Hier kann zu den Kapiteln 01 - 04 geschrieben werden.
'Der Pfad der roten Träume' - Kapitel 01 - 04
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Das englische Bristol als Schauplatz hat die graue Atmosphäre einer Industriestadt, mit vielen rauchenden Schornsteinen, dem Fischgeruch vom Hafen her, überfüllten Straßen und vielen Straßenlaternen. Eigentlich schon beeindruckend.
Von der Größe des Dampfschiffs Great Britain sind Lucy und Anne erstaunt.
Bei Wikipedia kann man das Schiff auf dem Trockendock in Bristol sehen. http://de.wikipedia.org/wiki/Great_Britain
Da hätte man Lust, irgendwann Bristol mal zu besuchen.
Als arme Waise hingegen ist Australien mit seiner Sonne und Freiheit natürlich vielversprechender. -
Das Elend von Lucy und Anne ist sofort greifbar - die eine muss für den undankbaren und grantigen Reverend arbeiten, die andere lebt in einem lieblos geführten Waisenhaus.
Beiden wünscht man von Herzen, dass sich etwas für sie ändert und als der Reverend stirbt, sehen sie ihre Chance und ergreifen sie.
Man ahnt, dass die Überfahrt nach Australien nicht einfach werden wird und man begleitet die beiden Mädchen mit bangem Herzen bei ihrer Fahrt in eine sehr ungewissen Zukunft...
Was sie wohl erwarten wird in dem fremden Land?
Ich bin sehr gespannt! Das Buch ist toll zu lesen und mir sind die Mädchen direkt ans Herz gewachsen, daher bin ich sehr neugierig, was nun weiter mit ihnen geschieht -
Das Schiff legt ab. Ich finde es richtig, dass Lucy und Anne einmal noch Bristol zum Abschied winken. Auch wenn sie dort keine Perspektiven hatten, war es schließlich ihre Heimat und nur durch einen richtigen Abschied sind sie frei für den Neuanfang in Australien.
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Mir waren Lucy und Anne ebenfalls von Anfang an sympathisch. Lucy zeichnet vor allem aus, dass sie sich nicht unterkriegen lässt. Ich stelle es mir für ein junges Mädchen sehr schwer vor, von einer wohlbehüteten Umgebung in das "kalte" Haus des Reverends zu kommen.
Anne ist für mich der ruhige Pol. Sie wirkt zurückhaltender und scheint sich gerne aus der grauen Welt des Waisenhauses zu träumen. Die Mädchen passen sehr gut zusammen, wo die eine furchtloser ist, ist die andere vielleicht ein wenig vernünftiger.Bei der Überfahrt habe ich schon gedacht, dass jetzt bestimmt der schwere Schicksalschlag, den der Buchrücken ankündigt, eintritt, weil Anne so krank ist. Lucy ist hier eine wunderbare Freundin und pflegt die kranke Anne, so gut sie kann. Auch Mrs Kavanagh finde ich sehr nett. Bei 4 eigenen Kindern noch auf zwei jugendliche fremde Mädchen ein Auge zu haben und ein paar Decken abzugeben, das ist schon mehr als freundlich.
Die Mission in Perth fand ich sehr schön beschrieben, konnte mir alles sehr gut vorstellen. Schwester Margaret scheint zwar am Anfang etwas kratzbürstig zu sein und obwohl sie nicht sicher ist, ob die Mädchen für die Arbeit geeignet sind, stellt sie sie für einen Monat zur Probe ein. Bei so vielen Menschen die arbeitssuchend von den Schiffen kommen, können die Mädchen sich glücklich schätzen - machen sie ja auch und zeigen es, indem sie sehr viel Engagement an den Tag legen. Dafür war es sicherlich nicht schlecht, dass beide in Bristol schon arbeiten mussten. Anne musste sicherlich ihr ganzes Leben schon arbeiten, aber Lucy war sicherlich bis zum Tod ihres Vater nur Tochter eines bessergestellten Haushalts.
Wieder sehr nett ist Dr. McNall, er stellt die Mädchen ein bisschen auf die Probe, ob sie wirklich im Hospital arbeiten können, aber spätestens nachdem Mr Callaway angeschossen wurde und Lucy Erste Hilfe geleistet und bei der OP assistiert hat, ist er vollkommen überzeugt.
Was mir im Zusammenhang mit Dr. McNall nicht gefällt, ist, dass die Mädchen ihn als "Doc" bezeichnen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob die Abkürzung 1876 schon gebräuchlich war, aber für mein persönliches Empfinden passt es nicht in diese Zeit, das würde man eher heutzutage sagen. Aber vielleicht sehen das Jugendliche als Zielgruppe dieses Buches ganz anders und können sich ein wenig besser identifizieren.Sehr schön gefiel mir die Szene als Lucy gerade Mr Callaway unterhält und Henry hinzukommt. Wie Lucy vom Schlag getroffen ist und den Essenswagen umrennt. Sowas soll ja vorkommen bei plötzlicher Verlegenheit.
