So 'n Gedicht ...

  • Pfingstbestellung


    Ein Pfingstgedichtchen will heraus

    ins Freie, ins Kühne.

    So treibt es mich aus meinem Haus

    ins Neue, ins Grüne.


    Wenn sich der Himmel grau bezieht,

    mich stört’s nicht im geringsten.

    Wer meine weiße Hose sieht,

    der merkt doch: Es ist Pfingsten.


    Nun hab ich ein Gedicht gedrückt,

    wie Hühner Eier legen,

    und gehe festlich und geschmückt –

    Pfingstochse meinetwegen –

    dem Honorar entgegen.


    Joachim Ringelnatz

  • Frühlingslied


    Unsere Wiesen grünen wieder,

    Blumen duften überall;

    Fröhlich tönen Finkenlieder,

    Zärtlich schlägt die Nachtigall.

    Alle Wipfel dämmern grüner,

    Liebe girrt und heckt darin;

    Jeder Schäfer wird nun kühner,

    Sanfter jede Schäferin.


    Blüten, die die Knosp' entwickeln,

    Hüllt der Lenz in zartes Laub;

    Färbt den Sammet der Aurikeln,

    Pudert sie mit Silberstaub.

    Sieh! das holde Maienreischen

    Dringt aus breitem Blatt hervor,

    Beut sich zum bescheidnen Sträußchen

    An der Unschuld Busenflor.


    Auf den zarten Stengeln wanken

    Tulpenkelche, rot und gelb,

    Und das Geißblatt flicht aus Ranken

    Liebenden ein Laubgewölb'.

    Alle Lüfte säuseln lauer

    Mit der Liebe Hauch uns an;

    Frühlingslust und Wonneschauer

    Fühlet, was noch fühlen kann.


    von Johann Gaudenz von Salis-Seewis

    (1762–1834)

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    Von den vielen Welten, [...] ist die Welt der Bücher die größte. (Hermann Hesse)


    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • Ich kenn es so als Lied:


    Unsre Wiesen grünen wieder

    Blumen duften überall

    Fröhlich tönen Finkenlieder

    Zärtlich schlägt die Nachtigall

    Hell im Glanz der Sonne strahlet

    goldgefärbt der Wolkensaum

    und der holde Frühling mahlet

    rot und weiß den Apfelbaum


    Alles rund umher verkündet

    unsers Schöpfers Freundlichkeit

    was da lebet und empfindet

    freut sich dieser Wonnezeit

    welch ein neues reges Streben

    herrscht im Wald und auf der Flur

    Sollt ich ihn auch nicht erheben

    ihn den Vater der Natur?


    Ja, in der Geschöpfe Menge

    die dich preisen, misch auch ich

    Vater, meine Lobgesänge

    und frohlock und preise dich

    Deiner Huld und deiner Güte

    will auch ich mich dankbar freun

    und mit kindlichem Gemüte

    dir mein ganzes Leben weihn


    Text: anonym , der Text stammt wohl ursprünglich von von Salis-Seewis (1787)

  • made Das ist ja interessant - ein ganz anderer Folgetext zum selben Anfangsvers :gruebel


    Ich habe nach dem Lied gesucht, weil meine Mutter nur noch die Zeile "Und das Geißblatt

    flicht aus Ranken" wusste und gern das komplette Lied haben wollte (das ihre Mutter gern gesungen hatte).


    Ich vermute bei Deiner Variante hat sich ein Kirchenmusiker daran gemacht, die zweideutigen Teile mit frommeren Gedanken zu ersetzen :grabrede


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    :lesend U. T. Bareiss: Green Lies - Tödliche Ernte

  • :gruebelDieses Lied kam mir gerade in den Sinn:


    O hängt ihn auf

    O hängt ihn auf den Kranz voll Lorbeerbeeren

    Ihn, unsernFürst

    Ihn, unsern Fürst, den wollen wir verehren

    O hängt ihn auf! Ihn, unsern Fürst

    Ihn, unsern Fürst, den wollen wir verehren


    Wir treten dir

    Wir treten dir zu Ehren heut zusammen.

    Wohl in den Leib

    Wohl in den Leibern lodern hell die Flammen

    Wir treten dir wohl in den Leib

    Wohl in den Leibern lodern hell die Flammen



    Du bist ein Vieh

    Du bist ein vielgeliebter Fürst auf Erden

    O du müßt´Hund

    O du müßt´ hundert Jahr und älter werden

    Du bist ein Vieh! O du müßt´ Hund

    O du müßt´ hundert Jahr und älter werden



    Es ehrn dich Schwein

    Es ehrn dich Schweinfurts starke Bürgerwehren

    Ein Riesenroß

    Ein´n Riesenrosenstrauß wir dir verehren

    Es ehrn dich Schwein, ein Riesenroß

    Ein´n Riesenrosenstrauß wir dir verehren



    O wie gemein!

    O wie gemeinsam unsre Herzen schlagen

    siehst du heut aus

    Siehst du heut aus den Worten, die wir sagen

    O wie gemein siehst du heut aus

    Siehst du heut aus den Worten, die wir sagen



    O wie es riecht

    O wie es riecht nach deinem Ruhm im Lande

    Aus deinem Mund

    Aus deinem Mund kam nie ein Wort der Schande

    O wie es riecht aus deinem Mund

    aus deinem Mund kam nie ein Wort der Schande



    O wie es glänzt

    o wie es glänzt in deinen goldenen Haaren

    Vor Speck und Dreck

    Vor Speck und Dreck soll man dich stets bewahren

    O wie es glänzt vor Speck und Dreck

    Vor Speck und Dreck soll man dich stets bewahren



    Du hast nen Flo

    Du hast nen Florentiner Hut aufm Kopfe

    An deiner Brust

    An deiner Brust prangt mancher Stern am Knopfe

    Du hast nen Flo an deiner Brust

    An deiner Brust prangt mancher Stern am Knopfe


    ;)


    Text und Musik: anonym , ein Spottlied auf den Adel, dass so tut, als wär es ein Loblied

    in Die weiße Trommel (1934)

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    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Tante Li ()

  • Und endlich gucke ich auch hier mal rein - inzwischen ist bei uns wieder "Normalzustand" und ich habe mal wieder Zeit, ausgiebig zu eulen. :)


    Mir gefallen die unterschiedlichsten Gedichte - ein jedes zu seiner Zeit.


