Das Zeichen des Sieges – Bernard Cornwell

  • Verlag: Wunderlich
    2009, 552 Seiten
    OT: Azincourt
    Übersetzt von Karolina Fell


    Kurzbeschreibung:
    Sie suchten den Sieg. Sie fanden die Unsterblichkeit. England des 15. Jahrhunderts. Der junge Nicholas Hook, Sohn eines mittellosen Schäfers, hat eine außerordentliche Gabe: Jeder Pfeil, den er abschießt, trifft sein Ziel. Um der Armut seiner Heimat zu entkommen, tritt er der ArmeeHenry V. bei, die sich zum Kampf gegen die Franzosen rüstet. Doch das Soldatenleben ist hart und gefährlich. Als vor Harfleur die Ruhr ausbricht, sterben die Krieger wie die Fliegen. Nick überlebt mit knapper Not – mit Hilfe der schönen Melisande, die ihm beweist, dass nicht alle Franzosen Feinde sind.
    Schließlich bereitet sich Henry V. auf die letzet Schlacht vor: Bei Azincourt stehen nur noch 6000 Engländer einer überwältigenden Übermacht von 30.000 französischen Rittern gegenüber – eine aussichtslose Lage. Doch die Angreifer lassen einen unaufhörlichen Pfeilhagel auf ihre Feinde niederprasseln. Und auf dem schlammigen Acker an der französischen Kanalküste wird Nick Zeuge eines Wunders.


    Über den Autor:
    Bernard Cornwell, in London geboren und in Wessex aufgewachsen, arbeitete lange Jahre erfolgreich als Reporter für das BBC-Fernsehen. 1980 folgte er seiner amerikansichen Frau nach Cape Cod, wo er bis heute lebt und schreibt. In den USA und England feierte Cornwell bereits Triumphe mit einer Romanserie über die napoleonischen Kriege. In Deutschland wurde er bekannt durch seine Artus-Trilogie.


    Meine Meinung:
    Dieser umfangreiche historische Roman um kriegerische Entwicklungen im frühen 15.Jahrhundert zwischen England und Frankreich stellt geschickt exemplarisch einen der Kriegsteilnehmer, den Bogenschützen Nicholas Hook, in den Mittelpunkt der Ereignisse. Er ist dabei kaum Herr seiner selbst, sondern wird abhängig von den übergeordneten Geschehnissen durch die Handlung geschickt.
    Die Entwicklungen, die in der Belagerung von Soisson, dem langen Marsch der Engländer und dann schließlich in der Schlacht in Azincourt gipfeln, werden ausführlich dargestellt. Es entsteht eine deutliche Atmosphäre des Mittelalters, wie es wirklich gewesen sein könnte. Also düster, voller Gewalt und schrecklichen Kriegen.


    Ein wenig krankt der Unterhaltungswert des Romans, der anscheinend in den recherchierten Details sehr genau ist, an der Durchschnittlichkeit seines Protagonisten. Er hält den vergleich mit früheren Cornwell Helden nicht aus, z.B. dem ironischen und schlagfertigen Uhtred aus „Schwertgesang“,
    So bleibt „Das Zeichen des Sieges“ zugunsten des Stoffes ohne Humor und wirkt vergleichsweise trocken.


    Auf der anderen Seite stehen eine große Glaubwürdigkeit sowie eine nur angedeutete Liebesgeschichte zwischen Hook und der schönen Melisande, die dem Roman unauffällig und realistisch beigefügt wird. Sie dominiert nicht.
    Man muss Bernard Cornwell loben, dass er die Gewalt des Krieges betont, zum Beispiel auch das Töten der Gefangenen. Er verherrlicht den Krieg und den britischen Patriotismus nicht!


    Gegen Ende hin gewinnt der Roman wirklich an Fahrt und das versprochene Schlachtengemälde zieht den Leser endlich einigermaßen in den Bann. Die letzte Begeisterung kommt allerdings auch dann nicht auf. Bedauerlicherweise hat das zur Folge, dass der Roman wohl kaum lange im Gedächtnis bleibt. Das wird der Bedeutung dieser Schlacht, die zu den größten der Engländer über die Franzosen gehört, dann auch wieder nicht gerecht.


