Nach dem Sommer [Originalt.: Shiver] - Maggie Stiefvater

  • Kurzbeschreibung:
    Grace is fascinated by the wolves in the woods behind her house; one yellow-eyed wolf in particular. Sam leads two lives. In winter, he stays in the frozen woods. In summer, he has few months to be human. Grace and Sam finally meet and realize they can't bear to be apart. Sam must fight to stay human - or risk losing himself, and Grace, for ever.


    Meine Meinung
    Grace und Sam haben eine interessante, nicht ganz ungefährliche und eigentlich nicht sehr schöne gemeinsame Vergangenheit.
    Das erste Mal, wenn sie sich treffen, überlegt Sams Rudel, Grace zu töten, weil sie diesen Winter über schon viel zu lange gehungert haben.
    Aber die Art und Weise wie die Junge Grace sich an Sams gelben Wolfsblick klammert, bringt ihn dazu, sie zu retten, wider seiner Instinkte.
    Jeden Wntertag starrt sie aus dem Fenster und sieht, dass der gelbäugige Wolf sie beobachtet und jeden Sommer sucht sie ihn vergeblich.
    Bis sie eines Herbsttages "ihren" Wolf in Menschengestalt bei sich auf der Veranda findet, angeschossen. Als sie seine gelben Augen sie sieht, weiß sie sofort, dass Sam "ihr" Wolf ist.


    Es dauert nicht lange, bis die beiden merken, dass sie sich in einander verliebt haben.
    Das Problem ist aber, dass Sam weiß, dass dies sein letztes Jahr als Mensch ist, denn irgendwann bleiben die Wölfe nach ihrer Verwandlung so lange in tierischer Gestalt bis sie nach 10 oder 15 Jahren sterben - als Tiere.
    Und die Kälte ist es, die Sam zurück in seine Wolfgestalt zwingen will. Jeder Tag ist ein Kampf und Grace tut alles, um seine Menschlichkeit zu erhalten. Sie könnte es nicht ertragen, ihn zu verlieren.


    Aber es wird mit jedem Tag kälter, der Winter rückt immer näher und irgendwann ist es zu kalt...


    Neben dieser unglaublich rührenden Liebesgeschichte passieren noch einige andere Dinge.
    Ein Klassenkamerad von Grace - Jack - wird gebissen und als tot geglaubt - bis er wieder auftaucht. Seine Schwester kommt dahinter und eine von Grace' Freundinnen fotografiert das ganze auch noch.
    Dabei darf das Geheimnis auf keinen Fall aufgedeckt werden, sonst wäre das ganze Rudel in Gefahr.


    Die Geschichte ist wunderschön und auch wenn sie jetzt ein wenig an Bis(s) erinnern mag: sie ist ganz anders.


    Allerdings kommt das Ende dann doch etwas plötzlich und es bleiben einige Dinge ungeklärt, was folgern lässt, dass bald ein zweiter Teil folgen wird.


    Ich bin begeister und konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.


    Eine perfekte herzerwärmende Liebesgeschichte für die kommenden kalten Wintermonate.


    ab 14 Jahren

  • Zitat

    Original von FaerieGirl
    ... auch wenn sie jetzt ein wenig an Bis(s) erinnern mag ...


    Allerdings kommt das Ende dann doch etwas plötzlich und es bleiben einige Dinge ungeklärt, ...


    Diese beiden Aussagen und die Erfahrungen der letzten beiden Tage lassen mich dieses Buch ganz, ganz schnell von meiner Wunschliste kratzen! Nie mehr Maggie Stiefvater, wenn das so weitergeht! Um mich zum Lesen ihrer Bücher zu bringen, muss diese Frau schon andere Geschütze auffahren.

  • Grad im Lübbe-Forum mit der Nase drauf gestupst wurden. Das Buch kommt bei script5 auf Deutsch unter dem Titel "Nach dem Sommer". Aktuell kann man noch mitentscheiden, wie das Cover aussehen soll: http://www.lizzynet.de unter Cover-Voting.

  • Amazon schlägt mir die ganze Zeit "Shiver" von Maggie Stiefvater vor. Kenne weder die Autorin noch habe ich von dem Buch schon einmal gehört, ich weiß nicht recht, ob das etwas für mich ist.