Eine Typhus-Epidemie greift bei den neuen Einwanderern um sich. Auch Anne erkrankt und ahne schon fast, was als nächstes kommt...
Liebe Corina, warum hast du gerade Perth in Australien ausgewählt? Ich habe schon einige Romane, die zu dieser Zeit in Australien spielen, gelesen, da sind die Leute meistens an die Ostküste ausgewandert. Gab es also einen speziellen Grund, dass du Perth gewählt hast?
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Hallo meine Lieben,
willkommen zu den ersten Kapiteln der Leserunde!
Dann beantworte ich mal gleich Nordsterns erste Frage:
Perth ist mir bei meinen Recherchen ins Auge gefallen, weil es in ihrer Nähe zu einem Vorfall gekommen ist, der weiter hinten im Buch noch erwähnt wird.
Außerdem interessierte mich mal eine andere Einwandererstadt. Über Melbourne wird ja sehr oft geschrieben, aber auch in Perth sind Einwanderer angekommen, vorwiegend aus Schottland. Sie brachten ihre Bräuche mit und errichteten zahlreiche Missionen in der Stadt und in deren Nähe. Außerdem war die Lage am Swan River und der dort früher einmal ansässige Aborigine-Stamm der Alura sehr interessant. So stand meine Entscheidung recht schnell fest und ich ließ den Roman in Perth spielen. -
* Schleicht sich hier schon mal herein *
ZitatOriginal von Nordstern
(...) dass die Mädchen ihn als "Doc" bezeichnen. Ich habe zwar keine Ahnung, ob die Abkürzung 1876 schon gebräuchlich war, aber für mein persönliches Empfinden passt es nicht in diese Zeit, (...)
Ähm, zumindest für den sog. Wilden Westen um diese Zeit paßt das. Mir fällt nämlich sofort Doc Holliday (ca. 1851 - 1887) ein. Genau, das ist der aus der Schießerei am O. K. Corral. -
Der "Doc" passt in diese Zeit. Es ist die Abkürzung für "Doctor" und da in Amerika ebenso wie in Australien vorwiegend englisch- und schottischstämige Einwanderer "gelandet" sind, haben sie auf beiden Kontinenten gleichermaßen Doc benutzt. (Doc wurden Ärzte selbst im viktorianischen England genannt - in niederen Schichten, die ja den Großteil der Auswanderer stellten.)
Wie SiCollier anmerkte, war "Doc" schon weit früher in Amerika gebräuchlich. Doc Holliday ist nur ein Beispiel. Es gab so manche gute und böse Docs, das sogar noch vor dem Bürgerkrieg, der 1865 endete. (Ich habe ja bis vor Kurzem auch noch Western geschrieben... :wave)
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Danke ihr zwei - wieder etwas gelernt! Besser gefallen tut es mir deswegen jedoch trotzdem nicht. Ist ein gaaaaaaaaaaaaaaaaanz persönliches Empfinden und geht wahrscheinlich auch niemandem sonst so.
@ Corina: Mir gefiel es sehr gut, dass die Reise diesmal an ein anderes Ende vom Australien geht. Mir war bisher auch noch nicht bewusst, dass es so viele unterschiedliche Aborigine-Stämme gibt. Die Alura sind eine echt gute und interessante Wahl. (Ich habe das Buch inzwischen fertig gelesen, bin nur noch nicht weiter mit dem posten gekommen.)
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Zitat
Original von Nordstern
Bei so vielen Menschen die arbeitssuchend von den Schiffen kommen, können die Mädchen sich glücklich schätzen -
Ja, das ging mir fast schon zu glatt!
Aber gut, Lucy und Anne haben jetzt Arbeit in der Mission.
Bedingung: Gottesfürchtig sein und nicht fluchen!So´n Mist, das reduziert den Umfang des Wortschatzes
doch beträchtlich! -
Manchmal gehen Dinge im Leben unfassbar leicht und glatt - bis das Schicksal den Glückspilz böse bezahlen lässt ...
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Zitat
Original von CorinaB
(Ich habe ja bis vor Kurzem auch noch Western geschrieben... :wave)
Vermutlich bin ich blind. Doch ich konnte weder auf Deiner Homepage noch bei Amazon einen Hinweis darauf finden. Falls das nicht zu indieskret ist: Sind die unter Pseudonym veröffentlicht oder einfach nicht (mehr) bibliographierbar? -
Das Offensichtliche zuerst: Ein fest eingebundenes Buch, das auch einen Sturz heil übersteht, der Druck ist sehr augenfreundlich, das Papier in seiner Färbung mehr als angenehm. Das Cover ist mir persönlich ein bisschen zu rot, aber für die Zielgruppe finde ich es sehr passend.
