Dritter Teil der "Some Hope"-Trilogie
Kurzbeschreibung
Eine englische Gartenparty im Februar, bei der degenerierte Herzöge, adelsgeile Emporkömmlinge, abgehalfterte Popstars und heiratswütige Pfarrerstöchter aufeinanderprallen. Ausgerechnet vor der Kulisse dieses Jahrmarkts der Eitelkeiten vertraut Patrick Melrose erstmals einem Freund sein übermächtiges Kindheitstrauma an - den jahrelang andauernden Missbrauch durch seinen Vater. Das gesellschaftliche Großereignis wird zur aberwitzigen Folie, vor der die Abgründe des Menschlichen nur umso deutlicher werden. Nominiert für den renommierten Booker Prize.
Meine Meinung
Patrick Melrose hat es geschafft: weitestgehend drogenfrei lebt er sein unglückliches Leben in der Londoner Upperclass. So nimmt es nicht wunder, dass er zu dem gesellschaftlichen Ereignis der Saison geladen ist: Sonnys Geburtstag auf seinem Landsitz, zu dem, als Höhepunkt, auch Prinzessin Margaret erwartet wird.
Und da das wirklich eine große Party ist, wird das Buch auch von allerhand Personal bevölkert, was zu Beginn die Lektüre etwas schwierig macht. Kennt man aber erst einmal die Protagonisten, bleibt nur noch, dieses Feuerwerk aus Neurosen, Intrigen und purer Bösartigkeit zu genießen. Denn natürlich wollen die Gäste nicht einfach feiern, vorallem nicht Sonny, den insgeheim alle für einen reichen, aber strunzdummen Langweiler handeln. Wenn überhaupt, wollen sie sich selber feiern und lassen, strotzend vor Standesdünkel, doch kein gutes Haar aneinander.
Mitten durch diesen Jahrmarkt der Eitelkeiten schlendert nun Patrick und kämpft den Kampf seines Lebens; obwohl es ihm zunächst schwer fällt, sein grundlegend pessimistisches und zynisches Lebensgefühl zu überwinden („Freude? Er durfte den Optimismus nicht mit sich durchgehen lassen“) gelingt es ihm schließlich, die Sache mit seinem Vater vor sich selbst zu klären.
Auch dieses Buch schafft es mal wieder, bitterböse Komik mit tiefer Tragik zu kombinieren, so dass einem das Lachen oftmals im Halse stecken bleibt. Aber, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, kommt hier eine weitere Komponente hinzu: „Some Hope“, wie der englische Titel sehr treffend andeutet.
Gerade diejenigen, die nach der Lektüre des ersten Bandes meinten, ein weiteres Buch von St Aubyn nicht verkraften zu können, möchte ich dieses Buch ans Herz legen. Selten war ich von einem Schlusssatz so gerührt. Ein großartiges Buch!