Hallo,
in der Leserunde der "Hexenschwester" (deren Thema die Hexenverfolgung in Hessen zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges ist) ist eine Frage aufgeworfen worden, die ich so interessant finde, dass ich sie hier zur allgemeinen Diskussion stellen möchte.
Einige Leser schrieben dem Sinn nach (ich möchte hier nur Tereza zitieren):
ZitatFür den Verzicht auf brutale Folter-Details war ich sehr dankbar.
Whisky vertrat demgegenüber die Meinung:
ZitatAlles anzeigenNun, hier stellt sich mir die Frage ob "political correctness" immer wünschenswert ist.
Wäre es nicht besser, Grausamkeiten so zu beschreiben wie sie tatsächlich stattgefunden haben? Ohne dabei blutrünstig zu werden.
Wenn wir den Mantel des Schweigens darüber decken, verdrängen wir es dann nicht?
Wir verharmlosen es und im nächste Schritt vergessen wir es, so als habe es niemals stattgefunden?
Im Anschluss findet es dann wieder statt, wie so oftmals in der Menschengeschichte.
Wenn ich in meiner Erinnerung den schrecklichsten Teil ausklammere, dann war es doch gar nicht so schlimm.
Ich für meinen Teil kann darauf verzichten, ich lerne lieber aus der Vergangenheit.
(In einem anderen Zusammenhang sprach Helmut Schmitt gegenüber einem Journalisten vor langer Zeit auf eine Frage in einem KZ "von der Erkenntnis der Vergangenheit".
Das implementiert für mich das Wissen um das was damals geschah, auf das es nie wieder geschehe.)
Hier stellt sich nun die Frage, in wieweit eine Romanautorin das berücksichtigen muss.
Muss sie auf die Befindlichkeiten des Lesers, der gerne unangenehmes verdrängen will, Rücksicht nehmen. Oder muss/kann/darf sie den Finger in die Wunde legen, auf das es niemals in Vergessenheit gerät?
Ich kann beides gut nachvollziehen und würde gern eure Meinung dazu wissen.