Robert Enke ist tot

  • Zitat

    Robert Enke hilft es nicht - aber es schadet den hunderttausenden Depressionskranken auch nicht, wenn das Thema Aufmerksamkeit bekommt. Im Gegenteil.



    Also ich bezweifel, daß der jetzige Medienrummel den vielen Depressionskranken oder anderen psychisch Erkrankten hilft. Jetzt wird überall über Depressionen berichtet usw. und in 4 Wochen ist das Thema für die Medien und somit auch für den Großteil der Bevölkerung wieder vergessen.
    Für die Erkrankten bleibt das Thema aber auch danach...und die werden wohl auch weiterhin von vielen belächelt, gemieden oder als Weicheier abgetan. Da wird sich meiner Meinung nach auch trotz des prominenten Selbstmords nichts daran ändern.
    Ich habe mich auch schon gefragt, was gewesen wäre, wenn Herr Enke nicht diesen
    Weg gegangen wäre, sondern sich "geoutet" hätte und sich dann vom Sport zurückgezogen hätte um eine Therapie zu machen. Ob da so großes Verständnis unter den Fussballfans geherrscht hätte ????


    Ich leide selbst bereits seit meiner Jugend immer wieder an Depressionen und auch anderen psychischen Erkrankungen und ich habe meine Erfahrungen damit gemacht, wenn sowas in Schule, Freundeskreis usw. rauskommt.
    Es ist alles andere als einfach und Verständnis ist für viele ein Fremdwort, viele reagieren eher mit Abweisung oder Verständnislosigkeit.

  • Zitat

    Original von Silence81
    Also ich bezweifel, daß der jetzige Medienrummel den vielen Depressionskranken oder anderen psychisch Erkrankten hilft. Jetzt wird überall über Depressionen berichtet usw. und in 4 Wochen ist das Thema für die Medien und somit auch für den Großteil der Bevölkerung wieder vergessen.
    Für die Erkrankten bleibt das Thema aber auch danach...und die werden wohl auch weiterhin von vielen belächelt, gemieden oder als Weicheier abgetan. Da wird sich meiner Meinung nach auch trotz des prominenten Selbstmords nichts daran ändern.


    Das kann sehr gut sein. Dennoch bleibt zu hoffen, dass es nicht so sein wird. Das liegt aber an uns allen. Insofern muss ich Teresa Enke ein großes Lob für die Wahl des Zitats auf der Traueranzeige aussprechen.


    Zitat

    Ich habe mich auch schon gefragt, was gewesen wäre, wenn Herr Enke nicht diesen Weg gegangen wäre, sondern sich "geoutet" hätte und sich dann vom Sport zurückgezogen hätte um eine Therapie zu machen. Ob da so großes Verständnis unter den Fussballfans geherrscht hätte ????


    Wahrscheinlich nicht, denk ich. Wahrscheinlich würden die meisten ihn als Weichei ansehen und für Schwächling halten. Das ist leider so. Aus diesem Grunde - so bescheuert es klingt: vielleicht war sein Tod das Beste, was er tun konnte. Er wusste sich nicht zu helfen. Aber die Hoffnung, dass es jetzt den anderen hilft, bleibt da. Niemand kann seinen Tod rückgängig machen. Aber es wäre schön, wenn er nicht ganz umsonst auf diese Art ums Leben gekommen wäre.

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  • Zitat

    Original von Babyjane
    Mir allerdings nach meinen Worten, daß ich selbst jahrelang in Behandlung war, von Seestern erklären lassen zu müssen, was Depression ist und was nicht, finde ich doch reichlich anmaßend.... aber gut. So scheint der Trend zu sein.... richtig ist, was man selbst für richtig hält, andere Meinungen sind böse und intolerant.... wenn man das so sehen möchte bitte....


    Es gibt noch andere Anlässe für Therapien als Depressionen. Da Du nicht explizit erwähnt hast, dass Du wegen Depressionen in Behandlung warst und mir aufgrund Deiner Äußerungen auch nicht so war, als hättest Du damit Erfahrungen gemacht (was wohl ein Trugschluss war), habe ich mir erlaubt, Dich hinsichtlich der "Entscheidungsfreiheit" schwer depressiver Menschen zu korrigieren. Und dabei geht es keineswegs um verschiedene Meinungen. Was Du über getrübtes Urteilsvermögen und eingeschränkte Entscheidungsfreiheit schreibst, ist schlichtweg falsch.


