Titel: Union Atlantic
Autor: Adam Haslett
Verlag: Rowohlt, 2009
Originaltitel: Union Atlantic erscheint 2010 bei Doubleday, New York
394 Seiten,
€ 19,90
Kurzbeschreibung
Von Managern, Menschen und sprechenden Hunden. Eine pensionierte Geschichtslehrerin, ein Investmentbanker und der junge, haltlose Nate - unweit von Boston, in einer Kleinstadt am See, treffen sie zum ersten Mal zusammen: drei Generationen, drei Menschen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Sie werden sich streiten, sich verlieben und fast ruinieren und am Ende dieses Sommers eine noch viel weiter reichende Krise heraufdämmern sehen. Adam Haslett hat den großen Roman zur internationalen Wirtschaftskrise geschrieben: ein tief berührendes Porträt der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts hellsichtig, menschlich und klug. Das Buch der Stunde. «Dieser Roman ist ein seltener Glücksfall ein Buch von unvergleichlicher Reife und Vollständigkeit, voll Mit gefühl, Spannung und Humor. Es ist lange her, dass ein amerikanischer Romancier so viel gewagt und von dem, was er sich vorgenommen hat, so viel erreicht hat.» Jonathan Franzen
Meine Meinung:
Im Wesentlichen geht es in diesem Roman um angestrebte und gelebte Lebensentwürfe die unterschiedlicher nicht sein können:
Da ist Doug, ein junger, gutaussehender, erfolgreicher Banker; diente auf einem der avanciertesten Kriegsschiffe der Navy und hat an Einsätzen im Persischen Golf teilgenommen. Sohn einer alleinerziehenden, alkoholkranken Mutter.
Charlotte, eine ältere, pensionierte Lehrerin aus ehemals wohlhabenden Verhältnissen, die schon im zarten Kindesalter vom Vater "Verfassungspatriotismus und einen ästhetischen Widerwillen gegen jede Form von Zurschaustellung" eingeflößt bekam.
Nate, Schüler und dauerbekifft (wenn nicht noch schlimmer) steht kurz vor seinem gefährdeten Abschluss und nimmt nun bei Charlotte Nachhilfestunden.
Doug, aus eher ärmlichen Verhältnissen stammend, ist an der Börse zu großem Reichtum gekommen und baut neben Charlottes Grundstück ein Haus. Das Geld will ja schließlich untergebracht werden.
Groß, klotzig, angeberisch ist es Charlotte mehr als ein Dorn im Auge und sie nimmt es mit ihm auf. In einem von ihr angestrebten Rechtsstreit will sie nun beweisen, dass die Stadt das Grundstück unrechtmäßig verkauft hat weil es eine Schenkung der Stiftung ihres Großvaters war.
Nate, von der Protzigkeit und gleichzeitigen Leere des Hauses angezogen, kann seine Neugier kaum noch zügeln, dringt eines Abends in das Haus ein und wird auch prompt von Doug erwischt.
Doug hat den Jungen nun in der Hand und nutzt ihn für seine Zwecke...
Man muss sich an der Börse nicht auskennen (ich tue es nicht) um den Inhalt des Buches zu verstehen. Und wenn Mr. Haslett mit Fachbegriffen jongliert (was nicht oft der Fall ist) bleibt man trotzdem am Ball.
Wer einen großen Wirtschaftsroman erwartet wird sicherlich nicht begeistert sein, wer eine Geschichte über Sein und Schein, Engagement und Courage lesen will, wird gut unterhalten.
Das Buch läßt sich leicht lesen und Adam Haslett bringt die Dinge (wenn auch manchmal etwas überzogen) sehr gut auf den Punkt. Ich würde jetzt nicht von einem Roman über die Wirtschaftskrise reden, als vielmehr über ein Buch das mich zu dem Schluß kommen läßt, dass die dicke Kohle auch nicht wirklich glücklich macht.
In dem Buch wird ein Zitat von Baldwin erwähnt, dass es wie ich finde ganz gut trifft:
"Die Leute bezahlen für das, was sie tun. Und noch mehr für das, wozu sie sich haben machen lassen. Und der Preis, den sie zahlen müssen, ist sehr einfach: Der Preis ist das Leben, das sie jetzt führen."
8 Punkte (dk)