Inhalt:
Als kleines Mädchen wäre Grace fast von Wölfen getötet worden – wäre da nicht der Wolf mit den goldenen Augen gewesen, der ihr Leben rettete. Seitdem wartet Grace jedes Jahr auf den Winter, denn dann kehrt „ihr“ Wolf nach Mercy Falls zurück. Doch in diesem Jahr ist alles anders, als ihr die goldenen Wolfsaugen plötzlich in einem menschlichen Gesicht begegnen. Im Gesicht von Sam, in den Grace sich verliebt. Sam, der ein Werwolf ist – und der sich nach diesem Sommer für immer verwandeln wird.
Meine Meinung:
Schon auf den ersten Blick sieht man „Nach dem Sommer“ an, dass es sich bei diesem Buch um ein ganz Besonderes handelt. Ich habe in letzter Zeit viele Schöne Einbände und Schutzumschläge gesehen, aber dieser übertrifft sie alle. Er ist weiß, beinahe durchscheinend und irgendwie glänzend, erinnert ein wenig an Strohseide. Der Schriftzug ist in Sommer- und Herbstfarben gehalten und leuchtet in kräftigem rot, orange und gelb. Klar gezeichnet sind ein Mädchen und ein Wolf, verschwommen Blätter und Zweige. Dieses Cover macht wirklich sehr viel her, ein großes Kompliment an die Gestalter!
Und auch der Inhalt hält, was die Kritiken aus England und Amerika, wo das Buch unter dem Titel „Shiver“ ja schon im Herbst 2009 erschien, versprechen. „Nach dem Sommer“ ist eine wunderschöne Liebesgeschichte zwischen zwei Teenagern, die alles versuchen, ihre Liebe zu retten und zu bewahren. Nicht selten hat mein Herz beim Lesen dieses Buches so laut geklopft, dass ich mir sicher war man müsse es hören können. Ich hatte Gänsehaut und mehr als ein Mal Tränen in den Augen – so mitgefühlt wie bei „Nach dem Sommer“ habe ich selten.
Der Hauptaspekt liegt bei dieser Geschichte auf den Gefühlen, nicht auf der Spannung. Diese baut sich nur langsam auf und kommt erst im letzten Drittel ordentlich in Fahrt. Aber man ist von der ersten Seite an mitten drin in der Gefühlswelt von Grace und Sam. Da die Kapitel sowohl aus der Sicht des Mädchens als auch aus der des Werwolfs geschrieben sind, weiß man immer genau, was wer denkt, fühlt, tut und kann sich so richtig in die Geschichte hineinfallen lassen.
Interessant fand ich auch, dass die Autorin ihre ganz eigene Theorie zum Thema „Werwölfe“ entwickelt hat. Allgemein herrscht ja der Glaube, sie wandelten sich bei jedem Vollmond, doch nicht so bei Maggie Stiefvater. In ihrer Geschichte sind die Verwandlungen von der Temperatur abhängig – ist es warm, sind sie Menschen, wird es kalt, verwandeln sie sich in Wölfe und verbringen so den Winter. Daher finden sich auch am Anfang eines jeden Kapitels Gradzahlen, die dem Leser mitteilen, wie warm oder kalt es gerade in Mercy Falls ist.
Auch bezüglich der Charaktere ist „Nach dem Sommer“ stark. Grace und Sam als Hauptfiguren sind wunderbar entwickelt und dargestellt, doch auch die Nebencharaktere sind großartig ausgearbeitet. Die Autorin „Typen“ geschaffen, die einem zwar unglaublich auf die Nerven gehen können, aber die man doch irgendwie liebgewinnt. Nur mit Olivia konnte ich nicht richtig warm werden.
Der zweite Teil, „Linger“ ist in den USA und England bereits erschienen. Auf die deutsche Übersetzung, die den etwas seltsamen Titel „Ruht das Licht“ tragen wird, müssen wir wohl noch etwas warten. Bisher ist kein Erscheinungstermin bekannt. Der dritte Band „Forever“ wird den deutschen Titel „In deinen Augen tragen“ und somit macht auch der Titel des zweiten Bandes wieder einen Sinn. Zusammen ergeben die drei Titel nämlich den Satz „Nach dem Sommer ruht das Licht in deinen Augen“. Schön oder? Unter http://www.maggiestiefvater.de/buecher/ kann man bereits die Cover der nächsten zwei Bände bestaunen, die hoffentlich ebenso schön und hochwertig wie das von „Nach dem Sommer“ werden. Ich kann es kaum erwarten, den zweiten Teil in den Händen zu halten!