OT: Abandoned
Inhaltsangabe:
FBI Agentin Smoky Barrett befindet sich auf der Hochzeit ihrer besten Freundin Callie. Mitten in das Jawort platzt eine Fremde, kahlgeschoren, ausgemergelt, mit irrem Blick und lediglich bekleidet mit einem weißen Nachthemd. Wie sich herausstellt, ist diese Frau eine Top-Ermittlerin des Morddezernates und seit acht Jahren vermisst. Smoky und ihr Team finden heraus wo sie war, doch damit fängt der Fall erst an. Sie werden an die Grenzen des Erträglichen stoßen - denn Rache ist eine üble Ware.
(Quelle: KNV)
Über den Autor:
Auf seiner Homepage berichtet der Autor höchst selbst und recht ausführlich über seinen Werdegang.
Meine Meinung:
Mit Abandoned - dem mittlerweile 4. Fall der FBI-Agentin Smoky Barrett - beweist Cody McFadyen, dass er auf der Klaviatur des Schreckens auch die subtileren Töne souverän beherrscht. Es braucht keine bis zur Schmerzgrenze detaillierten Beschreibungen eines Tatorts, keine Blutbäder und offen liegenden Gedärme, um den Leser in Atem und bei Laune zu halten (wobei McFadyen in der Hinsicht ja auch schon bei Das Böse in uns Einsparungen vorgenommen hat. Bei Laune gehalten hat mich das allerdings nicht :grin).
Freilich und glücklicherweise ist der Autor nicht zum Kuschelbären des Thrillers mutiert, auch sein neues Buch ist harter Tobak, allerdings überwiegend auf mental-psychologischer Ebene.
Smoky und ihr Team jagen einen Unbekannten, der eine Polizistin acht Jahre lang in absoluter Dunkelheit und Isolation gefangen gehalten und in desolatem psychischen und physischen Zustand in die Freiheit entlassen hat. Die Spur führt vom Ex-Mann des Opfers zu einer Gemeinschaft von Männern, die von unbändigem Hass zusammengehalten wird und schließlich zu einem Täter, der alles in den Schatten stellt, womit Smoky sich bislang konfrontiert sah. Und dabei geht es um so viel mehr als bloß ums nackte Überleben...
McFadyens neuer Thriller versöhnt mich nach der Enttäuschung über Das Böse in uns.
Zwar reicht Abandoned meines Erachtens nicht ganz an die Intensität der ersten beiden Teile, Die Blutlinie und Der Todeskünstler heran (dafür ist es einen Tick zu routiniert geschrieben), ist aber dennoch um Längen packender, facettenreicher und stimmiger als sein direkter Vorgänger.
Der Autor überzeugt mit einem sorgfältig und schlüssig konstruierten, temporeichen Plot und glänzt durch sehr dichte, eindringliche Schilderungen psychischer Vorgänge (einfach großartig, wie z. B. die Dunkelheit in ihrer fast schon physischen Wucht beschrieben wird!).
Obwohl gewisse Wendungen etwas vorhersehbar waren und mir auch scheint, dass manche Figuren zu Stereotypen erstarrt sind und somit nicht wirklich authentisch wirken, hatte ich nicht das Gefühl, den Plot in abgewandelter Form schon von 5-10 anderen Thrillern zu kennen.
Von meiner Seite eine klare Empfehlung!
Ach ja, und danke Cody, dass Du mich zwingst, wenigstens einmal im Jahr ein englisches Buch zu lesen
Edit: Titel & Cover der deutschen Übersetzung