    So. Und jetzt geh ich mich mal hinterfragen.

  • @ Seestern
    Hier geht es aber nicht um andere Anläße, sondern um Depressionen, glaubst du ernsthaft, ich hätte das hier sonst erwähnt... ? Wozu?


    Dein Tonfall mir gegenüber ist ein enorm angepißter, warum das so ist, kann ich nicht ergründen, schließlich habe ich weder dich noch deine Meinung als BULLSHIT bezeichnet, das war deine Wortwahl zu meiner sehr persönlichen Äußerung.... aber offensichtlich verfügst du ja über tiefere Einblicke in die Menschliche Psyche, als ich.... mir hat meine Einstellung die Krankheit zu sehen geholfen, so falsch kann diese Interpretation also nicht sein... vielleicht ist sie für dich und deine Erkrankung oder die Erkrankten in deinem Umfeld falsch, das weiß ich nicht, will ich auch nicht wissen.... aber laß doch mir bitte die meinige ohne gleich ausfallend zu werden, dankeschön.

  • Zitat

    Original von Ann O'Nym
    Etwas pietätlos finde ich das schon: ein Zickenkrieg mit als Hintergrund der Selbstmord eines Verzweifelten. :bonk


    Na, jetzt aber halblang hier. Es geht hier nicht um "Zickenkrieg", sondern um verschiedene Meinungen und offensichtliche Missverständnisse. Das ist zwar nicht schön, aber pietätslos ist nun wirklich eine übertriebene Bezeichnnung. Klingt ja gerade so nach "Kein Respekt vor Enke, sonst würdet ihr euch nicht fetzen".


    Nur mal so nebenbei - die Art der "geeigneten" Therapie hängt zum einen von der Art der Depression ab. Eine reaktive Depression (die eben als Folge bestimmter Ereignisse auftritt) ist nun mal anders zu behandeln als eine Depression, die scheinbar "einfach so" kommt, ohne sichtbare Ursachen. Zum anderen hängt das geeignete Vorgehen aber auch sehr vom Menschen selbst. Was für den einen gut ist, ist für den anderen eben kaum hilfreich.
    Daher sind die Erfahrungen, die der eine macht, ohnehin schwer mit den Erfahrungen der anderen zu vergleichen. Abgesehen davon, dass nicht jeder Depressive den gleichen Schweregrad aufweisen muss.

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  • Zitat

    Original von oemchenli
    :rolleyes Ob halblang, lang oder kurz es nervt nur noch. :rolleyes


    Mir erschließt sich aus der Aussage nicht, was genau dich nervt, aber was solls. :lache

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  • Zitat

    Original von Gummibärchen


    Na, jetzt aber halblang hier. Es geht hier nicht um "Zickenkrieg", sondern um verschiedene Meinungen und offensichtliche Missverständnisse. Das ist zwar nicht schön, aber pietätslos ist nun wirklich eine übertriebene Bezeichnnung. Klingt ja gerade so nach "Kein Respekt vor Enke, sonst würdet ihr euch nicht fetzen".


    Das gehört jetzt nicht hierher, aber dennoch muss ich mal sagen, dass ich etwas verwundert bin, dass sehr oft eine Diskussion, welche mal kurzeitig etwas heftiger wird, als Streit, Zickenkrieg oder sonst was ausgelegt wird. Solche Kommentare bauschen es doch eher auf und entfachen das Feuer erst so richtig.


    @Omelinchen: Was deine letzte Aussage soll weiß ich nicht und wenn dich Auseinandersetzungen stören, so schere doch nicht immer alle über einen Kamm. Danke! :wave

  • ich muß ehrlich zugeben daß mich dieses forum hier tief beeindruckt -


    ich habe hier noch nicht viel bösartiges gelesen, eigentlich noch überhaupt nichts, dann müssen all die anderen foren die ich so kennengelernt habe ja sowas wie virtuelle terrorcamps gewesen sein :lache


    das miteinander hier ist sowas von kultiviert und high class wie ich es sonst noch überhaupt nicht gesehen habe.



    Weiß nicht warum aber wollte es mal loslegen. Wahrscheinlich als Kontrapunkt zur hier zumindest meiner vielleicht aber auch trügerischen einschleichenden Einschätzung daß der Umgangston hier in irgendeiner Form zu verrohen droht...