    Das Cover und die KB finde ich allerdings schon einmal sehr ansprechend. Ich setze das Buch mal auf meine Wunschliste, kann ja nicht schaden :-]

  • Ich fand das Buch wunderschön und um einiges besser als die Bis(s)-Romane. Die Figuren sind ungelaublich detailliert und warmherzig dargestellt. Die Beziehung zwischen Grace und Sam ist so liebevoll und doch bittersüß - ein richtig schönes Buch. Deshalb freue ich mich auf die deutsche Veröffentlichung und habe mir auch schon den zweiten Teil auf englisch nachgeordert, damit ich noch ein bißchen mehr in Begeisterung schwelgen kann und endlich ´rausbekomme, wie es mit den Beiden weitergeht.

  • Vielen Dank für eure Rezensionen, die ich nur leider ein bisschen zu spät gelesen habe ;-).
    Gestern noch hatte ich "Shiver" nämlich in der Hand, habe es dann aber wieder zurück gestellt, da ich mir schon zwei andere Bücher gekauft habe. Dann findet es eben beim nächsten Mal sein Zuhause :-).

  • So, ich habe das Buch nun auch gelesen. Zuerst ein kurzes Wort zur Aufmachung: ich finde dieses (englische) Cover nach wie vor so schön. Ich kann es einfach nicht lassen, es immer wieder in die Hand zu nehmen und es anzustarren. Diese Mischung aus schwarz, weiß und rot gefällt mir sehr und auch die Schrift von "Shiver". Ich fantasiere jetzt schon, wie toll das zusammen mit dem zweiten Teil dazu aussieht :-]


    Zum Inhalt:
    Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. Er passt ausgezeichnet zur Stimmung des Buches, gefühlvoll, melancholisch, sehnsuchtsvoll. Und so ist auch der Inhalt. Wer es gerne actionreich mag und hier Nervenkitzel und totale Spannung erwartet, für den ist das Buch nichts. Es besticht mehr durch leise Töne, über lange Strecken geht es sehr ruhig zu. Langweilig fand ich es trotzdem nicht.
    Die Kapitel sind fast alle sehr kurz, deshalb hat man auch nie das Gefühl, dass sich die Geschichte unangenehm zieht. Erzählt wird abwechselnd aus den Perspektiven der beiden Hauptfiguren, wobei ich finde, dass in beiden Erzählweisen eine eigene Note der Protagoisten mitschwingt, was mir sehr gefiel.


    Die Figuren selbst sind sympathisch, zwar nicht übertrieben tiefgründig, aber auch nicht direkt flach. Mein persönlicher Favorit ist Isabel, weil sie so eine kleine Zicke ist, was ich sympathisch fand, und ich freue mich schon sehr auf ihre POV im zweiten Teil.
    Was ich mir noch gewünscht hätte, wäre ein kleines bisschen mehr Handlung abseits der Romanze. Der Plot ist angesichts der Buchdicke dann doch ein wenig mau, man beobachtet mehrere Kapitel lang einfach nur das relativ ereignislose Zusammensein von Sam und Grace, was durch den tollen Erzählstil der Autorin zwar schön beschrieben ist, mir aber ein bisschen too much war. Da hätte man alles ein wenig straffen und dafür noch ein paar andere Plotstränge hinzufügen können. Die Stärke des Buches ist zumindest nicht sein vielschichtiger Plot.


    Trotzdem ist die Geschichte schön. Die Wälder, die Wölfe, die Liebe zwischen Grace und Sam... romantisch, ohne kitschig zu sein. Gerade diese Schwermut, die beim Lesen immer mitschwingt, gefiel mir sehr gut. Die Aussichtslosigkeit auf ein Happy End und trotzdem die Hoffnung, dass alles gut geht. Besonders die Idee mit der Kälte gefiel mir gut, es passt so schön, dass es immer kälter wird und gleichzeitig immer ernster.


    Gegen Ende hin, als

    hatte ich dann auch sehr feuchte Augen. Der Schluss ist schön, lässt ein paar Fragen offen, auf deren Beantwortung man sich im nächsten Teil freuen kann. Trotzdem hätte es zur Melancholie der Geschichte vielleicht sogar noch ein wenig besser gepasst, wenn


    Alles in allem ein schönes Buch. Während des Lesens kam mir mal der Gedanke, dass das ein richtiges "Herbstbuch" ist. Man liest es am besten an trüben Herbsttagen, an denen die Sonne immer mal wieder durch den Nebel bricht. So könnte man wohl auch die Grundstimmung in "Shiver" am besten beschreiben. Übrigens finde ich diesen Titel toll.


    Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung "Linger", vor allem, da ich gelesen habe, dass Isabel eine eigene Erzählperspektive bekommt und ich auch sehr gespannt bin auf die neue Hauptfigur, die noch eingeführt wird.


    Insgesamt würde ich dem Buch 7,5 von 10 Punkten geben.

  • Ich habe das Buch schon seit Längerem im Auge und wartete ganz gespannt auf die deutsche Übersetzung.
    Ich mochte den Schreibstil in Lamento & Ballade. Gut, etwas Logik wäre auch schön gewesen, oder glaubwürdigeres Verhalten der Protas (wobei das in Ballade schon kaum mehr ein Problem war; in Lamento dagegen enorm). Aber mir gefiel der verträumte Stil der Autorin und die Liebe zur Musik, die förmlich von den Seiten klang.
    Und ich mag es, dass sie nicht auf teufel komm raus ein Happy End konstruieren muss.


    Nun habe ich eine Leseprobe von "nach dem Sommer" gelesen und bin ... desillusioniert! Das ist jetzt halb so böse gemeint wie es klngt, aber die ersten kurzen Kapitel lesen sich wie die Fanfktion eines Drama-süchtigen, 12 jährigen Biss-Fans. :wow
    Wo sind diese herrlich vielsagenden Satzkunstwerke hin, die Maggie Stiefvater drauf hat? Die Formulierungen sind abgedroschen und wirklich *simpelst*.
    Dazu kommt, dass beide, Grace & Sam (in Menschengestalt wie auch als Wolf) aus der Ich-Perspektive erzählen, was ich allein für sich schon etwas schwierig finde, aber sie sprechen zudem auch noch mit völlig identischer Sprache, mit gleichen Formulierungen und sie denken auch gleich ...


    Daher mal meine Frage an die, die es im Englischen gelesen haben: Ist euch das auch aufgefallen? Ich überlege gerade ernsthaft, es von meiner WL zu werfen und es vielleicht im Original zu lesen.

  • Ich habe nun extra das Buch aus einem der gefühlten fünfhundert Kartons gefischt und die ersten Kapitel noch einmal gelesen.
    Dass die Kapitel sehr kurz sind, damit musst du dich abfinden, die werden auch bis zum Ende des Buches nur geringfügig länger.


    Am Schreibstil hatte ich eigentlich nichts zu meckern. Zur deutschen Ausgabe kann ich natürlich nichts sagen, beim Lesen der englischen hatte ich eigentlich nie das Gefühl, dass es sich wie eíne FF eines dramasüchtigen Teenagers liest. Vielleicht bin ich auf Englisch auch nur weniger anspruchsvoll, weil es nicht meine Muttersprache ist, aber ehrlich gesagt gefiel mir der Stil der Autorin recht gut :gruebel
    Wie ich oben schon geschrieben habe, fand ich, dass bei den zwei POVs schon ein Unterschied auszumachen war. Allerdings kamen mir die Kapitel am Anfang auch sehr ähnlich vor, aber zur Mitte hin brauchte ich dann schon gar nicht mehr lesen, wessen POV es ist, weil Sams Kapitel doch irgendwie anders formuliert waren. Ihre Denkweise ist aber schon sehr ähnlich.
    Wenn dich zwei verschiedene Perspektiven schon stören, dann warne ich gleich mal vor - ich habe gelesen, dass es im zweiten Teil vier verschiedene POVs gibt.


    Prinzipiell ist das Original meistens besser als die Übersetzung, ich könnte mir schon vorstellen, dass der gute Schreibstil einbüßt, wenn ein schlechter Übersetzer daran herumpfuscht.
    Ich würde dir raten, dass du mal eine englische Leseprobe dazu versuchst (wenn du keine findest, tippe ich dir auch gerne ein paar der kurzen Kapitel ab) und dich dann entscheidest. Solltest du das Buch auf Englisch versuchen, brauchst du dir übrigens absolut keine Sorgen machen, es ist nicht schwer zu lesen.
    Alternativ dazu leihe ich dir gerne meine Ausgabe, dann hast du kein Geld ausgegeben, wenn es dir nicht gefällt.


    Also zu deiner Frage: nein, das ist mir nicht aufgefallen. Alles, was du hier bekrittelst, mochte ich im Buch (Schreibstil, Perspektivenwechsel).