Ein bisschen bedauere ich, dass ich momentan niemanden habe, dem ich das Buch vorlesen kann, denn es liest sich einfach gut, gerade angefangen, bin ich jetzt auf Seite 153. Aber schön, ich war gleich drin!
Seite 5: Der erste Aufreger: Der Geistliche scheint mir ziemlich puritanisch, genau wie Mrs. Burnett ist er geprägt von einer geradezu sagenhaften Nächstenliebe.
Dass Waisenkinder nichts wert waren und mehr ausgebeutet als alles andere wurden, wissen wir ja schon seit Dickens, aber war das wohl derart Standard? Hatten die armen Würmchen denn überhaupt keine Lobby?
Und musste man tatsächlich mit 16 ein Waisenhaus verlassen?Seite 43: „Es war gut, nicht zu vergessen, was hinter ihnen lag.“
Lucy ist für ihr Alter erstaunlich reif, aber ich denke mir, bei ihrem bisherigen Schicksal ist das einerseits nicht zu verdenken, andererseits mussten die Kinder früher sicherlich eher erwachsen werden.Seite 67: Die Regeln in der Mission sind so, wie man sie erwartet. Allerdings kam mir in den Sinn, ob wohl – auch – so streng darauf geachtet wurde, dass sie eingehalten werden, um ein Gegengewicht zur Rechtlosigkeit eines Harrison und seiner Bande zu bilden? Quasi ein Hafen, den man im Sturm anlaufen kann, um Atem zu schöpfen?
Seite 101 ff.: Lucy ist zwar ganz schön leichtsinnig, sich mit den Männern anzulegen, aber ich kann sie verstehen. Wegschauen wäre leichter – damals wie heute. Aber man kann nicht immer die Wut herunterschlucken, sonst erstickt man daran.
Ist Harrison eigentlich eine historisch belegte Gestalt? Oder steht er stellvertretend für jene, die meinten, ihnen gehöre die Welt; auch für den Rassismus, der damals geherrscht haben muss?
Die Antwort des Doktors (Seite 115) ist klasse, ich hoffe nur, er bereut seine Worte nicht doch irgendwann.
Seite 120: Nun bekommt auch Anne Typhus; ich glaube sie weiß, dass sie nicht überleben wird. Schon die Krankheit auf dem Schiff hatte sie sehr geschwächt, ob sie sich in den wenigen Tagen oder Wochen wirklich schon so weit erholt hatte, um dem Typhus zu trotzen, glaube ich fast nicht.
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Liebe Lipperin, hallo!
Es war zu der damaligen Zeit wirklich so, dass das Leben eines Waisenkindes nichts galt. In manchen Städten steckte man die Kinder ab einem gewissen Alter in Minen zur Arbeit oder auf andere gefährliche Posten. Damals herrschte ja noch das System, dass die Kinder den Unterhalt der Eltern im Alter gewährleisteten. Wenn diese nicht mehr da waren, vermisste sie niemand und sie galten so lange, bis sie arbeiten kommten ca. ab 14-16 als Last. Das Alter, in dem sie das Waisenhaus verlassen musste, weil sie als erwachsen galten, lag zwischen 16 und 18, manche behielten einige Waisen noch bis 21, wenn sie als Lehrkräfte im Haus arbeiteten.
Der Verlust beider Eltern macht Kinder reifer als ihre Altersgenossen, das kann ich aus eigener leidvoller Erfahrung aus meiner Familie bestätigen. Diese Erfahrung und Eigenschaften habe ich Lucy übertragen.
Deshalb hat sie auch genügend Zivilcourage, sich mit den Gelbmänteln anzulegen, um die Aborigine zu schützen. Ihr Vater hat sie sehr gut erzogen und ausbilden lassen, wodurch sie ein liberaleres Weltbild als die meisten anderen hat.Die Missionen waren tatsächlich Häfen, in denen jene, die Schutz benötigten, ihn auch fanden. Es gab sehr viele um Perth herum, manchmal waren diese Missionare die einzigen, die Aborigines vor den Gewaltakten geschützt und die englische Krone davon unterrichtet hatten (wenngleich das nicht sehr viel brachte).
Harrison ist nicht verbürgt, er steht wirklich für all jene, die versuchten, sich durch Gewalt und Rassismus an der Macht zu halten. Das, was er später tun wird, ist allerdings eine Begebenheit, die es in der Nähe von Perth tatsächlich gegeben hat. -
Zitat
Original von Nordstern
Sehr schön gefiel mir die Szene als Lucy gerade Mr Callaway unterhält und Henry hinzukommt. Wie Lucy vom Schlag getroffen ist und den Essenswagen umrennt. Sowas soll ja vorkommen bei plötzlicher Verlegenheit.Wirklich eine sehr schöne Szene, bei der man als Leser ziemlich schmunzeln musste
Wem ist es nicht schon einmal so ergangen, dass er plötzlich alles umschmeisst, weil jemand Bestimmtes gerade in der Nähe ist...Anne wird krank und da ja der Klappentext nichts gutes verheißt, ahnt man bereits, wie das ausgeht... Zusätzlich ist sie ja noch geschwächt von der Überfahrt.
