In der Hoffnung, dass ich das Buch hier richtig einsortiere:
Kurzbeschreibung laut Klappentext:
Klassische Musik mögen viele. Aber gerade dort, wo man sie in ihrer ganzen Schönheit „live“ und authentisch erleben kann, im Konzertsaal, fühlen sich manche fremd und unbehaglich. Das liegt nicht zuletzt an überkommenen Traditionen und Ritualen, die sich dem Laien nur schwer erschließen. Der Stargeiger Daniel Hope begegnet bei seinen Konzerten immer wieder vielen Fragen: Warum werden die Instrumente nach dem Oboen-Ton gestimmt? Wieso gibt der Dirigent zu Beginn nur dem Konzertmeister die Hand? Weshalb wird mal mit, mal ohne Noten gespielt? Woher kommt der Frack als Dienstkleidung der Orchester? Was macht der Geiger, wenn ihm eine Saite reißt? Und wer hat eigentlich bestimmt, dass man zwischen den Sätzen einer Sinfonie nicht klatschen darf?
Der Autor:
Daniel Hope wurde 1974 in Südafrika geboren und wuchs in London auf. Einer seiner Lehrer war Yehudi Menuhin. Von 2002 bis 2008 war er Mitglied des Beaux Arts Trios. Ausgezeichnet wurde er mit zahlreichen Preisen, darunter mehrfach mit dem Klassik-Echo. Mit großem Engagement setzt er sich für die Musik des 20. Jahrhunderts ein. 2007 erschien sein erstes Buch „Familienstücke“.
Ein Blick auf die nach meiner Meinung äußerst ansehenswerte Homepage des Künstlers lohnt sich: Klick mich
Co-Autor:
Wolfgang Knauer wurde 1942 geboren. Er hat über 40 Jahre als Redakteur und Moderator im Rundfunk gearbeitet und war zuletzt Chef des Kulturprogramms im NDR-Hörfunk. Heute ist er freier Autor.
Die Zeichnungen im Buch stammen von Christina Thrän.
Meine Meinung:
Geiger bleibt bei deinem Bogen? Mitnichten, wenn der Geiger Daniel Hope heißt. Der Mann kann einfach erzählen, und zu sagen hat er in diesem 243 Seiten schmalen Buch durchaus eine ganze Menge: Als „Aufhänger“ dient ein befreundetes Paar, das zum ersten Mal ein klassisches Konzert besuchen will und Larry, der Taxifahrer aus San Francisco. Diesen dreien und damit auch dem Leser berichtet der Autor über Konzerte (zum Beispiel über jenes am 23. Mai vor dem Brandenburger Tor in Berlin), über Musik (zum Beispiel über Dur und Moll oder die verschiedenen Tempobezeichnungen), über Komponisten (zum Beispiel Beethoven), über Zuschauer und Zuhörer, über andere Künstler (zum Beispiel Furtwängler oder Menuhin) und über noch so manches mehr. Und Daniel Hope wäre nicht der, der er nun einmal ist, würde er nicht auch kritische Töne in seinem Buch unterzubringen wissen: Das immer noch tabuisierte Thema des Dopings im Musikbetrieb, eben auch im klassischen Bereich, ist nur eines von vielen, über die er nachdenkt und zum Nachdenken anregt.
Für mich ist Daniel Hope einer der ganz Großen, als Geiger steht er sicherlich ein Stückchen höher in meiner Gunst denn als Schriftsteller. Dass er das Schreiben aber auch beherrscht, hat er mir mit seinem ersten Buch schon bewiesen. Wünschenswert fände ich es, wenn dieses schöne Buch auch von denen gelesen wird, für die es im Besonderen gedacht ist, nämlich diejenigen, die eine Scheu vor klassischer Musik und besonders vor dem Besuch eines Konzertes haben; aber ob sie danach greifen würden? Daher könnte ich mir Daniel Hopes Buch „Wann darf ich klatschen?“ gut als einen Teil des Projektes „Jedem Kind ein Musikinstrument“ vorstellen, denn er weiß nicht nur, wovon er redet, er kann sich auch sehr verständlich ausdrücken, er weiß sehr kurzweilig zu erklären und, so scheint mir, der Neugiere auf klassische Musik wird nicht überfordert. Es ist ein wunderbarer Einstieg für „Anfänger“, aber auch als Liebhaberin der Musik Bachs und Schuberts, Mozarts und Verdis und vieler anderer Schöpfer musikalischer Welten habe ich mich nicht eine Sekunde gelangweilt.
Im Anhang zum Buch findet sich eine Diskographie von Daniel Hope und ein Personen- und Sachregister, das keine Wünsche offen lässt. Die Zeichnungen von Christina Thrän sind auf eine sehr charmante Art textbezogen; einen zweiten Blick lohnen sie allemal.
Gewidmet ist das Buch „Menahem, der die Musik sowie die Bühne wie kein anderer liebt und beherrscht.“ Ausdrücklich gesagt ist es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, diese Widmung gilt dem großen Menahem Pressler, dem Pianisten, der vom ersten bis zum letzten Konzert prägender Bestandteil des Beaux Arts Trios war. Verdient hätte er sie allemal.
Daniel Hope zitiert in seinem Buch ein wunderbares Wort von Vladimir Horowitz:
„Es ist die Stille, die zählt, nicht der Applaus. Applaus kann jeder haben. Aber die Stille vor und während des Spiels - das ist das Größte“ (Seite 237).
In diesem Sinne bin ich jetzt ganz still.
Nur ein ebenso herzliches wie herzhaftes Bravo erlaube ich mir.