  • Danke Niamh,
    möglicherweise liegt es echt an der Übersetzung; es ist ja ein anderer Verlag als die ersten beiden. Vielleicht ist der Stil durch den anderen Übersetzer auch enfach nur "anders" und es gefällt mir nur darum nicht auf Anhieb.
    Mal sehen, ich warte mal ein paar deutsche Rezis ab und werde mir dann ggf. das Englische kaufen oder dem Deutschen doch eine Chance geben.



    Zitat

    Wenn dich zwei verschiedene Perspektiven schon stören, dann warne ich gleich mal vor - ich habe gelesen, dass es im zweiten Teil vier verschiedene POVs gibt.


    Vier Ichse??
    Tatsächlich. Ahm. Krass. Ich glaube nicht, dass ich das haben muss, aber man wird sehen.
    Danke dir.


  • Ja, das ist wohl wahr. Es gibt 4 Ich-Erzähler im 2. Band - neben Sam und Grace bekommen

    tragende Rollen, und das auch zu recht, wie ich meine. ;-)


    Ich habe außer den beiden Shiver-Bänden noch nichts weiter von Maggie Stiefvater gelesen, deswegen kann ich leider zu dem möglichen Unterschied nichts sagen. Trotzdem fand ich die "knappe" Ausdrucksweise im Englischen nicht merkwürdig - die Geschichte und die Charaktere an sich fand ich einfach wunderbar gefühlvoll. Die Vergleiche zu den Bis(s)-Bänden kann ich überhaupt nicht nachvollziehen... :gruebel


    Ich würde Mulle zustimmen - einfach mal versuchen, in den 1. Band auf englisch ´reinzulesen, wenn es sich ergibt. Oder auf weitere Rezis zur englischen bzw. deutschen Ausgabe warten.


    Edit: meine Schreibfehler gehören mir...

  • oha, das hört sich alles echt gut an... überlege mir ob ich mir shiver auch auf englisch kaufe.... das problem ist aber, dass ich bis jetzt nur hin und wieder mal solche kleinen englischen geschichten lese... ich hab mich bis jetzt noch nicht an einen roman getraut


    Ist es schwer zu lesen??

    Mit einer Armbewegung schiebe ich sie hinter mich.
    »Ich gehe freiwillig!«, keuche ich. »Ich gehe freiwillig als Tribut!«

    Tribute von Panem

  • Ich habs auch durch und möchte mal meine Begeisterung teilen :D


    Rezension
    Wenn man an ein Wolfsrudel denkt, das wild durch den Wald prescht und die Fährte seiner Beute verfolgt, hat man ein etwas unbehagliches Gefühl. Jeder weiß, dass Wölfe Jäger sind – auch, wenn sie Menschen normalerweise meiden und uns nicht gefährlich werden.


    Grace hingegen hätte allen Grund Angst vor den Wölfen im Wald hinter ihrem Haus zu haben: das 17-jährige Mädchen wurde als Kind von einem Rudel Wölfe von ihrer Schaukel gezerrt und beinahe getötet – hätte nicht der Wolf mit den leuchtend gelben Augen sie gerettet. Seitdem beobachte sie die Wölfe jeden Winter von ihrem Garten aus und hält dabei besonders Ausschau nach „ihrem Wolf“, dem sie ihr Leben verdankt.
    Im Sommer zeigt das Rudel sich nie, aber pünktlich mit dem ersten Frost weiß Grace, dass sie ihn bald wieder sehen wird, wie er am Waldrand steht und zu ihr hinüber sieht.


    Über die Jahre nähern die beiden sich immer mehr an einander an und so ist es nicht verwunderlich für Grace, dass er sich in diesem Spätsommer sogar von ihr streicheln lässt. Sie ist nicht einmal besonders überrascht, als „ihr Wolf“ plötzlich angeschossen vor ihrer Haustür liegt – in Menschengestalt.


    Sam ist ein Werwolf, genau wie die anderen Rudelmitglieder im Wald. Er erklärt Grace, dass sie alle sich jeden Winter aus ihrer menschlichen Gestalt verwandeln – so lange, bis sie irgendwann ganz und gar in ihrer Wolfsgestalt bleiben. Als die beiden sich in einander verlieben, müssen sie aber erkennen, dass alles gegen sie spricht: nicht nur, dass es Sams letzter Sommer als Mensch sein wird, sondern auch ein junger Werwolf und eine machtsüchtige weiße Wölfin machen große Probleme. Es wird bereits kalt, als die Ereignisse sich überschlagen und Grace nicht nur um ihre Liebe, sondern auch um ihr Leben und das ihrer Freunde kämpfen muss…


    Viele werden sich wahrscheinlich denken: nach den Vampiren kommen jetzt halt die Werwölfe. Kann so ein Buch überhaupt gut sein? Das kann ich ganz einfach beantworten: ja, es ist sogar noch viel besser!


