg. Das Abitur ist in dem Sinne sicherlich kein Qualitätskriterium bezüglich der Intelligenz. Ich bin übrigens auch die wirklich allererste in meiner gesamten Familie mit Studium gewesen, alle anderen hatten einen nichtakademischen Bildungsweg eingeschlagen. Und ich habe trotzdem sehr kluge und erfolgreiche Menschen in meiner Familie :-]



    Zitat

    Original von Bernard
    Ich habe mich im Berufs-Informationszentrum kundig gemacht und mich dann für Wirtschaftsinformatik entschieden, wobei auch die Frage der Chancen auf dem Arbeitsmarkt eine wesentliche Rolle gespielt hat.


    Ich hatte mich ja mal spaßeshalber bei einem unserer schulischen Pflichtbesuche beim BIZ erkundigt, ob man denn guten Gewissens Veterinärmedizin studieren könne. Die guten Leute dort haben vielleicht eine Ahnung, welche Ausbildungsberufe es gibt und können in dieser Hinsicht beratend mitwirken, aber auf die Prognosen über berufliche Chancen sollte man sich lieber nicht verlassen (mir wurde gesagt, dass ich dort auch in den nächsten Jahren ganz schlecht aussieht. Hmm, ich war noch keine Sekunde arbeitslos und zum Ende meiner Doktorarbeit hätte man mich am liebsten schon viiiel früher unter Vertrag genommen :lache (einer Kollegin in einem anderen BIZ ging es ähnlich...)
    Aber im Ernst: man sollte seinen Beruf nach seinen Fähigkeiten wählen. Wer Spaß daran hat, wird auch erfolgreich sein können.

  • Zitat

    Original von Ronja
    Es gilt bestimmt nicht für dich - aber: Es gibt eine Menge Menschen, die ähnliche Diskussionen führen, weil sie sich ein Leben lang ärgern nicht das gelernt / studiert zu haben, was sie eigentlich wollten.


    Es gilt bestimmt nicht für dich - aber: Es gibt einige wenige Menschen, die allen, die nicht ihrer Meinung sind, unterstellen, sie seien kreuzunglückliche, am Leben gescheiterte Existenzen. :lache

  • Zitat

    Original von Bernard


    Es gilt bestimmt nicht für dich - aber: Es gibt einige wenige Menschen, die allen, die nicht ihrer Meinung sind, unterstellen, sie seien kreuzunglückliche, am Leben gescheiterte Existenzen. :lache


    Es funktioniert hier nicht meine Aussage einfach umzudrehen.


    Zudem ging es hier nicht um einer Meinung sein oder nicht und es ging auch nicht um kreuzunglücklich oder am Leben gescheitert sein. :rolleyes


    Wie gesagt - Pauschalisierungen und Übertreibungen bringen uns (hier) nicht wirklich weiter ...

  • Ich bin der Ansicht, dass ein rohstoffarmes Land wie Deutschland ein hohes Interesse hat, seine Bevölkerung so gut wie möglich auszubilden und auch zu bilden. Gerade deutsche Geisteswissenschaftler gehören auch heute noch zu den geistigen Vorreitern und Spitzenkräften weltweit.


    Die 1000 Euro im Jahr an Studiengebühren decken die Kosten nicht, aber darum geht es nicht. Es ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, dass Interessierte und Begabte Zugang zur bestmöglichen Förderung und Bildung haben und nicht nur diejenigen, deren Eltern es sich vom Mund absparen oder die es sich ohnehin leisten können.
    Den Service und auch das Renommé, den die Absolventen der Gesellschaft zurückgeben, übersteigt bei weitem die Investition des Staates. Deutschland kann und muss es sich leisten alle Gesellschaftsschichten an der Bildung teilhaben zu lassen und nicht nur einen kleinen Prozentsatz. Nur 3% sind in der Landwirtschaft beschäftigt (in Polen ist es noch jeder Dritte), man braucht kaum noch Bauern oder ungelernte Arbeiter. Deutschland befindet sich im Wettbewerb mit anderen Nationen - das darf man nicht vergessen.


    Natürlich sollte es auch im Interesse liegen, Kindergärten anbieten zu können. In vielen Ländern ist er Pflicht, da schon hier Lesen und Schreiben beigebracht werden, und vom Staat zusätzlich zu den privaten Optionen kostenfrei angeboten.

  • Für mich gibt es hier nur eine Meinung, und schon Voltaire hat es auf der ersten Seite gesagt:


    Schulen und Hochschulen müssen kostenlos sein, denn


    BILDUNG IST EIN MENSCHENRECHT!


    Das sagt alles. Wir Studenten in Bochum und unsere Kommilitonen bundes- und sogar europaweit sehen das so und gehen deswegen auf die Straße. Und wir bekommen so viel Zuspruch, dass ich wirklich hoffe, dass wir etwas ändern können.


    Bildungsstreik Bochum

    SuB: 276


    :lesend
    Kaufman/Spooner - Their Fractured Light
    Joe Abercrombie - The Blade Itself

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  • Auch Nahrung ist ein Menschenrecht.
    Täglich ein kostenfreies 6-Gänge-Menü in einem 4-Sterne-Restaurant ist damit aber nicht gemeint.


    Soll heißen: Ich empfinde es als zynisch, eine Studiengebühr mit dem Vorenthalten eines Menschenrechtes gleichzusetzen - denn das verhöhnt die Menschen auf der Welt, die tatsächlich unter massiven Menschenrechtsverletzungen zu leiden haben.
    Ein Student, der in Deutschland 500 Euro im Semester zahlen muss, ist in keiner Weise vergleichbar mit einem Kind in Bolivien, das täglich zehn Stunden unter Tage nach Edelsteinen schürfen muss, weil seine Familie sonst hungern würde, und wegen dieser von der Not erzwungenen Kinderarbeit nicht die Möglichkeit hat, eine elementare Bildung zu erlangen.


    Mit einem Menschenrecht kann man in diesem Zusammenhang nun wirklich nicht argumentieren, ohne sich dem Verdacht auszusetzen, an Realitätsverlust zu leiden.

  • Ich denke, Oryx Posting ist das pragmatischste und treffendste in diesem Zusammenhang: Deutschland kann es sich einfach nicht leisten, kluge, talentierte und ehrgeizige junge Menschen nicht ausreichend zu fördern und auszubilden. Im Schnitt zahlen Akademiker mehr Steuern als Nichtakademiker, so dass sie ohnehin im Laufe ihres Leben mit ihrer sehr viel höheren Steuerlast diverse Staatsausgaben finanzieren.
    Ich hätte auch prinzipiell nichts gegen ein Stipendiensystem, dass in Abhängigkeit vom späteren Lohn zurückgezahlt werden kann und damit nicht ganz so abschreckend wirkt wie übliche Kredite.


    Letztlich ist m. M. n. momentan in Deutschland eher das Problem, dass ein Haufen intelligenter Kinder und Jugendlicher auf der Strecke bleibt, weil sie nicht aus bildungsorientierten Schichten kommen. Studiengebühren - so wie sie jetzt laufen - unterstützen nur den Prozess, (höhere) Bildung nur bildungsnahen Schichten zur Verfügung zu stellen.