    Etwas unklar bleibt mir auch, ob dabei die dargestellte zahlenmäßige Überlegenheit der Franzosen über die Engländer bei dieser Schlacht historisch korrekt ist. Im Klappentext wird sie besonders betont. Klappentexten kann und soll man aber auch misstrauen.


    Es gibt ein ausführliches Nachwort des Autors, in dem detailliert historische Fakten aufgezählt sind.
    Im Buchdeckel sind insgesamt 3 schöne Karten.

  • Da ich bisher alle Bücher von Bernard Cornwell mit Begeisterung verschlungen habe, war natürlich auch „Das Zeichen des Sieges“ ein absolutes Muß für mich und ich hatte mich auf die Lektüre des historischen Romans schon lange gefreut.


    Bernard Cornwell erzählt die Geschichte rund um die Schlacht von Azincourt, bei der sich ca. 6.000 Engländer der Übermacht 30.000 französischer Ritter in scheinbar aussichtsloser Lage ausgesetzt fanden, am Beispiel des jungen Nicholas Hook, Sohn eines mittellosen Schäfers, dessen größte Gabe seine Fähigkeiten mit dem Bogen sind. Nicholas steckt in großen Schwierigkeiten, nachdem er die Hand gegenüber einem Priester erhoben hat. Seine einzige Chance zu entkommen, sieht er darin, in die Armee des Königs Henry V. beizutreten, der zum Kampf gegen die Franzosen rüstet. Im Kampf um Harfleur muss Nicholas die Schrecken des Krieges aber auch Machtkämpfe und Intrigen erleben. Als er die junge Melisande rettet, ahnt er noch nicht, dass die Französin zu seiner Gefährtin werden wird, die ihm in schlimmsten Lebensumständen folgt und ihn unterstützt. Im schlammigen Acker von Azincourt entscheidet sich die Zukunft von Nicholas Hook und Melisande, aber auch von tausenden Franzosen und Engländern.


    Ich schätze Bernard Cornwell, weil es ihm gelingt weitestgehend historientreu und spannend Geschichte anhand interessanter Charaktere zu vermitteln, und es ihm sogar gelingt, mich für Kriegsgeschichte zu interessieren. Wenn Bernard Cornwell Schlachten, Belagerungen und Kriegsgeschehen beschreibt, ist dies nie verherrlichend, im Gegenteil – er stellt das Grauen und die Brutatlität des Krieges drastisch und eindringlich dar.


    Auch in „Das Zeichen des Sieges“ kommen einige Stärken des Autors wie Detailgenauigkeit und Authentizität wieder zum Tragen. Dennoch bin ich diesmal etwas enttäuscht. Nicholas Hook erinnert doch sehr an seine Hauptfigur in der Bogenschützen-Trilogie (Der Bogenschütze, Der Wanderer, Der Erzfeind) und auch der Aufbau der Geschichte weist sehr viel Ähnlichkeiten dazu auf. Verglichen mit den Protagonisten der diversen Reihen des Autors erscheint Nicholas Hook regelrecht blass. Die Charaktere haben aus meiner Sicht nicht genug Raum, um voll entwickelt zu werden, zu sehr dominiert das Schlachtgeschehen die Handlung des Romans. Was ich aber besonders vermisste, war der Humor bis hin zum Zynismus, der Cornwells Alfred-Reihe belebt, und der Cornwells Arthur-Trilogie zu einem besonderen Leseerlebnis macht.


    Bernard Cornwell zielt mit seinem Roman darauf ab, am Beispiel der Schlacht von Azincourt zu zeigen, dass es auch in scheinbarer Unterlegenheit möglich ist, sein Ziel zu erreichen. Leider wird mir das aber nicht über seinen Roman „Das Zeichen des Sieges“ im Gedächtnis bleiben. Dafür hoffe ich, dass Bernard Cornwell mit einem anderen Thema und einem neuen Roman sich so zeigen wird, wie ich ihn kenne und schätze.


    Der Wunderlich Verlag hat „Das Zeichen des Sieges“ mit drei historischen Karten und einem Nachwort des Autors mit zusätzlichen Informationen zur geschichtlichen Entwicklung und zur Differenzierung zwischen Fakten und Fiktion ausgestattet.


    6 von 10 Punkten