    Tiefsten Respekt @y'all


    ich weiß ich weiß das war so off topic wie es nur geht - trotzdem alle Wetter!!!

  • Zitat

    Original von Babyjane
    Eben darum geht mir die derzeit in den Medien und ganz offensichtlich auch hier vorhandene Hobbypsychologie unwahrscheinlich auf den Sender.


    Dazu möchte ich dann nur sagen, dass nicht jeder, der hier eine andere Meinung in Hinblick auf Depressionen vertritt, wie du, ein Hobbypsychologe ist, sondern durchaus auch eigene Erfahrungen damit gemacht haben kann, ohne dass es hier breitgetreten werden muss.


    Zitat

    Original von Babyjane
    Nicht jeder Depressive denkt an Selbstmord, nicht jeder Depressive leidet unter Erfolgsdruck, nicht jeder Depressive leidet an einem Trauma.


    Richtig. Aber der größte Anteil der Suizide hat Depressionen als Ursache. Und letzlich war hier ein Suizid mit Ursache Depression letztlich das ausschlaggebende Thema.

    Zitat

    Original von Babyjane
    Aber jeder Depressive muß die Möglichkeit erkennen, sich aus seiner Krankheit zu befreien, denn diese Befreiung ist eine sehr persönlich und kann nur ihm selbst gelingen, wenn ihm diese Möglichkeit der Befreiung und Entscheidung bereits im Vorfeld abgesprochen wird, glaubt ihr ernsthaft, daß dadurch die Heilungs und Rettungschance gesteigert wird.


    Ich wüsste nicht, wo das hier jemand getan hat.

    Zitat

    Original von Babyjane
    Wenn man sich vor seinem Selbstmord auch noch hinter dem Schutzschild verstecken kann, daß man nciht selbst verantwortlich für die Flucht ist, sondern von der Krankheit getrieben... glaubt ihr ernsthaft, daß würde auch nur einem Depressiven helfen, den Schritt nicht zu tun?
    Ich behaupte das Gegenteil....


    Wenn man in schweren Depressionen steckt und sich mit suizidgedanken trägt, braucht es keine Ausrede mehr. Ich glaube kaum, dass der öffentliche Umgang mit dem Thema für einen Selbstmord mehr verantwortlich ist.


    Aber ich glaube schon, dass es Betroffene hilfreich ist, wenn das Thema aus der Tabuzone geholt wird und auch Arbeitgeber sensibilisiert sind zum Beispiel. Das ist jetzt noch lange nicht der Fall und der Fall Enke allein wird es nicht schaffen, aber ich sehe schon, dass es jetzt eine Chance gibt, ein Tabuthema zu entabuiisieren.


    Es ist ja keiner genötigt sich jetzt zwangsweise zu outen, darum kann ich Probleme mit einer öffentlichen Diskussion der Thematik überhaupt nicht nachvollziehen.

    :lesend
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  • Ich suche hier gerade den Zickenkrieg und finde ihn nicht. Eigentlich finde ich die Diskussion recht sachlich bislang. Und ich finde, auch das ist eine Auseinandersetzung mit dem Thema und wird ihm gerecht.
    Wen das nervt, ob nun das Thema oder eine Diskussion dazu, warum liest man dann hier?

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  • wobei ich ehrlich sagen muß - interessanter aspekt - bisher ging ich davon aus daß v. a. depressive und betroffene von einer öffentlichen breiten diskussion profitieren würden


    auf die idee daß es ggf. nachahmungstätern die hemmschwelle senken könnte muß ich gestehen bin ich auch nicht gekommen und wäre es auch nie...


    ich oute mich mal - ich bin Kraftsportler mit diversen Kampfsportepisoden, 1,92 m groß, früher jahrelang Türsteher gewesen und sagen wir mal allenthalben anerkannt für meine damaligen Leistungen von Kollegen, auch ladenübergreifend, was man halt "ein echter Kerl nennt" - und hatte selber Depressionen 2006. Abgestürzt von mr. Machismo (ok ist übertrieben aber kerlig-assiges Brunftgehabe war integral in meinem Verhaltensmuster verankert) zur von Schwermut gepeinigten und zu nah am Wasser gebauten Heulsuse.