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Nun darf ich endlich hier hineinluschern, da ich den ersten Abschnitt gerade beendet habe
Wie schon geschrieben, ich war sofort mit den ersten Sätzen des Buches mitten drin.
Und das passiert mir selten, eben meistens nur bei "meinen" Dick Francis Büchern.Die Atmosphäre hat mich gleich gefangengenommen, die beiden Mädels, vor allem Lucy hatten gleich etwas vertrautes.
Ich denke mal, daß es auch dieses Vertraute ist, was mich schnell in eine Buch eintauchen läßt.
Dieses Gefühl, der Protagonisten nahe zu sein.Die Freundschaft mit Anne gefällt mir wunderbar und ich muß gestehen, ich will gleich gar nicht weiterlesen, da ich auch ahne, was da furchtbares kommen wird...
Ich hoffe nur, daß Lucy in George - Harrys Vater - einen guten Freund gewonnen hat, der die Verbindung zu ihr aufrecht erhalten wird und ihr über die vermutlich folgende schwere Zeit helfen kann.
Auch der Doc gefällt mir, auch sein Freundschaft wird Lucy hoffentlich noch begleiten.
Bei ihm kann ich mir auch vorstellen daß er Lucy noch sehr viel mehr über die Aborigines lehren wird. -
Hm, also ehrlich gesagt finde ich es schon ganz schön heftig, dass Lucy den Erben des Reverends eine Geldsumme klaut, die etwa einem Jahresgehalt entspricht. Natürlich hat er sie schlecht behandelt und ihr keinen Lohn gezahlt, aber immerhin ist sie nicht im Waisenhaus gelandet, das war doch ein großere Pluspunkt für ihre Zukunftsaussichten.
Auch sonst geht es mir ein bisschen zu glatt. Brauchte man keine Papiere zum Auswandern?. -
Da Australien britische Kronkolonie war, war es eher eine Reise als eine Ausreise. Wenn die Heldin von Deutschland gekommen wäre, hätte sie wegen der Einbürgerung natürlich Papiere haben müssen.
Von den Passagieren auf dem Zwischendeck wurden sehr oft nicht mal Passagierlisten geführt, sodass man bei einem Untergang nicht mal sagen konnte, wie viele Menschen genau auf dem Schiff waren.
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Wenigstens mal ein erstes „Lesezeichen“ von mir. Derzeit habe ich nicht viel Freizeit; und wenn reicht es oft kräftemäßig nicht mehr zum Lesen. Ich werde also etwas länger für das Buch brauchen, zumla bis Sonntag das Adventsgesteck fertig sein muß. Drum wollte ich ja eigentlich vorerst keine Leserunden mehr mitmachen, doch die Thematik „Konflikt indigene Völker - Einwanderer“ interessiert mich sehr; ich hoffe, Corina ist da, bis ich im Bummelzugtempo durch das Buch durch bin.
Von Australien weiß ich nicht viel. Ich habe i. d. R. einen Bogen um solche Bücher gemacht um der Gefahr zu entgehen, ein interessantes Thema zu entdecken. Von den Aborigines weiß ich noch viel weniger. In „Crocodile Dundee 2“ kommen einige vor, und „Quigley“ trifft in „Down Under“ auch welche (der Original-Filmtitel lautet „Quigley Down Under“).
Auf Seite 31 habe ich gestutzt: wie kommen große Raubtiervögel, die blind, aber dennoch sehr gefährlich sind, und normalerweise nur im Gebirge deutlich oberhalb der Schneegrenze leben, hierhin? Dann fiel mir ein, daß das hier ja nicht Darkover, sondern eine Namensgleichheit ist.
Ansonsten ist das Buch ein harter Kontrast zum vorherigen. (Das ist keine Wertung, sondern eine Feststellung.) Nicht nur thematisch, auch stilistisch als Jugendbuch. Das Leben der beiden Mädchen ist nicht sehr erfreulich. Ich frage mich bisweilen, ob das früher wirklich so war oder ob wir das nur so vorstellen. Von den Waisenhäusern bis hin zu den i. d. R. „unchristlichen“ Geistlichen. Aber vielleicht trifft man nur solche Gestalten in Büchern an, weil die anderen zu uninteressant für eine Beschreibung wären.
Mehr dann, wenn ich weiter gekommen bin.
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