    Maggie Stiefvater erzählt uns Lesern eine Geschichte, die von der ersten Seite an bezaubert und fasziniert. Die Idee, dass nicht der Vollmond, sondern die Temperatur einen Einfluss auf die Gestalt der Werwölfe hat, ist für mich vollkommen neu und war dennoch – oder gerade deshalb – spannend und nachvollziehbar. So steigern schon die Kapitel, unter denen jedes Mal die Außentemperatur angegeben ist, die Spannung und lassen einen beim Lesen darum bangen, ob Sam sich verwandeln muss oder ob ihm wohl noch ein paar Tage mit Grace bleiben.
    Die Charaktere selber sind interessant und glaubhaft gezeichnet, sodass es Spaß macht ihre Entwicklung zu verfolgen. Grace ist keine der beliebtesten Schülerinnen auf der Schule, aber sie ist auch nicht schüchtern und zurückhaltend, sondern schlagfertig, klug und willensstark – was sie unheimlich sympathisch macht. Auch Sam ist weder ein Superheld, noch ein leidender Jammerlappen: er ist witzig und liebt Gedichte von Rilke.


    Damit wäre ich auch schon bei einem weiteren Punkt, der mir an „Nach dem Sommer“ so gut gefallen hat: abgesehen von der ausgefeilten Geschichte und den tollen Charakteren ist die Sprache im Buch fantastisch (dieses Kompliment geht also auch an die Übersetzer!). Beim Lesen kann man direkt eintauchen in die Handlung, meint sogar den Wald und die Wölfe darin riechen zu können, so detailliert und farbenfroh wird alles beschrieben. Auch, dass zwischendurch Songtexte und Gedichte (von Rainer M. Rilke) in den Text einfließen, stört nicht im Geringsten, sondern fügt sich einfach, wie ein passendes Puzzlestück, ein.


    Da es sich mit diesem Buch um den Auftakt zu einer Trilogie handelt, möchte ich auch dazu noch kurz etwas anmerken. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Charaktere zu oberflächlich angerissen werden, so wie es leider oft in ersten Bänden von Buchreihen geschieht. Dennoch erfährt man auch nicht so viel über jeden auftretenden Charakter, dass man völlig zufrieden ist und auf die Fortsetzungen verzichten könnte (ich zumindest kann es kaum erwarten den nächsten Band zu lesen!). Einen gemeinen Cliffhanger gibt es zum Glück auch nicht und wer das Buch beendet hat, wird nicht frustriert zurück bleiben.


    Mit „Nach dem Sommer“ landet man definitiv einen Volltreffer, wenn man eine gefühlvolle Liebesgeschichte lesen möchte, die zart beginnt und spannend weiter geht. Ganz egal ob man Fantasy mag oder Wölfe gut findet – vom Wolf mit den gelben Augen und dem Sommermädchen wird jeder begeistert sein. Und wer noch immer nicht überzeugt ist, der sollte sich mit dem Buch und einer dampfenden Tasse Tee jetzt im Herbst ans Fenster setzen und einfach den Text auf sich wirken lassen. Ich verspreche euch: diese perfekte Spätsommer/Herbst-Lektüre wird euch fesseln und nicht mehr loslassen, bis ihr atemlos die letzte Seite umgeblättert habt und etwas melancholisch und gleichzeitig zufrieden lächelnd feststellt, dass ihr gar nicht gemerkt habt, wie ihr ein ganzes Buch in einem Rutsch lesen konntet.

  • Kurzbeschreibung:
    Jeden Winter wartet Grace darauf, dass die Wölfe in die Wälder von Mercy Falls zurückkehren - und mit ihnen der Wolf mit den goldenen Augen. Ihr Wolf.
    Ganz in der Nähe und doch unerreichbar für sie, lebt Sam ein zerrissenes Leben: In der Geborgenheit seines Wolfsrudels trotzt er Eis, Kälte und Schnee, bis die Wärme des Sommers ihn von seiner Wolfsgestalt befreit. In den wenigen kostbaren Monaten als Mensch beobachtet er Grace von fern, ohne sie jemals anzusprechen - bevor die Kälte ihn wieder in seine andere Gestalt zwingt.
    Doch in diesem Jahr ist alles anders: Sam weiß, dass es sein letzter Sommer als Mensch sein wird. Es ist September, als Grace den Jungen mit dem bernsteinfarbenen Blick erkennt und sich verliebt. Doch jeder Tag, der vergeht, bringt den Winter näher - und mit ihm den endgültigen Abschied.