    Ich war 2006 bei meinem Chef im Büro und habe ihm mit Tränen kämpfend gestanden daß ich an Depressionen litt. Zum Glück hat er mir Schutz gewährt, auch vor unserer brutalen und ego-knackenden Chefin. Er war mein Schutzengel. Nach einem halben Jahr ging er. Dann begann meine Showtime. Ich hatte Glück daß meine Projekte liefen, sogar erstaunlich erfolgreich. Ich wäre sonst hinterfragt worden. Sie hat es mir garantiert angemerkt...


    Es gibt einige Sachen die ich als Parallele zu mir selber erkenne im hiesigen Fall -

    deswegen denke ich bin ich auch Teresa auf Knien dankbar für die Diskussion die sie anschob über Depressionen.


    ICh habe es immer so gesehen daß es jenen die nachkommen werden mit Depressionen möglich sein muß sich ungenierter zu outen - daß evtl. aber akuten Fällen das nachahmen und damit den falschesten aller falscher schritte nahegelegt wird habe ich ehrlich gesagt nicht bedacht. In jedem Fall ist der Spruch unten ein Stück Lebensmotto als auch Erfahrung... Es geht eben doch durch.

  • janda : Oh Gott, ich habe schon an meinem Verstand gezweifelt, weil ich dachte, " ich hab doch alles gelesen, das stand nie da, was du zitierst", bis ich gesehen habe, dass BJ noch was hinzugefügt hat :bonk


    @BJ: Ja, Depressionen sind vielschichtig, vollkommen richtig. Und nein, nicht jeder Depressive denkt an Selbstmord. Aber es stimmt - der häufigste Grund für Selbstmord sind eben Depressionen. Und es geht hier nicht darum, jemandem die Möglichkeit abzusprechen, sein Leben mit professioneller Hilfe (wobei "professionell" so ne Sache ist, aber gut) in den Griff zu bekommen. Allerdings ist es einfach so, dass viele depressive Menschen so in ihrer "Depression" gefangen sind, dass sie für diese Hilfe erst gar nicht zugänglich sind. Zu sagen "Robert Enke war einfach krank und konnte zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht anders" heißt nicht, dass jeder Depressive so enden MUSS.


    Sonst kann ich einfach mal wieder den Rest von jandas Post unterschreiben.

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  • @ Gummi
    Wenn ich aber sage, daß ein depressiver Mensch KEINERLEI Entscheidungsspielraum und Freiheit mehr hat, spreche ich ihm genau diese Möglichkeit ab...


    Aber lassen wir das, es ist alles gesagt, ich bin schleichtweg anderer Meinung....

  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Gummi
    Wenn ich aber sage, daß ein depressiver Mensch KEINERLEI Entscheidungsspielraum und Freiheit mehr hat, spreche ich ihm genau diese Möglichkeit ab...


    Richtig. Ich bin der Meinung, dass es depressive Menschen gibt, die diese Möglichkeit nicht mehr haben, weil sie so in der Depression gefangen sind. Das heißt nicht, dass man ihnen nicht helfen kann. Das heißt für mich nur, dass sie selbst es nicht mehr (oder im Moment nicht) können. Das trifft aber nicht auf alle Depressive zu.


    Aber du hast recht...lassen wir das ;-) [SIZE=7](erstmal....)[/SIZE]

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  • Zitat

    Original von Babyjane
    @ Gummi
    Wenn ich aber sage, daß ein depressiver Mensch KEINERLEI Entscheidungsspielraum und Freiheit mehr hat, spreche ich ihm genau diese Möglichkeit ab...


    Aber lassen wir das, es ist alles gesagt, ich bin schleichtweg anderer Meinung....


    Es wurde nie gesagt, dass jeder depressive Mensch so gefangen ist in seiner Krankheit, dass er die Möglichkeiten nicht mehr hat oder nicht mehr sieht. Depression ist keine Krankheit, bei der es nur schwarz oder weiß gibt, sondern auch viele Grautöne. Es gibt viele Ursachen und viele Ausprägungen.
    Und in der vermutlich schwersten Ausprägung nimmt die Krankheit Formen an, wo man für sich keinen Entscheidungsspielraum mehr sieht, sondern nur noch diesen einen Weg.
    Aber wie gesagt, es gibt viele Ursachen für eine Depression, psychische, soziale oder körperliche - und es gibt nochmal mehr Ausprägungen.

    :lesend
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