    Hier eins für Gartenfreunde:


    Im Garten


    Hüte, hüte den Fuß und die Hände,

    Eh sie berühren das ärmste Ding!

    Denn du zertrittst eine häßliche Raupe,

    Und tötest den schönsten Schmetterling


    Theodor Storm


    :lesend

  • Hoffentlich sind auch alle, die hier Gedichte veröffentlichen im Besitz der Rechte.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ganz am Anfang dieses Threads gab es dieses Thema auch schon mal:


    Ich möchte hier ja nicht als Spaßbremse oder Besserwisser auftreten, aber kann man einfach so Gedichte ins Netz stellen?


    grüße von missmarple


    Das ist eine Grauzone. Solange Autor und Quelle vermerkt sind und der Zweck kein gewerblicher Nutzen ist, wird es keine Schwierigkeiten geben.
    Normalerweise handelt es sich bei Gedichten zwar um Einzelwerke, aber sie wurden nur in seltenen Fällen als Einzelwerke veröffentlicht. Also ist die Zitierung eines Gedichtes unter Nennung des Autors zum Zweck der Unterhaltung und Bildung unter diesen Gesichtspunkten durchaus im Rahmen des deutschen Urheberrechts.


    Also ist diese kleine Anthologie kein gesetzwidriges Unterfangen. :wave

    Ich kenne mich da überhaupt nicht aus, habe aber bei dem von mir reingestellten Gedicht sicherheitshalber auf das Alter geachtet.

  • Sicherheitshalber kann man auch in dieser Liste nachschauen, ob die Gedichte gemeinfrei sind.

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  • Sicherheitshalber kann man auch in dieser Liste nachschauen, ob die Gedichte gemeinfrei sind.

    Ganz interessant diese Liste, aber aus juristischer Sicht wenig hilfreich. Man kann sich bei einem eventuellen Rechtsstreit nicht auf eine solche Liste berufen, da sie keinerlei juristische Relevanz hat. Denn auch gerade bei Rechtevergaben sind Änderungen fast jederzeit möglich.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Voltaire

    Ist es denn wahrscheinlich, dass bei hundert (oder mehr) Jahre alten Gedichten oder Liedern sich die Gemeinfreiheit demnächst ändern wird?

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  • Ich kenne mich mit der Rechtssituation auch nicht aus. Ich bin einfach von der Annahme ausgegangen, wenn ich ein Gedicht auf sämtlichen Seiten im Internet frei zugänglich finde, dass es dann okay ist, dieses Gedicht auch noch hier zu veröffentlichen.

    Wenn es aber ein rechtliches Problem ist, dann werde ich das natürlich in Zukunft unterlassen.

  • Natürlich können die Gedichte durchaus auch "rechtelos" sein - ich habe lediglich auf die Möglichkeit hingewiesen, dass ggf. Rechte betroffen sein könnten. Und eine private Liste scheint mir zudem nicht der sicherste Weg zu sein, zu schauen ob hier ggf. Rechte betroffen sein könnten.

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    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


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  • Gibt es denn eine verlässliche, offizielle Liste?

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  • Gibt es denn eine verlässliche, offizielle Liste?

    Keine Ahnung. Vielleicht haben die Verlage da verlässliche Informationen oder die Deutsche Bibliothek in Leipzig.

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  • Voltaire

    Ist es denn wahrscheinlich, dass bei hundert (oder mehr) Jahre alten Gedichten oder Liedern sich die Gemeinfreiheit demnächst ändern wird?

    Ich bin zwar kein Jurist, aber nach meiner Kenntnis ist es in Deutschland (!) so: ein Werk (Text) wird 70 Jahre nach dem Tod des Autors gemeinfrei, dann darf es also kopiert, gedruckt etc. pp. werden. (Das war ja zu 2016 die große Angst, weil da "Mein Kampf" gemeinfrei wurde, weshalb eine wissenschaftliche Ausgabe veranstaltet wurde). Wird es aber bei einer Neuherausgabe z. B. mit einem Nachwort, mit Anmerkungen o. ä. versehen, so entsteht für diese Ausgabe ein neues Urheberrecht, das dann wieder die normale Zeit läuft.


    Daher kann ich beispielsweise auf einer meiner Webseiten bedenkenlos Texte von Gustav Freytag einstellen, da dieser ganz offensichtlich vor mehr als 70 Jahren verstorben ist. Zumal ich eine Ausgabe seiner Werke von 1896-1898 besitze, aus der ich zitiere.


    Wie die Situation ist, wenn man einen Autor zitiert, der zwar länger als 70 Jahre verstorben ist, aber die Ausgabe neueren Datums und unverändert oder unbearbeitet ist, weiß ich nicht.


    Ferner gilt diese 70-Jahre-Frist nicht weltweit. Bei Autoren aus anderen Ländern empfiehlt es sich also, sich mit der dortigen Rechtslage vertraut zu machen. (M. W. - Angabe ohne Gewähr, ich habe es nicht genauer verfolgt - gibt/gab es aus diesem Grund - verschieden lang laufendes Urheberrecht - um das Werk von Thomas Mann Streitigkeiten.)

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")