    Zur Autorin:
    Maggie Stiefvater, geboren 1981, hatte glücklicherweise immer Schwierigkeiten, ihren Hang zu Tagträumereien und Selbstgesprächen mit ihren Jobs zu vereinbaren. Anstatt also als Kellnerin, Kalligraphielehrerin oder technische Redakteurin zu arbeiten, versuchte sie es mit der Kunst. Heute lebt sie als erfolgreiche Musikerin, Malerin und Autorin in Virginia, ist verheiratet, hütet zwei kleine Kinder sowie zwei neurotische Hunde und hofiert eine verrückte Katze. "Nach dem Sommer" ist der Auftakt einer mitreißenden Trilogie.


    Der Traum flüsterte mir zu, dass ich die Zeichen nicht erkannte. Die Zeichen, die mir bedeuten sollten, dass ich die Gewalt aus meiner Welt hinüber in Grace' brachte. Wölfe an ihrer Schule, am Haus ihrer Freundin und jetzt auch bei ihr zu Hause. Wölfe, unter deren Pelz sich ein menschliches Herz verbarg. (Seite 233)


    Rezension:
    Maggie Stiefvater entführt den Leser in ihrer neuen Trilogie in die Welt der (Wer)wölfe. Sam, 18 Jahre alt, wurde als Kind von einem Wolf gebissen und verwandelt sich, sobald es Winter wird und die Temperaturen sinken, von seiner Jungengestalt in die eines Wolfes. Er beobachtet die 17-jährige Grace in dieser Gestalt schon Jahre, seit er ihr das Leben gerettet hat, als andere Wölfe sie töten wollten. Und Grace ihrerseits wartet jedes Jahr ungeduldig auf den Winteranfang, denn sie liebt diesen Wolf abgöttisch.


    Als beide sich im Sommer dann richtig kennenlernen, wird daraus eine bittersüße Liebesgeschichte, denn sie wissen, dass ihnen nicht mehr viel Zeit bleibt: Dies wird der letzte Sommer von Sam in Menschengestalt sein, denn nach einer gewissen Zeit verwandeln sich die Wölfe immer später in Menschen, bis sie eines Tages nur noch in ihrer Wolfsgestalt leben.


    Maggie Stiefvater erzählt die Geschichte von Grace und Sam aus verschiedenen Perspektiven: Die Kapitel wechseln von Grace' Sichtweise in Sams Sicht der Dinge, immer aus der Ich-Perspektive erzählt, wodurch der Leser einen recht guten Einblick in die Gedankengänge der beiden Protagonisten gewinnt. Eine Ergänzung zu den Kapitelanfängen bietet die Angabe der Temperatur, die gerade vorherrscht. Das macht die Geschichte noch einen Tick spannender.


    Ob man den Roman mit der "Bis(s)"-Reihe von Stephenie Meyer vergleichen kann, mag ich nicht zu beurteilen, da mir diese Serie nicht bekannt ist. Jedenfalls bleibt Maggie Stiefvater ihrem Erzählstil aus ihren anderen Büchern ("Lamento", "Ballade") treu und beschreibt jede Szene, und mag es "nur" der Wald sein, in dem Sam und sein Rudel leben, sehr anschaulich und detailliert, als wäre man als Leser selbst vor Ort.


    Ich möchte das Buch jungen Leserinnen ab 14 Jahren empfehlen, die gerne Liebesgeschichten lesen, die nicht unbedingt durch ein Happy End gesegnet sind und freue mich bereits auf die Fortsetzung "Ruht das Licht", die nächstes Jahr erscheinen soll.


    Zur Gestaltung des Buchs: Ein wunderschönes, verträumtes Cover, das sehr gut zur Geschichte passt: Man sieht Grace und Sam in Wolfsgestalt ganz in Einklang mit der Natur, die in Form von grünen Zweigen und Ästen dargestellt wird. Der komplette Schutzumschlag schimmert perlmuttfarben.


    Fazit: Maggie Stiefvater ist mit "Nach dem Sommer" ein sehr romantisch-bittersüßer Auftakt zu ihrer neuen Trilogie gelungen.
    Wertung: 5 von 5 Punkten